PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kantendiffraktion: Rundung vs. Fase



FoLLgoTT
14.09.2017, 21:54
Ich habe mal ein bisschen rund um die Ecken der Schallwand simuliert, um herauszufinden, wie sich die Wirkung von Rundung und Fase eigentlich unterscheidet.

Hier ist die Zusammenfassung (http://hannover-hardcore.de/infinity_classics/!!!/Kantendiffraktion.pdf). :)

Gaga
14.09.2017, 22:01
Hallo Nils,

klasse - vielen Dank!

Gruß,
Christoph

xajas
14.09.2017, 22:34
Das ist alles Simulation. Gibt es dazu auch einen echten reellen Versuch/Messungen, die diese theoretische Hypothese belegen?

Alexander
14.09.2017, 23:02
Diese Simulationen sind genauer als die Realität, weil Sie vermögen
die Untersuchung auf nur einen Aspekt (Rundung vs. Fase) zu begrenzen.
In der Realität mischen immer andere Effekte mit rein, zB. die, von der Membrangeometrie abhängige, Eigenbündelung der Treiber.

Wollen wir gleich einen Thread "OT aus Kantendiffraktion: Rundung vs. Fase" aufmachen :D

Danke jedenfalls @Nils!

Für mich bleibt folgendes:
Die Rundung findet Anwendung wenn Kantendiffraktioneffekte abgemildert werden sollen.
Fasen machen insbesondere dann Sinn, wenn es gelingt die Sekundär,- und Tertiärschallquellen in einen Bereich zu legen,
indem der Treiber sie, aufgrund Eigenbündelung, nicht mehr, bzw. deutlich weniger "sieht". Somit können Kantendiffraktionseffekte praktisch elliminiert werden.

lg
Alexander

xajas
14.09.2017, 23:16
Diese Simulationen sind genauer als die Realität, weil Sie vermögen
die Untersuchung auf nur einen Aspekt (Rundung vs. Fase) zu begrenzen.
In der Realität mischen immer andere Effekte mit rein, zB. die, von der Membrangeometrie abhängige, Eigenbündelung der Treiber.



Den Grund für meine Frage hast Du ja selbst genannt :-)

Und genauer ist das, was in der Realität an die Ohren ankommt und nicht das, was reduziert auf einen Parameter auf dem Papier steht (zumindest meiner Meinung nach).

Oldie
14.09.2017, 23:21
Moin,

:yahoo::danke::prost:

Danke Nils

Für's theoretische Verständnis super,
das mit der Praxis hat Alexander ja auch schön und einfach zusammengefasst.
:dance:

:joke:

Mehr miteinander :dance::built:

Grüsse Michi

fosti
14.09.2017, 23:27
@Nils: Wieder einmal vielen Dank für diese Untersuchung! :ok:

@xajas: Ich glaube Du hast nicht verstanden, dass diese Untersuchung es gestattet, diesen Effekt unabhängig (!!!) von anderen Einflüssen zu betrachten. Nils und uns anderen ist (im Gegensatz zu Dir?) klar dass ich bei einem 20cm Breitbänder oder einem Kalottenhochtöner andere Ausgangspositionen habe. In diesem Sinne :prost:

Chlang
14.09.2017, 23:30
Auch von mir ein großes Dankeschön, Nils!

Spannend fände ich noch flachere Winkel bei der Fase, die einen abgeschwächten Effekt für r1 und einen stärkeren für r2 erwarten lassen. Könnte sein, dass sich da eine günstige Mischung finden lässt...

Grüße
Chlang

xajas
14.09.2017, 23:56
@Nils: Wieder einmal vielen Dank für diese Untersuchung! :ok:

@xajas: Ich glaube Du hast nicht verstanden, dass diese Untersuchung es gestattet, diesen Effekt unabhängig (!!!) von anderen Einflüssen zu betrachten. Nils und uns anderen ist (im Gegensatz zu Dir?) klar dass ich bei einem 20cm Breitbänder oder einem Kalottenhochtöner andere Ausgangspositionen habe. In diesem Sinne :prost:



Für mich ist es eine Simulation und keine Untersuchung :-)
Es würde reichen, die gleiche Messung empirisch bei ein und dem gleichen Chassis bei unterschiedlichen Kanten zu wiederholen. Damit hätte man die Varianz/Einfluß der anderen Parameter ausgeschlossen und sich nur auf den Kanteneinfluß reduziert (quod demonstrandum est), inkl. Darstellung wie signifikant dieser Effekt ist - das ist mir klar..
In diesem Sinne :prost:

PS1. Damit ich nicht missverstanden werde -> ich weiß solches Engagement, das Wissen und die Aufwände sowas zu simulieren und danach noch sauber zu Dokumentieren (!!!) zu schätzen und lese sowas immer mit großem Interesse und Bewunderung. Aber das heisst noch lange nicht, dass das Stellen gewisser kritischen, "aufdringlichen" Fragen nicht erlaubt/gewünscht ist oder gleich als mangelndes Verständnis eingestuft wird.
Ist "Critical Thinking" ein Begriff?

PS2. Nach meiner Beobachtung findet man in den Foren zwei "Typen" von Benutzer

1. Theoretiker - sie sind sehr stark daran interessiert, die einzelnen Einflussparameter zu verstehen, zu simulieren, zu messen und aufzuzeigen

2. Praktiker - sie sind einzig und alleine daran interessiert, die Wiedergabekette (in unserem Fall die Lautsprecher) so zu optimieren, dass das, was an die Ohren ankommt, WAHRNEHMBAR oder SIGNIFIKANT verbessert wird.

Sprich: wenn die Ersten hundert Parameter analysieren werden, die die Musikwiedergabe beeinflussen (was heutzutage mit den verfügbaren Analyse- und Messmethoden sehr leicht nachzuweisen ist), werden die Zweiten nur die wenigen Parameter beachten, die für sie tatsächlich hörbare Veränderung/Verbesserung der Musikwiedergabe herbeiführen.

Ich bin eher der zweite Typ. Ich lese und verstehe gerne die "Grundlagen" für bestimmte Verhalten, Phänomene,... Ich beteilige mich auch sehr gerne daran. Aber wenn ich merke, dass in der Praxis deren Auswirkung nicht gegeben ist oder in Relation zum Aufwand nicht signifikant genug ist, ignoriere ich sie. Und um diese Entscheidung zu treffen, muß ich den "Praxiswert" ("was nutzt mir das") aus der realen Welt kennen

Bizarre
15.09.2017, 00:04
Für mich bleibt folgendes:
Die Rundung findet Anwendung wenn Kantendiffraktioneffekte abgemildert werden sollen.
Fasen machen insbesondere dann Sinn, wenn es gelingt die Sekundär,- und Tertiärschallquellen in einen Bereich zu legen,
indem der Treiber sie, aufgrund Eigenbündelung, nicht mehr, bzw. deutlich weniger "sieht". Somit können Kantendiffraktionseffekte praktisch elliminiert werden.
lg
Alexander

Hmm, optimal wäre dann wohl eine Kombination beider Effekte , oder ? Also ne "3D" Schallwand.

