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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Interpretationen zu Horn und Waveguide



Kaspie
09.10.2019, 11:29
Hallo zusammen,
ich habe mir mal ein paar Gedanken zum Thema Horn und Wave Guide gemacht und möchte meine Interpretation zu diesem Thema zur Diskussion stellen.


Mir geht es hier um Mittelton und Mittelhochtonhörner, denen meine Interesse gilt.
Erstmal stelle ich mir die Frage, was ein Horn ist?
Es ist ein sich stetig öffnendes Konstrukt, dass über die Länge die Fläche transformiert. Also ein Flächentransformator.
Die einfachste Form eines Hornes ist demnach eine offene Schallwand.
Dieses, aus einem flexiblen Material aufgebaut (Gummi) und mit einem Lautsprecher versehen, ist ein Horn!?
In meinen Augen ja. Die Wirkung sollte mit dem Bafflestep vorhanden sein?
Ziehen wir den Lautsprechen nach hinten, entsteht ein Waveguide... ein Horn. Der Bafflestep wirkt weiter.
Ein Horn wirkt über die Fläche und über die Länge.
Je länger das Horn, desto tiefer kann es spielen. Das gleiche gilt für die Fläche; je größer diese ist desto tiefer spielt das Horn.
Ist eines dieser "Größen" unterschiedlich, gilt das Kleinere als Maßstab- unter der die Frequenz FU nicht wiedergegeben werden kann
Als Beispiel; Liegt die Länge (Hornkonstante) bei 300Hz und die Hornmundfläche bei 500 Hz, ist die 500 Hz maßgeblich.
Liegt die Länge bei 800Hz und die Hornmundfläche bei 500Hz ist es 800Hz.
Es besteht ein Verhältnis zwischen der Hornmundfläche und deren Frequenz und der Hornkonstante und deren Frequenz.
Im Allgemeinen liegt der bei ca. 1:1
Wird die Hornlänge kürzer als die Hornmundfrequenz, verschiebt sich die "Hornladung" nach höheren Frequenzen. Das wird oft bei Kalotten gemacht.
Hier geht es nicht mehr darum, recht tief trennen zu können, sondern ein bestimmtes Frequenzspectrum und Abstrahlcharakteristik darüber beinflussen zu können.
Hier ist für mich die Wirkung einen Waveguides zu erkennen.
Nach meiner Definition ist es ein Horn :-)
Durch Diskussionen über diese Thema sind auch immer wieder Unstimmigkeiten aufgekommen.
Z.B. Ein Horn ist nur ein Horn, wenn eine Druckkammer vorhanden ist. Dieser Argumentation kann ich nicht folgen, da es meiner Interpretation nicht folgt.


Bei meiner Vorgehensweise ist es egal, nach welcher Hornformel vorgegangen wird. Auch die Form lasse ich völlig ausser acht.
Ab hier sind dann andere Voraussetzungen vorhanden, die ich anhand einer "Schultüte" nachempfinden möchte.

fosti
10.10.2019, 00:02
Nun, ich will ich nicht gleich in das "Horn" von Onkel Geddes/Gedlee in Richtung HOMs "trompeten", aber ich stehe zu den moderneren Konstrukten, die angefangen bei dem JBL 2344 auch schon einige Jahre auf dem Buckel haben. Alles was noch davor lag -auch Mantarays und breitmäulige Radialhörner- halte ich für akustisches Prekariat. Limmer und JBL machen da heute schon schöne Sachen.

EDIT: Die 2344 haben auch noch ihre Macken (Diffraktionsschlitz z.B.) aber waren mit ihrer 100°x100° Coverage bei vergleichsweise geringer Bautiefe schon echte "barrier braker"......Don ist nicht nur Keele sondern auch cool(e).

Koaxfan
10.10.2019, 06:54
Was genau könnte/würde/sollte man an den 2344 heutzutage besser machen und trotzdem die charakteristische Form und die 100x100 beibehalten? Ich meine nicht „einfach“ eine ganz andere Form sondern eine Modernisierung des 2344.

wilbur11
10.10.2019, 06:55
Alles was noch davor lag -auch Mantarays und breitmäulige Radialhörner- halte ich für akustisches Prekariat.




