Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Bafflestep: belassen oder "korrigieren"? Ggf.: in welchem Maße?
Guten Tag.
Hörerfahrungen in jüngerer Zeit veranlassen mich zu der Vermutung, dass meine früheren LS-Kreationen insofern Fehlkonstruktionen waren (unter anderem), als sie im Grundtonbereich - Bass ist eigenes Thema --> "Grundton" dann etwa 150 Hz bis 600 Hz, soweit es um LS-Entwicklung geht? - eine Anhebung aufwiesen (im Direktschall..). Nach dem Motto: Klingt so "wärmer", "erdiger", weniger aggressiv --> Wohlklang!
Jetzt also gehe ich davon aus, dass jegliche Anhebung da unten klanglich nachteilig ist; vom Spezialfall einschlägig missratener Tonaufnahmen einmal abgesehen. Und wie gesagt, den Bassbereich möchte ich vorerst ausklammern aus der Betrachtung.
Natürlich beziehe ich mich hier weiterhin auf den FG in Hörrichtung. (~ "auf Achse")
Die Frage ist nun: Wie verhält es sich mit der bei schlank gehaltenen Schallwänden gängigen Kompensation des 'Bafflesteps'?
Es ist klar, dass strikte Neutralität erfordern würde, auch im Grundton für so viel Bündelung zu sorgen, wie im Mittel-/Hochtonbereich angestrebt wird. Dies ist aber mit konventionellen Konstrukten - Tieftöner/TMT auf "wohnraumtauglicher" Schallwand, keine sonstigen technologischen Kniffe + MT/HT (nur) moderat breitstrahlend - praktisch nicht zu erreichen.
Es soll hier also um schlanke Gehäuse gehen, sagen wir: <= 30 cm. Oder noch anders formuliert, um Missverständnissen vorzubeugen: Es geht um Gehäuse, bei denen der Bafflestep in signifikantem Maße auftritt.
Konkrete Fragen:
1) Gibt es einen klaren Konsens, wie mit dem Bafflestep umzugehen ist, im Rahmen des Konzepts neutraler Wiedergabe?
2) Wer hat Erfahrungen mit NICHT vollständig linearisiertem Frequenzgang (auf Achse) im Grundton? Welche?
2 a) Falls hierzu positive Erfahrungen vorliegen: In welchem Maße sollte der Bafflestep unkorrigiert bleiben?
mtthsmyr
20.11.2017, 15:55
Das würde ich auch mal gerne wissen!
My 5 cents:
Den angehobenen Grundton (150..600Hz) - in geringem Maße (1..2dB) mag ich das haben. Wenn unten herum (<200Hz) alles stimmt, dann funktioniert das auch. Wenn man den BSC Anstieg sanft ansteigend von 100..1kHz einbaut, dann wird der Lausprecher um 400Hz herum zu dünn, auffällig bei Männerstimmen. Wenn man volle Bafflestepkorrektur betreibt, geht dem Lautsprecher die "Attacke" verloren. Aber irgendetwas muss man machen.
Was nach meiner Erfahrung funktioniert: Der Anstieg sollte auf den Bereich 100Hz bis 200/300Hz begrenzt sein, passend zu Aufstellung und Raumgröße gewählt.
Beispiel für so eine Abstimmung:
https://www.lautsprecherbau.de/Magazine/Lautsprecherbau-Magazin-2011/Ausgabe-November-2011/_Little-Princess_8636,de,900601,2142
Gegenbeispiel ist die Tafal. Genialer Mittelhochton - ist aber eine Full-BSC Konstruktion. Ich messe die ab 100Hz als Strich. Für mein Hörempfinden muss die unpraktikabel weit von der Wand entfernt stehen um ausgewogen zu klingen.
Edit: Korrektur zur BSC-Messung: es scheint doch eher eine 2dB-Stufe zu sein.
Weiteres Beispiel - Das ist eine ältere Eigenkonstruktion (RevalADC), mit der ich einigermaßen happy war:
http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=15323&stc=1&d=1511189119
Da ist alles drin. Leichter BSC-Anstieg von 100 bis 200Hz. Leichte Grundtonwärme (200...600Hz), und ein tauglicher Roll-off unterhalb von 100Hz.
VG,
Matthias
holly65_MKII
20.11.2017, 16:07
Moin,
Weiteres Beispiel - Das ist eine ältere Eigenkonstruktion (RevalADC), mit der ich einigermaßen happy war:
http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=15323&stc=1&d=1511189119
so ähnlich wie Matthias entzerre ich für meinen Hörraum auch sehr gern.
Ab 200Hz abwärts leicht fallend.....das füllt der Raum/Aufstellung bei mir sehr gut auf.
LG
Karsten
Danke erstmal für eure beiden Beiträge.
Nun kann man einen unterhalb 300 Hz (!) zu tiefen Frequenzen leicht fallenden Frequenzgang - bei Wohlgemuths 'Little Princess' ca. 3 dB (bis 100 Hz, drunter tendenziell wieder linear); bei der im Diagramm oben gezeigten 'RevalADC' "bloß" 1 dB - auch ganz gut mit Worten wie "schlanker, zurückgenommener Bass" umschreiben.
So dass es hier also eigentlich doch eher um den Bassbereich geht (denke ich), und zwar darum, Problemen einer wandnahen Aufstellung oder allgemein einer bassverstärkenden bzw. mit problematischen Moden behafteten Raumakustik entgegenzuwirken. Oder schlicht um eine Vorliebe für schlanke, "straffe" Bässe.
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Mir geht's dagegen im Moment um den Bereich 150 - 600 Hz. Vielleicht noch etwas darüber; das wäre durchaus auch zu diskutieren.
Ich möchte meine obige Aussage leicht korrigieren: Da bei der 'Little Princess' der FG erst oberhalb von ca. 300 Hz linearisiert ist, entspricht sie im Prinzip schon meiner Vorstellung einer nur teilweisen BaffleStep-Korrektur. Faktisch wirkt sich diese Abstimmung aber erst im Bassbereich deutlich aus; über 150 Hz ist der hörbare Effekt wohl nur gering.
tschense
20.11.2017, 17:38
Zum Verständnis finde ich es gut, deinen LS in Edge nachzustellen und dann mal mit der Schallwandbreite zu spielen. Dann sieht man die Auswirkung des BaffleStep sehr gut.
LG Jens
Als Beispiel für das, worum es mir geht, hier das Default-Projekt in Boxsim:
http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=15324&stc=1&d=1511193306
http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=15325&stc=1&d=1511193306
Die Box ist 23cm breit, 33cm hoch und hat seitlich Fasen mit 1,6cm "Radius". Tiefmitteltöner ist der Visaton AL 130 (=13er).
Im normalen FG-Diagramm beachte man den 'Energiefrequenzgang'.
