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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wieso steigt der Druckkammereffekt?



EMP
03.12.2017, 18:22
Hallo,
meines Wissens nach bewirkt ja unterhalb der 1. Raummode der LS eine direkte Druckänderung der Luft im gesamten Raum (keine Wellen mehr die reflektiert werden).

Ist dieser Effekt jetzt ansteigend, weil die Wellen doch noch ein wenig reflektiert werden, aber umso tiefer die Frequenz desto geringer die Reflektion?

VG Michi

josh_cpct
04.12.2017, 23:24
Bei gleichem Hub von Treiber X aller Frequenzen ist auch der Schalldruck immer gleich, in der Druckkammer.
linearer Hub, linearer Pegelverlauf.

Die Frage lautet eher, warum der Hub im Freifeld quadratisch ansteigen muss um linear zu bleiben.

EMP
05.12.2017, 06:34
Erst Mal danke, dass du dich erbarmt hast :D

Das habe ich dann wohl falsch in Erinnerung. Ich dachte, dass Nils mal geschrieben hat, dass der Effekt ansteigt.

Und ich bin jetzt einfach mal davon ausgegangen, dass (gedanklich) mit einem weißen rauschen gemessen wird (gleicher Ausgabepegel). Wie wird dann eigentlich gemessen?



Die Frage lautet eher, warum der Hub im Freifeld quadratisch ansteigen muss um linear zu bleiben. Bei tiefen Frequenzen wegen dem sinkenden Strahlungswiderstand, oder?


Bei gleichem Hub von Treiber X aller Frequenzen ist auch der Schalldruck immer gleich, in der Druckkammer.

Aber ist es auch schon eine Druckkammer direkt unter der 1. Mode?

josh_cpct
05.12.2017, 23:43
Ja unter der ersten gehts so langsam los :D
Fällt natürlich erst mal die Mode ab, während parallel der Druck langsam zunimmt.

Wobei irgendwann wieder Verlust Auftritt weil der Raum nicht absolut Luftdicht abgeriegelt ist, Fenster instabil sind etc. so bei 3-8 Hz je nach Raum fällts langsam wieder. Sehr sanft. Erste Ordnung vielleicht. Betonbunker im Keller wär gut. Aber wohl auch irrelevant.

Ja dann wird die Kammer wohl den Strahlungsverlust auffangen.
Letztendlich kannst du dir das auch anders erklären.
Halbraum gibt ja 6dB. Richtig? Der endlos große Halbraum.
Dann gibt’s viertel Raum, achtel. Dann ist erstmal Ende. Weil das andere Achtel ja weit entfernt ist, also phasenungleich zurück kommt/ sich addiert, gibt also verlust.
irgendwann wird die Welle so lang dass alle Reflektion aller 3 Dimensionen sich mit immer weniger Phasendifferenz überlagern, quasi konstruktiv addieren. Die Laufzeit zwischen den Wänden ist ja fix. Dh in Relation zur Wellenlänge ist die Gradzahl der Phasendrehung der Reflektion immer kleiner je tiefer es geht, desto Konstruktiver die Überlagerung.

Egal wir mans dreht oder ausdrückt, es ist halt da :)

josh_cpct
06.12.2017, 08:54
hier auch schön veranschaulicht:
ARTA Messkammer für Mikrofonkalibrierung (http://www.artalabs.hr/AppNotes/AP5_MikroMessKammer-Rev03Ger.pdf)

im Prinzip im Raum nix anderes. Nur halt tiefere Frequenzen (f/10 zb).

EMP
06.12.2017, 15:06
Danke für das Pdf. Aber untermauert das deinen Standpunkt?

Der Druck in der Kammer ist zwischen 10 und 100 Hz linear, während er im Nahfeld fällt. Aber die Auslenkung ist lt. Bild 4 in diesem Bereich konstant

halt...jetzt hab ich es verstanden...glaube ich

der Strahlungswiderstand fällt in der Druckkammer nicht ab sondern bleibt konstant. Deswegen fällt der Pegel jetzt nicht mehr sonder bleibt direkt proportional zur Auslenkung (die konstant ist).

Ist das der Grund?

josh_cpct
06.12.2017, 15:35
Nur so macht das für mich Sinn ja.

