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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Live in Entwicklung: FLY TML BB



clp99
28.03.2016, 14:11
Hallo liebe Gemeinschaft,

nachdem ich nun eher durch Fragestellungen aufgetreten bin, wird es doch Zeit auch mal ein Projekt zu zeigen. Hintergrund war eigentlich das Treffen in Möhrendorf zu dem ich etwas mitbringen wollte. Da ich an sich ein Anhänger der aktiven Mehrwegeriche bin und dazu noch alle Technik, inkl. diverser Wandler und Studiogerätchen extern halte, kann ich meine regulären Anlagenkonzepte nicht so einfach durch die Gegend schleppen. Also sollte was passives her, ein Spaßprojekt, bei dem das basteln und entwicklen zählt und nicht das letzte Quentchen Anspruch, das ich hier sonst gerne verfolge.

Meine einzige Vorgabe war: Kaufe nur Sachen, die im Angebot sind :-D und bastel was draus.

Ich weiß, dieser Ansatz erschwert die Nachbaubarkeit, solange es Restposten sind, aber ich denke das Nachbauinteresse wird sich so oder so in Grenzen halten.

Insgesamt habe ich in den letzten Wochen knapp 20 neue Chassis hier und da erworben, die Wahl fiel schlussendlich auf folgende Zutaten:

02x Tieftöner aus der Fly (Abverkauf von Strassacker, 9,5€/Stück)
Angeblich gefertigt von Audiopur, weiter war erstmal bei Kauf nichts bekannt, außer der unglaublich billig wirkende verchromte Blechkorb

01x SB Acoustics SB65WBAC25-4 (Angebot Intertechnik 19,50€)
Kleiner 2,5" BB mit vernünftigen TSP und laut Hersteller solidem Frequenzgang. Leider trotz 4Ohm nicht gerade laut, was nunmal der Größe und der technischen Auslegung geschuldet ist.

https://www.intertechnik.de/Shop/Angebote/_SB65WBAC25-4_1768,de,7765,150441

Als erstes wurden die TSP von dem Fly TT ermittelt. Leider sind mir die Ergebnisse verloren gegangen, außer die folgenden:

Qts 0,65
VAS 32,1 l
fs 60,4 Hz

Mhh... da ich schon immer mal eine TML bauen wollte, fand ich die Chassis dafür tauglich. Der etwas höhere Qts sollte ganz gut passen, einzig fs könnte etwas tiefer sein, aber macht auch nix, wird schon was raus kommen, dachte ich mir. Nachdem ich mich in die Materie mit Hilfe der MJK Arbeiten eingelesen hatte, wurde Sketchup angeworfen und ein Probegehäuse konstruiert. Gleich eines vorweg: Das Gehäuse entspricht weitestgehend der Quickly 36 von Udo Wohlgemuth. Die ergab sich jedoch einfach aus den von mir gewählten Parametern. Die Durchschnittsfläche gaben nun mal die TT vor und ich wollte den Auslass vorne haben. Da ich nicht unnötig viel gefaltet werden sollte, ergab sich praktisch automatisch ein Gehäuse, dass bis auf kleine Abweichungen durch andere Materialwahl der Quickly entsprach. Ich schreibe das gleich, damit jeder weiß, dass ich die Entwicklung des Gehäuses nicht für mich beanspruche, das es Udo´s Konstruktion zu ähnlich ist und er nun mal vor mir da war, auch wenn ich das Gehäuse durchaus selbst konstruiert habe und eher auf Grund der Parameter zum selben Ergebnis gekommen bin. Puh, soviel nun mal dazu.


Jetzt erst mal ein Bild des Prototypen, weiter gehts im nächsten Post.

http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=10646&d=1459167028

clp99
28.03.2016, 14:16
So, weiter geht es.

Man sieht, dass bei dem Prototypen die Chassis alle samt von hinten montiert sind. Dies ist den hässlichen (Meinung des Autors :-D ) Körben aller Chassis geschuldet.

Ebenso ist die Schallwand aufgesetzt, da ich mir die Möglichkeit erhalten wollte auch andere 17er und evtl. 15er Chassis in der TML zu testen und zu messen.

