Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : B&W V203 - wie kann so ein Lautsprecher "schön" klingen?
Hallo,
bei einem Bekannten habe ich gestern wieder zufällig die Standlautsprecher B&W V203 aus dem Jahr 1990 hören können. Die Lautsprecher hingen an einem alten Verstärker der Firma Dual.
Die Lautsprechen klangen fantastisch und das obwohl sie alles andere als optimal aufgestellt waren: Eine Box in der Ecke, die andere mitten vor der Wand. Die Lautsprecher stehen nicht auf Ohrenhöhe.
Es sind jetzt nicht die perfektesten Lautsprecher, die ich je gehört habe, aber sie klangen sehr "schön": Der Bass war "voll", die Höhen weich aber recht detailreich, die Stimmen sehr Präsent. Und vor allem Klang alles "groß". Die Hallräume auf den Aufnahmen konnte man sehr schön hören. Egal welcher Musikstil.. auch weniger perfekte Aufnahmen klangen immer noch mehr als gut. Auch schien es recht egal, von welcher Position im Raum aus man hörte.
Wie kann es sein, dass so ein Konzept (in meinen Ohren) so gut klingt? Bei mir zu Hause habe ich ähnliche Lautsprecher. Die SB36 von Intertechnik. Auch 2 1/2 mit Bassreflex nach vorne. Meine SB36 klingen nicht annähernd so gut.
Hier noch zwei links zu den B&W V203:
http://www.hifi-wiki.de/index.php/B%26W_V203
http://forum.zelfbouwaudio.nl/viewtopic.php?t=8934
Also: Woran könnte es liegen, dass so ein alter, "einfacher" (für mich) so gut klingt? Wieso wirken die gehörten CDs so unheimlich "musikalisch" und "groß"?
Querdenker
04.11.2016, 21:25
Also: Woran könnte es liegen, dass so ein alter, "einfacher" (für mich) so gut klingt? Wieso wirken die gehörten CDs so unheimlich "musikalisch" und "groß"?
Dass B&W Boxen immer irgendwie "sounden" ist nichts Neues. Wenn man sich mal die Frequenzgänge der üblichen bekannten Boxen dieser Firma anschaut, fällt auf, dass alle auf eine recht ähnliche Art und Weise abgestimmt werden.
Zum Beispiel wird der Bereich um 2 kHz etwas abgesenkt, so dass der Präsenzbereich etwas in den Hintergrund geschoben wird - das macht das Klangbild größer und stressfreier.
Eine Oktave tiefer bei etwa 1 kHz wird dagegen leicht betont - so "zieht" es das Klangbild etwas mehr in den Raum (siehe Blautertsche Bänder) und es klingt daher recht räumlich.
Dieser Zick-Zack-Kurs zieht sich durch das ganze Frequenzband. Das kann durchaus schön klingen - obs tonal ehrlich klingt, ist eine andere Sache. Ist halt - wie so oft - Geschmackssache. Ich gebs offen zu: Bei mir dürfen LS auch Sounden - die Abstimmung von B&W ist mMn recht "langstreckentauglich", so dass man nicht nach 15 min wieder ausschalten muss, weil die Ohren bluten :rolleyes:
Q
ONormahl
04.11.2016, 21:47
Hallo Darakon!
Es ist wie mit einen Wein: Ein Lemberger mit Reifung im Holzfass schmeckt anders als der aus dem Stahltank.
Ein 2 1/2 Wege System kann verschieden Abgestimmt bzw. gesoundet werden. Ich kenne die B&W nicht, die SB36 dagegen schon.
Da nicht nur die Lautsprecher verschieden Abgestimmt werden, sondern auch die Verstärker, klingt Lautsprecher A mit Verstärker X anders als mit Verstärker Y
Die Serien-Hersteller von Verstärkern haben einen "Hausklang", gilt auch für teure Manufakturen. Man will sich von der Konkurrenz unterscheiden und den Käufer an den einzig wahren Klang gewöhnen:rolleyes:
Vielleicht kann dein Bekannter den Dual-Verstärker für ein Wochenende leihen. Falls es klappt, lass den Dual-Verstärker eingeschaltet eine halbe bis eine Stunde Zeit, damit sich der optimale Arbeitspunkt für die Transistoren einstellt. Dann kannst Du eine kleine Hörsession machen.
Und in der zwischen Zeit, kannst Du dir ein paar Anregungen hier (https://www.acoustic-design-magazin.de/Lautsprecher-selber-bauen/Thema/welche-verstaerker-habt-und-nutzt-ihr/)holen
Grüße
Otto Normahl
@ Querdenker:
das mit dem "sounden" hört man ja öfters. Allerdings verstehe ich nicht ganz, wie man einen ganzen Frequenzgang sounden kann, da die einzige echte Einflussmöglichkeit die Frequenzweiche ist. Und besonders die sieht bei der v203 so aus, als ob das Hauptentwicklungsziel gewesen ist, sie möglichst günstig zu gestalten. Klar, die Höhen und den Bass bekommt man sicherlich etwas angehoben.
