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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Geht es noch perfekter?



Siegfried
15.01.2020, 10:37
Guten Tag, (oder Abend,)

da habe ich nun schon so einige Lautsprecher gebaut. Und bin mit den Ergebnissen auch immer besser geworden. Ich höre auch .... geradlinig, .... hochauflösend .....
Da sitz ich nun, ich armer Tor, und bin so ...
Sag, lieber Leser, wie hälst du's mit der Religion?
Kalotte, Bändchen, Zweiwege, Fünfwege, ... oder doch nur einen Breitbänder?

Wie perfekt muß es sein? Wie perfekt muß ich Beethoven etc. hören?
Flüchte ich mit meinem Fertigungs-Perfektionismus vor Beziehungen und der Sichtweise auf die realen Welt?

Der Faust in uns. "Erkenne - was die Welt im Innersten zusammenhält"
Dies wollte ich nun hier zum Thema machen.



www.deutschlandfunk.de/psychiater-ueber-perfektionismus-die-angst-vor-der.694.de.html?dram:article_id=465879 (http://https://www.deutschlandfunk.de/psychiater-ueber-perfektionismus-die-angst-vor-der.694.de.html?dram:article_id=465879)

mechanic
15.01.2020, 11:25
Hallo Siegfried,

heißes Eisen was du da in die Runde wirfst. Mein Eindruck: Wir leben in einer Welt, in der das Mittelmaß (ausser beim Anspruchsdenken) immer mehr "das Maß der Dinge" ist - da weniger mühsam zu erreichen und per Zerifizierung leichter sicherzustellen - und die Stresskompatibilität und die Fähigkeit zur objektiven Belastungseinschätzung der Menschen gleichzeitig sinkt (ich sehe das z.B. bei von mir betreuten Studenten). Wir haben da somit einen gefährlicher Mechanismus am Werke.

Ich behaupte jetzt mal provokant, es entsteht mehr Schaden durch Akzeptanz des Mittelmaßes als durch Probleme beim Streben nach Perfektion ...

josh_cpct
15.01.2020, 12:30
Hallo Siegfried,

heißes Eisen was du da in die Runde wirfst. Mein Eindruck: Wir leben in einer Welt, in der das Mittelmaß (ausser beim Anspruchsdenken) immer mehr "das Maß der Dinge" ist - da weniger mühsam zu erreichen und per Zerifizierung leichter sicherzustellen - und die Stresskompatibilität und die Fähigkeit zur objektiven Belastungseinschätzung der Menschen gleichzeitig sinkt (ich sehe das z.B. bei von mir betreuten Studenten). Wir haben da somit einen gefährlicher Mechanismus am Werke.

Ich behaupte jetzt mal provokant, es entsteht mehr Schaden durch Akzeptanz des Mittelmaßes als durch Probleme beim Streben nach Perfektion ...


Das Problem ist das Ego.
Nicht die Leistung :)
Siehe Fett-Highlights. Diskriminierung, Ich-Du, Referenz-Bezug von Quantität in Relation zu X...

So entstehen Probleme.

Gruß
Josh

nical
15.01.2020, 12:44
akzeptanz des mittelmaßes oder fokussierung aufs wesentliche - das musikhören und -genießen.
anlagen-perfektionshörer oder menschen, die bloß in ausreichendem(!) maße störungs- und mangelbefreit genießen wollen.

nach mehr als einem halben jahrhundert im "business" kann ich sagen, dass ich mit vielen verschiedenen anlagen sehr befriedigend hören konnte, wenns akustisch nicht grade gravierend daneben war.

