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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ground Plane und was man lieber nicht entzerren sollte...



FoLLgoTT
25.06.2017, 08:45
Im Zuge der Entwicklung eines 4-Wegers konnte ich endlich mal wieder im Garten messen. Ziel war es, verschiedene 8"-Tieftöner bzw. Subwoofer zu untersuchen. Einsatzbereich soll 30 - 250 Hz oder 80 - 250 Hz (+Subwoofer) sein. Das steht noch nicht fest. Auf jeden Fall rödelt der 8" bis in den Grundton hinein.

Mein Garten ist relativ groß und somit kann ich je nach Standort bis ca. 70 ms reflexionsfrei messen. Also genug, um eine ausreichend hohe Frequenzauflösung zu erhalten (ca. 5 Hz). Zwischen 100 und 200 Hz sind somit 20 Stützpunkte vorhanden.

Teil 1
Nun habe ich bei Ground Plane bisher immer nur den Bassbereich untersucht, alles über 100 Hz war mir egal. Diesmal war es anders und die hohe Frequenzauflösung förderte Interessantes zu Tage.

Messaufbau:
- Gehäuse: 25 l Bassreflex Spanplatte, Abstimmung: 35 Hz, Hälfte bedämpft, eine Versteifung
- Mikrofon 1 m entfernt auf dem Rasen
- Abstand zum Haus >10 m (Fenster auf 70 ms gesetzt)

Gemessene Treiber:
- Dayton DCS205-4
- Dayton DS215-8
- Monacor SP-8/150Pro
- B&C 8MBX51-8


Zu sehen ist, dass diese Treiber bis auf den B&C eine Resonanz im Grundton aufweisen, die in keinem Datenblatt und auch nicht in Zeitschriften sichtbar sind. Und die jeweils bei unterschiedlichen Frequenz sind.

http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=14157&stc=1&d=1498375530

Das Abklingspektrum zeigt die Resonanz sehr deutlich. Man achte auf die Skalierung (kein REW-Standard!). Rise Time war auf 5 ms gesetzt.

Dayton DCS205-4:
http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=14158&stc=1&d=1498375530

Dayton DS215-8:
http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=14159&stc=1&d=1498375530

Monacor SP-8/150Pro:
http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=14160&stc=1&d=1498375530

B&C 8MBX51-8:
http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=14161&stc=1&d=1498375530


Ich konnte das erst nicht glauben (den B&C hatte ich anfangs nicht) und habe alle möglichen Faktoren ausgeschlossen:

- Gehäuse komplett bedämpft
- Bassreflexkanal geschlossen
- Andere Messposition im Garten
- Gehäuse auf den Rücken gedreht
- Treiber andersherum eingebaut (mit Magnet nach außen)
- die Polkernbohrung ist es auch nicht

Was interessant ist:
- eine Nahfeldmessung zeigt die Resonanz nicht
- der Impedanzgang zeigt die Resonanz nicht
- Schon bei nur 0,5 m Messabstand wird sie geringer gewichtet

Aus der Tatsache, dass der B&C keine Resonanz zeigt, schließe ich, dass es nur noch am Treiber liegen kann. Vielleicht ist es die Sicke oder so. Wer weiß. Jedenfalls fällt sowas nur auf, wenn die Frequenzauflösung hoch genug und die Umgebung reflexionsfrei genug ist.


Teil 2

Nun könnte man ja meinen, dass man so eine Resonanz einfach entzerren kann. Das klappt natürlich auch, weil sie minimalphasig ist. Dummerweise ist sie temperaturabhängig. Das ist nichts Neues, aber es ist das erste Mal, dass ich das auch beobachten konnte, denn an einem der Messtage waren >30°C und an dem anderen nur noch 20°C. :cool:

Diese Verschiebung im Frequenzbereich sieht dann so aus:

http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=14162&stc=1&d=1498376111

Und hier die Entzerrung per REW bei 20°C. Das Abklingen geht schön zurück, alles wunderbar.

http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=14163&stc=1&d=1498376111

Tja, schade. Bei 30°C wird es durch die Frequenzverschiebung nur noch schlimmer!

http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=14164&stc=1&d=1498376111


Das ist für viele sicher nichts Neues, aber ich wollte die Messungen einfach mal mit euch teilen. Ich hätte jedenfalls nicht gedacht, dass schon so früh Resonanzen auftreten können. In den Datenblättern sieht man die bei 8" meist erst oberhalb von ca. 500 Hz. :)

Jedenfalls bestätigt mich das wieder darin, dass mechanisch resonanztechnisch erst mal alles so sauber wie möglich sein sollte, bis man zur elektronischen Korrektur greift.

fosti
25.06.2017, 09:08
Wow...Nils, Du beeindruckst mich immer wieder auf's neue :danke:

Azrael
25.06.2017, 09:28
Ich sehe mir das gerade auf einem kleinen Smartphone an, darum habe ich es vielleicht übersehen. Woher kommen denn diese Resonanzen wohl?

Viele Grüße,
Michael

ctrl
25.06.2017, 09:42
Hallo Nils,

kuriose Erkenntnisse! Da kommen mir Zweifel an meinem neuen Projekt auf.

Was seltsam ist, dass genau bei den Treibern mit dem besten Tiefgang die Resonanz am ausgeprägtesten ist.
Wie verhält es sich mit der Reso wenn du die Messposition langsam annäherst (1m, 0.5m, 0.25m,...)?

UPDATE: Sorry, sehe gerade, dass du oben sagst, dass bei geringerem Abstand diese weniger gewichtet wird.

Gruß Armin

nailhead
25.06.2017, 10:34
Ein Hoch auf gestanzte Blechkörbe! :prost:

Ein weiteres Hoch auf gefensterte Messungen :prost:

Ironie aus :):)

Der Monacor hat zwar auch einen Aludruckguss (einen schlechten?) bei dem ist sie aber auch eher gering ausgeprägt. Und da sie viel höher als die der beiden andren ist, könnte auch für Korbreso sprechen.

Nee, mal im Ernst...es gibt nur zwei Möglichkeiten: Sicke oder Korb. Das kann man aber checken, wenn man die Chassis noch einmal in der waagerechten misst. Falls das bei den Messungen schon der Fall war, dann natürlich senkrecht messen. Bleibt die Reso so wie sie ist, ist es die Sicke, ändert sie sich stark, dann der Korb.

Beide sind in typischen Nahfeldmessungen mittig der Membran nicht sichtbar. Evtl. mal eine Nahfeldmessung am Sicken/Korbrand probiert?