Da ich selbst Musik produziere kenne ich die Blauertschen Bänder;Ich dachte immer eine Absekung bei 1 kHz bewirkt ein Signal räumlich nach vorne zu bringen.
@ Otto:
Den Vergleich mit dem Wein finde ich Interessant. Ich habe häufig das Gefühl, das Lautsprecher, die schon sehr lange gespielt habe, tatsächlich räumlicher und musikalischer spielen. Bilder ich mir das ein oder liegt es einfach daran, dass vor 25 Jahren andere Materialien verwendet worden sind?
Ich habe tatsächlich den alten Dual-Verstörker des bekannten hier stehen. Er hatte sich vor einem Jahr den Dual wieder bei ebay gekauft, da sein alter einen defekt hatte.
Ich hatte den alten mit zu mir genommen und festgestellt, dass nur der Vorverstärker defekt war. DAher nutze ich den Dual als Endstufe für meine SB36.
Klar Frequenzgang trägt maßgeblich zum Klang bei. Abstrahlverhalten sicherlich auch. Das sollte bei den V203 eher weit sein, allerdings nicht übermäßig gleichmäßig, da Übergang von 7" auf 3/4" bei 3000Hz.
Was ich mich Frage:
An welchem Parameter kann ich festmachen, warum man den Hallanteil (Reverb), der Aufnahmen bei diesem Lautsprecher so gut hört?
Querdenker
04.11.2016, 22:23
@ Querdenker:
das mit dem "sounden" hört man ja öfters. Allerdings verstehe ich nicht ganz, wie man einen ganzen Frequenzgang sounden kann, da die einzige echte Einflussmöglichkeit die Frequenzweiche ist. Und besonders die sieht bei der v203 so aus, als ob das Hauptentwicklungsziel gewesen ist, sie möglichst günstig zu gestalten. Klar, die Höhen und den Bass bekommt man sicherlich etwas angehoben.
Da ich selbst Musik produziere kenne ich die Blauertschen Bänder;Ich dachte immer eine Absekung bei 1 kHz bewirkt ein Signal räumlich nach vorne zu bringen.
Na ja, gerade im Übergangsbereich vom BMT zum HT gibts doch so einige Einflussmöglichkeiten. Eine Präsenzabsenkung einzubauen, ist dort recht leicht. Zudem baut B&W die Chassis meines Wissens selbst (stimmt das, bitte berichtigen, falls nein...), so lässt sich natürlich auch Einfluss auf den Frequenzgang nehmen.
Wegen Blauert: Da hab ich mich vielleicht etwas missverständlich ausgedrückt. Eine Absenkung bei 1 kHz und/oder eine Anhebung bei 3 kHz bewirkt, dass die Ortung mehr vor einem stattfindet. Das Gegenteil bewirkt, dass der Klang breiter und teilweise sogar hinter einem hörbar ist. Das meinte ich mit "in den Raum ziehen". So erscheinen vor allem Stimmen größer und voluminöser - so wie das bei B&W tendenziell umgesetzt wird.
Auch die Hallanteile werden beim Mix häufig um 3 kHz deutlich abgesenkt, so dass diese sehr "breit und weit" klingen.
Ich hab das mal beim Live-Mischen probiert: Keyboard Sound mit einem Hall angereichtert, der dann per EQ bei 3 kHz stark abgesenkt wurde. Es klang tatsächlich wie Surround - so einige Zuhörer haben sich verwundert umgedreht und die Surround-Boxen gesucht (vergeblich...) - kein Witz.
Q
Hallo Querdenker,
ok, dann hatte ich dich falsch verstanden. :)
Ich habe auch schon in Geschäften viele andere Modelle von B&W hören können. Die waren sicherlich nicht schlecht, aber so richtig angetan war ich von denen nicht. In meiner verzerrten Erinnerung klingen die billigem alten V203 einfach schöner.:(
...gut, abgesehen vielleicht von den B&W Diamond 802d, die ich mal in Hamburg im Vorführraum hören könnten. Die waren schon echt sehr nett, laufen allerdings außerhalb der Konkurrenz. :D
Querdenker
04.11.2016, 22:54
I In meiner verzerrten Erinnerung klingen die billigem alten V203 einfach schöner.:(
Wenn die Möglichkeit besteht, die Boxen Deines Bekannten mal messen... wäre sicherlich interessant, was da so rauskommt ;)
Q
Wobei man unterscheiden muss, bis zu den späteren 90ern hat B&W deren meisten Lautsprecher wenigstens auch Achse ziemlich linear abgestimmt und teilweise sogar 24dB Butterworth Weichen benutzt (dass ein 2-Wegerich mit Hochtöner weiterhin ein Mittenloch im Diffusschall hat ist ja nicht zu vermeiden) und danach wurden sie immer mehr gesoundet mit "marketingtauglichen" minimalistischen 6dB Elfengold Weichen.
Schöne Grüße,
Theo
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