Der kleine BB in der Mitte hat ein geschlossenes Volumen, bestehend aus 2 Deckeln DN110 aus dem Baumarkt. Diese sind mit einer Lage Gaffatape verschlossen und ermöglichen so dem kleinen BB auf einen akustischen Sumpf in der Rückkammer zu spielen. Bilder anbei.

Folgend des Prototypenbaues wurden die Chassis im Gehäuse noch einmal ordentlich eingewobbelt und erstmal grob vermessen. Ich werde jetzt mal rausfinden, wie ich die Bilder direkt in den Text integriere und dann mal eine Ganze Reihe Messungen posten, bevor ich auf den Stand der Weichenentwicklung eingehe und meinen Eindruck zum Projekt und den Chassis kundtue.

Bis gleich, dann gehts hoffentlich weiter :-)

clp99
28.03.2016, 15:11
So, hier mal erste Messungen:

Hier sieht man die beiden Tieftöner parallel, also 4 Ohm verschaltet:

http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=10650&stc=1&d=1459170353

Hier sieht man die beiden Tieftöner in Reihe, also 16 Ohm unbeschaltet:

http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=10651&stc=1&d=1459170383

Und zu guter letzte den kleinen BB, unbeschaltet:

http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=10652&stc=1&d=1459170383


Was auffällt sind die heftigen Einbrüche zwischen 120 und 250 Herz. Diese finden sich aber komischer Weise nicht nur bei den Tieftönern wieder, so dass man denken könnte, es wären Kammfiltereffekte der TML, sondern auch der kleine BB zeigt diese Einbrüche. Ich nehme mal stark an, da resoniert etwas, was nicht resonieren sollte! Da die Schallwand auf Dichtstreifen gelagert ist, ist zu vermuten, dass diese hier mitschwingt. Testweise werde ich diese mal mit Spanngurten verzurren und ggfl. noch weitere Einschlagmuttern und Imbusschrauben verbauen um dem entgegen zu wirken.

Alle Messungen sind bei 0 Grad und unbeschaltet im Prototyp. Geglättet ist mit 12/1 und Frequenzabhängig, Fenster: 50/50. Gemessen mit REW.

Weiterhin fällt auf, dass für eine passive Weiche die beiden TT parallel etwas zu laut spielen, also muss ich wohl auf die 16 Ohm Variante gehen. Verstärkerleistung ist ja zum Glück nicht mehr teuer :-D

clp99
28.03.2016, 16:13
So, nun folgen noch schnell die Impedanzmessungen im Gehäuse. Leider hat mein Messaufbau einen Fehler, komischerweise messe ich alles 0,7Ohm zu viel. Ich habe jetzt meine ganze Widerstandskiste durch und der Fehler scheint konstant zu sein, doch ich bekomm ihn nicht weg! Auch kalibrieren nützt nichts, demnach tip ich auf eine defekte Messleitung, die ich beim kalibrieren überbrücke, aber leider sonst mit messe. Da muss ich mal genau auf die Suche gehen.

Die folgenden Impedanzverläufe sind um 0,7 Ohm korrigiert und sollten damit wieder passen.

Beide Tieftöner in Reihe, 16 Ohm:

http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=10653&stc=1&d=1459174360

Der kleine BB:

http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=10654&stc=1&d=1459174399

Alle Messungen wieder im Prototyp.

clp99
28.03.2016, 16:53
So, weiter gehts. Ich habe eben mal Boxsim angeworfen und ich muss leider zugeben, ich habe fast keine Erfahrung mit passiven Frequenzweichen. Folgendes habe ich mal zusammengestrickt:

Vorschlag Weiche:

http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=10655&stc=1&d=1459176744

Zumindest scheint es kein Bauteilegrab zu sein.


Und so würde das Ganze dann aussehen:

http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=10656&stc=1&d=1459176744


So, nun bin ich mal gespannt auf Anmerkungen :-D

clp99
29.03.2016, 12:37
Niemand eine Anmerkung, oder ein paar Tipps für mich??

Grasso
29.03.2016, 23:19
Hallo clp99! Die Kerben im Tenor sehen wie Raumresonanzen aus. Ändere mal die Mikrofonposition! Die Tieftöner würde ich soweit wie möglich zusammenrücken -- wenn Du dann noch die Trennfrequenz erniedrigst und die dortigen Zweigpegel auf -3dB erhöhst, hast Du ein echtes D'Apollito. Ich denke, dann mußt Du auch den Waffelstepp erst einmal durchlassen und die Weiche so frickeln, daß Du den Hochtöner verpolt, mit nur halber statt ganzer Phasendrehung anschließen kannst.