Den würde ich so interpretieren: Leichte Überhöhung im Oberbass (~125 Hz), darüber linear bis ca. 400 Hz. Damit der Energiefrequenzgang solchermaßen "linear" ist, muss man im 0°-Frequenzgang einen Anstieg in Kauf nehmen. Von 400 bis ca. 750 Hz fällt die Energieabgabe um gut 3 dB - was sicherlich alles andere als ideal ist. Dies korrespondiert im Diagramm mit den Richtungsfrequenzgängen mit einem starken Auseinanderlaufen der Kurven --> stark zunehmende Bündelung. Andererseits ist im fraglichen Frequenzbereich der 0°-FG ausgeglichen (von linear kann man nicht wirklich sprechen).
Mutmaßliches klangliches Ergebnis in einem "normal" reflektierenden Hörraum: Da im Bass und Grundton (bis ca. 500 Hz) erheblich mehr Schallenergie abgestrahlt wird als in den (höheren) Mitten, ist die Klangbalance insgesamt entsprechend gefärbt. Nach meinem Verständnis müssten auch die Klangfarben von Instrumenten mit passendem Spektrum leicht verfärbt sein: Weil das Gehör bei diesen eher tiefen Frequenzen nicht mehr so gut zwischen der 'ersten Wellenfront' und den Raumreflexionen unterscheiden kann.
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Mit Blick auf den Energiefrequenzgang möchte ich meine Ausgangsfrage also so umformulieren:
Inwieweit ist es sinnvoll, bei schlanken Schallwänden mit konventioneller Bestückung (Konen und Kalotten) einem zu schnell/zu stark fallenden Energiefrequenzgang entgegenzuwirken, indem man den BaffleStep teilweise/vollständig unkorrigiert lässt? So dass man bis zu einer bestimmten Frequenz im Grund- oder Mittelton (??) einen allmählich steigenden Achsfrequenzgang erhält?
WENN man derlei macht, handelt es sich selbstverständlich um einen Kompromiss. Ideal ist anders, denn ein Anstieg im 0°-FG wirkt sich bestimmt auch "irgendwie" nachteilig auf die Wahrnehmung der Klangbalance und/oder Klangfarben aus.
Womöglich ist der Kompromiss aber doch ein gelungener? Etwa, wenn man ihn nur bis zu einer maximalen "Eckfrequenz" einsetzt?
Und falls es so eine gibt: Wo liegt sie?
Bei HiFi-Selbstbau las ich die Empfehlung, den Bafflestep nur oberhalb von 400 Hz zu entzerren. Darunter solle man den Energiefrequenzgang im Auge behalten ...
holly65_MKII
20.11.2017, 17:52
Hi Bernd,
Mir geht's dagegen im Moment um den Bereich 150 - 600 Hz. Vielleicht noch etwas darüber; das wäre durchaus auch zu diskutieren.
Ja - aber imho sollte man das nicht isoliert betrachten sondern im Zusammenhang mit dem Gesamt Frequenzgang (auch Energie) am Hörplatz....
Für mich ist es leider sehr schwierig das richtig zu formulieren.:(
LG
Karsten
Hallo Karsten.
Ja - aber imho sollte man das nicht isoliert betrachten sondern im Zusammenhang mit dem Gesamt Frequenzgang (auch Energie) am Hörplatz....
Ich verstehe schon. Letztlich geht es bei meinen Überlegungen ja genau darum, dass eben ein "guter" 0°-FG (oder 10° oder..) alleine nicht aussagekräftig ist, sobald am Hörplatz in nennenswertem Ausmaß Raumreflexionen ankommen.
Wenn es um die generelle Klangbalance am Hörplatz geht, muss man eher auf den Energiefrequenzgang schauen als auf den Achsfrequenzgang. (Ausnahmen: Hören im Nahfeld(?) oder "totgedämpfter" Raum.)
Und deshalb ja die Frage: Wie gehe ich mit dem BaffleStep um? Der einen bei "tieferen Frequenzen" nötigt, entweder einen starken Abfall im Energiefrequenzgang hinzunehmen oder einen irgendwie ansteigenden Achsfrequenzgang.
mtthsmyr
20.11.2017, 18:19
What is seen over and over again is the use of a large series coil for the bass driver bringing down the upper midrange and the result is a dip in the middle midrange (320-640 Hz) which often makes male vocals thin and anemic; we miss some weight in the overall soundstage as there is a significant amount of energy in almost any music in this range.
Quelle: http://www.troelsgravesen.dk/Ellam-FLEX.htm
Das ist bei Zweiwegern, und Troels Erfahrung hat sich für mich immer wieder bestätigt. Full-BSC ist zuviel, und die "naive" Variante - überdimensionierte Spule vor dem Tieftöner, führt häufig zu einem Mangel bei 200 bis 600Hz. Das kann schön "schnell" und anspringend klingen, aber bei Männerstimmen merkt: nee-nee-nee, das geht besser! Und das was einem als "BSC-Reststellschraube" bleibt, ist die Balance-100 zu 300Hz (oder 100 zu 200Hz).
Bei dem Vergleich LittlePrincess vs. Reval. Je nach dem wie man guckt, sind die schon recht nah beieinander:
50Hz - Reval: 86dB / LP: 86dB
100Hz - Reval: 89dB / LP: 88dB
200Hz - Reval: 90dB / LP: 89dB
Das sind +-1dB Abweichungen, die entweder Konzeptbedingt erforderlich sind oder schlicht eine gewisse Restunschärfe in der Abstimmung. Bei 300Hz steigt die Little Princess noch weiter an. Vielleicht klingt die LP dadurch etwas frischer und die Reval etwas mulmiger. Vielleicht ist die Mitte dazwischen eine ganz sinnige Wahl.
Wie oben geschrieben, ich wüsste auch gerne, wie das nun mit dem BSC ist. Aber vielleicht ist das Konzept an sich gar nicht so hilfreich für die Abstimmung. Was ich mittlerweile mache, ist unten herum (<200...300Hz) mehr den EFG zu betrachten, und darüber mehr den Direktschall bzw. "Listening-Window-Average(tm)". Das basiert auch ein wenig auf den Aussagen von OToole. Indirekt macht Troels etwas ähnliches indem er stumpf die unbehandelte Nachfeldmessung bei 300Hz mit der Fernfeldmessung fügt.
Was man auch noch machen kann, ist unterhalb von 300Hz den Allison-Boundary-Effekt (ABE) mit einzuberechnen. Dann bekommt man ein Maß dafür, warum dieser Roll-Off wie oben gezeigt genau so sein muss. Vielleicht hat die Abstimmungsproblematik es auch wirklich nichts mit dem Bafflestep zu tun, sondern vielmehr mit dem ABE. Jedenfalls gibt der ABE eine sehr gute Korrelation zwischen simuliert neutral und gehört neutral.