Das hast Du aber äusserst dezent umschrieben :)

fosti
10.10.2019, 06:56
Das ganze aktiv zu fahren ist schon mal ein Schritt nach vorne mit einem 2344 gut auskommen zu können. Passiv ist das wesentlich schwieriger.

Kaspie
10.10.2019, 08:20
Nun, ich will ich nicht gleich in das "Horn" von Onkel Geddes/Gedlee in Richtung HOMs "trompeten", aber ich stehe zu den moderneren Konstrukten, die angefangen bei dem JBL 2344 auch schon einige Jahre auf dem Buckel haben. Alles was noch davor lag -auch Mantarays und breitmäulige Radialhörner- halte ich für akustisches Prekariat. Limmer und JBL machen da heute schon schöne Sachen.

EDIT: Die 2344 haben auch noch ihre Macken (Diffraktionsschlitz z.B.) aber waren mit ihrer 100°x100° Coverage bei vergleichsweise geringer Bautiefe schon echte "barrier braker"......Don ist nicht nur Keele sondern auch cool(e).

Hallo Christoph,
Ich zitiere Jesse aus dem Aurum Fred :

Vielleicht ist es auch wie mit den Erdbeeren:
- Es gibt da die einen Sorten, die sind Pflegeleicht, gut zu transportieren und in der Produktion preiswert.
- Und dann gibt es noch die richtig leckeren...

Ich denke da auch an diverse Spirituosen, natürlich auch an Wein. Ich würde Deine Aussage hier nicht so absolutistisch sehen, sondern eher als eine persönliche Meinung, die auf dem persönlichen Geschmack und deiner persönlichen Erfahrung beruht.
Ja, es gibt auch heute schöne Sachen--nicht nur von JBL oder Limmer;)

Um die Schleife zu ziehen:
Je größer die Mundfläche und je länger das Horn, desto tiefer spielt es auch. Den passenden Treiber vorausgesetzt!

fosti
10.10.2019, 08:37
......
Je größer die Mundfläche und je länger das Horn, desto tiefer spielt es auch. Den passenden Treiber vorausgesetzt!
Mit allen Problemen die daraus resultieren......ja.

newmir
10.10.2019, 08:50
Dieser Argumentation kann ich nicht folgen, da es meiner Interpretation nicht folgt.

Dieser Satz wird mein neuer Lieblingssatz.:thumbup:

Zur Sache: Mein spielen mit Simulationstools (die Du ja nicht magst) hat eigentlich genau zu derselben Erkenntnis geführt. Im Zusammenhang mit dem Tool AJ-Horn wird ja gerne der Satz benutzt ...."alles ist ein Horn". Ich würde vielleicht eher sagen ..... es sind nur ganz WENIGE echte grundlegende physikalische Gesetze im Spiel, die alles andere eindeutig bestimmen. In unserer Wirklichkeit ist es aber oft übersichtlicher, wenn wir die Realität "künstlich" in bestimmte Anwendungen unterteilen und für die "Spezialfälle" mit einer einfacheren Vorstellung an die Sache rangehen (Deswegen ist die Physik ziemlich weit gekommen auch ohne Relativitätstheorie). Deswegen unterscheiden wir ein Horn von einem Bassreflex und von einem Waveguide und ........ . Das ist für unseren kleinen Verstand einfach leichter zu handhaben. Zwischen den einfachen "klaren" Sachverhalten gibt es fließende Übergänge. Wenn Du so willst sind Horn und Waveguide und alles andere nur sprachliche Definitionen, die hoffentlich ähnliche Assoziationen bei allen Beteiligten hervorrufen. Eine Definition ist nie richtig oder falsch .....höchstens sinnvoll oder weniger sinnvoll. Aber einen Begriff deswegen in Frage zu stellen, weil es einen fließenden Übergang zu was anderem gibt, macht keinen Sinn, weil das stimmt immer. Dafür ist das "Ding" in der JBL2344 ein schönes Beispiel. Da gibt es sicher Leute, die sagen das ist ein Horn und andere halten es für einen Waveguide.