Gaga
15.09.2017, 05:50
Moin,


Hmm, optimal wäre dann wohl eine Kombination beider Effekte , oder ? Also ne "3D" Schallwand. Ein 180°-Waveguide mit Verrundung am 'Waveguide-Mund', bzw. einer zweiten, konischen Schallführung nach D.B. Keele (http://www.romythecat.com/pdf/Keele%20%281975-05%20AES%20Preprint%29%20-%20Whats%20So%20Sacred%20Exp%20Horns.pdf), sozusagen...? ;)

Gruß,
Christoph

tiefton
15.09.2017, 07:28
Quasi so ähnlich wie die Schallwand der LS 50....

Yogibär
15.09.2017, 07:37
Vielen Dank Nils für Deine Simulation und den Bericht.
Das Ergebnis bestärkt mich in der Vermutung, dass eine grossradige Verrundung mit breiter Schallwand den Effekt der Kantendiffraktion weitgehend vermeidet. Siehe Grimm LS1 und Big Boy.

Viele Grüße

Thomas

FoLLgoTT
15.09.2017, 07:51
@alle
Erstmal danke für eure Antworten. :prost:



Das ist alles Simulation. Gibt es dazu auch einen echten reellen Versuch/Messungen, die diese theoretische Hypothese belegen?

Wie von den anderen schon beschrieben, ist das nicht nötig und sogar kontraproduktiv. Ich möchte nur den Effekt der Kante untersuchen und in der Realität habe ich keinen RAR und keine Schallquelle, die so klein ist, dass sie bis 20 kHz nicht bündelt.

Weiterhin weiß ich durch meine vielen Prototypen inzwischen, dass ABEC in solchen Dingen verlässlich die Realität abbildet. Ich bin außerdem am Computer viel schneller im Ausprobieren von neuen Formen. Der Kreativität sind hier keine (handwerklichen) Grenzen gesetzt. :)

Im Übrigen ziehe ich daraus keine Schlüsse auf den Klangeindruck. Das muss dann wirklich am realen Objekt untersucht werden.



Spannend fände ich noch flachere Winkel bei der Fase, die einen abgeschwächten Effekt für r1 und einen stärkeren für r2 erwarten lassen. Könnte sein, dass sich da eine günstige Mischung finden lässt...

Ich habe versucht, noch weitere Verhältnisse zu finden, es ist mir bisher aber nicht gelungen. Auch habe ich eine Kombination aus Fase und Rundung (also erst Fase, dann abgerundet) ausprobiert. Das ergab aber leider auch keine neuen Erkenntnisse.

Aber wenn jemand noch eine konkrete Idee hat, kann ich die gerne mal einhacken. :)


1. Theoretiker - sie sind sehr stark daran interessiert, die einzelnen Einflussparameter zu verstehen, zu simulieren, zu messen und aufzuzeigen

Die Unterteilung in Theoretiker und Praktiker liest man oft. Sie ist aber grundfalsch und wird immer wertend von den vermeintlichen Praktikern (in Wahrheit wohl eher "Gläubigen") ins Spiel gebracht. Das, was ich tue, ist hochgradig praktisch. Ich habe diverse Lautsprecher, Subwoofer und Prototypen gebaut (und natürlich gehört), die ich teilweise auch vorher simuliert habe. Dass man systematisch Sachverhalte untersucht (die nicht immer praktisch umgesetzt werden), hat nichts damit zu tun, dass man vermeintlich ein Theoretiker ist.

FoLLgoTT
15.09.2017, 07:58
Für mich bleibt folgendes:
Die Rundung findet Anwendung wenn Kantendiffraktioneffekte abgemildert werden sollen.
Fasen machen insbesondere dann Sinn, wenn es gelingt die Sekundär,- und Tertiärschallquellen in einen Bereich zu legen,
indem der Treiber sie, aufgrund Eigenbündelung, nicht mehr, bzw. deutlich weniger "sieht". Somit können Kantendiffraktionseffekte praktisch elliminiert werden.

Das möchte ich noch mal unterstreichen. Das sehe ich absolut genau so. :prost:

saltonm73
15.09.2017, 09:20
Hallo Nils
Danke für die Interessante Simulationen


Aber wenn jemand noch eine konkrete Idee hat, kann ich die gerne mal einhacken.

Wie würde es dann aussehen, mit eine Doppel Fase wie bei meinen DUOs, entspricht das ähnlich wie eine einfache Fase !
http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/picture.php?albumid=1281&pictureid=27782

FoLLgoTT
15.09.2017, 09:23
Wie würde es dann aussehen, mit eine Doppel Fase wie bei meinen DUOs, entspricht das ähnlich wie eine einfache Fase !


Gibt es dazu eine Zeichnung mit Maßen?

saltonm73
15.09.2017, 09:59
http://www.hifi-forum.de/index.php?action=browseT&forum_id=104&thread=15079&postID=9649#9649

Masse der DUOs LS
Aussen 46x22
Front Masse 42x18,5
Front, oberkante bis mitte Hochtoner 18,5 zur Seite 9,2 (alles in cm Massen )
Bei der Massen sind keine Tiefen angegeben.

Die Doppel Fasen sind mit 45° Fräser entstanden, die eine Fase mit der Oberfräse
auf die front aufgelegt, die zweite Fase gefräst wurde von der Gehäusen seiten, dadurch kam auch für mich, eine neue interessante optischen Front

FoLLgoTT
15.09.2017, 10:03
Hmm, so richtig verstehen tue ich das nicht. Auf den Fotos sieht das für mich wie eine einzige Fase aus, die aus zwei Brettern besteht.