Dann ist man aber noch nicht ganz fertig, weil - wie ich zunehmend vermute - Nebenkeulen und Bodenreflektion (die irgendwie nicht richtg über den ABE erfasst ist) noch eine Rolle spielen. Und wenn man das einsickern lässt, kann einem langsam der Verdacht kommen, dass es in manchen Fällen wohl auch gute Gründe gibt, dass die Frequenzgänge kommerzieller Mehrwege so abenteuerlich aussehen. Das hängt dann eben von allem möglichen ab: Abstand der Treiber zueinander, zum Fussboden, Trennzfrequenz, Flankensteilheit. Früher habe ich die Frequenzgänge (z.B. von B&W, Monitor Audio) immer versucht über das Konzept BSC zu entschlüsseln. Aber das tut es nicht. Er ist mMn leider viel, viel ekliger! :shock:
P.S.: Habe gerade deinen letzten Post gesehen. Oder 400Hz (HSB Empfehlung). Es hängt vielleicht auch mit Schallwandbreite, Schröderfrequenz+ Hörabstand zusammen. Die Unterschiede sind aber nicht mehr riesig, ob man die Eckfrequenz jetzt bei 200Hz oder 400Hz anlegt. Der Fehler, den man da machen kann, ist mMn bei weitem kleiner als der Fehler einer linearen Abstimmung. Ich halte diese Vorgehensweise nicht für einen Kompromiss, sondern für eine grobe Entzerrung auf die Abhörsituation. Die man in irgendeiner Form vornehmen sollte - egal ob jetzt über die Abstimmung oder ein Raumeinmesssystem ist.
Quelle: http://www.troelsgravesen.dk/Ellam-FLEX.htm
Das ist bei Zweiwegern, und Troels Erfahrung hat sich für mich immer wieder bestätigt.
Gravesen scheint es aber darum zu gehen, dass eine BaffleStep-Korrektur, die nur/vor allem mittels einer einzigen "überdimensionierten" Spule versucht wird, zu einer Senke im Grundton/unteren Mittelton (des Achsfrequenzgangs!) führen kann oder gleich in eine FG-"Badewanne" mündet, oder?
Bei dem Vergleich LittlePrincess vs. Reval. Je nach dem wie man guckt, sind die schon recht nah beieinander:
50Hz - Reval: 86dB / LP: 86dB
100Hz - Reval: 89dB / LP: 88dB
200Hz - Reval: 90dB / LP: 89dB
Das sind +-1dB Abweichungen, die entweder Konzeptbedingt erforderlich sind oder schlicht eine gewisse Restunschärfe in der Abstimmung. (...)
Nun, für die Zwecke dieser Diskussion sollten wir einfach annehmen, dass Wohlgemuths Messung einer im RAR gemachten sehr nahekommt.
Das Diagramm der Reval ist sowieso aus einer Simulation, wenn ich nicht irre.
Ich finde weiterhin, dass diese Beispiele nicht (Reval) bzw. allenfalls "halb" zu meiner eigentlichen Fragestellung passen, weil der Abfall zu tiefen Frequenzen hin sich im Wesentlichen auf das Pegelverhältnis Bass/Rest auswirkt (und bei der Reval ohnehin minimal ist).
Um wieviele dB geht es überhaupt bei einer vollen Bafflestep-Korrektur? 6 dB wird immer gesagt.
Ich vermute stark, dass kaum jemand den Frequenzgang vom (Ober-)Bass zu den Mitten um volle 6 dB ansteigen lassen würde (wenn er damit nicht einen speziellen Sound anstrebt). Klingt jedenfalls nach drastisch hörbaren Auswirkungen auf den Achsfrequenzgang/Direktschall.
Vom "Gefühl" her würde ich sagen, dass oberhalb des Bassbereichs (~150 Hz) 1 bis 3 dB Anstieg des FG (0°) überlegenswert wären. (Kleine Aufs und Abs natürlich nicht mitgezählt.) Wobei ich persönlich glaube, dass auch 1 dB (im Mittel, über einen nicht nur sehr schmalbandigen Bereich) einen hörbaren Unterschied für die Über-alles-Tonalität ausmacht.
Ok, da wäre die 'Little Princess' ja doch knapp im Rennen - bloß stört mich halt ein wenig, dass sich bei der der nicht linearisierte Bereich nicht bis in etwas höhere Gefilde erstreckt. (Für mein Auge liegt die "Eckfrequenz" eher bei 250 Hz als bei 300.)
(...) Was ich mittlerweile mache, ist unten herum (<200...300Hz) mehr den EFG zu betrachten, und darüber mehr den Direktschall bzw. "Listening-Window-Average(tm)".
Ja, der EFG wäre der Grund warum und das "Maß" für das Wieviel, wenn man auf die volle BS-Kompensation verzichtet.
Was man auch noch machen kann, ist unterhalb von 300Hz den Allison-Boundary-Effekt (ABE) mit einzuberechnen.
Hab's gerade überflogen: Dieser Effekt ist aber doch stark von der Aufstellungsgeometrie abhängig und berücksichtigt nur die ersten Reflexionen, oder?
Dann ist man aber noch nicht ganz fertig, weil - wie ich zunehmend vermute - Nebenkeulen und Bodenreflektion (die irgendwie nicht richtg über den ABE erfasst ist) noch eine Rolle spielen.
Über die Bodenreflexion (und gelegentlich die von der Decke) habe ich mir gleichfalls immer mal wieder Gedanken gemacht. Da habe ich auch den Verdacht, dass man deren erhebliche Auswirkung auf den (fast-noch-Direkt-)FG eigentlich bekämpfen müsste. Insbesondere das resultierende Grundtonloch scheint ziemlich bedenklich.
Die vorherrschende Meinung ist aber offenbar, dass das Gehör an solche Kammfilter dermaßen gewöhnt ist, dass es sie locker "überhört".
Und wenn man das einsickern lässt, kann einem langsam der Verdacht kommen, dass es in manchen Fällen wohl auch gute Gründe gibt, dass die Frequenzgänge kommerzieller Mehrwege so abenteuerlich aussehen.
Na, ich weiß nicht. Ein leichter, gleichmäßiger Anstieg des FG über mehrere Oktaven, wie er bei nicht-vollständiger BS-Korrektur resultiert, ist doch was anderes als die in der Tat abenteuerlichen Berg- und Talfahrten vieler "High-End"-Lautsprecher.
Aber sowas kann man im Grunde nur anhand eines konkreten Beispiels diskutieren.
Die Unterschiede sind aber nicht mehr riesig, ob man die Eckfrequenz jetzt bei 200Hz oder 400Hz anlegt. (...)
Kann man vielleicht so sehen. Meiner Einschätzung nach dürfte ein solcher Unterschied der Eckfrequenz aber ziemlich regelmäßig mit einer nicht unerheblichen Differenz des gesamten Pegelgefälles einhergehen. Und das hielte ich dann nicht mehr für vernachlässigbar.
Der Fehler, den man da machen kann, ist mMn bei weitem kleiner als der Fehler einer linearen Abstimmung. (...)
Prima, klare Aussage pro "Bafflestep belassen" (zumindest teilweise).
Wenn ich die bisherige Resonanz betrachte, habe ich aber den Verdacht, dass die meisten Selbstbauer eben doch eine lineare Abstimmung vornehmen (oberhalb des Bassbereichs). Oder sogar bewusst eine "wärmende" Anhebung nach unten hin einbauen ...
holly65_MKII
20.11.2017, 21:48
Insbesondere das resultierende Grundtonloch scheint ziemlich bedenklich.