dass gewisse grundanforderungen unterschiedlich ausfallen - z.b. kammermusik oder techno - ist klar, aber ein durchschnittlicher verstärker mit brauchbaren speakern im sehr günstigen bereich kann schon ziemlich befriedigen. die anlage darf halt nur nicht durch mängel von der musik ablenken.
andererseits kenn ich einige leut, die vor soviel "anlage ist so toll, hör mal wie der bass kommt....diese höhen, diese transparenz...." nicht mehr zum eigentlichen kommen.
gruß reinhard

p.s. das ist keine spitze gegen die technikbegeisterten hier im forum - denn grad von denen können laien in grundlagenfragen sehr viel profitieren.

edit: "das problem ist das ego" - nix mehr hinzuzufügen. prinzipiell.
allerdings ist die angesprochene nivellierung als gesellschaftliches problem auch nicht zu unterschätzen.

josh_cpct
15.01.2020, 13:45
Hallo Reihnard


nivellierung als gesellschaftliches problem auch nicht zu unterschätzen.


Was entsteht dort, wo führt es hin und warum ist das ein Problem ?

Gruß
Josh

mechanic
15.01.2020, 14:33
Was entsteht dort, wo führt es hin und warum ist das ein Problem ?

Das Problem ist die Ahnungslosigkeit :D.

phase_accurate
15.01.2020, 14:49
Wie perfekt muß ich Beethoven etc. hören?

Der Aufwand ist gar nicht so gross, das man zumindest seine Kompositionen besser hört als er selber seinerzeit ! :p

Gruss

Charles

nical
15.01.2020, 15:00
hallo - freundlich und wertschätzend bleiben (nicht #7 gemeint).
nivellierung - bloß als kurzantwort, um nicht off topic zu werden. führte ich an, um im posting zu signalisieren, dass ich den beitrag, auf den es sich bezieht durchaus nicht herabwürdigen will.
kurz gesagt: nivellierung im sinne von gleichmacherei, stichwort wirtschaftskonforme demokratie, für die man eher bildungsferne, eher konsum- und "fun"-orientierte werktätige und konsumenten braucht etc.
wär aber eine sehr ausufernde diskussion.
weit entfernt vom thema des threaderstellers. ich denk, es wäre sinnvoll, dabei zu bleiben.
gruß reinhard

spendormania
15.01.2020, 16:02
Naja, Perfektion ist eigentlich gar nicht das Thema, sondern ein gewisser Ehrgeiz, persönliche Zufriedenheit herzustellen.
Wären wir alle Perfektionisten in der eigentlichen Bedeutung, käme ja nie was zustande.

Ich persönlich brauche vor allem einen recht neutrale Stimmwiedergabe und einen vernünftigen Bass. Den letzten Fitzel Hochtonauflösung vermisse ich gar nicht.

So hat halt jeder seine Präferenzen, an die er sich ranrobbt.

:prost:

mechanic
15.01.2020, 16:05
Sorry, aber die Retourkutsche musste sein :p !

Zum Thema "Streben nach Perfektion":

Die Frage ist, wie geht das Streben vor sich. Ich z.B. höre über eine Anlage die wächst. Die älteste Komponente habe ich vor über 30 Jahren aufgebaut, die neueste vor 3 Monaten gekauft. Fertig wird die Anlage nie, es gibt immer wieder Detailverbesserungen, so wird als nächstes die komplette Dämmung von 11 Lautsprecher-Einzelgehäusen komplett neu gemacht (Überlegung > Testgehäuse > Versuche > Auswertung > Dokumentation > Modifikation Lautsprecher). Die Abarbeitung der ersten 5 Punkte hat anderthalb Jahre gedauert, es war nie wirklich eilig oder zwingend notwendig ...
Parallel höre ich absolut zufrieden und begeistert Musik, mir fehlt absolut nichts. Wenn die Modifikation abgeschlossen ist, wird das alles trotzdem noch ein Quäntchen besser sein, und ich werde diese Quäntchen geniessen und eine tiefe Befriedigung dabei empfinden, auch das hingekriegt zu haben. Wo ist das Problem ?

P.S. In meinem ersten Post hatte ich mich auf den von Siegfried verlinkten Artikel bezogen; wenn man den nicht liest, passt meine Antwort eher nicht :rolleyes: ...

