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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Dumme Fragen an die Röhrenfraktion



josh_cpct
09.05.2017, 14:21
Moin!

Hab mal ein paar Dummi-Fragen da ich mich grad in Neuland einlese :)

1. Was heißt "das Gitter anzapfen" ? Hab irgendwas verstanden von ein Gitter der Röhre kommt an den AU, das senkt den Klirr ?? Manche schwören auf besseren Klang wenn man das NICHT tut, warum ?

2. Parallelschalten mehrerer SET, hat das irgendwelche Nachteile? Sollten selektiert sein nehme ich an, aber selbst wenn, sind sie nie 100% gleich. Was gibt das an Nachteilen? Nehme an 3dB mehr pro Verdoppelung der Röhren ist der einzige Vorteil...

3. Zero Negative Feedback .... nehme an hier wird einfach auf die invertierte Rückspeisung sprich Über-Alles-Gegenkopplung verzichtet oder? Was dann die üblichen Vorteile zu Lasten der linearen Verzerrungen bringt richtig?

4. Triode Pentone Modus... gibts hier wirklich Vorteile für die Triode im Transienten oder IMD ? So wie ich das aufgeschnappt habt liefer die Pentode einfach mehr Saft respective weniger Klirr. Was dann hieße dass die Triode einfach mehr sounded und deswegen beliebt, richtig?

5. Kann ich die Ausgangsübertrager nicht an den Lautsprecher hängen und so das lange Lautsprecherkabel zum Amp im hochohmigen Hochspannungsbereich halten, was weniger empfindlich auf alle Kabeleigenschaften reagiert, ohne Nachteile ??

6. Kann ich das Netzteil auslagern nen halben Meter zwecks Stördämpfung und einfach mit fettem Gartenschlauch rüber zur Endstufe oder streuen dann externe Störungen in die Verbindung?

7. Kennt jemand bezahlbare SE-AU die entweder Ausgangswiderstand <0,2Ohm ODER -1dB @>100kHz haben?

Danke euch und Grüße!
Josh

sonicfury
09.05.2017, 14:31
Lieber Josh ... du solltest dich vertrauensvoll an Sven wenden, der sicher gleich hier hereinspringt. Unser umtriebiger Bastelwastel vor dem Herren ist mit der Elektronik und Grade Röhren richtig jut!

Ansonsten. Haddu Möhre? Ähm Röhre...

Olaf_HH
09.05.2017, 17:02
Hi
zu 5. Du hantierst je nach Schaltung und Röhre mit 200-500 Volt und mehr!!!!
Der Übertrager hängt bei einer normalen SE Schaltung mit in der Versorgungsspannung.
PPP oder Parafeed Designs arbeiten ohne Versorgunsspannung über den AÜ

zu 6. warum ? Ein vernünfig aufgebauter AMP hat keine Störprobleme.

zu7. Willst Du einen Magnetostaten antreiben?
Die AÜ Bauer bauen dir alles was Du haben willst, Billige AÜ sind aber immer mit Vorsicht zu geniessen. Bei normalem SE ist der Kern in der Regel sogar größer als bei PP. Bei parafeed und bei PPP ist der kern klein, bzw der Arbeitswiederstand deutlich kleiner (bei PPP 1/4) so dass der Übertrager mit weniger windungen auskommt, was ihn vermutlich auch noch linearer macht

josh_cpct
09.05.2017, 17:13
Hi Olaf

Merci für die ersten Antworten :)

Ich möchte SE, P oder T ist noch unklar.

Zu 5. was braucht der? Eventuell würde es ja ein kleines Netzteil am Lautsprecher tun. Wird aber aktiv also 6 Kanäle. Geht das, kleines Netzteil für 3 Übertrager am LS?

Zu 7. sind alles 16 Ohm Horntreiber 110-118db Spl. Wenn das wohl bei SE so ausufert bleibe ich bei den 3 Kanälen auf Röhre und mache Bass und Hochton Singe Ended Mosfet. Das erleichtert das Leben wohl sehr.

Neu dazugekommen Punk 8 :D :
Lohnt die Gleichrichtung via Röhre im Vergleich zu schnellem Silizium um das Netzteil noch sauberer zu halten? Wenigstens ein bischen?

Gruß
Josh

Olaf_HH
09.05.2017, 17:53
Zu esoterischen Fragen zum Klang und einfachen Schaltungen am Besten Kaspi oder Kera fragen :) :)
Silizium ist laut Puplikationen Laststabiler und altert nicht.
Röhrengleichrichter altern wie normale röhren, das Netzteil wird weicher und es fallen höhere Spannungen an diesen ab.

Der Übertrager sollte möglichst Dicht an den Röhren sitzen.