Ich kann das im Moment aus Zeitgründen auch nur auf der kreisförmigen Schallwand simulieren, was für deinen Lautsprecher nur eine geringe Aussagekraft hat. Den müsste man im Ganzen simulieren. Aber wenn du mir das noch mal zeichnest (nur die Fase mit Maßen), kann ich das rotationssymmetrisch simulieren.

saltonm73
15.09.2017, 13:24
Aber wenn du mir das noch mal zeichnest (nur die Fase mit Maßen), kann ich das rotationssymmetrisch simulieren. http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/picture.php?albumid=1281&pictureid=31794



habe mit Paint versucht, ich hoffe das hilft dir :)

bg20
15.09.2017, 15:33
das ist sone idee von mir ist etwas an focal angelehnt

rot ist ein ommes audio hochtöner
gelb dayton rs 150 als mitteltöner
der hochtöner ist bündig eingelassen
der datyon an den seiten bündig und im zentrum 5 mm zurück gesetzt auf der runden schallwand
vieleicht etwas sehr speziell ,aber wen du lust und zeit hast ,würde ich mich freuen .

bg20
15.09.2017, 15:37
ich vergass die gesamt masse der box sind 1050 x320

FoLLgoTT
15.09.2017, 17:05
habe mit Paint versucht, ich hoffe das hilft dir :)

Das sieht dann mit der kreisförmigen Schallwand (22 cm Durchmesser) so aus:

http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=14704&stc=1&d=1505487822

http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=14705&stc=1&d=1505487822

Die Auswirkungen bei deiner rechteckigen Schallwand sind natürlich anders bzw. deutlich abgeschwächt.



vieleicht etwas sehr speziell ,aber wen du lust und zeit hast ,würde ich mich freuen .

Ja, das ist schon deutlich spezieller. So ein Modell per Hand zu basteln, fehlt mir im Moment leider die Zeit.

bg20
15.09.2017, 18:26
kein problem,,,,,das es sehr tricky ist war mir klar ,ich hoffe das ich nach dem urlaub zeit habe ,meinen messkram auf vorderman zu bringen und dann wird gemessen und notfalls ne neu schallwand mit anderen fasen oder rundungen zu probieren
ist zum glück für mich keine große arbeit ,immer nur ein zeitproblem :(

Troy
16.09.2017, 03:52
Ist zwar vermutlich vielen bekannt aber hier ist ein schöner Link wo viel Allgemeines zu Diffraktionen steht, vor allem auch zum schon kurz angedeuteten Vergleich rund vs. eckig: http://www.linkwitzlab.com/diffraction.htm

Nach meinem Verständnis:

Diffraktionen entstehen durch eine Kante in einem gewissen Abstand zur Schallquelle. Jeder Abstand von Schallquelle zur Kante erzeugt eine Sinuskurve im Frequenzgang, wobei die Frequenz des Sinus nur vom Abstand abhängt. Der Zylinder mit Radius 10cm im Beispiel von Nils entspricht dabei einer Frequenz von ca. 3,4kHz, also alle 3,4kHz ist ein Minimum im Frequenzgang auf Achse, weil hier mehr Energie seitlich in den Raum gestrahlt wird und nicht auf Achse. Wenn, aus welchem Grund auch immer, mehrere verschiedene Abstände vorliegen überlagern sich diese Frequenzmuster gewichtet mit der Häufigkeit dieser Abstände.

Welche Möglichkeiten gibt es jetzt, dass verschiedene Abstände vorliegen:

- eine Fase entspricht zwei Kanten. Es überlagern sich daher zwei gleich gewichtete Muster.

- eine Rundung entspricht unendlich vieler Kanten in einem gewissen Bereich definiert durch den kleinsten und größten Abstand von der Schallquelle zu einem Teil der Rundung. Auch hier ist die Gewichtung aller Abstände gleich. Es überlagern sich hier daher auch unendlich viele Muster in diesem Bereich. Bei niedrigen Frequenzen haben aber alle Muster durch den vergleichsweise kleinen Bereich die Maxima und Minima ca. an der gleichen Stelle. Effektiv verschmiert das die Peaks lediglich ein bisschen und schwächt sie dadurch ab. Bei hohen Frequenzen sind die Maxima und Minima durch unterschiedliche Abstände aber schon so weit ineinander geschoben, dass sie sich teilweise kompensieren und der Frequenzgang auf Achse wieder relativ flach wird. Der Übergang von niedrigen zu hohen Frequenzen ist hier ein kontinuierlicher und wird durch die Rundung bestimmt.

- ein quadratisches Gehäuse mit Treiber in der Mitte erzeugt eine kontinuierliche Verteilung von ungleich gewichteten Abständen in einem gewissen Bereich definiert durch den kleinsten Abstand a und den größten a*(2)^0,5. Aufgrund der Geometrie eines Quadrats muss außerdem gelten, dass je näher ein Abstand dem orthogonalen Abstand zur Kante (also a) entspricht, desto stärker ist er gewichtet. Der Effekt ist damit grundsätzlich ähnlich wie bei der Abrundung aber das Muster der Diffraktion des Abstands a dominiert und es ist asymmetrisch verschmiert. Nachdem bei einer quadratischen Front vom Treiber aus der Abstand nach oben, unten, rechts und links überall a entspricht, ist das Interferenzmuster dieses Abstands immer noch recht stark ausgeprägt. Je mehr dieser Abstände sich schlussendlich unterscheiden, desto besser kann man die Diffraktionen verschmieren und man landet bei dezentral montierten Treibern in rechteckigen Gehäusen.

Eine Fase bei einem rechteckigen Gehäuse entspricht bei meiner Darstellung also einer Kombination zweier rechteckiger Gehäuse und damit einer Kombination zweier Verschmierungen. Eine Rundung entspricht der Kombination unendlich vieler rechteckiger Gehäuse und hier sind die Peaks doppelt verschmiert.

Was möchte man nun erreichen? Die meisten Überlegungen bei Diffraktionen beziehen sich auf den Frequenzgang auf Achse. Den kann man durch geschickte Wahl der Fasen über einen weiten Bereich flach halten. Hier gilt es allerdings zu beachten, dass aufgrund der asymmetrischen Verschmierung des rechteckigen Gehäuses sich die berechneten Werte eines Zylinders vermutlich nicht perfekt auf ein rechteckigen Gehäuses übertragen lassen. Mit der Fase hat man dann immer noch relativ ausgeprägt Diffraktionen, die sich aber auf Achse kompensieren. Unter bestimmten Winkeln ist das aber dann zwangsläufig genau anders herum und wenn man Pech hat kommt eine frühe Reflexion im Raum unter genau so einem Winkel an.

Abgerundete Kanten verschmieren zusätzlich die asymmetrische Verschmierung des rechteckigen Gehäuses. Damit bringt man auf Achse keinen so flachen Frequenzgang hin aber es ist praktisch unmöglich sich zusätzliche Probleme einzuhandeln, weil verschmieren der Diffraktionen immer gut ist.

Kann man bei abgerundeten Kanten trotzdem was machen, um den Frequenzgang bei niedrigen Frequenzen flach zu halten? Wie vorher erwähnt sind die orthogonalen Abstände des Treibers zur Kanten der rechteckigen Box besonders ausgeprägte Diffraktionen. Man hat also 4 Abstände, die man so wählen kann, dass sie sich bei niedrigen Frequenzen möglichst gut kompensieren. Bei hohen Frequenzen kommt das Verschmieren bzw. das Bündelungsverhalten des Treibers zum Tragen. Beispielsweise links:7,5cm, oben:12,5cm, rechts:17,5cm, unten:22,5cm. Bei diesen Abmessungen schaut bis ca. 6kHz alles perfekt aus und darüber gibt es eben andere Effekte.