Grüßle

fosti
25.06.2017, 11:47
...Das kann man aber checken, wenn man die Chassis noch einmal in der waagerechten misst. Falls das bei den Messungen schon der Fall war, dann natürlich senkrecht messen. ....
Hat Nils gemacht:

- Gehäuse auf den Rücken gedreht

Lionheart
25.06.2017, 11:47
Warum sollte sich bei Änderung der Ausrichtung die Eigenfrequenz bzw Resonanz des Korbes ändern?

Gruß Yves

Gesendet von meinem A0001 mit Tapatalk

fosti
25.06.2017, 12:19
Ich schätze, weil der Korb anders und vor allem unsymmetrisch durch sein Eigengewicht vorgespannt ist.

FoLLgoTT
25.06.2017, 12:22
Wow...Nils, Du beeindruckst mich immer wieder auf's neue :danke:

:prost:



Woher kommen denn diese Resonanzen wohl?

Bisher weiß ich es nicht. Ich vermute aber wie nailhead am ehesten Korb/Sicke.


kuriose Erkenntnisse! Da kommen mir Zweifel an meinem neuen Projekt auf.

Man muss natürlich dazu sagen, dass Raummoden um Faktoren länger ausschwingen und sowas im Raum untergeht. Vielleicht beruhigt das etwas. :)


Was seltsam ist, dass genau bei den Treibern mit dem besten Tiefgang die Resonanz am ausgeprägtesten ist.

Eventuell wurde hier am wenigsten optimiert, weil er als "Subwoofer" verkauft wird.


Das kann man aber checken, wenn man die Chassis noch einmal in der waagerechten misst.

Ich habe sowohl waagerecht als auch senkrecht gemessen. Ein Unterschied bei der Resonanz war kaum vorhanden.


Evtl. mal eine Nahfeldmessung am Sicken/Korbrand probiert?

An der Sicke hatte ich draußen gemessen, das brachte aber irgendwie keine Erkenntnisse. Die Resonanz ist selbst da kaum sichtbar. Erst auf Distanz ist sie anscheinend so laut, dass sie mit dem Schall der Membran interferiert. Bei >1 m wurde sie aber nicht stärker. Das heißt, nur das Nahfeld blendet sie aus.

Den Treiber habe ich einmal mit dem Korb nach außen. Das änderte auch nichts. Das Mikrofon müsste ich aber noch mal an den Korb halten. Das hatte ich versäumt.

Ich habe sowieso noch vor, ein kleineres Gehäuse zu bauen (für die 5-Wege-Variante). Dann werde ich das noch mal verifizieren. Sicher ist sicher. Nicht, dass da doch noch irgendwas am Gehäuse ist und durch die verschiedenen schweren Treiber ausgelöst wird. Wobei ein Klopftest im RTA nur viel höhere Frequenzen anzeigt...

Jonies Papa
25.06.2017, 13:10
Mhhh, warum sollte eine Resonanz am Ort der Entstehung unauffälliger sein, als von diesem entfernt? *grübel

holly65_MKII
25.06.2017, 13:22
Moin Nils,

ich finde das sehr interessant! :prost:

- der Impedanzgang zeigt die Resonanz nichtFreeair und Inbox - mit welcher Auflösung?
Sweep oder gesteppter Sinus?

Was mir noch als möglichen Grund einfällt wäre die Membrangeometrie.
Im (echten) Nahfeld dürfte die auch keinen Einfluß haben.....?!

Was die Korb Geometrie / Steifigkeit / Resonanzverhalten betrifft könnte ich bei Interesse
unterstützen - habe ein paar 8 Zöller mit Gusskorb liegen.
U.A. Eton 8-800 37Hex, RCF L8S800 .......:)

Edith läßt fragen: " Hast du mal bei allen 4 Chassis am Port im Nahfeld gemessen?"

LG

Karsten

FoLLgoTT
25.06.2017, 14:41
Freeair und Inbox - mit welcher Auflösung?
Sweep oder gesteppter Sinus?

Sowohl eingebaut als auch nicht eingebaut. Mit Stepped Sine und 1/48 Okt. Ich habe sogar extra die Skalierung in LIMP angepasst und trotzdem war nichts zu sehen.


Was die Korb Geometrie / Steifigkeit / Resonanzverhalten betrifft könnte ich bei Interesse
unterstützen - habe ein paar 8 Zöller mit Gusskorb liegen.
U.A. Eton 8-800 37Hex, RCF L8S800 .......:)

Danke für das Angebot! Ich behalte es im Hinterkopf. :prost:


Edith läßt fragen: " Hast du mal bei allen 4 Chassis am Port im Nahfeld gemessen?"

Nein, das habe ich nicht systematisch bei allen gemacht. Ich meine bei einem oder zwei. Das könnte ich aber auch noch mal nachholen. Vielleicht zeigt das ja noch Unterschiede.

Atomar
25.06.2017, 15:00
Das müsste dann aufgrund von Temperaturveränderung auf quasi jede feine Entzerrung übertragbar sein. Heist es lohnt sich nicht kleine Peaks zu entzerren weil sie sich bei Temperaturänderung verschieben und die Entzerrung sinnlos ist. Ich glaube auch nicht das man so etwas im Raum hört. Kannst du etwas hören wenn du im
Garten per Frequenzgenerator genau den Bereich der Resonanz anregst? Vielleicht käme man der Entstehung so am schnellsten auf den Grund. Quasi Anregen, mit dem Ohr das Chassis "abhören" und so eventuell feststellen wo die Resonanz entsteht.

Atomar
25.06.2017, 15:06
Sind die Chassis mit Dichtband montiert gewesen?

FoLLgoTT
25.06.2017, 15:21
Das müsste dann aufgrund von Temperaturveränderung auf quasi jede feine Entzerrung übertragbar sein.

Übertragbar wahrscheinlich auf alle mechanischen Resonanzen (Port, Gehäuse, Aufbrechen der Membran usw.). Ins Gehäuse integrierten Lambda/4-Resonatoren sind übrigens nicht betroffen, weil für sie dieselbe Veränderung der Schallgeschwindigkeit gilt wie für die zu absorbierenden Gehäusemoden bzw. Portresonanz. Das habe ich mittels ABEC verifiziert.

Uns fehlt ein temperaturgesteuerter Equalizer. Das wäre die Lösung. :D


Kannst du etwas hören wenn du im
Garten per Frequenzgenerator genau den Bereich der Resonanz anregst? Vielleicht käme man der Entstehung so am schnellsten auf den Grund.