3eepoint
30.03.2016, 00:06
Hi! Erstmal schönes Projekt, sone kompackte TML hat was ^^

Kannst du irgendie gewichte an die Frontplatte machen? Wenn die wirklich schwingt sollten sich die Resos nach unten verschieben.

Sicher, dass du auf 16 Ohm gehen willst? Ich mein der Wirkungsgrad grenzt an 80db/w, was auch mit Endstufenleistung für wenig Geld ziemlich sportlich werden könnte wenns mal laut werden soll. Für 100dB wäre das schon eine Endstufe die 200W@8Ohm bringt ...

Ansonsten sieht das für eine Resteverwertung garnicht schlecht aus.

Mfg 3ee

スピーカ
30.03.2016, 00:22
So wie ich das verstehe bestätigt boxsim seine akustischen Messungen und von daher schließe ich mal Raumeinflüsse für die Frequenzeinbrüche aus.

Könnte es sein, dass es sich um typische TL-Resonanzen handelt und die auch bei dem Breitbänder durchschlagen, weil das Gehäuse undicht oder zu labil ist?
Speziell der 'Deckel' macht einen resonanzfreudigen Eindruck.

clp99
30.03.2016, 00:51
Hallo clp99! Die Kerben im Tenor sehen wie Raumresonanzen aus. Ändere mal die Mikrofonposition! Die Tieftöner würde ich soweit wie möglich zusammenrücken -- wenn Du dann noch die Trennfrequenz erniedrigst und die dortigen Zweigpegel auf -3dB erhöhst, hast Du ein echtes D'Apollito. Ich denke, dann mußt Du auch den Waffelstepp erst einmal durchlassen und die Weiche so frickeln, daß Du den Hochtöner verpolt, mit nur halber statt ganzer Phasendrehung anschließen kannst.

Hi Grasso,

ein Teil der Kerben ist dem Raum geschuldet, wenn ich an anderen Positionen messe, ändern sie sich leicht. Jedoch kann ich hören und fühlen, wie beim Einsatz eines Frequenzgenerators die Schallwand genau bei den Frequenzen ein Eigenleben führt und ebenso das MT Gehäuse. Für die Schallwand werde ich morgen noch zusätzliche Befestigungen einleimen und das MT Gehäuse bekommt eine Bitumenmatte drum und einen Kabelbinder.


Kannst du irgendie gewichte an die Frontplatte machen? Wenn die wirklich schwingt sollten sich die Resos nach unten verschieben.

3ee, gute Idee um das einfach zu testen! Danke! Leider muss ich wohl auf die 16Ohm gehen, da der BB wirklich so verdammt leise ist. Wenn es keine Resteverwertung wäre, hätte ich da sicher besser zusammen passende Komponenten gewählt.. Nächstes Projekt wird mal wieder was großes eher High-Endiges werden :-) (Aber dann wohl wieder aktiv)


So wie ich das verstehe bestätigt boxsim seine akustischen Messungen und von daher schließe ich mal Raumeinflüsse für die Frequenzeinbrüche aus.

Boxsim habe ich nur mit den gemessenen Daten gefüttert, daher tauchen da die Einbrüche genauso auf. Ich kenne den Raum, unter anderem pusht er +6 bis +9db bei 45Hz, was man auch ganz gut sieht in den Messungen. Ich habe die Tieftöner 1cm vor der Membran gemessen und da ist alles sauber. Genauso habe ich den TML Ausgang gemessen in 1cm und die beiden Messungen mit korrekter Phase vergleichen, da deutet nix auf diese massiven Resos hin. Ich kann die Kammfiltereffekte der TML sehr gut über die Bedämpfung steuern! Dort sieht man dann, welche Bereiche sich ändern und welche nicht, sprich was von der TML kommt, oder was eher Raum/Gehäusereso sind. Scheint wirklich als seien die Einbrüche eher der Front geschuldet, aber das werden die Messungen nach den Umabuarbeiten zeigen.