Also: Abgerundete Kanten zeigen unter allen Winkeln und allen Frequenzen schwächer ausgeprägte Diffraktionen als scharfe Kanten. Die grundsätzliche Position der Minima und Maxima ist aber unverändert. Fasen zeigen im schlimmsten Fall genauso starke Diffraktionen wie scharfe Kanten und im besten Fall kompensieren sie sie komplett. Unter jedem Winkel kommt aber beides regelmäßig vor. Ihre größte Stärke liegt vorallem darin, dass sie, richtig gewählt, bei niedrigen Frequenzen auf Achse den Frequenzgang abflachen können, was vorallem bei spiegelsymmetrischen Boxen hilfreich ist, und müssen dafür eben einzelne stärker ausgeprägte Diffraktionen in Kauf nehmen.

Der Text ist leider etwas länger geworden als gedacht aber das ist ein Thema mit dem ich mich gerade etwas mehr beschäftigt habe.

holly65_MKII
16.09.2017, 13:52
Moin Nils,

auch von mir herzlichen Dank für Deine theoretische Betrachtung.:)

Auf die Gefahr hin das ich mich mal wieder unbeliebt mache ein paar Gedanken dazu.....:D

Ich habe mal ein bisschen rund um die Ecken der Schallwand simuliert, um herauszufinden, wie sich die Wirkung von Rundung und Fase eigentlich unterscheidet.


Von den 3187 angemeldeten Nutzern hier verstehen imho nur maximal 1-2% richtig was Du da gemacht hast.
Durch Deine "allgemeine" Formulierung befürchte ich das es 98-99% der Nutzer falsch interpretieren.

Ich sehe schon den Bastler vor mir, der bei seinem neuen Projekt Rundungen an die Gehäusekanten fräst
und im Brustton der Überzeugung sagt:"Fasen sind schlecht(er) weil böse Kantendiffraktion".

Du hast Ja mit dem "worst case" simuliert um den Effekt möglichst deutlich zu zeigen.....
....runde Schallwand, max. kleine Schallquelle.
Das läßt sich (für die eckige SW Kante) auch mit EDGE sehr gut nachvollziehen:
http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=14711&stc=1&d=1505561213
Wenn ich eine "praxisnähere" Schallwand nutze und die anderen Parameter beibehalte
sieht das schon deutlich harmloser aus:
http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=14712&stc=1&d=1505561213
Wenn ich nun auch noch eine "praxisnähere" größe der Schallquelle nutze (in diesem Fall 25mm für einen HT)
sieht das noch mal "harmloser" aus:
http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=14713&stc=1&d=1505561213

Auf Basis Deiner Simu gerundeter oder angefaster Kanten dürfte der Effekt dann in der Praxis imho zu vernachlässigen sein.:)

Ist zwar hier nicht das Thema, aber - gerade passend modellierte Fasen können das Abstrahlverhalten von Hochtönern
deutlich beeinflussen und im idealen Fall an den TMT anpassen.

LG

Karsten

FoLLgoTT
16.09.2017, 15:26
Hallo Karsten,
schön, dass du auch dabei bist. :)


Von den 3187 angemeldeten Nutzern hier verstehen imho nur maximal 1-2% richtig was Du da gemacht hast.
Durch Deine "allgemeine" Formulierung befürchte ich das es 98-99% der Nutzer falsch interpretieren.

Das mag sein, aber zumindest diejenigen, die geantwortet haben, haben es anscheinend zu >90% verstanden. ;)


Auf Basis Deiner Simu gerundeter oder angefaster Kanten dürfte der Effekt dann in der Praxis imho zu vernachlässigen sein.:)

Das sehe ich nicht so. Ich denke auch nicht, dass der Hochton das primäre Ziel für Runden/Fasen sind, da hier der Treiber oder der Waveguide ohnehin praktisch immer bündeln. Viel mehr passiert dagegen im Mittelton. Hier ein praxisnahes Beispiel, das ich noch auf Platte rumliegen habe: ein kleiner 2-Weger mit Waveguide (Trennung bei 1,8 kHz) ähnlich der DXT-Mon.

Scharfe Kante:
http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=14717&stc=1&d=1505568245

http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=14718&stc=1&d=1505568245


Rundung (5 - 50 mm):
http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=14719&stc=1&d=1505568245

http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=14720&stc=1&d=1505568245


Fase (5 - 50 mm):
http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=14721&stc=1&d=1505568245

http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=14722&stc=1&d=1505568245

holly65_MKII
16.09.2017, 16:38
Hi Nils,

herzlichen Dank - den Mittelton hatte ich in dem Moment gedanklich nicht auf dem Schirm.:o

Edith meint:
Bei dieser Kiste habe ich ab der Hälfte Höhe 30 Grad schräge Fasen gemacht.
http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/picture.php?albumid=1615&pictureid=31799
Alle anderen Kanten waren gerade.

Getrennt wurde bei 2230Hz.
http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/picture.php?albumid=1615&pictureid=31800

Abstrahldiagramm nicht normiert.
http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/picture.php?albumid=1615&pictureid=31801

LG

Karsten

Jesse
16.09.2017, 21:19
Hallo Nils,

interessante Simu, danke.


Fasen machen insbesondere dann Sinn, wenn es gelingt die Sekundär,- und Tertiärschallquellen in einen Bereich zu legen,
indem der Treiber sie, aufgrund Eigenbündelung, nicht mehr, bzw. deutlich weniger "sieht". Somit können Kantendiffraktionseffekte praktisch elliminiert werden.

Spannende Idee, werde ich beim nächsten Waveguide-Projekt untersuchen.

Mich würden folgende Varianten noch interessieren:

- Abschrägung mit 30°

- Abrundung mit z.B. hyperbolischem Verlauf, also mit zunächst sehr großem Radius der nach außen zunehmend kleiner wird.

Pollton
17.09.2017, 23:49
Hallo,

@Nils, auch von mir vielen Dank für die Simulation!

@all, ich hab dazu noch ein paar Verständnisfragen. Hier wurde das meiste schon durchgenommen, aber
ich habe noch nicht alles verstanden.

1. In der Simu zeigen die Rundungen das beste Ergebnis. So weit ich das verstanden habe, kommen in der
Realität noch andere Faktoren dazu, wie z. B. Bündelung der Treiber und die Schallwandbreite spielt wahrscheinlich auch eine
Rolle. Kommen noch andere Faktoren dazu?
2. Wenn man aus optischen Gründen, lieber Rundungen verwenden möchte, aber eine Fase laut Messung besser
wäre, würde man dann einen Unterschied hören? Ich meine, die unterschiede im Messergebnis können, ja nur minimal sein.
3. Kann man sagen, dass Rundungen generell besser sind, als wenn man gar nichts macht (scharfe Kanten)?