Nachtrag: Deine geliebte Formel zur Hornberechnung ist auch nur ein Spezialfall einer komplexeren Wirklichkeit ..... :D

Kaspie
10.10.2019, 09:06
Hallo Michael,
danke für Dein Statement. Es passt in mein Denkschema sehr gut rein und ist auch sehr gut formuliert:thumbup:

Zu Deinem Nachtrag:

Nachtrag: Deine geliebte Formel zur Hornberechnung ist auch nur ein Spezialfall einer komplexeren Wirklichkeit ..... :D
Genau so ist es. Die Formeln dienen nur zum abschätzen-mehr nicht:)

Kaspie
10.10.2019, 09:18
Mit allen Problemen die daraus resultieren......ja.
Nein! Es ist einfach physikalisch bedingt. Und hier gibt es keine Probleme. Die macht man sich dann besser selber:D

Kalle
10.10.2019, 09:55
Das ganze aktiv zu fahren ist schon mal ein Schritt nach vorne mit einem 2344 gut auskommen zu können. Passiv ist das wesentlich schwieriger.
Jau,
so ist das. Die Ephedraweiche funktioniert ja anscheinend an allen Hörnern, die dem 1747 vorgeschnallt werden. Bei dem 2344 funktioniert die auch mit mehreren Anpassungsversuche irgendwie nicht:( ... dagegen mit dem miniDSP HD mit wenigen Eingriffen schon ganz brauchbar :).
Jrooß Kalle

newmir
10.10.2019, 11:11
Es passt in mein Denkschema sehr gut rein ........
Allerdings sollte das zu einem Überdenken Deiner Haltung bzgl. Simulationstools führen. Diese benutzen nämlich in der Regel einfach die sehr grundlegenden physikalischen Zusammenhänge und können Dir das Zusammenspiel der Physik mit Deinem Konstrukt verdeutlichen, vorallem völlig Vorurteilsfrei, mit allen Randeffekten und befreit von der Frage ob das nun eine Waveguide oder ein Horn oder doch nur Arschbacken sind, und das oft viel schneller als Du mit Leim,Holz, Messknecht und Deinen Ohren.

Ich muss mich doch noch irgendwann in ABEC https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/showthread.php?11174-Der-ABEC-Thread einarbeiten. Ich glaube das ist das grundlegendste was es da für unseren Bereich gibt ...aber ich fürchte, da wäre ich ein paar Jahre mit beschäftigt :shock:.

fosti
10.10.2019, 12:37
.....
Es ist ein sich stetig öffnendes Konstrukt, dass über die Länge die Fläche transformiert. ....
Stetigkeit reicht eben nicht. In der Mechanik gibt es auch noch so Begriffe wie Stoß- und Ruckfreiheit. Das lässt sich wohl nicht 1 zu 1 auf akustische Systeme übertragen. Aber so Sachen wie am Hornmund in den Trichter zurückgeworfene Reflexionen lassen sich mMn nicht mit einer einfachen Exponentialformel in Excel mit Hornmundfläche und Hornlänge erschlagen. Zumindest nicht weiter oben im Übertragungsbereich.

EDIT: Zur Verdeutlichung: Mit einer stetigen Flächentransformation ist es nicht getan!

Kaspie
10.10.2019, 12:58
Hallo Michael,

Allerdings sollte das zu einem Überdenken Deiner Haltung bzgl. Simulationstools führen.