Röhre Übertrager und Anpassung an den LSP sind alles als zusammenhängende Einheit zu betrachten.
Die Lautsprecherkabel haben keinen so großen Einfluss wie du vermutest

Hast Du mal in unseren Röhrenbauthread geschaut?
Ansonsten viele Grundlagen gibt's auf Jogis Röhrenbude.

josh_cpct
09.05.2017, 19:37
Warum soll der Übertrager nah an der Röhre sitzen?

Dachte bei so hoher Spannung ist Kabelwiderstand und Störempfindlichkeit egal.

Oder ist die Leitung dahin Teil der Gegenkopplung?
Und wenn ja kann man die nicht auslassen und durch Equalizing ersetzen?

Grade wo ich nur bis 15kHz betreiben möchte und FIR davor habe wäre mir jegliche lineare Verzerrungen pups egal (im Maßen).

Gruß
Josh

a.j.h.
10.05.2017, 07:12
Hi Josh,

vorab: Wir helfen hier gerne und viel :prost:

Aber: Du hast Fragen, deren Antwort wesentliches Grundwissen erfordert. Daher rate ich, ein gutes Buch zu besorgen. Diciol ist quasi Pflichtlektüre.
Du kannst natürlich auch im Netz forschen. Hier (englischsprachig) wird vieles sehr gut erklärt: http://www.valvewizard.co.uk/
und hier kann man auch gucken: http://elektronikbasteln.pl7.de/roehrengrundschaltung-kathodenbasisschaltung-verstehen-und-berechnen.html
(beim letzteren gibt es einen Fehler bei der Berechnung zur Spannungsversorgung, aber grundsätzlich ist der Rest richtig).

Zu deinen Fragen - und hier geht's schon an die Grundlagen:

Gitteranzapfung? Du sprichst dabei vom Schirmgitter einer Pentode. Also Gitter 2.
Man kann dieses Gitter auf im wesentlichen 2 Arten mit Spannung versorgen:
1. "Angezapft" von der Anode. Lediglich ein "Gitter-Stopper-R" (i.d.R. 100Ohm) davor, gegen Schwingung. Das nennt man Triodenbetrieb.
2. Eine separate Spannungsversorgung von G2 direkt vom Netzteil abgezwackt. Pentodenbetrieb.

Dazwischen gibt es noch den "Ultra-Linear"-Betrieb. Hier wird die Spannungsversorgung von G2 von einem Abgriff der Primärseite des Übertragers genommen. Es entsteht dabei eine Art Gegenkopplung.

Die Unterschiede dabei sind vor Allem die Klirrverteilung und auch die Dämpfung der Verstärker.
Über das Thema kann man Bücher schreiben.


Um aber mal bei den Anfängen zu bleiben:
Ein separates Netzteil macht bei Endstufen selten Sinn. Es mag Ausnahmen geben, aber mal ein Beispiel:
Die schädlichste aller Störkomponenten im Gerät ist die Heizungsverdrahtung. Ein pulsierender, hoher Wechselstrom. Die Spannung ist zwar gering, ist aber diesbezüglich banane.
Diese Leitungen müssen so oder so im Gerät an die Röhren. Egal, ob separates Netzteil oder an Bord.
Bei Phonostufen etc. kann es jedoch sehr sinnvoll sein. Hier hat man aber auch die Möglichkeit, die Heizungsversorgung mit Gleichstrom zu machen. Eine Gleichrichtung relativ geringer Ströme ist unproblematisch. Bei einer Endstufenröhre spielst du allerdings schon leicht mit 1A oder auch schon mal bis 2A.

Außerdem wichtig ist eine sinnvolle und konsequente Massenführung im Gerät. Wenn die nicht vorhanden ist, nützt auch kein separates Netzteil.
Im Gegenteil - es kann sogar kontraproduktiv sein. Beispielsweise, wenn man einen zentralen Massepunkt setzen muss (am Netzteilelko - der Ort mit dem geringsten Potential), an den die übrigen Massepunkte der Schaltungen im Gerät ansetzen. Hier müssten dann viele lange Leitungen zum Potentialminimum gezogen werden, um die Masseführung konsequent beizubehalten. Eine oder mehrere lange Leitungen heben das Potential und die übrigen Potentiale "unterscheiden" sich dann kaum noch im Niveau untereinander zum zentralen Massepunkt.
Ich finde so eine Lösung erschreckend inkonsequent und halbwissend.


Zu deinen Übertragern: Ein Übertrager setzt die geringe Lautsprecherimpedanz in einen hochohmigen Arbeitswiderstand an der Röhre um. Das Übertragungsverhältnis ist dabei entscheidend. Auch hier: Grundlagen erlesen - Arbeitslinien verstehen und konstruieren. Dann erübrigen sich solche Fragen mit den Lautsprechekabeln und Niederohmigkeit und Bandbreite und... etc.
Auch ein weiterer Gedanke: Du gehst sehr hochohmig aus der Anode. Eine lange Leitung ist da störempfindlich und begrenzt unter Umständen die Bandbreite (Kabelkapazität). Die Zuleitung zum Übertrager sollte daher kurz.