Gruß
Werner

Troy
18.09.2017, 02:15
Hallo Werner,

ich versuche mal mein Bestes.


1. In der Simu zeigen die Rundungen das beste Ergebnis. So weit ich das verstanden habe, kommen in der
Realität noch andere Faktoren dazu, wie z. B. Bündelung der Treiber und die Schallwandbreite spielt wahrscheinlich auch eine
Rolle. Kommen noch andere Faktoren dazu?

Ich bin mir nicht sicher, ob die Rundung auf Achse hier wirklich das Beste Ergebnis erzielt. Bei der Fase sieht das Ganze ähnlich gut aus.

Die Überlegungen über Diffraktionen sind ein Aspekt der Richtcharakteristik von Lautsprechern. Die Abmessungen der Schallwand hauen dir Probleme rein, durch geschickte Wahl der Abmessungen möchtest du das Problem reduzieren und durch die Rundung/Fase den Feinschliff reinbringen.

Grundsätzlich sollte man wohl versuchen jeden Effekt für sich gesehen unauffällig zu halten und nicht anfangen versuchen einen durch einen anderen zu kompensieren. Da kommt dann wohl eher Blödsinn raus, weil eine gute Kompensation in alle Raumrichtungen bei allen Frequenzen kaum möglich ist.

Andere Effekte, die die Richtcharakteristik ändern können sind, wie du schon sagst, die Bündelung des Treibers, stehende Wellen von Gehäusewänden (passendes Material wählen und Streben einbauen) oder stehende Wellen im Inneren des Gehäuses (Schallabsorber an den Geschwindigkeitsmaxima positionieren).


2. Wenn man aus optischen Gründen, lieber Rundungen verwenden möchte, aber eine Fase laut Messung besser
wäre, würde man dann einen Unterschied hören? Ich meine, die unterschiede im Messergebnis können, ja nur minimal sein.

Das Ziel für dich ist ja vermutlich, dass du mit deinem Lautsprecher am Schluss zufrieden bist. Es ist daher als Außenstehender schwierig optische und akustische Vorzüge gegeneinander abzuwiegen. Vermutlich hast du aber Recht, dass die Unterschiede eher im Detail sein werden.


3. Kann man sagen, dass Rundungen generell besser sind, als wenn man gar nichts macht (scharfe Kanten)?

Rundungen sind theoretisch immer besser als scharfe Kanten. Die Frage ist, ob dus merkst. Die Rundung bringt was über den ganzen Frequenzbereich aber der Effekt nimmt bei niedrigen Frequenzen ab. Um auch bei niedrigen Frequenzen einen merklichen Effekt zu haben, kannst du den Radius der Rundung erhöhen. Eine Rundung mit kleinem Radius mag daher theoretisch besser sein bei niedrigen Frequenzen, hören wirst du es aber nicht. Linkwitz schreibt, dass der Radius der Rundung größer sein muss als 1/8 der Wellenlänge des Schalls damit es was bringt - als Faustregel. Also eine Rundung mit Radius 3cm bringt nach dieser Faustregel was bei Frequenzen über 1400kHz. Die Simulation von Nils schaut vom Bild her auch etwas wie eine 3cm Rundung aus und da hast du ja den Frequenzgang dazu.

Pollton
18.09.2017, 13:52
Hallo Troy, vielen Dank für die ausführliche Erläuterung.


Klar, wenn man die perfekte Box bauen will, muss man solche Dinge beachten, machen aber auch nicht alle Entwickler.
Bleibt noch die Frage, wie sich das auf dem gesamten Klangbild auswirkt, wenn es weniger als 1% aus macht und man gewisse optische Vorlagen hat, kann man es wohl vernachlässigen. Ich glaube auch, dass der Raumeinfluss die Optimierung wieder zum Teil zunichte macht.


Also, wenn auf einem gemessenen Gesamtfrequenzgang nichts zu erkennen ist, ist dann alles in Ordnung, oder sieht man die Auswirkungen nur in so einem Sonogramm?


Gruß
Werner

Alexander
18.09.2017, 14:02
Hallo Werner

Lies mal Hier (http://heissmann-acoustics.de/kantendiffraktion-sekundaerschallquellen-treiberanordnun/) rein ... Ich meine da werden auch ein paar Deiner Fragen beantwortet.

Viele Grüße
Alexander

Pollton
18.09.2017, 14:56
Hallo Alexander,


vielen Dank, Deine Seite kannte ich schon, ich hab es so weit auch verstanden.


Aber eine Frage habe ich doch noch.:rolleyes: Man sieht bei der Box ohne Fase und kleine Fase eine Überhöhung. Die kann man doch auch mit der Weiche wegfiltern, oder?

Azrael
18.09.2017, 17:37
Dann könnte es unter Winkel aber "komisch" werden.

Viele Grüße,
Michael

Troy
18.09.2017, 18:41
In einem Lautsprecher sind meistens mehere Treiber. Um tiefe Frequenzen laut abspielen zu können, muss man große Luftmengen verschieben. Das heißt man braucht einen Treiber mit großer Membran.

Die Schallbündelung des Treibers beginnt aber bei immer niedrigeren Frequenzen mit zunehmenden Membranabmessungen. Das liegt daran, dass die Membranabmessungen dann irgendwann im Bereich der Wellenlänge des Schalls sind und die Membran nicht mehr als Punktquelle angesehen werden kann. Bei hohen Frequenzen spielt so ein Treiber nur mehr gerade nach vorne. Es kommt auch noch zu anderen Problemen. Es kann zu einem Dopplereffekt kommen: Der Hochton wird entweder zu höheren Frequenzen oder zu niedrigeren Frequenzen verschoben je nachdem in welche Richtung sich die Membran aufgrund eines laut gespielten Tieftons bewegt. Es kann zu cone breakup kommen, also Verformung der Membran und damit ungleichmäßiges abstrahlen des Schalls, wenn die Membran nicht leicht aber gleichzeitig steif genug ist, um die Beschleunigungskräfte auszuhalten.

Desswegen nimmt man einen Hochtöner dazu mit kleinerem Membrandurchmesser, der die Probleme im Hochton dann nicht hat. Wenn man nur einen Treiber mit kleiner Membran nimmt, kann der nicht ausreichend Luft verdrängen und wenn man ihn soweit auslenken könnte, dass es reichen würde, wäre der Dopplereffekt umso schlimmer.