Das konnte ich bisher nicht, weil die gesamte Elektronik und der PC im Haus stehen. Ich müsste das Notebook und eine Endstufe rausschleppen um direkt vor Ort zu lauschen. Ist aber eine gute Idee. :)


Sind die Chassis mit Dichtband montiert gewesen?

Ja.

Franky
25.06.2017, 15:37
Man könnte ja mal einen Beschleunigungsaufnehmer an den Korb kleben. Könnte mir auch vorstellen bzw. weiß das nicht jeder Korb 100%ig plan ist und es beim Festschrauben zu Spannungen kommt die sich durchaus auswirken können. Ich habe bei Mustern schon Exemplare gehabt die sich beim Anschrauben so verzogen das danach die Schwingspulen schliffen.

ctrl
25.06.2017, 15:44
Hallo Nils,



Zitat von ctrl http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/images/buttons/viewpost.gif (http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/showthread.php?p=210378#post210378)
kuriose Erkenntnisse! Da kommen mir Zweifel an meinem neuen Projekt auf.

Man muss natürlich dazu sagen, dass Raummoden um Faktoren länger ausschwingen und sowas im Raum untergeht. Vielleicht beruhigt das etwas. :)
Leider nicht, denn ich wollte mich mal an einem der günstigen Dayton 15'' oder 18'' Subwoofer mit Blechkorb versuchen. Aber wenn es bei 8'' schon so schwingt macht das wohl keinen Sinn.

Hast du beim B&C 8MBX51-8 auch mal die Skalierung im CSD geändert (von 30 auf 35 oder 40 dB) um sicher zu gehen, dass die Reso um 200 Hz dort wirklich nicht auftaucht?

Gruß Armin

incoggnito2
25.06.2017, 20:38
Servus,


Mikrofon 1 m entfernt auf dem Rasen

...mein Prof. meinte dass man ab einem Messabstand von etwa dreifacher Wellenlänge (Erfahrungswert) Fernfeldbedingungen annehmen kann.... würde dass nicht bedeuten, dass man mit den tiefen Frequenzen die hier interpretiert werden vorsichtig sein muss, weil das Schallfeld noch nicht richtig ausgebildet ist?

Viele Grüße
Inco

holly65_MKII
25.06.2017, 20:53
Moin Inco,



...mein Prof. meinte dass man ab einem Messabstand von etwa dreifacher Wellenlänge (Erfahrungswert) Fernfeldbedingungen annehmen kann.... würde dass nicht bedeuten, dass man mit den tiefen Frequenzen die hier interpretiert werden vorsichtig sein muss, weil das Schallfeld noch nicht richtig ausgebildet ist?

Ich habe im Gedächnis das man ab 3x Schallwand Diagonale im Fernfeld ist.
Dreifache Wellenlänge hatte ich bisher nicht auf dem Schirm.....:dont_know:

Zusammen mit einem Bastler Kollegen habe ich vor Jahren mal Groundplane in einer großen Turnhalle gemessen.
Ich meine das wir mindestens 2 oder 3 Meter Meßentfernung hatten.

LG

Karsten

JFA
25.06.2017, 21:27
Ich versuche mich mal an dem Rätsel:

wir haben eine Resonanz hoher Güte (niedrige Bandbreite) und negativem Temperaturgang (Frequenz steigt bei fallender Temperatur), und eine merkwürdige Form der Resonanz besonders bei der gelben Kurve.

Die hohe Güte bedeutet irgendwas mit hoher Masse und/oder hoher Steifigkeit. Das schließt die Sicke eigentlich aus. Theoretisch könnte es eine Helmholtz-Resonanz sein, aber die hat Nils schon ausgeschlossen (Polkern fällt aus, schrieb er), und sie passt auch nicht zum Temperaturgang (Masse und Steifigkeit des Resonators sind beide linear proportional zur Dichte).

Bleibt also noch der Korb, der die erforderliche Masse (Magnet) und Steifigkeit (Blech/Guss) mitbringt. Das ist auch nichts neues, alles bekannt, zumindest bei Blechkörben.

Doof an der Theorie: der Monacor mit seinem Gusskorb. Der sieht mir auch nicht allzu fipsig aus, als das er nur unwesentlich steifer als die Blechmänner wäre. Dazu kommt noch: wenn der Monacor, warum dann nicht der B&C?

Außerdem: der Temperaturgang passt zwar von der Tendenz (Metall wird weicher je höher die Temperatur), aber nicht von den Werten. So groß ist der Unterschied zwischen 20° und 30° nicht. Mal ehrlich: wir reden hier über >5%, und da steckt noch eine Wurzel drin, das heißt, dass das Metall schon erheblich weicher werden müsste.

Es gibt aber noch eine Möglichkeit: das Chassis ist ja in einem Gehäuse untergebracht, und das hat natürlich auch eine Masse und eine Steifigkeit. Das besteht aus Spanplatte und dann kann auch der Temperaturgang sein, denn das blöde Bindemittel da drin wird wirklich deutlich weicher, wenn es warm wird. Weil das Gehäuse nicht nur eine Steifigkeit mit einbringt (die würde in Reihe zum Korb liegen), sondern auch eine Masse, haben wir dadurch die notwendigen Voraussetzungen für die seltsame Form der Kurve, nämlich mehr als zwei Energiespeicher.

Das erklärt auch die anderen Seltsamkeiten:
- in der Nahfeldmessung würde das verschwinden
- der Monacor hat eine deutlich höhere Frequenz, weil der Korb steifer ist
- der B&C hat scheinbar gar keine Resonanz, weil der Magnet deutlich leichter ist

Klingt einigermaßen schlüssig, oder?

Querdenker
25.06.2017, 21:29
Vielleicht noch eine Idee:
kann es sein, dass das Gehäuse an den Stellen mehr oder weniger mitschwingt? Die verschiedenen Frequenzen, bei denen das Phänomen auftritt, wäre erklärbar durch die unterschiedliche Masse der Treiber und evtl auch, wie stark die Treiber angeschraubt waren. Das Gleiche gilt für die Temperaturabhängigkeit.
Hier würden die oben angesprochenen Körperschallmessungen durchaus Sinn machen, wenn man den Aufnehmer dann auch mal am Gehäuse (an verschiedenen Stellen) plaziert.