Die vorherrschende Meinung ist aber offenbar, dass das Gehör an solche Kammfilter dermaßen gewöhnt ist, dass es sie locker "überhört".
Das kannst du sehr einfach im Experiment herausfinden - habe ich gemacht.
Füll das Grundtonloch am Hörplatz (Messung, Mikro direkt auf den LS gerichtet) mittels EQ auf und hör es dir an.
Dann mach am Hörplatz eine Energiemessung und du weißt was passiert.:)
EDIT:
Wenn ich die bisherige Resonanz betrachte, habe ich aber den Verdacht, dass die meisten Selbstbauer eben doch eine lineare Abstimmung vornehmen (oberhalb des Bassbereichs). Oder sogar bewusst eine "wärmende" Anhebung nach unten hin einbauen ... Linear in welchen Sinne?
Ich entzerre den Bafflestep (reflektionsfreie Messung) meist nicht vollständig......Jeh nach Schallwand lasse ich 1-3dB stehen, wie schon geschrieben - Anpassung an Hörraum und Aufstellung.
LG
Karsten
sonicfury
20.11.2017, 22:22
Um 3dB korrigieren ist ein Weg den ich gerne gehe... volle 6dB finde ich zu viel, 3dB hat sich so für mich rauskristallisiert seit langem.
Volle zustimmung zu Karsten und Matthias- so mach ich das auch zumeist.
mtthsmyr
20.11.2017, 23:07
Was Du meinst, sind solche Abstimmungen:
zB. die ToDo, Doku:
http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/showthread.php?t=13928
Da ist ein Anstieg bis 600Hz zu sehen.
Oder Swans M1:
https://www.hifitest.de/test/bildergalerie/lautsprecher_stereo/swans-m1_2000/6
Das ist aber auch genau das, was Troels meint, wie man es nicht machen soll. Zur Todo kann ich nicht viel sagen (auch wenn ich die glaube ich gehört habe), aber zur M1 habe ich eine klare Meinung: Das klingt total super, schnell und klar und auch scheinbar neutral. Nur halt je nach Musikmaterial auch ziemlich dünn - und bei Männerstimmen eben auch nicht richtig. Das ist auch aufstellungsmäßig nicht korrigierbar.
Ich hatte das auch mal mit meinem Fostex-Monitor. Die eine Weiche sah so aus wie die der Todo, die andere so wie bei Bijou bzw. Troels Fostex-Box. Gleiche Tendenz.
Vom "Gefühl" her würde ich sagen, dass oberhalb des Bassbereichs (~150 Hz) 1 bis 3 dB Anstieg des FG (0°) überlegenswert wären. (Kleine Aufs und Abs natürlich nicht mitgezählt.) Wobei ich persönlich glaube, dass auch 1 dB (im Mittel, über einen nicht nur sehr schmalbandigen Bereich) einen hörbaren Unterschied für die Über-alles-Tonalität ausmacht.
Ok, da wäre die 'Little Princess' ja doch knapp im Rennen - bloß stört mich halt ein wenig, dass sich bei der der nicht linearisierte Bereich nicht bis in etwas höhere Gefilde erstreckt. (Für mein Auge liegt die "Eckfrequenz" eher bei 250 Hz als bei 300.)Mit den 1 dB stimme ich dir zu. Ansonsten: bis zu welcher Frequenz würdest Du den Anstieg erwarten?
Allison-Boundary-Effect... Hab's gerade überflogen: Dieser Effekt ist aber doch stark von der Aufstellungsgeometrie abhängig und berücksichtigt nur die ersten Reflexionen, oder? Der Abstand zum Fußboden ist idR durch die Konstruktion vorgehen. Ansonsten beschäftige ich mich vor allem mit Aufstellungen, die 60..90cm zur Rückwand haben, und run 110cm zur Seitenwand. Für diese Art der Aufstellung sind meiner Meinung sehr viele Lautsprecher konzipiert. Eckaufstellungen kommen vor, sind aber in den seltensten Fällen der anvisierte Aufstellungsort.
Meine Erfahrung ist, dass die Vorhersagen, die man mittels Allison-Effekt bekommt, sehr gut zu Höreindrücken passen.
Dass der Allison-Effekt Decke und Gegenwände außer betracht lässt, ist mMn vernünftig. Begrenzungsflächen, die mehrere Meter entfernt sind, spielen nicht mehr die Rolle (IMO).
Dann ist man aber noch nicht ganz fertig, weil - wie ich zunehmend vermute - Nebenkeulen und Bodenreflektion (die irgendwie nicht richtg über den ABE erfasst ist) noch eine Rolle spielen. Über die Bodenreflexion (und gelegentlich die von der Decke) habe ich mir gleichfalls immer mal wieder Gedanken gemacht. Da habe ich auch den Verdacht, dass man deren erhebliche Auswirkung auf den (fast-noch-Direkt-)FG eigentlich bekämpfen müsste. Insbesondere das resultierende Grundtonloch scheint ziemlich bedenklich.
Die vorherrschende Meinung ist aber offenbar, dass das Gehör an solche Kammfilter dermaßen gewöhnt ist, dass es sie locker "überhört".
Bisherige Erkenntnis, unter Vorbehalt: Du bekommst einen Peak bei Lambda=2*Bodenabstand und eine Senke bei Lambda=Bodenabstand. Das lässt sich Messen. Das kann man hören - und zumindest bei dem Peak würde ich vorläufig behaupten: den Peak per EQ zu beseitigen verbessert zwar den Höreindruck, ist aber irgendwie irritierend für das Ohr. Der unkorrigierte Peak klingt nach "ist halt'ne Standbox - das muss so". Ich stimme zu: Man ist das irgendwie gewohnt - es ist trotzdem irgendwie doof. Am besten man schafft es die Treiber so anzuordnen, dass man das Problem umschifft.
Na, ich weiß nicht. Ein leichter, gleichmäßiger Anstieg des FG über mehrere Oktaven, wie er bei nicht-vollständiger BS-Korrektur resultiert, ist doch was anderes als die in der Tat abenteuerlichen Berg- und Talfahrten vieler "High-End"-Lautsprecher.
Aber sowas kann man im Grunde nur anhand eines konkreten Beispiels diskutieren.
Beispiel - B&W 683:
https://www.soundandvision.com/images/archivesart/408bw.Fig1.jpg
Die Box trennt relativ hoch (~550Hz), dadurch schlagen die Nebenkeulen der Trennung voll durch und verursachen eine Senke im EFG. Das kompensiert der Buckel bei 500Hz. Bei 300 bis 400Hz liegt vermutlich die Bodenreflektion, die dank der hohen Trennung ebenfalls voll durchschlägt und füllt die Senke auf. Unterhalb von 200Hz: passende Aufstellungen, die eine Auslöschung bei 100Hz und einen Buckel bei 200Hz erzeugt, sind wohnraumkonform realisierbar.