Jetzt hat man also aufgrund der Membrandurchmesser einen Tieftöner der merklich z.b. ab 1kHz bündelt und einen Hochtöner der erst ab 4kHz bündelt. Die beiden müssen ja auch noch irgendwie verheiratet werden, sagen wir mit einer Trennfrequenz von 2kHz. Der Lautsprecher strahlt dann bis 1kHz und zwischen ~2-4kHz breit ab. Über 4kHz nimmt die Richtwirkung gleichmäßig zu, das stört nicht so. Bzw. im Beispiel von Nils erzeugt der Waveguide auch noch recht breites Abstrahlverhalten bei hohen Frequenzen.

Der Bereich 1-2kHz relativ zum 2-4kHz Bereich ist aber jetzt ein Problem. Bei 1-2kHz wird mehr Schall nach vorne geschickt als zur Seite und bei höheren Frequenzen ist das plötzlich nicht mehr so. Wenn man den Frequenzgang auf Achse elektronisch ausgleicht, dass er eben wird, sind die Reflexionen im Raum verzerrt. Wenn man die gesamte Schallenergie, die er abstrahlt konstant hält, ist der direkte Schall bei 1-2kHz zu laut.

Das grundlegende Problem ist wohl, dass eine echte Schallquelle ganz unterschiedlich aufgebaut sein kann und oft nur in einem kleineren Frequenzbereich abstrahlt, da aber gute Richtwirkung hat, aber ein Lautsprecher alle echten Schallquellen abbilden können soll.

Was kann man dagegen machen?
- Mehr Wege: Dann kann man Treiber nehmen bei denen sich der Bereich in dem sie saubere Richtwirkung haben großzügig überlagert.
- Waveguide für den Hochtöner: Dadurch kriegt der Hochtöner ein Abstrahlverhalten wie es ein Treiber mit größerem Membrandurchmesser hätte und die beiden passen wieder zusammen.
- Treiber wählen, bei denen man die Trennfrequenz so ansetzen kann, dass der Tieftöner noch nicht bündelt aber der Hochtöner noch genügend Kapazitäten hat um entsprechend laut spielen zu können. Das kann entweder maximale Lautstärke oder Abdeckung des Frequenzbereichs kosten (vorallem Tiefbass).

Was macht jetzt die Fase dagegen? Die Fase erzeugt aufgrund geschickter Wahl ihrer Abmessungen ein Maximum im Frequenzgang auf Achse bei ca 3kHz. Die Energie wird aber aus anderen Raumrichtungen entnommen. Die Frequenzen sind hier noch niedrig genug, dass alle Minima und Maxima sehr breit sind. Dadurch gibt es das Problem nicht mehr, dass der 1-2kHz stärker fokusiert als der 2-4kHz Bereich. Also hier kompensieren Diffraktionseffekte eine nicht-ideale Bündelung im Bereich der Trennfrequenz. Bei deutlich höheren Frequenzen würde das nicht mehr gehen, weil dort die Minima und Maxima der Diffraktion nicht mehr so breit sind.

Pollton
18.09.2017, 20:27
Dann könnte es unter Winkel aber "komisch" werdenl

Warum? Bei meinem letzten Projekt habe ich das so gemacht, oder ist es Grütze, klingt aber gut.

14738

Pollton
18.09.2017, 20:33
@Troy

Dein letzter Absatz war schwere Kost, aber ich glaube, ich hab es verstanden.:) Das nächste Projekt kann kommen.

FoLLgoTT
18.09.2017, 21:46
Ich habe das Dokument um folgende Untersuchungen erweitert:

- Variation des Winkels (Winkel und r1 variieren, r2 konstant)
- Variation der Laufzeit (Winkel variiert, r1 und r2 konstant)

Ich lande immer wieder bei 45° und einem Verhältnis zwischen den Radien von 1/wurzel(2). Das scheint irgendwie gülden zu sein. ;)

fosti
19.09.2017, 21:12
Moin Nils,

von den Simus in #28 http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/showpost.php?p=215185&postcount=28

gefällt mir die mittlere am besten, da sie um 3kHz etwas aufmacht und damit dieser Kurve nahe kommt:
http://bilder.hifi-forum.de/max/120742/diffuse-attenuation_607054.png

Viele Grüße,
Christoph

Bizarre
19.09.2017, 22:46
Hi Christoph,

"attenuation" +3dB heißt für mich Absenkung um 3dB...Ich seh da die "BBC Senke"...

fosti
19.09.2017, 22:57
Die Bildunterschrift ist leider etwas missverständlich formuliert. Gemeint ist dass das menschliche Gehör im Bereich 2-4kHz sensitiver ist, was den Direktschall angeht. Also macht es hier Sinn, wenn der LS etwas mehr Diffusschall produziert. Darüber und darunter ist es genau umgekehrt. Linkwitz beschreibt das hier ganz gut (etwas runter scrollen, bis zu dem Absatz über der Grafik): http://linkwitzlab.com/orion-rev3.htm

Der BBC-Dip ist nur die zweitbeste Lösung, indem in dem Bereich nur der Pegel zurückgenommen wird.

EDIT:
Im Vergleich zu anderen Frequenzbereichen bewertet das menschliche Ohr zwischen 2-4kHz den Direktschall um etwa 2,5dB höher als den Diffusschall, was bei der Entwicklung von Lautsprecher entsprechende Berücksichtigung finden muss. Je nach Lautsprechermodell und dem damit verbundenen optimalen Hörabstand achten wir beispielsweise darauf, dass der Lautsprecher im Bereich zwischen 2-4kHz weniger stark bündelt. Ansonsten käme es in diesem Bereich zu einer Überbetonung, was weder der Klangfarbetreue noch dem Entfernungsfinden dienlich wäre – das Klangbild würde nämlich präsenter wirken und subjektiv dichter an den Hörer rücken.“
Quelle:https://www.fairaudio.de/dwt/artikel/2009-firmenberichte/bericht-firma-hifi-musikelektronic-me-geithain-lautsprecher-5.html

Bizarre
19.09.2017, 23:36
Danke für die Info und die Links ! Also etwas mehr "Aufweitung" zwischen 2 und 4 kHz scheint vorteilhaft.. ( oft ist ja genau das Gegenteil der Fall ).

PS: Aktuell höre ich nur im Nahfeld, da reicht mir die zweitbeste Lösung völlig....