Q

Querdenker
25.06.2017, 21:32
Es gibt aber noch eine Möglichkeit: das Chassis ist ja in einem Gehäuse untergebracht, und das hat natürlich auch eine Masse und eine Steifigkeit. Das besteht aus Spanplatte und dann kann auch der Temperaturgang sein, denn das blöde Bindemittel da drin wird wirklich deutlich weicher, wenn es warm wird. Weil das Gehäuse nicht nur eine Steifigkeit mit einbringt (die würde in Reihe zum Korb liegen), sondern auch eine Masse, haben wir dadurch die notwendigen Voraussetzungen für die seltsame Form der Kurve, nämlich mehr als zwei Energiespeicher.

Das erklärt auch die anderen Seltsamkeiten:
- in der Nahfeldmessung würde das verschwinden
- der Monacor hat eine deutlich höhere Frequenz, weil der Korb steifer ist
- der B&C hat scheinbar gar keine Resonanz, weil der Magnet deutlich leichter ist

Klingt einigermaßen schlüssig, oder?

Na, da war wieder einer ein paar Sekunden schneller :rolleyes::D
Q

incoggnito2
25.06.2017, 22:03
Ich habe im Gedächnis das man ab 3x Schallwand Diagonale im Fernfeld ist.
Dreifache Wellenlänge hatte ich bisher nicht auf dem Schirm....


Das kann ich mir auf Anhieb physikalisch nicht ganz erklären ...aber hauptsache Faktor 3 ;)...kuck morgen nochmal in die Literatur.

Hätte da noch eine andere Theorie... sofern Mikrofon und Lautsprecher auf einer Platte lagen ... :D

Jesse
25.06.2017, 22:05
Jedenfalls bestätigt mich das wieder darin, dass mechanisch resonanztechnisch erst mal alles so sauber wie möglich sein sollte, bis man zur elektronischen Korrektur greift.

Seh ich ganz genau so.

Ich habe auch Gehäuseschwingungen in Abhängigkeit von der Chassis-Masse im Verdacht.

SNT
26.06.2017, 04:41
Hallo,

Vielleicht wuden die Chassis nicht dicht/sauber genug eingeschraubt und es gab eine Reso in Form von Klappern? Je größer das Chassis desto höher ist das Gewicht und umso tiefer die Frequenz?

Gruß von Sven

holly65_MKII
26.06.2017, 07:01
Moin,


Das kann ich mir auf Anhieb physikalisch nicht ganz erklären ...aber hauptsache Faktor 3 ;)...kuck morgen nochmal in die Literatur.

bin Ja nicht so der Theoretiker - es geht um die Schall abstrahlende Fläche.....Diagonale ist das längste Maß......



Vielleicht wuden die Chassis nicht dicht/sauber genug eingeschraubt und es gab eine Reso in Form von Klappern? Je größer das Chassis desto höher ist das Gewicht und umso tiefer die Frequenz?

Das müßte sich mMn. auch im Impedanzgang zeigen ?!

LG

Karsten

FoLLgoTT
26.06.2017, 10:14
Außerdem: der Temperaturgang passt zwar von der Tendenz (Metall wird weicher je höher die Temperatur), aber nicht von den Werten. So groß ist der Unterschied zwischen 20° und 30° nicht. Mal ehrlich: wir reden hier über >5%, und da steckt noch eine Wurzel drin, das heißt, dass das Metall schon erheblich weicher werden müsste.

Mir kam der Unterschied auch recht groß vor. Die Kiste stand zwar im Schatten einer Araukarie, aber so ganz dicht ist die auch nicht. Eventuell hat die Sonne noch teilweise draufgeschienen.


Klingt einigermaßen schlüssig, oder?

Ja, irgendwie schon. :)


Man könnte ja mal einen Beschleunigungsaufnehmer an den Korb kleben.

Ich habe gestern noch mal kurz mit dem Laser gemessen. Auf der Sicke ist keine Resonanz zu sehen. Beim Gehäuse (Front) ist der Laser zu unempfindlich und bei größeren Pegeln wackelt anscheinend das gesamte Gehäuse mit Resonanzen < 100 Hz. Das passt so auch nicht. Ein Beschleunigungsaufnehmer wäre aber wahrscheinlich noch mal deutlich genauer.


Hast du beim B&C 8MBX51-8 auch mal die Skalierung im CSD geändert (von 30 auf 35 oder 40 dB) um sicher zu gehen, dass die Reso um 200 Hz dort wirklich nicht auftaucht?

Ja, aber <30 dB kommt zunehmends breitbandiger Dreck rein. Eventuell gibt es da doch noch irgendwo schwache Reflexionen (der Garten ist ja auch nicht ganz eben) oder Umgebungsgeräusche störten. Daher vertraue ich der Messung dort nicht mehr. Ein komplett ebener Parkplatz wäre hier sicher noch mal ein guter Gegentest.


...mein Prof. meinte dass man ab einem Messabstand von etwa dreifacher Wellenlänge (Erfahrungswert) Fernfeldbedingungen annehmen kann....

Klingt irgendwie komisch und ich wüsste nicht warum das so sein sollte. :)

Wenn es um die Einbeziehung des Gehäuses (Beugung, Diffraktion usw.) geht, dann ist ein gewisser Mindestabstand logischerweise notwendig. Ich konnte aber wie gesagt keinen nennenswerten Unterschied zwischen 1 und 2 m Entfernung erkennen.


Vielleicht wuden die Chassis nicht dicht/sauber genug eingeschraubt und es gab eine Reso in Form von Klappern? Je größer das Chassis desto höher ist das Gewicht und umso tiefer die Frequenz?

An so etwas habe ich auch schon gedacht. Im Moment trocknet das zweite Gehäuse. Diesmal aus MDF und nur halb so groß. Ich werde dann auch genauer auf die Abdichtung achten. Vielleicht komme ich heute Nachmittag ja mal kurz zum Messen. :)


@alle
Danke schon mal, das ihr so fleißig mit helft, die Ursache zu finden! :prost:

FoLLgoTT
26.06.2017, 12:44
So, eine neue Erkenntnis: die Resonanz verändert sich mit dem Gehäuse. Das lässt ja schon eher auf den Korb schließen.

Das Gehäuse ist aus 19 mm MDF, hat ein Volumen von 12 l und ist ordentlich bedämpft. Der Treiber sitzt fest und das Dichtband berührt überall Treiber und Schallwand. Die Schallwand selbst ist sehr klein. Die 1. Gehäusemode liegt bei 500 Hz.

http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=14167&stc=1&d=1498477018

Die Resonanz ist von 210 Hz auf 310 HZ gestiegen und fällt nicht mehr so stark aus (sowohl im Pegel als auch in der Abklingzeit).