Als grobes Schätzeisen kann ich mir das sehr gut vorstellen. Auch für die feinere Konstruktion des Hornhalses. Hier habe ich aber ein paar Probleme:
Ich kann diese Programme nicht bedienen und würde Hilfe dafür benötigen
Mein Werkzeug und meine Handwerklichen Fähigkeiten genügen der Simulation nicht
Meinen Ideen übersteigen im Umkehrschluss das Machbare der Programme
Ich müsste mich auch in einem Zeichenprogramm einarbeiten.
Einen 3D Drucker habe ich nicht

Aber ich denke mir, dass man mit etwas Sachverstand, Bauchgefühl und Erfahrung auch so ein gutes Horn bauen kann. Ohne Mathematik und Simprogs.
Als gutes Beispiel, wie man vorgehen kann ist hier zu sehen:
https://holgerbarske.com/allgemein/eingetrichtert/

(Interessant wäre es, wenn man einen Treiber nehmen würde und speziell auf diesen ein Horn konstruieren würde. Wenn diese Konstruktion eine Symbiose auch mit der Frequenzweiche (elektrische Trennung!) und der Übernahmefrequenz (FU sowie FO) eingehen würde, wäre es (für mich) der Königsweg.)
Ein "eingetrücktes" konisches Horn. Der Nachbau ist mehr als einfach, wenn man es nicht gleich in Metallguss fertigen möchte:)
Aus flexiblen Material und etwas zarte Gewalt in den Fingern.....;)
Richtig spannend wird es bei der Formgebung..

Nochmal zu den Simprogs:
Wenn man bestimmte Parameter eines Hornes festlegen würde und das simulieren könnte, wäre im zweiten Schritt die Formgebung dran. Ab dann wird gemessen und experimentiert und die FW angepasst.

Das ist nur meine Meinung und muss nicht richtig sein. Es passt aber schön in mein Denkschema rein;)

Kaspie
10.10.2019, 13:14
Stetigkeit reicht eben nicht. In der Mechanik gibt es auch noch so Begriffe wie Stoß- und Ruckfreiheit. Das lässt sich wohl nicht 1 zu 1 auf akustische Systeme übertragen. Aber so Sachen wie am Hornmund in den Trichter zurückgeworfene Reflexionen lassen sich mMn nicht mit einer einfachen Exponentialformel in Excel mit Hornmundfläche und Hornlänge erschlagen. Zumindest nicht weiter oben im Übertragungsbereich.

EDIT: Zur Verdeutlichung: Mit einer stetigen Flächentransformation ist es nicht getan!

Hi Fosti,
wie war das mit dem Nagel und dem Kopf? Volltreffer.
Lass mal die Formeln weg (" expo" ist für mich nur eine leichte Formel, die einen verdammt guten Kompromiss darstellt).
Die Flächentransformation macht aber das Horn aus. Und das fängt m.b.M,n, schon mit der Schallwand an;)
Es ist ein unendlich kurzes Horn ähnlich wie das Tractrixhorn, dass eine unendliche Hornmundfläche aufweist. Alle anderen Hörner sind "endlich":)
Die Formeln sind nur dafür da, um die Hörner von der Länge her in Richtung SW zu bringen:cool:

Die Formgebung und die Reflexionen sind hier noch nicht besprochen worden und sind in den Simprogs mbn prinzipiell nur rotationssymetrisch darstellbar ( Frage; ist das so? ist nur eine Annahme von mir)

fosti
10.10.2019, 14:13
Genau! Um die untere Grenzfrequenz aus Hornlänge und Hornmundfläche zu berechnen, braucht es nur einen Taschenrechner, Rechenschieber oder wer noch ein wenig auf Zack ist einfach Stift und Papier. Alles im Frequenzbereich darüber wird kernig!