Den Hochton von der Kiste bitte ich zu ignorieren! :joke:
Prima, klare Aussage pro "Bafflestep belassen" (zumindest teilweise).
Wenn ich die bisherige Resonanz betrachte, habe ich aber den Verdacht, dass die meisten Selbstbauer eben doch eine lineare Abstimmung vornehmen (oberhalb des Bassbereichs). Oder sogar bewusst eine "wärmende" Anhebung nach unten hin einbauen ... Du kannst IMO gleichzeitig Baffle-Step stehen lassen UND Wärme einbauen. Das widerspricht sich nicht. Wärme hat auch ein wenig mit der über-alles Balance von 100..10000Hz zu tun, ob abfallend, neutral oder ansteigend. Die Geschichte unten herum (<300Hz) ist eine notwendige Raumanpassung. Wenn Du die vernachlässigst, siehst Du das auch, wie Karsten schon schreibt, in den Hörplatzmessungen. Da ist dann zuviel Energie. Karsten macht das gewedelt, und ich mittele über mehrere ungefensterte Einzelmessungen. Vielleicht kann ich das nächste Woche mal an der Tafal messtechnisch durchexerzieren.
Stichwort messen: meine Messungen sind RAR-equivalent.:p Mich würde eher mal interessieren, wie Udo das schafft, die Tieftöner der Little Princess bei 350 Hz zu trennen, ohne ein LCR zu spendieren, ohne dass der Bass aufbuckelt und ohne dass er die Lautsprecher über ein 2-Ohm-Kabel anschließt. Für mich immer noch eines der großen Mysterien.:denk: :dont_know::danke:
VG, Matthias
Das Thema Bafflestep-Entzerrung ist ein etwas komplexeres Thema. Beleuchten wir das einmal ein wenig genauer.
Was ist der Bafflestep?
Der Bafflestep ist eine Anhebung des nach vorne (aus Chassissicht) abgestrahlten Frequenzganges. Verantwortlich dafür ist die Grenzfläche, die das Gehäuse darstellt. Dabei sind die Gehäuseabmessungen entscheidend für die Ausprägung des exakten Verlaufs, siehe Olson, bzw. die inzwischen zahlreicher verfügbaren Simulationsprogramme.
Warum +6 dB?
Zuerst einmal: wie hier so ziemlich jeder weiß kann es auch mehr als 6 dB sein. Eigentlich widerspricht das ja der allgemeinen Erfahrung, dass eine phasengleich eintreffende Reflexion den Pegel um 6 dB erhöht.
Hierzu müssen folgende Effekte betrachtet werden:
1) die Verdoppelung des Strahlungswiderstandes durch die Grenzflächen. Je höher die Frequenz umso akustisch "entfernter" liegen die Kanten, um die sich der Schall herumbeugen könnte. Verdoppelung des Strahlungswiderstandes bedeutet eine Verdoppelung der abgestrahlten Leistung*, und daher kommen schon einmal 3 dB Anhebung.
2) Übergang vom Vollraum (tiefe Frequenzen) in den Halbraum (hohe Frequenzen). Damit wird die insgesamt abgestrahlte Leistung in nur noch das halbe Volumen abgestrahlt, was wiederum zu einer Schalldruckerhöhung um 3 dB führt (die Leistung wird allerdings nicht erhöht!).
3) Reflexion an den Kanten. Der Schall wird an den Kanten gebrochen, reflektriert, und überlagert sich mit dem direkt abgestrahlten Schall. Durch unterschiedliche Weglängen gibt es Phasen- und Pegeldifferenzen, die dann zu dem bekannten welligen Frequenzgang führen.
Der Bafflestep an sich sind nur die ersten beiden Effekte, und sorgen zusammen für die +6dB, Nr. 3) ist leidglich für die Welligkeit verantwortlich
Was passiert bei der Entzerrung?
Zuerst: ich betrachte nur die beiden obigen Effekte 1) und 2), 3) lasse ich außen vor.
Nehmen wir vollständig Entzerrung des Achsfrequenzganges an:
- unterhalb des Bafflesteps bleibt alles unverändert
- oberhalb reduziert sich der Achsfrequenzgang um 6 dB (wird also glatt), gleichzeitig aber auch der Leistungsfrequenzgang! Da jedoch die insgesamt abgestrahlte Leistung nur um 3 dB angestiegen war, haben wir jetzt oberhalb des Bafflesteps insgesamt nur noch die Hälfte der abgestrahlten Leistung.
Ist das gut oder schlecht?
Tja...
Man kann aus dem oben festgestellten Leistungsfrequenzgang schließen, dass solchermaßen entzerrte Lautsprecher tendenziell zu warm klingen. Nicht nur, weil sowieso schon mehr Leistung bei tiefen Frequenzen in den Raum abgegeben wird, sondern auch weil die Nachhallzeit bei tiefen Frequenzen länger ist.
Allerdings: unser Ohr kann sehr wohl Direkt- und Diffusschall unterscheiden, so dass ein linearer Achsfrequenzgang an sich nichts schlechtes ist. Wir stehen hier also vor dem Dilemma, zwei unterschiedliche Ziele unter einen Hut zu bekommen.
Außerdem sind "warm" klingende Lautsprecher durchaus beliebt (ein möglicher Grund: Loudness), solange sie nicht "fett" werden; dann ist es auf Dauer unangenehm.
Es gibt natürlich eine ziemlich einfache Lösung für das Problem: Einbaulautsprecher. Die haben keinen Bafflestep. Leider ist das nicht immer möglich, aber Onwall geht auch, wenn man es richtig macht (AH hatte vor Jahren so etwas vorgestellt). Doch Onwall klappt auch nicht immer (bei mir stehen die LS vor einer Dachschräge, und ich glaube, damit bin ich nicht alleine), also was tun?
Für mich ist das Schlüsselwort "Teilentzerrung". Man könnte es auch "Kompromiss" nennen. Bei Standlautsprechern, vor allem bei denen mit etwas größere Schallwand ist das noch einfach, dann kommt so etwas wie bei euch heraus, leichter Anstieg bis 200 Hz, danach linear. Bei Kompaktlautsprechern oder schmaler Schallwand, wo der Bafflestep sehr hoch liegt, ist das deutlich komplizierter, und hier kommt dann der Entwickler ins Spiel, der durch viele Iterationen von "Weiche basteln" - "Hören" sich an das Ziel herantasten muss. Der "erfahrene" Entwickler weiß natürlich dann nach einiger Zeit, wo er hin muss, und die Iterationsschritte verringern sich deutlich.
* das gilt nur, weil der Strahlungswiderstand an sich bescheiden klein ist. Wäre er das nicht, wäre der Anstieg etwas komplizierter zu berechnen
Hier ist der Link zur Wandbox von AH:
http://www.audiotreff.de/foren/msg.php?f=audiotreff_selbstbau&idx=52625&
Und hier zu AHs 3-Weger mit breiter Schallwand:
http://www.audiotreff.de/foren/msg.php?f=audiotreff_selbstbau&idx=52384&
Grimm legt bei ihrer LS1 den BS auch entsprechend tief:
http://www.grimmaudio.com/site/assets/files/1088/speakers.pdf
Viele Grüße,
Christoph
Hm Matthias, könnte man so sagen, aber der BFS wurde nicht per Weiche entzerrt :ok:Nur davor und danach halt mit weiteren Chassis aufgefüllt.