"Zero-Negative-Feedback:
Erstmal muss man unterscheiden zwischen linearen- und nichtlinearen Verzerrungen.
Ob und warum und wie man dann eine Gegenkopplung setzt, ist nicht pauschal beantwortbar. Man kann manchmal darauf verzichten - manchmal klingt's aber einfach shyce ohne Gegenkopplung. Das hängt vom Verstärkerprinzip ab.



Wenn du ein aktives Mehrwegkonzept verfolgst, solltest du dir die unterschiedlichen Verstärkerkonzepte (auch Transistor) ansehen und deren Vor- und Nachteile beurteilen.
Welchen Vorteil soll ein SE-Amp - egal, ob Röhre oder Transe - im Bass haben?

josh_cpct
10.05.2017, 11:34
Hallo Andreas

Danke für deine Mühe!
Generelle Info, ich kanns nicht selbst baun und habs nicht vor (außer Gehäuse) und muss entweder kaufen, KITen, oder Freund bemühen, der aber sehr technisch ist und keine Liebe für Voodoo übrig hat solange die Messwerte stimmen was nicht immer Ideal ist.
Daher würden mich ein paar "gefühlte" Erfahrungen zu den klanglichen Auswirkungen auch interessieren.

Zu 1. Gitter: das ist sehr technisch, danke :) Wie kann es dann sein dass ich hier ne Pentode ohne Gitteranzapfung habe, läuft die dann als Triode? (nicht haun bitte :D )
Wie verhält sich das Klirrspektrum denn mit Gitter auf Widerstand im Vergleich zu AU/Netzteil angezapft?
Nicht nur bzgl mehr/weniger sondern auch harmonisches Gewicht auf den Geraden-Ks ???

Zu 2. Parallelschalten weiß noch jemand was nachteiliges?

3. Ohne Feedback Shyce sollte doch auch wieder nur lineare Verzerrungen beeinflussen oder? Unlineare können sich doch nicht übers Feedback kompensieren oder lieg ich da falsch?
Nehme an dein "kommt drauf an" hängt dann auch von Lasten/Lautsprecher ab.

4. Triode Pentode Frage zielts eigentlich aufs gleiche ab wie 1. Wer hat hier Hintergründe von Klirrverhalten die erklären warum die Voodoo Fraktion so auf SET schwört und deren "Natürlichkeit" ??


Sorry furs widerholte Nachboren :danke:
Mir fehlt der Hintergrund, aber das theoretische Wissen zu Erlangen ersetzt auch keine Jahrzehnte an Hörerfahrung.
Deswegen wollte ich Nachhören woran dies liegt.

Mein Freund der Theoretiker schimpft die Liebhaber von SETs einfach Schönfärber und Klirrfanatiker.
Selbiger liebts aber auch in seiner PP den K2 auf 0.0001% zu drücken wenn der K3 trotzdem noch laut bleibt, was für mich NoGo ist.

Klärt mich auf :)

Gruß
Josh


PS: Andreas, SE im Bass war eigentlich nicht so ernst mein Vorhaben. Mein 6-Weg LS mit Trennfreq. 60-250-1000-3500-8000 bräuchte eigentlich nur 3 mittlere als SET.
8k+ Hochtöner soll an SE-FET weil diese mangels AÜ bis 400k gehn.
Selbige an Tieftöner 60-250 mangels AÜ besserer Dämpfungsfaktor.
Subsub natürlich normal AB Transe da 0 Wirkungsgrad.
Denke so läuft alles im Bereich wo es sich am meisten wohl fühlt.

josh_cpct
10.05.2017, 12:09
Da ich grad folgendes gefunden hab:
http://www.jogis-roehrenbude.de/Leserbriefe/Frank-Kneifel-PCL805-Amp/Kapitel%202.htm

hat sich punkt 3 meines letzten Beitrags wohl erledigt :)

a.j.h.
11.05.2017, 06:06
Das Schirmgitter ist das Bauteil, das im Wesentlichen die Triode von der Pentode unterscheidet.

Wie du das Schirmgitter anschliesst - also, in welchem Betrieb du die Pentode fährst - entscheidet über Leistung und Klirrverteilung.
Im SE-Betrieb: Der quasi-Triodenbetrieb hat eher einen dominanten k2, der Pentodenbetrieb neigt zu dominanteren k3, allerdings mit mehr Leistung.
Nebenbei: In PushPull hast du sowieso damit zu tun, dass der k2 extrem niedrig gegenüber k3 wird.


Wenn du dich bemühst, die Konstruktion einer Arbeitslinie zu verstehen (einer der Links von mir), dann verstehst du auch die Anwendung der Kennlinien der Röhren bzw. der unterschiedlichen Betriebsarten der Röhren. Damit erklärt sich dann schon fast die gesamte Geschichte um die Röhre.

Das alles ist kein Mythos oder VooDoo, wird aber gerne den laienhaften Käufern so verkauft.