newmir
10.10.2019, 14:38
Die Formgebung und die Reflexionen sind hier noch nicht besprochen worden und sind in den Simprogs mbn prinzipiell nur rotationssymetrisch darstellbar ( Frage; ist das so? ist nur eine Annahme von mir)
Da habe ich schon andere Sachen gesehen. Rotationssymetrisch ist erstmal nur einfacher in der Definition des Models und sicher gibt es auch Simulationsprogramme, die sich darauf beschränken. Noch einfacher ist erstmal 2-dimensional mit einer zusätzlichen Flächenangabe. So macht es mein Lieblingsprogramm "Transmission Line" von Leonard Audio (das verstehe ich bisher noch so gerade ....). Das Teil funktioniert für den Bass, sagt aber nix über Abstrahlung aus. ABEC wird wohl nur von Rechenpower und Leidensfähigkeit bei der Modellbeschreibung begrenzt. Ich denke, ABEC simuliert wirklich die Mechanik der Luftteilchen und deren Reflektion an Grenzflächen. Das ist schon ziemlich nah dran an den realen Vorgängen und vermutlich im Ergebniss sogar "genauer" als alles was Du in der schwierigeren Realität bauen kannst.

Kaspie
10.10.2019, 15:08
[Das ist schon ziemlich nah dran an den realen Vorgängen und vermutlich im Ergebniss sogar "genauer" als alles was Du in der schwierigeren Realität bauen kannst]
Genau das ist der springende Punkt.Die Simulation ist besser als meine handwerklichen Fähigkeiten. Die Simulation entspricht der Theorie, meine künstlerische Begabung eher der Praxis. Die erzielten Ergebnisse sind aber zumindest ausreichend.

fosti
10.10.2019, 15:15
....., meine künstlerische Begabung eher der Praxis. Die erzielten Ergebnisse sind aber zumindest ausreichend.
Wenn man den Höreindrücken von dem geknickten Horn Glauben schenken darf, auf jeden Fall (und warum auch nicht)!
Aber.... :D

Kaspie
10.10.2019, 15:37
Das Horn war mehr oder weniger mit Fehlern behaftet. Reflexionen von den Seitenwänden und dem Hornhals, das der Kontur nicht folgte und rechnerisch zu lang war.
Fosti, Dein "Aber" ist hier sogar angebracht. Es geht theoretisch besser

newmir
10.10.2019, 15:38
[ Die Simulation entspricht der Theorie, meine künstlerische Begabung eher der Praxis.
Du wirst genau deswegen in der Praxis gelegentlich nicht verstehen, warum bestimmte Probleme auftreten (Ist es die Konstruktion des Horns selbst oder ist es nur eine "künstlerische" Abweichung des praktischen Aufbaus). Natürlich hat das alles was mit Perfektionierung zu tun. Wenn man, so wie Du halbwegs weiss was man tut, fallen auch so schon wohltuende Töne raus. Sonst könnte es ja keine uralten Lautsprecher geben, die schon halbwegs brauchbar klangen und es gäbe keine Verrückten, die sowas sammeln :D.

ArLo62
10.10.2019, 16:15
Offtopic: Die Frage die sich mir aufdrängtist die, ob den ultimatven Konsenzlautsprecher überhaupt einer haben will, weil es dann ja langweilig wäre. Auch im Bezug auf die Klangeigenschaften. Weil, es geht hier um Religion.

nical
10.10.2019, 16:25
ich tät ihn schon gern haben wollen - bei allen religiösen wahnvorstellungen bin ich doch letztendlich pragmatiker.
gruß reinhard

fosti
10.10.2019, 17:00
Um Himmels Willen (!!!) es geht doch doch niemals bei LS um Religion.....der passendste LS für die jeweilige Abhörsituation trifft es wohl eher......mMn

JFA
10.10.2019, 17:26
Je länger das Horn, desto tiefer kann es spielen. Das gleiche gilt für die Fläche; je größer diese ist desto tiefer spielt das Horn.
Ist eines dieser "Größen" unterschiedlich, gilt das Kleinere als Maßstab- unter der die Frequenz FU nicht wiedergegeben werden kann
Als Beispiel; Liegt die Länge (Hornkonstante) bei 300Hz und die Hornmundfläche bei 500 Hz, ist die 500 Hz maßgeblich.
Liegt die Länge bei 800Hz und die Hornmundfläche bei 500Hz ist es 800Hz.

Diese Vorstellung ist gar nicht so verkehrt, trifft es allerdings nicht richtig.