Wie Nils mal schrieb macht das althergebrachte Modell der Druckkammer keinen Sinn da ja nicht überall sofort der gleiche Druck herrscht, es gibt immer noch eine Laufzeit.

Seine Theorie war der Flächenbegrenzungseffekt.

So ganz scheint man sich noch nicht einig. Aber das Modell in der PDF veranschaulicht jedenfalls die Wirkung und Zusammenhänge schön logisch.

Gruß
Josh

FoLLgoTT
06.12.2017, 15:46
Ich denke inzwischen auch, dass wir uns nicht auf den Anstieg in m Raum versteifen, sondern eher den Abfall im Freifeld als Kern des Ganzen verstehen sollten. Der Raum verstärkt nicht unendlich hoch gegen Gleichdruck (das ergibt überhaupt keinen Sinn). Wohl fällt aber der Schalldruck im Freifeld gegen Gleichdruck unendlich stark ab. Die Differenz bleibt natürlich unendlich. Das ergibt dann auch wieder einen Sinn...

josh_cpct
08.12.2017, 13:52
Schön dass wir uns da einig sind.

Wäre jetzt zu überlegen warum die Energie abfällt im Freifeld.
Energie muss natürlich abfallen, kann ja nicht unendlich aufrecht erhalten werden.
In (relativ) unendlich großer Athmosphäre muss eine Energiewelle natürlich abbauen da sie durch Reibungsverluste verliert. Dies würde aber eher den Abfall je Abstandsverdopplung erklären :confused:

Aus der Lichtphysik gillt jedoch, je kürzer die Welle / höher die Frequenz, desto höher die Energie.
Während Infrarot mit längster Welle sehr schnell abbaut, hat UV mit kurzer Wellenlänge viel weniger Verluste - bezogen auf Distanz, Durchdringen von Material, und Wirkungsgrad des Erzeugers.

Eventuell liegt da der Schlüssel dass die höhere Frequenz an sich einen höheren Energiegehalt hat. Bzw die längere Welle weniger Energie.

Ist der Raum größer, involviert die Wellenlänge mehr Luftvolumen, mehr Masse, mehr Verlust.
Während die Kürzere bei gleicher Amplitude die gleiche Energie auf kleinerem Volumen quasi konzentriert und so punktuell mehr Energie vorhanden ist.

Mach mal jemand ne Schlussfolgerung :)

EMP
08.12.2017, 15:11
Ich denke inzwischen auch, dass wir uns nicht auf den Anstieg in m Raum versteifen, sondern eher den Abfall im Freifeld als Kern des Ganzen verstehen sollten.

Im Halbraum fällt der Schalldruck, weil der Anteil der Blindleistung indirekt proportional zur Frequenz steigt -> Luft wird hin und her geschoben anstatt das Druck aufgebaut wird, oder?

Diese Blindleistung verschwindet ja nicht plötzlich, nur weil ein Raum außen rum ist, d.h. der Pegel muss woanders herkommen.

Unterhalb der 1. Raummode tritt der besagte Effekt ja auf. D.h. die Welle passt nicht mehr Ganz in den Raum sondern wird reflektiert bevor sie "zu Ende" ist (also bei extrem tiefen Frequenzen ist es für den Raum schon fast wie ein Impuls).

Bei dir Nils ist der "Druckkammereffekt" auch mit stark bedämpfter Rückwand aufgetreten, oder?

josh_cpct
08.12.2017, 15:31
Das ist son Punkt der die Reflektions-Theorie in Frage stellt.
Mit bedämpfter Rückwand, aber auch mit DBA (equivalent zu endlos langem Raum) ist die Druckkammer noch da, auch findet kein Kurzschluss statt.

EMP
08.12.2017, 15:38
Genau, ich dachte mir auch erst die Reflektionen als Grund. Wobei ja die unbedämpften Seitenwände bleiben.

Ich hab dieses Rätsel mal meinem Akustikprof gegeben...mal schauen ob er Zeit/Lust hat :)

Wenn man das Ganze von hinten aufspinnt:

Mit Dämpfung an den Seitenwänden hat man ja fast einen Halbraum -> Somit müssen im Umkehrschluss die Seitenwände Schuld sein.

FoLLgoTT
08.12.2017, 18:04
Bei dir Nils ist der "Druckkammereffekt" auch mit stark bedämpfter Rückwand aufgetreten, oder?

Ja, da war er auch vorhanden.