@Jochen, Danke für die ausführliche Erklärung
Hier noch ein paar Infos zum Thema : http://sound.whsites.net/bafflestep.htm
"In a normal room, it is unlikely that the step will be greater than 3dB, unless the speakers are a considerable distance from the walls."
mtthsmyr
21.11.2017, 14:08
Wenn ich dessen Faustformel verwende komme ich bei 20cm Schallwandbreite auf eine F3 von 575Hz. In Edge lande ich bei 200 bis 300Hz.:dont_know:
"In a normal room, it is unlikely that the step will be greater than 3dB, unless the speakers are a considerable distance from the walls."
Hm, dass finde ich keine so gute Aussage. Sie ist nicht falsch, auf gar keinen Fall, aber in meinen Augen unglücklich.
Ich hatte ja schon geschrieben (wenn auch nicht sehr ausführlich), dass die Nachhallzeit die an den Raum abgegebene Leistung beeinflusst. In einem ganz stark vereinfachten Ersatzschaltbild könnte man den Raum als Reihen-RC-Glied beschreiben: bei tiefen Frequenzen wird viel Energie (also die über die Zeit abgegebene Leistung) gespeichert, bei hohen wenig.
Da bei unentzerrtem Bafflestep mehr Leistung oberhalb als unterhalb abgegeben wird, gleicht es das ganze natürlich wieder teilweise aus. Der Bafflestep ist aber immer da, er wird nur teilweise durch den Raum kompensiert.
Was dann wieder zu meiner zum Schluss gestellten Frage führt, ob ein vollständig kompensierter BS gut oder schlecht ist. Sicherlich messe ich in einem Raum (fast) nie einen vollständigen Baffle Step, mMn sollte aber ab dem unteren Mittelton (so ab ca. 200 Hz) der Direktschall Vorrang haben, also der Bafflestep entzerrt werden. Sich darauf zu verlassen, dass der Raum das schon teilweise tut, führt zumindest bei kleineren Lautsprechern (also mit hohem BS) zu Fehlschlüssen.
@mthsmyr: die Schallwandbreite wird dummerweise zu oft als Faustformel verwendet. Nimm lieber die Fläche und rechne sie auf eine Kreisform um, also B*H/pi=R², aus dem Radius dann mit lambda=2*pi*R die Wellenlänge. Passt besser, außer bei besonders schmalen Schallwänden. Z. B. B=20 cm, H=100 cm => f=216 Hz
Was Du meinst, sind solche Abstimmungen:
zB. die ToDo, Doku:
http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/showthread.php?t=13928
Da ist ein Anstieg bis 600Hz zu sehen.
Oder Swans M1:
https://www.hifitest.de/test/bildergalerie/lautsprecher_stereo/swans-m1_2000/6
Jein.
Was mir vorschwebt, ist eine so gut als möglich am Energiefrequenzgang orientierte nur-teilweise-BS-Entzerrung.
Im Unterschied zu den genannten Beispielen verliefe dann der Anstieg gleichmäßig über einem größeren Frequenzband - zumindest in den meisten "typischen" Kombinationen von TT/TMT und schlanker Schallwand.
Auf die Swans-Box angewandt könnte das zum Beispiel bedeuten, dass der FG ab 150 Hz (oder einer noch tieferen Frequenz) leicht und stetig ansteigt bis etwa 800 Hz, mit einer gesamten Pegeldifferenz von 3 dB (wie sie bei der ja auch vorliegt).
Auf diese Weise wäre der mittlere Bereich des Bandes auch nicht so stark zurückgenommen. Bei 400 Hz z.B. hätte man +1,5 dB - was sicherlich das beschriebene Problem bei Männerstimmen (etc.) hörbar abmildern würde.
Im Übrigen scheint mir vorerst eine obere "Eckfrequenz" von 800 Hz eindeutig zu hoch. Denn ich glaube, dass bei diesen mittleren Frequenzen ein Kompromiss zwischen linearem Achsfrequenzgang und linearem Energiefrequenzgang (bzw. einem nur allmählich, möglichst gleichmäßig fallenden EFG) nicht mehr wirklich funktioniert. Ich gehe davon aus, dass oberhalb einer bestimmten Frequenz - die noch zu diskutieren wäre -, ein möglichst linearer 0°-Frequenzgang unabdingbar ist (für [halbwegs] neutrale Wiedergabe).
Mein aktueller Ansatz für die (maximale) obere Eckfrequenz läge jedenfalls keinesfalls über 600 Hz; eher noch bei 500 oder den 400 Hz von HiFi-Selbstbau
Mit den 1 dB stimme ich dir zu. Ansonsten: bis zu welcher Frequenz würdest Du den Anstieg erwarten?
Siehe oben.
Der Abstand zum Fußboden ist idR durch die Konstruktion vorgehen. Ansonsten beschäftige ich mich vor allem mit Aufstellungen, die 60..90cm zur Rückwand haben, und run 110cm zur Seitenwand. Für diese Art der Aufstellung sind meiner Meinung sehr viele Lautsprecher konzipiert. (...)
Meine Erfahrung ist, dass die Vorhersagen, die man mittels Allison-Effekt bekommt, sehr gut zu Höreindrücken passen. (...)
Meine Boxen haben zurzeit knapp 2m Luft im Rücken. Und ich glaube, dass dies zur sehr schönen Ablösung und bei passenden Aufnahmen sehr überzeugenden virtuellen Tiefe erheblich beiträgt.
Zur Seite habe ich nicht so viel Platz, da ist der beiderseitige Abstand ca. 1m.
Auf jeden Fall stelle ich diese ganzen Überlegungen zur Bafflestep-Entzerrung NICHT mit Bezug auf Verstärkungseffekte einzelner Reflexionen an. Diese mögen den Klang beeinträchtigen oder nicht. Mir geht es jedoch in erster Linie um die Gesamtheit der Raumreflexionen und deren Beitrag zur empfundenen Über-alles-Tonalität bzw. den wahrgenommenen Klangfarben. Ob hierbei frühe Reflexionen (ist auch ein etablierter terminus technicus) höher zu gewichten sind als die nachfolgenden, ist zwar eine interessante Frage. Mit Sicherheit aber gehören zu den frühen sehr viel mehr als nur die ersten Reflexionen von Boden und Seitenwänden. Und das, was eher "spät" kommt, ist trotzdem nicht völlig vernachlässigbar.
Bisherige Erkenntnis, unter Vorbehalt: Du bekommst einen Peak bei Lambda=2*Bodenabstand und eine Senke bei Lambda=Bodenabstand. Das lässt sich Messen. Das kann man hören - ...