Dayton DCS205-4:
http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=14166&stc=1&d=1498477018


Das lässt bezüglich der Resonanz folgende Schlussfolgerungen zu:

1. Es gibt eine Interaktion mit dem Gehäuse.
2. Die Ursache liegt beim Treiber.

Im Moment schläft mein Sohn bei mir auf dem Bauch, daher kann ich nicht sägen. Nachher vergrößere ich mal die Öffnung und schraube den Monacor rein. Der war ja schon recht gutmütig. Vielleicht verschwindet die Resonanz jetzt im Rauschen. ;)

incoggnito2
26.06.2017, 18:38
Klingt irgendwie komisch und ich wüsste nicht warum das so sein sollte.

Hab mal die zwei Bilder aus meinen Unterlagen angefügt ... die zu meiner Überlegung geführt haben ...
dabei konnte ich mir nicht zusammenbauen, woher Einbrüche im Schalldruck kommen sollten. Der Einfluss auf die Schallleistung ist ja nicht von der Hand zu weißen.

Nach kurzer Suche bin ich gerade auf dieses Arta Skript (http://www.artalabs.hr/AppNotes/AP4-FreeField-Rev01Ger.pdf) gestoßen. Im 2.Abschnitt ist da schön beschrieben, wie der Übergang von Nah- zu Fernfeld idealisiert durch den Kolbenstrahler zu Stande kommt und wie man den Messabstand wählen sollte... Karsten war mit seiner Aussage gar nicht so schlecht unterwegs ... 3 facher Membrandurchmesser wäre es gewesen, wobei mehr Abstand ja auch nicht schadet! :D


.... Ich konnte aber wie gesagt keinen nennenswerten Unterschied zwischen 1 und 2 m Entfernung erkennen.

Ok. Ich wollte es trotzdem verstehen ....
nach dieser Erkenntnis kann ich beruhigt weiter an dem kleinen Outdoor-Messraum (http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/showthread.php?p=209903)überlegen. ;)

Edit, zurück zum Thema:
Was passiert wenn du das Gehäuse auf den Rücken drehst und die Membrane beschwerst?
Schon probiert die Wandflächen der Box zu versteifen?

Viele Grüße
Inco

josh_cpct
26.06.2017, 19:30
Hallo Nils

Das ist hoch spannend! Bin mehr als Neugierig wo es herkommt.

So oft pauschalisiert man Korbreso, Gehäuse Reso im Tiefton, Membranreso wenn klein zur Wellenlänge einfach weg. "Mach Kiste mit Wolle, Ende". Und Lacht über uberzogenes HighEnd Gedudel ala Wilson.

Im Nahfeld misst man ja wirklich nichts davon. Und in der Ferne tut mans gerne als Reflektion ab, wenn man es unter diesen überhaupt erkennen kann.

gruss
Josh

Edit: stämm doch mal nen Pfosten zwischen Rückwand und Manget.

holly65_MKII
26.06.2017, 19:56
Moin Inco,


Karsten war mit seiner Aussage gar nicht so schlecht unterwegs ... 3 facher Membrandurchmesser wäre es gewesen, wobei mehr Abstand ja auch nicht schadet! :D


Jain:D
Das gilt für die Betrachtung des Chassis (auf der unendlichen Schallwand).
Bei einer konkreten Schallwand hast du Kanteneffekte.....
Ich mache es mir da einfach und betrachte die gesamte Schallwand als Schall abstrahlende Fläche.
So habe ich sicher alle Kanteneffekte in der Fernfeldmessung drin.
Das sind mW. die "ganz harten" Regeln - für Hobby Zwecke reicht mMn. 3x Schallwandbreite um die meisten (relevanten) Kanteneffekte zu erfassen.

LG

Karsten

incoggnito2
26.06.2017, 20:26
Hallo Karsten,



Ich mache es mir da einfach und betrachte die gesamte Schallwand als Schall abstrahlende Fläche.
So habe ich sicher alle Kanteneffekte in der Fernfeldmessung drin.

Hatte das in diesem Zusammenhang schon vermutet, trotzdem danke für den Hinweis. :)

Kripston
27.06.2017, 20:28
Hallo Nils,
bin mir nicht sicher, ob es eventuell an Folgendem liegen könnte:
Bei einer Groundplanemessung MUSS das Messobjekt so nach vorne gekippt werden, dass die Treibernormale exakt auf das Mikrofon zeigt.

So wie hier zu sehen:
http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/picture.php?albumid=1568&pictureid=30864

Ansonsten könnten nämlich (interferenz-)- Effekte mit unterschiedlichen Laufzeiten Gehäusekanten / Treiberabmessungen entstehen, da bei einem flach auf dem Boden stehenden Gehäuse (So interpretiere ich dein Foto) man de facto einen vertikalen Winkel misst und nicht den Achsenpegel.
Das entspräche dann aber nicht einer Freifeldmessung auf Achse !!

Gruß
Peter Krips

FoLLgoTT
27.06.2017, 21:50
Hallo Peter,

Bei einer Groundplanemessung MUSS das Messobjekt so nach vorne gekippt werden, dass die Treibernormale exakt auf das Mikrofon zeigt.

Ich bin mir bewusst, dass meine Messanordnung bei höheren Frequenzen nicht mehr funktioniert. Aber die interessieren mich auch nicht, da der gewünschte Einsatzbereich nur bis 250 Hz geht. Naja, ein bisschen höher ist natürlich schon wichtig, da der Treiber langsam ausgeblendet werden soll.

Ursache für die Resonanz kann die Anordnung aber alleine schon deshalb nicht sein, weil sie treiberabhängig ist. Hinzu kommt, dass die Wellenlängen im für mich relevanten Bereich noch so groß sind, dass der geringe Winkel kaum eine Rolle spielt und Kantendiffraktionen bei dem kleinen Gehäuse nicht stattfinden.

Später wird der Treiber (bzw. vier) übrigens seitlich platziert. Deswegen messe ich für die Bassreflexabstimmung auch nur von der Seite (sieht man auf dem Bild nicht). Das verändert den Amplitudengang auch noch mal. Wobei der für mich sowieso eher sekundär ist, da im Groben entzerrbar. Mich interessieren vor allem die nichtlinearen Verzerrungen und die Resonanzen. :)

FoLLgoTT
28.06.2017, 20:07
So, trotz nassem Rasen bin ich heute noch mal raus in den Garten und habe den Monacor SP-8/150Pro gemessen. Wie erwartet, ist die Resonanz bei 280 Hz verschwunden. Um die 500 Hz sind noch Resonanzen übrig, die auch im Impedanzgang sichtbar sind. Das Gehäuse ist komplett bedämpft, Moden sind es also nicht (obwohl die Frequenz der 1. Mode nahezu identisch ist). Eventuell stammt eine von der Sicke.