Ein Horn ist ein akustischer Impedanztransformator, d. h. die akustische Impedanz (Zak) des Hornmundes wird auf Zak des Hornhalses abgebildet. Aus der anderen Richtung gesehen wird ein Treiber, montiert am Hornhals, mit der Zak des Hornmundes belastet. In ungefähren Zahlen: ein kreisförmige Kolbenmembran hat bei Wellenlänge = Umfang (ka=1) ungefähr die halbe Schallkennimpedanz (Z0) als reellen Strahlungswiderstand (in den Realteil wird die Schallleistung abgegeben, deswegen ist der interessant). Montiert man ein Horn, dessen Hornmund den doppelten Umfang der Membran hat, vor diese Kolbenmembran, dann ist bei der gleichen Wellenlänge der Strahlungswiderstand doppelt so hoch, d. h. die Leistungsabgabe verdoppelt sich ebenfalls. Man könnte auch sagen, durch das Horn vergrößert man die Membran.
Das gilt unter 2 Bedingungen:
1.) Der Hornhals hat den gleichen Strahlungswiderstand wie die Membran
2.) Die Wellenausbreitung kann als eben angenommen werden

Beide Bedingungen sind bei einem sehr kurzen Horn (z. B. ein sehr kurzes, dafür aber mit großem Hornmund ausgestattes konische Horn; aber auch der Baffle Step) nicht mehr erfüllt, die lassen sich dann nicht mehr so vereinfacht beschreiben wie ich es jetzt hier tue.

Wichtig: wenn man den Hornmund immer weiter vergrößert so senkt man nur die untere Grenzfrequenz, aber nicht (!) die maximal abgestrahlte Leistung. Und unterhalb der Grenzfrequenz steigert sich die abgegebene Schallleistung ebenfalls, genauso wie es eine größere Membran auch tun würde.

Soweit der Hornmunde, kommen wir zur Hornlänge.

Es gibt noch eine weitere Form der Impedanzanpassung, nämlich durch Resonanz. Ein Horn ist ein Rohr, also bekommt man wie auch bei einer TML lambda/4-Resonanzen. Jede einzelne Resonanz erhöht den Strahlungswiderstand am Hornhals, also kann man diese zur weiteren Leistungssteigerung verwenden.

So eine Resonanz entsteht durch Fehlanpassung am Hornmund: je kleiner dessen Zak gegenüber Z0 ist, umso stärker ist die Reflektion. Das heißt auch, dass oberhalb von ~ka=2, wenn Zak~=Z0 ist, keine Resonanz mehr stattfindet. Also legt man die Länge des Horns idealerweise so aus, dass die erste und einzige (!) Resonanz knapp unterhalb von ka=2 liegt. Dann erhält man da nochmals etwas Verstärkung, und hat nicht mit weiteren Reflektionen unterhalb oder oberhalb zu rechnen.

Von daher ist das mit Hornmundfläche und Hornkonstante nicht verkehrt, aber die Hintergründe sind etwas komplexer.

Ich hoffe, es ist ungefähr klar geworden, was ich meine.

fosti
10.10.2019, 17:26
.....Sonst könnte es ja keine uralten Lautsprecher geben, die schon halbwegs brauchbar klangen und es gäbe keine Verrückten, die sowas sammeln :D.
Obwohl ich beim Sammeln jetzt eher bei Flugzeugmodellen angekommen bin. In Verbindung mit den Dokus von Welt/ntv/n24 empfinde ich bei einem Joe Sutter, dem "Vater" der 747, den Entwicklung einer SR-71 Blackbird oder einer Antonov An-225 ziemlichen Respekt vor diesen Ingenieurleistungen.

Kaspie
10.10.2019, 18:50
Du wirst genau deswegen in der Praxis gelegentlich nicht verstehen, warum bestimmte Probleme auftreten (Ist es die Konstruktion des Horns selbst oder ist es nur eine "künstlerische" Abweichung des praktischen Aufbaus). Natürlich hat das alles was mit Perfektionierung zu tun. Wenn man, so wie Du halbwegs weiss was man tut, fallen auch so schon wohltuende Töne raus. Sonst könnte es ja keine uralten Lautsprecher geben, die schon halbwegs brauchbar klangen und es gäbe keine Verrückten, die sowas sammeln :D.

