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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Welches Dämpfmaterial ist wofür geeignet?



maho61
18.03.2016, 17:13
Hallo, ich habe Google und die Suche bemüht aber leider nichts seriöses dazu finden können. Mich interessiert mit welchem Dämpfmaterial (z.B. Bondum 800, Sonofil, Noppenschuamstoff, Damping 10 etc...) welche Frequenzbereiche gedämpft werden und wo im Gehäuse sie angebracht werden sollten.

Der Hintergrund meiner Frage ist, dass ich vor habe meine CT222 neu aufzubauen und dabei den Bassreflex-Port auf die Vorderseite verlegen will. Dies möchte ich nicht aus optischen Gründen machen, obwohl ich BR-Kanal vorne auf dem Schreibtisch aber auch schöner finde. Ich habe mir ein Wyntek WPC2 Stereo Aktivmodul gekauft, mit dem ich die CT222 aktivieren möchte. Es passt gerade so hinten rein, es bleibt auf der Rückseite aber kein Platz mehr für den Port. Ich hätte nur die Alternative die Box höher zu bauen, was ich aber vermeiden möchte.
Da ich mich nun eingelesen und erfahren habe, dass ein BR-Port auf der Vorderseite Nachteile mit sich bringt, vor allem die zusätzlichen unerwünschten Mitteltonanteile, habe ich nach einer Möglichkeit gesucht sie zu dämpfen. Ich weiß nur leider nicht wie und womit...

Gaga
18.03.2016, 17:54
Hallo maho61,

im LB3-Thread (http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/showpost.php?p=84026&postcount=101) habe ich mal eine ganze Reihe Dämpfungsmaterialien messtechnisch verglichen. Meine erste Wahl für BR war in diesem Fall eine Basotect-Fibsorb-Mischung. Es gibt noch eine Menge weiterer Informationen zur Dämpfung von Lautsprechern im Forum, ein paar links dazu findest Du auch im LB3-Thread.

Gruß,
Christoph

maho61
18.03.2016, 17:56
Das ist hilfreich, vielen Dank. Das lese ich mir mal durch.

Gaga
18.03.2016, 18:06
Obacht....


Der Hintergrund meiner Frage ist, dass ich vor habe meine CT222 neu aufzubauen und dabei den Bassreflex-Port auf die Vorderseite verlegen will. Der Anteil von Mittelton-Müll, der durch den BR-Port kommt, hängt auch von der Lage des Ports im Gehäuse ab. Du kannst das ggf. zum Beispiel mit dem freien Programm 'Transmission Line' simulieren. Chlang hat hier (http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/showpost.php?p=138152&postcount=38) mal gezeigt, wie das gehen kann.

Geht auch mit anderen Tools, wie z.B. King-Sheets oder AkAbak...

Gruß,
Christoph

Grasso
18.03.2016, 23:34
Dämpfungsmaterial ist näherungsweise ein Tiefpaß erster Ordnung. Je dicker und dichter die Wollschicht desto niedriger seine Grenzfrequenz. Welches Material man nimmt hat eher mit der Mechanik zu tun, also wie es am gewünschten Platz gehalten werden kann, kleben, binden oder fangen, und mit Sicherheitstechik, schwer entflammbar, feinfaserfrei. Eine Alternative zur üblichen Schnelle- ist Druckdämpfung, also leichtes, weiches, dämpfendes aber luftdichtes Material an die Wände kleben. Wo es dafür geeignete wenige Millimeter dicke Matten zu kaufen gibt, weiß ich nicht.

sayrum
19.03.2016, 05:54
Guten Morgen


... aber luftdichtes Material an die Wände kleben. Wo es dafür geeignete wenige Millimeter dicke Matten ...

Afaiu kann luftdichtes Material doch nur ab Grundton und tiefer wirksam bedämpfen?
Wäre mir zu wenig Hilfe bzgl Flatterechos etc.


Gruß

Grasso
19.03.2016, 11:27
Ne wieso. Ich habe einen Rest davon in GA13 verbaut, wo ich zwecks höherer thermischer Belastbarkeit 10cm lang hinter den Mitteltönern auf Schnelledämpfung verzichte, und wo durchaus parallele Wände vorhanden sind, und kann keine Flatterechos feststellen.

Gaga
19.03.2016, 17:48
Moin,


Welches Material man nimmt hat eher mit der Mechanik zu tun...

Ich meine das kann man so pauschal nicht sagen. Es kommt darauf an, wie bzw. was man vor allen Dingen dämpfen will. Verschiedene Dämpfungsmaterialien verhalten sich klar unterschiedlich: So dämpft Polyesterwatte im Mitteltonbereich wesentlich schlechter, als zum Beispiel Basotect....


Ne wieso. Ich habe einen Rest davon in GA13 verbaut, wo ich zwecks höherer thermischer Belastbarkeit 10cm lang hinter den Mitteltönern auf Schnelledämpfung verzichte, und wo durchaus parallele Wände vorhanden sind, und kann keine Flatterechos feststellen.

Magst Du Deine Erfahrung mit Druckdämpfung genauer erklären? Welches Material genau hast Du eingesetzt? Wie hast Du festgestellt, daß die Dämpfung gut funktioniert? Hast Du nach den 10cm 'Druckdämpfung' noch andere Dämpfungsmaterialien eingebracht? Welchen Frequenzbereich strahlen die Mitteltöner ab und wie groß ist das Mitteltongehäuse?

Gruß,
Christoph

Grasso
20.03.2016, 16:58
Hallo!