Monacor SP-8/150Pro in 12 l geschlossen (von der Seite gemessen):
http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=14203&stc=1&d=1498675794

Und hier noch mal derselbe Treiber in Bassreflex, abgestimmt auf 70 Hz mit einem 7 cm dicken Rohr. Einmal unbedämpft und einmal bedämpft.

http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=14205&stc=1&d=1498676646

Bassreflex unbedämpft:
http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=14206&stc=1&d=1498676646

Bassreflex bedämpft (bis zum inneren Rohrende, also 13 cm hoch):
http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=14207&stc=1&d=1498676646

Damit kann ich leben, da ich ja bei 250 Hz trennen will. Die nichtlinearen Verzerrungen (bedämpft) sind auch gut und lassen eine Trennung zum Subwoofersystem bei ca. 60 - 70 Hz zu.

Nichtlineare Verzerrungen in BR (100 dB):
http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=14204&stc=1&d=1498676141

Was mich übrigens auch etwas überrascht hat, wie stark man einen asymmetrischen Port hören kann. Ich hatte aus Gründen der Länge erst nur eine Außentrompete montiert, innen war dagegen das nackte Rohr. Das hat dermaßen viel K2 erzeugt, dass ich das mit einem Sinus (im Raum) problemlos hören konnte. Mit einer Innentrompete verschwand das hörbare Artefakt und die nichtlinearen Verzerrungen messen sich nun auch viel besser.

josh_cpct
29.06.2017, 07:51
Das wars? Ist halt weg? Enttäuschend... :(

Lionheart
29.06.2017, 08:15
Warum ist es jetzt verschwunden?
Kann das irgendwie noch nicht zuordnen :confused:
Bzw. was wurde geändert, damit es verschindet?

Gruß Yves

FoLLgoTT
29.06.2017, 08:21
Das wars? Ist halt weg? Enttäuschend... :(

Was hast du denn erwartet? Sobald das Ergebnis für mich gut genug ist, höre ich auf mit der Ursachenforschung. Sonst würde mein Projekt nie fertig werden. ;)


Warum ist es jetzt verschwunden?
Kann das irgendwie noch nicht zuordnen :confused:
Bzw. was wurde geändert, damit es verschindet?

Das Gehäuse habe ich geändert (steht doch alles oben). Anscheinend ist die Resonanz analog zu dem Dayton in einen Frequenz- und Pegelbereich gerutscht, der jetzt kaum oder gar nicht mehr sichtbar ist.

albondiga
29.06.2017, 09:02
Muss halt was mit dem Gehäuse zu tun gehabt haben. Ist doch schonmal eine Erkenntnis.

FoLLgoTT
29.06.2017, 09:16
Muss halt was mit dem Gehäuse zu tun gehabt haben. Ist doch schonmal eine Erkenntnis.

Wie schon oben geschrieben, vor allem erst mal mit dem Treiber. Denn beim Dayton ist die Resonanz ja nicht weg, sondern nur verschoben.

josh_cpct
29.06.2017, 10:11
Aber was genau war jetzt die Änderung damit es verschwand?
Oder auf welche Punkte kannst du per Ausschluss reduzieren?

FoLLgoTT
29.06.2017, 10:31
Aber was genau war jetzt die Änderung damit es verschwand?
Oder auf welche Punkte kannst du per Ausschluss reduzieren?

Hmm, eigentlich steht das doch oben alles schon. :denk:

Das erste Gehäuse war aus Spanplatte und hatte 25 l. Das zweite ist aus MDF und hat 12 l. Die Schallwand ist jetzt also kleiner und steifer, was erklärt, warum die Resonanz beim Dayton nach oben gewandert ist. Sie hat ihre Ursache also offensichtlich beim Treiber und prägt sich im Zusammenspiel mit den Gehäuseeigenschaften (bzw. der Schallwand) spezifisch aus. Das heißt, der Treiber ist schuld, mit dem Gehäuse kann man die Ausprägung aber beeinflussen. Ich vermute, es hat mit dem Korb zu tun. Das genau zu untersuchen, ist aber aufwändig und bringt mich nicht weiter. Die Daytons habe ich bereits ad acta gelegt.

Jonies Papa
29.06.2017, 11:30
Ich tu mich immer noch schwer mit der Schlussfolgerung.

josh_cpct
29.06.2017, 11:54
OK, schade dass Nils keine weiteren Wochen mit der Analyse verbringen möchte, da es ihm nichts bringt.

Sehr gut aber dass er es teilt und uns wissen lässt: Gehäuse und Korb etc machen viel mehr aus als man denkt.
Nahfeld und Hörplatzmessung reicht eben doch nicht.
Kiste zu, Wolle rein, passt schon... eben nicht.

Überlegt man dass eine Resonanz im Gehäuse uU mind bis -30dB wahrnehmbar ist, je nach Spektrum der Musik (Verdeckungseffekt des Gehörs) sogar bis -60dB....
dies aber bei weitem keinen sichtbaren Einfluss auf den Frequenzgang mehr hat so tief unten (Pegel)....

...folgere ich: Gehäuse, Korb, Bedämpfung etc etc sind eben doch wichtig. Das hat es gut veranschaulicht. Woran es im Detail genau hier lag sieht man nicht, aber dass das Thema ernstzunehmen ist.
Zumindest wenn man pingelig top HighEnd bauen will.
Sicher ist es so zum Hören "gut genug".

Also Danke für den Beitrag :thumbup:

Gruß
Josh

PS: erinnerst dich Nils im AH vor ein paar Wochen hatten wir die Diskussion Korb alles Quatsch? :D

BiGKahuunaBob
29.06.2017, 11:55
Im Zuge der Entwicklung eines 4-Wegers konnte ich endlich mal wieder im Garten messen. Ziel war es, verschiedene 8"-Tieftöner bzw. Subwoofer zu untersuchen. Einsatzbereich soll 30 - 250 Hz oder 80 - 250 Hz (+Subwoofer) sein. Das steht noch nicht fest. Auf jeden Fall rödelt der 8" bis in den Grundton hinein.