Mit der Aussage kann ich gut leben. Sie ist richtig.Auch die letzte Aussage. Ich fühle mich angesprochen:D

@Arnim

Die Frage die sich mir aufdrängt ist die, ob den ultimatven Konsenzlautsprecher überhaupt einer haben will, weil es dann ja langweilig wäre
Eine Annäherung wäre aus theoretischer Sicht nicht übel. Perfektionierung werde ich mit meiner Methode nicht hinbekommen- Ob das Ganze praktisch umzusetzen ist, hängt von vielen kleine Parametern ab, die man festlegen müsste und die auch physikalisch machbar sind. Auch die Kompromisse müsste man aufzählen. Langweilig wäre das nicht, da schon jeder seine eigenen Vorstellungen und Ideen hat.

Kaspie
12.10.2019, 12:33
Hallo JFA,
die Komplexität eines Hornes kann man nur sehr vage mit den Formeln beschreiben. Wie Du schon geschrieben hast,


ein kreisförmige Kolbenmembran
Die Wellenausbreitung kann als eben angenommen werden usw. machen ein Hörnchen unberechenbar.
Aber,die Formeln helfen grob, etwas abzuschätzen. Selbst, wenn ich einen Fehler um die 50 % auf FU annehme, passt es immer noch sehr gut.


So eine Resonanz entsteht durch Fehlanpassung am Hornmund: je kleiner dessen Zak gegenüber Z0 ist, umso stärker ist die Reflektion. Das heißt auch, dass oberhalb von ~ka=2, wenn Zak~=Z0 ist, keine Resonanz mehr stattfindet. Also legt man die Länge des Horns idealerweise so aus, dass die erste und einzige (!) Resonanz knapp unterhalb von ka=2 liegt. Dann erhält man da nochmals etwas Verstärkung, und hat nicht mit weiteren Reflektionen unterhalb oder oberhalb zu rechnen.
So, die Theorie, die aber in der Praxis kaum umgesetzt wird, wenn es sich um Mitteltonhörner handelt. BL Hörner sind dafür aber ein Paradebeispiel.
Da es nur sehr wenige Mitteltonhörner gibt, die unbeschaltet mit einem Mitteltontreiber betrieben wurden ( Western Electric und Ihre Töchter in Europa. WE 12,13 und 15A- Treiber WE555, Racon ....)
Ich bin ein Freund davon, den Hornmund größer zu gestalten, als es die Konstante zulässt. Der Größenfaktor liegt bei mir ungefähr bei Wurzel 2 (1:1,44). Passt immer (irgendwie ):D
Liegt der Hornmund unter der Konstante, lege ich die Trennfrequenz um diesen Faktor höher.
Wenn es nicht passt, explodiert aber zum Glück nichts;)
Und die Fehler ergeben nur einen höheren Aufwand in der Frequenzweiche.
Weitere Fehlerquellen liegen an der Form des Hornes , die geometrischen Formen, die man auf der Längsachse X alle so hinbekommen kann:)
Wenn ich ein Horn mit all seinen mathematischen Unzulänglichkeiten simulieren möchte, muss ich wirklich an der Membran anfangen. Ab hier koppelt über die Druckkammer und Phaseplug das Horn (Hornhals) an. Also, Treiber auseinander nehmen, nachmessen und nachrechnen. Akademisch gesehen, ein Leckerbissen.
Auch hier würde ich nur den Hornhals bis zur Ankopplung an dem "Resthorn " bis zur gewünschten Frequenz simulieren. Siehe als Beispiel JBL 2344 oder AL H511B in Verbindung 806-8A (konischer Verlauf des Treibers).

Gehe ich mit meinem Halbwissen an diese Materie, kann ich trotz der Komplexität wenig falsch machen.