Jesse
20.09.2017, 00:43
Zitat:
Im Vergleich zu anderen Frequenzbereichen bewertet das menschliche Ohr zwischen 2-4kHz den Direktschall um etwa 2,5dB höher als den Diffusschall...
Aber tut es das nicht auch beim direkten Abhören von Musikinstrumenten?

fosti
20.09.2017, 02:19
Richtig, wenn man nicht gerade im Freifeld oder RAR dem Instrument lauscht. Aber das WoZi ist normalerweise nicht der Ursprungsraum. Man will ja i.A. nicht eine Abhörbedingung schaffen, als würden die Instrumente in den eigenen 4 Wänden spielen, sondern möglichst den Aufnahmeraum ins WoZi projizieren. Ich muss mal den kompletten Fastl/Zwicker besorgen.

fosti
20.09.2017, 06:20
Vielleicht können die MODS die Beiträge ab #41 in dieses Thema verlegen: http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/showthread.php?t=15940
Dort passt das thematisch besser und dieses Thema bleibt bei den Kantendiffraktionen.

Viele Grüße,
Christoph

ctrl
20.09.2017, 13:02
Hallo,

meinen Segen habt ihr, passt gut in meinen Thread.

Gruß Armin

Troy
20.09.2017, 15:15
Irgendwie fehlt mir da der Zusammenhang. Das scheint ja eine Eigenschaft des Gehörs zu sein. Was bewegt dich zu der Annahme, dass eine Änderung des Lautsprechers, der in diese Kerbe schlägt, besser klingt?

Da steht ja nur, dass das Gehör diffusen Schall besser wahrnimmt. Das tut es aber, wie Jesse schreibt, sowohl wenn ein Lautsprecher spielt als auch ein Instrument. Für eine klare Abbildung des Instruments sollte der Lautsprecher also das gleiche Abstahlverhalten haben wie das Instrument und dann macht das Gehör mit beiden Wiedergaben sein Ding.

Du schreibst, dass andere Abhörbedingungen oft gewünscht sind. Andere Aufnahmeräume zeichnen sich aber vorallem dadurch aus, dass sie Reflexionen mit unterschiedlichen Verzögerungen und Lautstärken erzeugen. Dem wird oft Rechnung getragen indem die Reflexionen dem Material beigemischt wird, weil die natürlichen Reflexionen im WoZi nicht ausreichen um große Hallen zu simulieren. Auch ein stäker seitlich abstrahlender Lautsprecher bei 3kHz kann keine späteren Reflexionen erzeugen. Aber der Schall der von einer tatsächlich im WoZi stattfindenden Reflexion, die es ja trotz zugemischter Reflexionen weiterhin gibt, bei dir ankommt ist um 3kHz lauter und damit anders als es dein Gehör erwarten würde und auch anders als die beigemischten Reflexionen. Der einzige Spezialfall bei dem sowas meiner Meinung nach Sinn machen würde, wäre wenn die Wände im WoZi 3kHz aus irgendeinem Grund schlechter reflektieren können als andere Frequenzen, sodass zumindest die erste Reflexion unverfälscht bei dir ankommt.

Du trimmst mittels DSP ja auch den Lautsprecher nicht auf equal loudness Kurven, nur weil es das Gehör dann gleich laut wahrnimmt. (https://de.wikipedia.org/wiki/Geh%C3%B6rrichtige_Lautst%C3%A4rke#/media/File:Kurve_gleicher_lautst%C3%A4rke.svg)

Insgesamt klingt das für mich so als würde man für jemanden mit Farbenschwäche beim Bildschirm den Grünanteil aufdrehen und sagen, dass es jetzt besser aussehen muss. Wenn er das Computerbild aber mit einem natürlichen Bild vergleich wird es ihm trotzdem falsch vorkommen.

BiGKahuunaBob
20.09.2017, 16:01
Guter Punkt @troy!
Diese Zwicker-Kurve wurde hier schon zwar oft bemüht, aber was bedeutet das letztendlich? Also fürs Design? Geithain wird ja unterstellt, dass sie das (teilweise) berücksichtigen, aber das sehe ich eher als "Philosophie" als als modernes Konstruktionsmerkmal (machen sie bei Waveguide ja auch so).

fosti
20.09.2017, 17:21
Nee, kein guter Punkt: ;)


....... Für eine klare Abbildung des Instruments sollte der Lautsprecher also das gleiche Abstahlverhalten haben wie das Instrument ............

Das geht ja schon mal gar nicht....z.B. schon mal das Abstrahlverhalten einer Geige über ihren Frequenzbereich gesehen?


.......
Insgesamt klingt das für mich so als würde man für jemanden mit Farbenschwäche beim Bildschirm den Grünanteil aufdrehen und sagen, dass es jetzt besser aussehen muss. Wenn er das Computerbild aber mit einem natürlichen Bild vergleich wird es ihm trotzdem falsch vorkommen.

Umgekehrt wird ein Schuh draus: Der Raum macht den Gelbstich und so kann man es evtl. wieder korrigieren.:)

Matthias hat ja oben schon geschrieben, dass das im Nahfeld und in akustisch behandelten Studios evtl. nicht zielführend ist mit der Zwickerkurve (Die ja auch so nicht in Marmor gehauen ist, sondern man ähnlich der house-curve optimieren kann.).

Viele Grüße,
Christoph

Troy
20.09.2017, 17:42
Das geht ja schon mal gar nicht....z.B. schon mal das Abstrahlverhalten einer Geige über ihren Frequenzbereich gesehen?

Hab ich vor mir in Sound Reproduction von Toole auf Seite 36. ;) Natürlich kann ein Lautsprecher nicht dieses Richtverhalten haben. Und gleichzeitig das Richtverhalten eines Klaviers und einer Stimme und einer Orgel und für Filme eines Hubschraubers, eines Autos, einer Explosion und und und

Das Ziel kann es also höchstens sein alles über den kleinsten gemeinsamen Nenner glaubwürdig abbilden zu können. Dabei muss man sicher aber am Richtverhalten der Schallquelle orientieren. Das Gehör verarbeitet ja in jedem Fall den Schall weiter, egal ob man ihm die Verarbeitung abnehmen möchte oder nicht. Wenn man die Verarbeitung jetzt noch künstlich in die gleiche Richtung weiter treibt, wird man das unnatürlich wahrnehmen, weil es unerwartet ist für das Hirn. Im Gegensatz dazu erwartet es ja den natürlich etwas anderen Frequenzgang durch ein seitlich eintreffendes Signal. Das hilft bei der Ortung. Wenn man das kapputt macht kann man das Signal nicht mehr so gut orten.


Die Aussage der Grafik ist ja, dass man seitlich eintreffenden Schall bei ~3kHz lauter wahrnimmt als wenn er gerade von vorne kommen würde. Diese Aussage wertet ja nicht. Wie kommst du darauf, dass zusätzlicher seitlicher Schall bei ~3kHz vorteilhaft sein soll? Warum soll die Konsequenz nicht sein, dass man um jeden Preis Schall um 3kHz von der Seite vermeiden soll?