Interessant wäre ja auch, was du da vorhast :rolleyes:

JFA
29.06.2017, 12:18
So, eine neue Erkenntnis: die Resonanz verändert sich mit dem Gehäuse. Das lässt ja schon eher auf den Korb schließen.

Äh... wieso? Du hast doch das Gehäuse verändert, nicht den Korb.

Ich hatte die Anregung übrigens hier (http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/showpost.php?p=197811&postcount=21) beschrieben. Dabei bin ich allerdings von einem unendlich steifen Korb ausgegangen, d. h. die Masse des Magneten ist in Mmp mit berücksichtigt.

Wenn man den als elastisch ansieht, dann müsste man das Ersatzschaltbild ergänzen. Bezogen auf das Bild rechts oben wird dann der Magnet als Mmg dargestellt, der dann über Cmg an den Knoten Mmp/Rmp/Cmp angekoppelt ist. Die Kraft F=-B*L*I greift dann an Mmg an, nicht mehr an Mmp.

Du hast jetzt das Gehäuse steifer gemacht, also dessen Resonanzfrequenz nach oben geschoben.

FoLLgoTT
29.06.2017, 12:50
OK, schade dass Nils keine weiteren Wochen mit der Analyse verbringen möchte, da es ihm nichts bringt.

Der ganze Thread war eigentlich nur ein Abfallprodukt. Ich habe ja nicht gemessen, um die Resonanz zu untersuchen, sondern um einen geeigneten Treiber für mein Projekt zu ermitteln. Dass ich dabei auf so etwas stoße, hat mich selbst überrascht. Ich hatte mit Resonanzen erst ab 500 Hz gerechnet. :)


...folgere ich: Gehäuse, Korb, Bedämpfung etc etc sind eben doch wichtig. Das hat es gut veranschaulicht. Woran es im Detail genau hier lag sieht man nicht, aber dass das Thema ernstzunehmen ist.
Zumindest wenn man pingelig top HighEnd bauen will.

Das sehe ich auch so.


PS: erinnerst dich Nils im AH vor ein paar Wochen hatten wir die Diskussion Korb alles Quatsch? :D

Ich erinnere mich. So kann man sich irren. :D


Interessant wäre ja auch, was du da vorhast :rolleyes:

Das Konzept stelle ich separat mal vor, wenn es soweit ist. So viel lässt sich sagen: es werden vier 8" pro Seite. Das gesamte Abstrahlverhalten ist auf vertikal eng und horizontal breit optimiert. :)


Äh... wieso? Du hast doch das Gehäuse verändert, nicht den Korb.

Den Korb habe ja mit dem Wechseln der Treiber schon verändert. Natürlich nicht nur den Korb alleine, sondern auch das Gewicht.

Hier übrigens die Gewichte der Treiber (die Daytons wurden mit Haushaltswaage gemessen):

Dayton DS215-8: 2,9 kg
Dayton DCS205-4: 2,6 kg
Monacor SP8/150Pro: 2,52 kg
B&C 8MBX51: 1,8 kg

Das Gewicht korreliert zumindest halbwegs mit der Resonanzfrequenz. Wo die Resonanz allerdings im Gehäuse entstehen sollte und warum sie bei den Treibern so unterschiedlich stark ausgeprägt ist (das korreliert nicht mit dem Gewicht), ist mir nicht klar...


Ich hatte die Anregung übrigens hier (http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/showpost.php?p=197811&postcount=21) beschrieben.

Das schaue ich mir mal in Ruhe an. Danke! :)

FoLLgoTT
04.07.2017, 12:54
So, ich musste doch noch mal nachlegen. Diesmal allerdings mit 4"-Treibern. Nach den Messungen mit den 8" hatte ich so meine Befürchtung bezüglich Resonanzen, was meine bisherige Wahl des 4" (Tang Band W4-1320SJF) für mein Konzept angeht. Diese Befürchtung erwies sich leider als wahr. Auch der hat eine Resonanz bei ca. 500 Hz, die auch im Impedanzgang sichtbar ist.

Ich habe ein kleines Gehäuse gebaut, das ca. 1,4 l fasst. Wir hatten es anscheinend die ganze Zeit mit zwei Effekten zu tun, die ich bis heute nicht sauber trennen konnte.

Zum einen gibt es Resonanzen, die freifliegend im Impedanzgang sichtbar sind. Beim W4-1320SJF konnte ich durch Berühren der Zentrierspinne herausfinden, dass sie anscheinend der Schuldige ist. Sobald ich sie berühre, ist die Resonanz verschwunden. Dagegen hilft also nichts an der Gehäusekonstruktion.

Die anderen Resonanzen stammen in der Tat vom Gehäuse und sind vom Gewicht der Treiber abhängig (und möglicherweise von anderen Faktoren). Jedenfalls lassen sich diese durch Gewichte stark reduzieren. Dafür habe ich Steine auf das Gehäuse gelegt.

Der Tymphany P830855 zeigt eine Gehäuseresonanz bei 500 Hz, die durch die Steine nahezu verschwindet.

Tymphany P830855:
http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=14244&stc=1&d=1499168581

ohne Steine:
http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=14245&stc=1&d=1499168581

2 Steine:
http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=14246&stc=1&d=1499168581


Der Tang Band W4-1320SJF zeigt dagegen eine deutlich schwächere Gehäuseresonanz bei 800 Hz, dafür aber die Sickenresonanz bei 500 Hz, die nicht verschwindet.

Tang Band W4-1320SJF:
http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=14247&stc=1&d=1499168631

ohne Steine:
http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=14248&stc=1&d=1499168631

2 Steine:
http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=14249&stc=1&d=1499168581

Masse ist also anscheinend in diesem Frequenzbereich das Mittel der Wahl. Man sieht übrigens auch schön, wie der Amplitudengang im Grundton steigt, weil sich das Gehäuse nicht mehr so stark gegenläufig bewegt (Impulserhaltung).

BiGKahuunaBob
04.07.2017, 14:13
Das Konzept stelle ich separat mal vor, wenn es soweit ist. So viel lässt sich sagen: es werden vier 8" pro Seite. Das gesamte Abstrahlverhalten ist auf vertikal eng und horizontal breit optimiert. :)


Ja, deine letzten Versuche deuteten ja darauf hin, dass eine stärkere vertikale Bündelung im Vergleich zu einer horizontalen, zu bevorzugen ist.