Diese Faustformel stimmt wohl nicht. ;)
Die Bodenreflexion ist eigentlich ein eigenes Thema. Eine sehr anschauliche Beschreibung findet sich bei Linkwitz: http://www.linkwitzlab.com/frontiers.htm#K
Eine Formel zur Berechnung der Mittenfrequenzen von Überhöhungen/Senken gibt er leider nicht an.
Diese Frequenzen sind jedenfalls nicht allein von der Höhe des TT/TMT abhängig, sondern gleichermaßen von der Distanz zum Hörer und der Höhe von dessen Ohren.
... und zumindest bei dem Peak würde ich vorläufig behaupten: ...
Was meinst Du mit "dem Peak"? Im Bass ergibt sich durch die Bodenreflexion erstmal eine nach unten unbegrenzte Anhebung ...
Der erste "richtige" Peak liegt im von Linkwitz gewählten Beispiel dann schon bei 400 Hz. Vermutlich meinst Du den?
... den Peak per EQ zu beseitigen verbessert zwar den Höreindruck, ist aber irgendwie irritierend für das Ohr. Der unkorrigierte Peak klingt nach "ist halt'ne Standbox - das muss so". Ich stimme zu: Man ist das irgendwie gewohnt - es ist trotzdem irgendwie doof.
Ich tendiere auch zu der Ansicht, dass die Auswirkungen der Bodenreflexion eigentlich nicht ignoriert werden dürften. Wobei 400 Hz schon eine Frequenz sind, wo normalerweise von Maßnahmen zur "Raumkorrektur" eher abgeraten wird; oder es liegt auf der Grenze. Und selbst wenn man die Bodenreflexion als Sonderfall betrachtet, ist klar, dass man den (Kammfilter-)FG allenfalls bei "tieferen" Frequenzen manipulieren/"linearisieren" darf. Spätestens den "2. Peak" (sowie die zugehörige Senke) und alles darüber also nicht mehr.
Am besten man schafft es die Treiber so anzuordnen, dass man das Problem umschifft.
Also TT/TMT knapp überm Boden positionieren?
(Alternativ die Ohren knapp überm Boden...)
Beispiel - B&W 683:
https://www.soundandvision.com/images/archivesart/408bw.Fig1.jpg
Die Box trennt relativ hoch (~550Hz), dadurch schlagen die Nebenkeulen der Trennung voll durch und verursachen eine Senke im EFG. Das kompensiert der Buckel bei 500Hz.
Ohne dass ich Haupt- und Nebenkeulen - usw. - dieses Lautsprechers genau kenne, gilt doch auf jeden Fall: Zum Ausgleich etwaiger Defizite im Abstrahlverhalten den Achsfrequenzgang SO grotesk zu verzerren wie im gezeigten Diagramm, kann keine legitime Maßnahme sein.
Bei 300 bis 400Hz liegt vermutlich die Bodenreflektion, die dank der hohen Trennung ebenfalls voll durchschlägt und füllt die Senke auf. Unterhalb von 200Hz: passende Aufstellungen, die eine Auslöschung bei 100Hz und einen Buckel bei 200Hz erzeugt, sind wohnraumkonform realisierbar.
Bei 300 bis 400 Hz (oder geringfügig tiefer bzw. höher, je nach Geometrie, s.o.) ergibt sich durch die Überlagerung mit der Bodenreflexion typischerweise eine starke und breite FG-SENKE! Der gezeigte Frequenzgang (Freifeld-äquivalent, hoffentlich) taugt also nicht dazu, hier etwas zu kompensieren.
Allerdings halte ich diese (erste) Senke auch für das potentiell größte Problem des Kammfilter-Frequenzgangs.
Du kannst IMO gleichzeitig Baffle-Step stehen lassen UND Wärme einbauen. Das widerspricht sich nicht. Wärme hat auch ein wenig mit der über-alles Balance von 100..10000Hz zu tun, (...)
Ich glaube, ungefähr zu verstehen, was Du meinst. Die Sorte "Wärme", die aus einem verstärkten Grundtonbereich resultiert, bekommt man aber nun mal anders nicht hin.
Aber, wie anfangs des Threads gesagt, halte ich von dieser "Wärme" nichts mehr. Sie verfärbt den Klang. Okay, bis 1 dB sind vielleicht noch diskutabel - falls dort nicht gleichzeitig die Abstrahlung erheblich breiter ist als bei höheren Frequenzen. Was sie aber in den allermeisten Fällen ist.
mtthsmyr
21.11.2017, 18:20
Wegen der beiden Beispielboxen: ich hatte nur kein besseres Beispiel gefunden - ich hatte gehofft, Du würdest da mehr interpolieren. Aber dann denke ich zu verstehen, was Du meinst.
Im Übrigen scheint mir vorerst eine obere "Eckfrequenz" von 800 Hz eindeutig zu hoch. Denn ich glaube, dass bei diesen mittleren Frequenzen ein Kompromiss zwischen linearem Achsfrequenzgang und linearem Energiefrequenzgang (bzw. einem nur allmählich, möglichst gleichmäßig fallenden EFG) nicht mehr wirklich funktioniert. Ich gehe davon aus, dass oberhalb einer bestimmten Frequenz - die noch zu diskutieren wäre -, ein möglichst linearer 0°-Frequenzgang unabdingbar ist (für [halbwegs] neutrale Wiedergabe).
Mein aktueller Ansatz für die (maximale) obere Eckfrequenz läge jedenfalls keinesfalls über 600 Hz; eher noch bei 500 oder den 400 Hz von HiFi-Selbstbau
Dem würde ich soweit zustimmen. Wobei man verschiedene Stellgrößen zur Verfügung hat bei Beibehaltung eines linearem Achsfrequenzgang auf den EFG einzuwirken: Schallwandgröße (obviously), aber auch Trennfrequenz und Treiberabstände.
---
:idea:
Ich glaube langsam habe ich's:
Was beim Allison-Effekt [1] gemacht wird: Die berechnen nicht den Direktschall sondern die gesamte in den Raum abgestrahlte Energie. Dabei werden die Überlagerungen von Schallquelle und Spiegelschallquelle über alle Winkel integriert. Das ist die Energie, die der Lautsprecher inklusive Begrenzungsfläche in den Raum strahlt. Das ist unabhängig von der Messposition.
Dies ist eine Idealisierung für niedrige Frequenzen, die mit zunehmender Directivity nicht mehr trägt.
Jedenfalls scheint folgendes plausibel: Wenn Du die Auswirkungen auf den Direktschall berechnen willst, ist die Hörposition relevant. Wenn Du die Auswirkungen auf den EFG wissen willst, ist die Hörposition irrelevant. Welche Information Du letztendlich zur Entzerrung heranziehen willst bzw. in welcher Gewichtung - das ist sicher nicht trivial, insbesondere in diesem Übergangsbereich zwischen 300 und 600 Hz.
Weiterhin ist es ja auch so, dass bei der ungefensterten Messung mit steigendem Messabstand der Anteil des Diffussschalls zunimmt, d.h. die Gewichtung zwischen beiden Aspekten verschiebt sich mit der Messdistanz.
Macht das Sinn?