Das die Trennung nicht 100% korrekt ist, zeigt auch, dass kurz unterhalb des Schnittpunktes Die Tieftöner einzeln lauter sind als die Summe. Da stimmt die Phasenlage nicht. Allerdings habe ich vorher diverse Trennfrequenzen aktiv durchgespielt und bei ~1kHz hat es klack gemacht und es wirkte wie aus einem Guss. Ausserdem sind die Bauteile günstiger und unter Winkel sah es auch ganz ok aus (Wenn auch nicht Lehrbuchmäßig, aber da habe ich auch Probleme wegen meinen von Hinten montierten Chassis und so weiter...) Der Anspruch an das Projekt ist shcon gehoben, aber bei weitem nicht High-End und für 70€ pro Seite inkl. Chassis, Frequenzweiche und Holz schon mal nicht schlecht. Mal schauen, was man noch rausholen kann, mit Optimierungen!

Herr_Mo
30.03.2016, 09:22
Hi clp99,


Ich habe die Tieftöner 1cm vor der Membran gemessen und da ist alles sauber. Genauso habe ich den TML Ausgang gemessen in 1cm und die beiden Messungen mit korrekter Phase vergleichen, da deutet nix auf diese massiven Resos hin. Ich kann die Kammfiltereffekte der TML sehr gut über die Bedämpfung steuern! Dort sieht man dann, welche Bereiche sich ändern und welche nicht, sprich was von der TML kommt, oder was eher Raum/Gehäusereso sind. Scheint wirklich als seien die Einbrüche eher der Front geschuldet, aber das werden die Messungen nach den Umabuarbeiten zeigen.

ich versuche mich auch mal an Interpretation.
Ich weiß, Du hast die TML eigentlich ausgeschlossen. Ich wollte dennoch darauf hinweisen, dass ich einen Einbruch bei 40Hz und dann bei 120Hz und 200Hz ausmachen kann, was die ungraden Vielfachen sind. Das wären dann 1/4, 3/4, und 5/4, was genau dem Resonanzverhalten einer gedackten Pfeife entspricht - hat die Line zufällig eine Länge von ~220cm?

Wenn es an der Schallwand liegen sollte: Ich hatte hier (LINK) (http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/showpost.php?p=171403&postcount=154) ebenfalls Gehäuseresonanzen, die in der Impedanzmessung ganz klar sehen konnte (sind bei Dir ja auch vorhanden). Zur Identifikation der Ursache habe ich das Gehäuse hingelegt und per Rauschsignal die Impedanz gemessen (bei ARTA keine Mittelung, so dass immer der aktuelle Wert live angezeigt wird). Dann habe ich die einzelnen Gehäusewände "beschwert" (ich habe mich draufgestützt) und konnte live die Veränderung an der Impedanz sehen. So war die schuldige Wand schnell identifiziert.
Ebenso kann man einen Klopftest im Nahfeld der Wand versuchen. Beides ist beschrieben.

Viel Spaß beim Entwickeln weiterhin. Ein spannendes Projekt!

VG

Moritz

clp99
30.03.2016, 14:14
hat die Line zufällig eine Länge von ~220cm?



Hallo Moritz,

sehr gut geschätzt! Die Line hat 215cm.

Das positive: Den oberen der beiden Einbrüche bin ich schon mal los, der lag ausschließlich an falsch positionierter Bedämpfung in der Line. Er ist restlos weg. Der untere bleibt stehen, also muss ich leider davon ausgehen, dass er wirklich der TML geschuldet ist... Mal sehen was ich da mit Bedämpfen machen kann, doch erstmal muss ich schnell für Möhrendorf das zweite Gehäuse angehen, sonst gibts nur Mono :eek:

Die Weiche habe ich nach meiner Simu gelötet, passt schon ganz gut. Mit dem Spannungsteiler bin ich nicht ganz glücklich, den werde ich noch mal ändern und den BB 2db lauter machen, denn er misst sich jetzt leiser als die Simu sagte. Evtl. liegts auch an den Toleranzen meiner Bauteile, da muss ich mal genau nachmessen, doch mein Multimeter ist gestern abgeraucht..

Ebenso werde ich versuchen den 33uF mal mit 0,1uF MKP zu überbrücken, denn ich habe passend zum Projekt einen glatten Elko verbaut, statt einer Folie. Mal sehen ob das den Hochton etwas feiner zeichnen lässt. Vielleicht komme ich heute Abend dazu neue Messungen einzustellen!