Aber nicht, dass jetzt daraus so profane Highend-Gurken werden, die vertikal alle Treiber auftürmen :eek:

JFA
04.07.2017, 15:15
Masse ist also anscheinend in diesem Frequenzbereich das Mittel der Wahl. Man sieht übrigens auch schön, wie der Amplitudengang im Grundton steigt, weil sich das Gehäuse nicht mehr so stark gegenläufig bewegt (Impulserhaltung).

Nicht zwingend, siehe den bereits verlinkten Thread. Allerdings kann eine reine Erhöhung der Masse - ohne Steifigkeit! - schon eine Menge ausrichten, weil sich dadurch die Resonanzen nach unten verschieben. Außerdem erhöht sich die Güte, so dass sie wegen der Kurvenglättung vielleicht nicht mehr sichtbar ist.

Was für Steine hast Du denn genommen?

FoLLgoTT
04.07.2017, 15:31
Aber nicht, dass jetzt daraus so profane Highend-Gurken werden, die vertikal alle Treiber auftürmen :eek:

Du meinst diese Türme, deren horizontales Abstrahlverhalten reine Willkür ist? Nein, auf keinen Fall. ;)

Meine Kiste ist vergleichsweise kompakt (ca. 1 m hoch) und die Anordnung ist alles andere als profan. Ich habe über Monate hinweg das Abstrahlverhalten im Simulator optimiert. Die meisten werden die "wunderliche Anordung" wahrscheinlich hässlich finden.:D


Nicht zwingend, siehe den bereits verlinkten Thread. Allerdings kann eine reine Erhöhung der Masse - ohne Steifigkeit! - schon eine Menge ausrichten, weil sich dadurch die Resonanzen nach unten verschieben. Außerdem erhöht sich die Güte, so dass sie wegen der Kurvenglättung vielleicht nicht mehr sichtbar ist.

Das ist möglich. Später werden die Tieftöner übrigens gegenüber betrieben. Auch wenn durch die versetzten Positionen ein kleines Drehmoment entsteht, sollte doch ein gutes Stück Impulskompensation gegeben sein.


Was für Steine hast Du denn genommen?

Stinknormale Pflastersteine von der Terasse. Die liegen durch ihre eckige Form flach auf, also keinen runden Kieselsteine oder ähnliches.

BiGKahuunaBob
04.07.2017, 15:50
Die meisten werden die "wunderliche Anordung" wahrscheinlich hässlich finden.:D

solange sie nicht so aussehen:
https://www.stereophile.com/images/styles/600_wide/public/010817-Lexicon%20SL1-600.jpg?itok=ozcaORxr

:o

JFA
04.07.2017, 15:59
Was das denn?

BiGKahuunaBob
04.07.2017, 16:03
Lexicon LS-1, von der letztes CES: https://www.stereophile.com/content/soundsteer-technology-lexicon#dr6MsM7ZkaEmvVD3.97

(modellierte Abstrahlung durch gezielte Ansteuerung der Einzeltreiber)

josh_cpct
04.07.2017, 16:42
Hallo Nils

Mich interessiert wie sich dein Finger auf der Spinne bemerkt macht.
Zum einen, auf die MMS und damit indirekt Frequenzgang und Wirkungsgrad.
Zum anderen wo du berührt hast.

Gruß
Josh

FoLLgoTT
04.07.2017, 16:45
solange sie nicht so aussehen:

Meine werden viel hässlicher. :D


Mich interessiert wie sich dein Finger auf der Spinne bemerkt macht.
Zum einen, auf die MMS und damit indirekt Frequenzgang und Wirkungsgrad.
Zum anderen wo du berührt hast.

Da musst du dich noch etwas gedulden, da ich morgen in den Urlaub fahre. Ich hatte nur den Impedanzgang gemessen, bzw. die Stelle an der die Auffälligkeit auftrat. Der Finger lag nahezu über die volle Tiefe leicht auf, also mit wenig Druck. Dasselbe hatte ich bei der Sicke gemacht, da änderte sich aber nichts.

_Nico_
04.07.2017, 17:09
Hallo Nils,

ist es das Gewicht selbst welches zur Beruhigung der Resonanzen beiträgt, oder möglicherweise die aus dem höheren Gewicht resultierende, bessere Ankopplung des Gehäuses an den Boden?
Oder die Summe beider Effekte? :dont_know:

Ich frage wegen der Beobachtung die ich hier http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/showpost.php?p=151380&postcount=407 einmal gemacht habe.

So von wegen „Tänzeln“ auf dem „Polster“ aus Grashalmen…

Mehr Gewicht -> höhere Reibung gegenüber der Rasenfläche -> Unterdrückung bzw. Verschiebung der Reonanz…?

Wechselwirkung mit der Temperatur könnte dann auch an der Beschaffenheit der Rasenfläche liegen (Feuchtigkeit / Elastizität der Halme)

Um dahinter zu kommen müsste man die Messung einmal roh, mit Gewichten drauf, am Boden befestigt, und Befestigt mit zus. Gewichten machen.. :denk:

Gruß

Nico

FoLLgoTT
04.07.2017, 17:18
ist es das Gewicht selbst welches zur Beruhigung der Resonanzen beiträgt, oder möglicherweise die aus dem höheren Gewicht resultierende, bessere Ankopplung des Gehäuses an den Boden?
Oder die Summe beider Effekte? :dont_know:

Ehrlich gesagt ist mir das auch nicht ganz klar. Der Rasen ist ja recht weich und das Gehäuse kann dadurch kippeln. Allerdings dämpft der Rasen (und vor allem das Moos ;)) auch, so dass ich so eine hohe Güte nicht erwarten würde.

Interessant wäre es, das Gehäuse aufzuhängen. Die Resonanzfrequenz des Pendels wäre jedenfalls sehr tief. Wenn sich die Resonanz bei einigen Hundert Hertz immer noch zeigt, würde das heißen, dass das Gehäuse in sich irgendwie schwingt. Das Gegenstück, es fest am Boden zu verankern, wäre natürlich auch interessant.

Man kann da mit etwas Kreativität und Zeit sicherlich viel untersuchen...

EMP
04.07.2017, 18:09
Bei meiner FEM Analyse (was aber ein Subwoofer, Ergebnisse teile ich mit euch dann nach den Klausuren) ist rausgekommen, dass bei einer ausreichenden Versteifung das Gehäuse als ganzes schwingt. Und wir hatten mir Stahlfüßen, also kein Gummi, simuliert. Evtl. liegt es ja daran?

E: Ihr habt ja oben die Vermutung schon selber geäußert... :)