@mthsmyr: die Schallwandbreite wird dummerweise zu oft als Faustformel verwendet. Nimm lieber die Fläche und rechne sie auf eine Kreisform um, also B*H/pi=R², aus dem Radius dann mit lambda=2*pi*R die Wellenlänge. Passt besser, außer bei besonders schmalen Schallwänden. Z. B. B=20 cm, H=100 cm => f=216 Hz
Danke! Klingt sinnvoll.
[1] "The Influence of Room Boundaries on Loutspeaker Power Output" Roy F. Allison - Journal of the AES
Es sagte mir mal jemand, es muss am Ende bei Dir im Raum an deinem Hörplatz gut klingen, egal wie es sich misst :)
Die letztendliche Feinabstimmung erfolgt eh mit den Ohren, am besten 2 oder 3 Paar unterschiedliche.
sonicfury
21.11.2017, 22:32
Kannst ja auch diese Anordnung probieren (fast ja schon Kult):
http://www.analogueseduction.net/dynaudio-speakers/dynaudio-consequence-ue-speakers.html
:D
Wobei man sich bei der Konstruktion den 5.Weg hätte sparen können, wenn man gleich steilflankigere Filter eingesetzt hätte. Dann wäre die 28mm Kalotte nämlich über und die 21mm Kalotte belastbar schon ab 3kHz einetzbar.
.....steilflankigere Filter wären sowieso bei den großen Abständen sinnvoll gewesen :D
OK hat nicht direkt was mit BS zu tun....:D
KernGesunderBiertrinker
22.11.2017, 00:55
Und ob man eine Kiste unbedingt auf läppische 82dB Kennschalldruck bei einem Watt runterziehen muss, nur um auf 17hz bei -3db zu kommen finde ich ebenfalls fragwürdig.
Kannst ja auch diese Anordnung probieren (fast ja schon Kult):
http://www.analogueseduction.net/dynaudio-speakers/dynaudio-consequence-ue-speakers.html
Wegen minimiertem "Floor bounce" beim Hochtöner, oder was?
Das kannst du sehr einfach im Experiment herausfinden - habe ich gemacht.
Füll das Grundtonloch am Hörplatz (Messung, Mikro direkt auf den LS gerichtet) mittels EQ auf und hör es dir an.
Dann mach am Hörplatz eine Energiemessung und du weißt was passiert.:)
Leider besitze ich keinen Equalizer. Ich könnte höchstens ein Musik-File entsprechend bearbeiten und dann ausprobieren, ob und wie es anders klingt.
Was kommt denn dabei raus? :)
So wie ich es sehe, ist ein Auffüllen per EQ (oder durch Maßnahmen mit vergleichbarem Effekt) solcher Löcher kaum sinnvoll. Grund: Durch die Verstärkung der betreffenden Frequenz wird ja nicht nur der Direktschall lauter, sondern gleichzeitig die bei dieser Frequenz destruktive Boden-(oder sonstige)Reflexion ...
Linkwitz erläutert auf seiner Seite (http://www.linkwitzlab.com/frontiers.htm#K) denn auch eine andere Möglichkeit, dem Problem zu begegnen. Die ist aber nur mit digitalen Mitteln zu verwirklichen.
Überhöhungen, welche durch Reflexionen verursacht werden, kann man hingegen durchaus durch simple Pegelreduktion bekämpfen. Denn in diesen Fällen sind Direktschall und Reflexion naturgemäß gleichphasig.
FoLLgoTT
22.11.2017, 14:04
2) Übergang vom Vollraum (tiefe Frequenzen) in den Halbraum (hohe Frequenzen). Damit wird die insgesamt abgestrahlte Leistung in nur noch das halbe Volumen abgestrahlt, was wiederum zu einer Schalldruckerhöhung um 3 dB führt (die Leistung wird allerdings nicht erhöht!).
3) Reflexion an den Kanten. Der Schall wird an den Kanten gebrochen, reflektriert, und überlagert sich mit dem direkt abgestrahlten Schall. Durch unterschiedliche Weglängen gibt es Phasen- und Pegeldifferenzen, die dann zu dem bekannten welligen Frequenzgang führen.
Ich möchte noch mal auf mein Dokument (http://hannover-hardcore.de/infinity_classics/!!!/Richtwirkung%20erzeugen.pdf) verweisen. Da ist ab Seite 17 der Unterschied zwischen Abschattung (Baffle Step) und Kantendiffraktion anhand von Beispielen aufgezeigt. Meist sieht man die beiden Effekte ja nur vermischt. :)
Kripston
22.11.2017, 20:46
Hallo Nils,
Ich möchte noch mal auf mein Dokument (http://hannover-hardcore.de/infinity_classics/%21%21%21/Richtwirkung%20erzeugen.pdf) verweisen. Da ist ab Seite 17 der Unterschied zwischen Abschattung (Baffle Step) und Kantendiffraktion anhand von Beispielen aufgezeigt. Meist sieht man die beiden Effekte ja nur vermischt. :)
Ist da nicht ein bug in deinem Dokument ?
Du schreibst, dass der Schalldruck bei 2 Pi Abstrahlung 3 dB über der 4 Pi Abstrahlung liegt. Ich kenne es so, dass es 6 dB beim Schalldruck sind (sonst wäre der Bafflestep ja auch keine 6 dB), die 3 dB fallen bei der Schallleistung an, da ja nur noch der halbe Raum "beschallt" wird.
Gruß
Peter Krips
FoLLgoTT
22.11.2017, 21:10
Ist da nicht ein bug in deinem Dokument ?
Ja, danke! Keine Ahnung, wie sich die 3 dB da eingeschlichen haben. Sogar in der Simulation sieht man die 6 dB. Ich habe es korrigiert. :)
Ich möchte noch mal auf mein Dokument (http://hannover-hardcore.de/infinity_classics/!!!/Richtwirkung%20erzeugen.pdf) verweisen. Da ist ab Seite 17 der Unterschied zwischen Abschattung (Baffle Step) und Kantendiffraktion anhand von Beispielen aufgezeigt. Meist sieht man die beiden Effekte ja nur vermischt. :)
Ist es nicht so, dass durch Kantendiffraktion entstehende FG-Fehler under Winkel verschwinden, die durch den BS verursachten aber nicht?
Viele Grüße,
Michael
FoLLgoTT
23.11.2017, 07:41
Ist es nicht so, dass durch Kantendiffraktion entstehende FG-Fehler under Winkel verschwinden, die durch den BS verursachten aber nicht?
Teilweise. Die Laufzeitdifferenzen zwischen Kanten und Schallquelle ändert sich unter Winkeln. Und sie fallen (in dem Beispiel mit der kreisrunden Schallwand) nicht mehr einen einzelnen Wert, daher verschmiert es im Frequenzbereich. Komplett weg sind die Interferenzen aber nicht.
Beim Baffle Step ist der Amplitudengang vor allem in der hinteren Hemisphäre anders als vorne. Eben genau da, wo die Wellenlängen groß genug sind, um sich um das Gehäuse zu beugen.
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