Ich meine das kann man so pauschal nicht sagen. Es kommt darauf an, wie bzw. was man vor allen Dingen dämpfen will. Verschiedene Dämpfungsmaterialien verhalten sich klar unterschiedlich: So dämpft Polyesterwatte im Mitteltonbereich wesentlich schlechter, als zum Beispiel Basotect....
Liegt das nicht nur an der unterschiedlichen Dichte? Wenn man genauso viel Masse Polyesterwatte an die Wände fängt, nicht tackert, wie Masse Basotect, dämpft es nicht auch genauso stark?


Magst Du Deine Erfahrung mit Druckdämpfung genauer erklären? Welches Material genau hast Du eingesetzt? Wie hast Du festgestellt, daß die Dämpfung gut funktioniert? Hast Du nach den 10cm 'Druckdämpfung' noch andere Dämpfungsmaterialien eingebracht? Welchen Frequenzbereich strahlen die Mitteltöner ab und wie groß ist das Mitteltongehäuse?
Bei GA13 steht etwas dazu. Ich habe keine Vergleichsmessungen durchgeführt, doch das Material ist in den Fingern so weich, dämpfend und nicht zu massig, daß ich darauf vertraue.

Uli

Gaga
20.03.2016, 18:19
Hallo Uli,


Liegt das nicht nur an der unterschiedlichen Dichte? Wenn man genauso viel Masse Polyesterwatte an die Wände fängt, nicht tackert, wie Masse Basotect, dämpft es nicht auch genauso stark?

Nein, die Masse macht's nicht alleine. Gut erklärt finde ich das zum Beispiel bei Pico (http://www.picosound.de/Index.htm) unter 'Tipps & Tricks zur Boxenentwicklung' und dann unter '4. Akustische Bedämpfung von Lautsprechergehäusen, Warum Absorption? Wie funktioniert Absorption? etc.'

Es kommt z.B. auf den Strömungswiderstand an, der bei den verschiedenen Materialien sehr unterschiedlich sein kann.

Der am einfachsten zu verstehende und am häufigsten angewandte Typ ist der poröse Absorber. Er besteht aus einem homogenen Material, das zwar luftdurchlässig ist, dem Schall beim Durchgang durch das Material aber einen gewissen Strömungswiderstand entgegensetzt. An diesem Strömungswiderstand wird die Schallschnelle dann durch die Reibung der Luftmoleküle an der (ortsfesten) Skelettstruktur des porösen Absorbers in Wärme umgesetzt. Der Strömungswiderstand darf nicht zu klein (-> keine Reibung, vollständiger Schalldurchgang), aber auch nicht zu groß (-> Reflexion) sein.


Zudem spielt es für die Verluste im Bass eine Rolle, wie sehr sich das Dämpfungsmaterial selbst (mit dem Schall) bewegen kann. Im LB3-Thread hatte ich hier auch schon Christoph Gebhards MS Zwo-Thread (http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/showpost.php?p=31476&postcount=42) zitiert, auf den Jörn auch hinweist:

Schlüsse:

Im Gehäuse zur Unterdrückung der Stehwellen im Mittelton arbeiten eigentlich alle Materialien bis auf Polyesterwatte gut.
Die Reihenfolge bei diesen vier Materialien ist praktisch proportional zur “Beweglichkeit/Biegsamkeit/Flexibilität/Komprimierbarkeit“.
Umso mehr davon desto mehr Dämpfung, aber auch desto mehr Verluste im Bass.
Das effektivste Material ist Klemmfilz, schluckt leider aber viel Bass (vielleicht für „tote“ Ecken in Standboxen zu empfehlen). In Kompaktboxen würde ich die anderen drei Materialien vorziehen.
Fibsorb arbeitet von den dreien am breitbandigsten und effektivsten, schluckt leider auch etwas mehr Bass. Schwerschaum und Basotect haben da weniger Einfluss, Schwerschaum kann vor allem zu hohen Frequenzen punkten. Basotect wirkt dort zwar schwächer, beeinflusst den Bass aber noch weniger.

Es lohnt sich m.E. den ganzen Beitrag durchzulesen. Bei meinen Dämpfungsversuchen im LB3- und im LB2-Thread habe ich ganz ähnlich Erfahrungen gemacht. Zum Beispiel ändert sich das Dämpfungsverhalten von faserigem Material auch abhängig davon, wie dicht dieses gepackt wird und wie sehr dadurch die Beweglichkeit der Fasern eingeschränkt wird. Der Hersteller von Twaron zeigt das hier (http://www.twaron-angelhair.com/index.php?item=twaron-angel-hair&action=page&group_id=9&lang=EN).

Bei der Wahl des Dämpfungsmaterials kommt es also durchaus darauf an, wofür es eingesetzt werden soll, d.h. welcher Frequenzbereich gedämpft werden soll, ob Verluste im Bass eine Rolle spielen, wie sehr man eine virtuelle Volumenvergrößerung anstrebt etc.

Gruß,
Christoph

Herr_Mo
20.03.2016, 19:49
Sehr spannendes Thema!
Ich bin auch grade am Experimentieren mit der Bedämpfung. Aufgrund dieses Themas und der verlinkten Beiträge ist die Kiste mit Basotect, Fibsorb und Schaumstoff bestellt.
Dass einfach Polyesterwatte aus einer Kissenfüllung nicht zielführend ist, habe ich erst selbst festgestellt --> verschobene Abstimmung, deutlicher Pegelverlust untenrum. Das geht besser!

Viele Grüße

Moritz

Grasso
20.03.2016, 19:57
Eigentlich geht es doch nur um die Materialoberfläche; je mehr Oberfläche, desto mehr reibt sich die schwingende Luft daran, also desto mehr Dämpfung gibt es. Anderseits leidet bei zu viel Oberfläche die Stabilität; das Material schwingt nun mit, was bei Schnelledämpfung nicht gewünscht ist. Solange ich keine Durchlaßdämpfung in dB je Meter quantifizieren kann, sehe das nur theoretisch.