FoLLgoTT
20.09.2017, 17:47
Dabei muss man sicher aber am Richtverhalten der Schallquelle orientieren.

Nein, ganz und gar nicht. Man muss sich von der Annahme lösen, ein Lautsprecher (also Hifi) hätte irgendwas mit einem Instrument zu tun. Das sind zwei völlig unterschiedliche Dinge. In Tooles Untersuchungen wurden übrigens die Lautsprecher mit halbwegs neutralem Abstrahlverhalten als "besser" empfunden. Über die Stärke der Bündelung macht er jedoch keine Aussage.

Ich sehe das so: eine Diffusschallkompensation (ähnlich wie bei Kopfhörern) ist nicht notwendig, da dies bereits beim Abmischen berücksichtigt wird. Es wird ja auf Lautsprechern in einem nicht schalltoten Raum abgemischt. :)

Troy
20.09.2017, 17:58
Nein, ganz und gar nicht. Man muss sich von der Annahme lösen, ein Lautsprecher (also Hifi) hätte irgendwas mit einem Instrument zu tun. Das sind zwei völlig unterschiedliche Dinge.

Damit wollte ich auch lediglich auf neutrales Richtverhalten als kleinsten gemeinsamen Nenner aller möglichen Schallquellen hinaus bzw. auf gleichmäßig zunehmnede Bündelung mit steigender Frequenz, weil bei jeder Schallquelle mit steigender Frequenz die Wellenlänge kleiner wird relativ zur Quelle und damit tendenziell stärker bündelt.


In Tooles Untersuchungen wurden übrigens die Lautsprecher mit halbwegs neutralem Abstrahlverhalten als "besser" empfunden. Über die Stärke der Bündelung macht er jedoch keine Aussage.

Ein neutrales Abstrahlverhalten schließt da ja wohl auch weniger Bündelung nur im Bereich von 3kHz aus.

fosti
20.09.2017, 19:11
Man muss das auch nicht machen und das sogar komplett ignorieren. Ich finde es jedenfalls ganz angenehm (in schwierigen Räumen welche akustisch nicht neutral sind) einen weiteren Freiheitsgrad zu haben. Ich halte jedenfalls Ziwcker und Fastl nich unbedingt für Dummschwätzer. Es läuft übrigens unter dem Kapitel "Loudness".

Viele Grüße,
Christoph

FoLLgoTT
20.09.2017, 19:13
Damit wollte ich auch lediglich auf neutrales Richtverhalten als kleinsten gemeinsamen Nenner aller möglichen Schallquellen hinaus bzw. auf gleichmäßig zunehmnede Bündelung mit steigender Frequenz, weil bei jeder Schallquelle mit steigender Frequenz die Wellenlänge kleiner wird relativ zur Quelle und damit tendenziell stärker bündelt.

Es gibt Musik, die komplett künstlich entsteht und die keine reale Vorlage hat.

Eigentlich gehört das alles gar nicht in diesen Thread. Vielleicht kann ein Moderator das rüberschieben. :)

FoLLgoTT
28.12.2017, 09:02
Update: ich habe ein praktisches Beispiel (2-Weger) ohne und mit Fase und ohne und mit Waveguide in das Dokument eingefügt. :)

Lauscher
28.12.2017, 10:13
Wieder gelöscht - weil doch noch nicht richtig verstanden :)

Viele Grüße
Jens

Gaga
28.12.2017, 21:48
Vielen Dank, Nils!
:ok:
Gruß,
Christoph

Simon
29.01.2018, 16:05
Aber wenn jemand noch eine konkrete Idee hat, kann ich die gerne mal einhacken. :)

Hier mal ein Lautsprecher von ATC:

http://atcloudspeakers.co.uk/wp-content/uploads/2012/09/EL150-SLP-speaker.png
Das Bild stammt im Übrigen auch von atcloudspeakers.co.uk


Hier wird die Schallwand möglichst schmal gehalten. Der MT passt gerade noch drauf.
Dann folgt eine Rundung, die mit einem sehr großen Radius beginnt und nach außen immer kleiner wird.

Leider findet man keine genauen Bemaßungen des Gehäuses.
Die Breite liegt allerdings bei 650mm und die Tiefe bei 290mm.
Wenn ich von 104mm HT-Durchmesser und 154mm MT-Durchmesser ausgehe, dürfte die Schallwand ~200mm messen.

Ich wäre wirklich neugierig, wie sich das simuliert/misst.
http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/images/ATC_EL150SLP_views.jpg

Und freundlich grüßt
http://www.cosgan.de/images/smilie/frech/e025.gif der Simon

walwal
26.02.2018, 11:24
Hier einige Auszüge aus dem Visaton-Thread. Es ging darum, die Concorde mit einem Waveguide für den Hochton bezüglich horizontalem Abstrahlverhalten zu optimieren.
Das erste Gehäuse war 27 cm breit und hatte nur 15 mm Fase seitlich.
Messungen dazu bei Visaton:
http://www.visaton.de/vb/showpost.php?p=328960&postcount=102

So sah sie aus

http://www.visaton.de/vb/showpost.php?p=328964&postcount=105

Viel später erfolgte die Messung mit 70 mm breiten Fasen:
http://www.visaton.de/vb/showpost.php?p=331750&postcount=346

Der thread ist sehr umfangreich und beschreibt einige Optimierungen, die nichts mit den Thema Fasen zu tun haben.

rpnfan
08.12.2019, 10:26
Ich habe mal ein bisschen rund um die Ecken der Schallwand simuliert, um herauszufinden, wie sich die Wirkung von Rundung und Fase eigentlich unterscheidet.

Hier ist die Zusammenfassung (http://hannover-hardcore.de/infinity_classics/!!!/Kantendiffraktion.pdf). :)

Hallo Nils,
der Link zu dem PDF, wie auch in deiner Signatur führen im Moment nur auf eine Webseite mit Konzertankündigung. Gibt es einen aktuellen Linke? :-D

Vielen Dank und viele Grüße
Peter

FoLLgoTT
12.12.2019, 08:42
Sollte wieder gehen. :)

Koaxfan
12.12.2019, 11:07
Hach ja, wie liebe ich meine Unternehmens-IT, die einen URL-Filter auf "Hardcore" hat und mir wahrscheinlich gleich den Personalvorgesetzten vorbeischickt...

FoLLgoTT
12.12.2019, 15:43
:D

Ich habe mir schon seit Ewigkeiten vorgenommen, eine eigene URL dafür zu reservieren (die jetzige gehört meinem Bruder, ich bin nur Trittbrettfahrer). Aber ihr wisst ja, wie das mit solchen Dingen ist...:rolleyes:

rpnfan
15.12.2019, 19:52
Sollte wieder gehen. :)

Herzlichen Dank Nils! Hat geklappt! :-)