Olaf_HH
15.01.2020, 17:14
Das Streben nach dem Besseren sollte doch für das Hobby DIY Selbstbau immer da sein,
sonst würde es ja keinen Grund mehr geben was ändern zu wollen oder was neues zu bauen.
Wer rastet, der rostet sagt ein Sprichwort.

Und ist es nicht genau das, was uns an unserem Hobby am meisten Gefällt, das wenn wir eine Idee umgesetzt und nach vielen Höhen und Tiefen endlich fertig haben, die Zweifel kommen, es würde noch Besser gehen?

Ich habe das gerade am Beispiel meiner M-L-W-R , für mich eigentlich Perfekt, aber andere haben noch Fehler gefunden die es beim Beheben noch perfekter werden lässt.
Somit hat man sich mehrfach mit Freunden getroffen, ausgetauscht und Gemeinsam der Verbesserung zu gestrebt.

Ich finde unser Hobby schön, und wenn man dann auch mal Musik hören kann, noch schöner.
Deswegen sollte das Ziel auch immer ein oder mehrere weitere Paare Lautsprecher sein, so dass man Verbessern und hören kann. :prost:

nical
15.01.2020, 17:19
diese angst vor der durchschnittlichkeit bzw. das einpflanzen derselben ins menschliche gemüt ist aus meiner sicht eine der größten und brutalsten sünden - ob als ausführende organe werbeunternehmen fungieren, das schüren von konkurrenzdenken schon im kindesalter, enthumanisierung auf vielen ebenen....
die folge ist unsicherheit und unwertempfinden - und die leut kaufen wie die blöden, um besser, schöner, sicherer (z.b. durch binden), glücklicher durch kindermilchschnitten usw. zu sein.
es gibt KEINEN EINZIGEN durchschnittsmenschen.
aber das rede man den menschen mal wieder aus, nachdems ein leben lang hineingeprügelt wurde.
hab in meinem job viel damit zu tun gehabt - auch mit dem gefühl "ich bin nicht gut genug". der basis all dessen.

meine eigene anlage wird nicht besser - mehr befriedigung geht nicht (rein subjektiv).
aber gleiche performance und dabei kleiner, unsichtbar, wie auch immer - da wär noch luft.
status is vorbei - funktionell, klar und möglichst einfach.
fernbedienung darf sein.
gruß reinhard

Mr.Zuk
15.01.2020, 17:35
„Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann.“ – Antoine de Saint-

wilbur11
15.01.2020, 17:38
Das Streben nach dem Besseren sollte doch für das Hobby DIY Selbstbau immer da sein,
sonst würde es ja keinen Grund mehr geben was ändern zu wollen oder was neues zu bauen.
Wer rastet, der rostet sagt ein Sprichwort.

Und ist es nicht genau das, was uns an unserem Hobby am meisten Gefällt, das wenn wir eine Idee umgesetzt und nach vielen Höhen und Tiefen endlich fertig haben, die Zweifel kommen, es würde noch Besser gehen?

Ich habe das gerade am Beispiel meiner M-L-W-R , für mich eigentlich Perfekt, aber andere haben noch Fehler gefunden die es beim Beheben noch perfekter werden lässt.
Somit hat man sich mehrfach mit Freunden getroffen, ausgetauscht und Gemeinsam der Verbesserung zu gestrebt.

Ich finde unser Hobby schön, und wenn man dann auch mal Musik hören kann, noch schöner.
Deswegen sollte das Ziel auch immer ein oder mehrere weitere Paare Lautsprecher sein, so dass man Verbessern und hören kann. :prost:


Hallo Olaf,

also für mich sprichst Du da nicht!

MEIN Hobby besteht darin, eine für meine Bedürfnisse passende Box zu bauen; so perfekt wie möglich ( im Rahmen der Vorgaben etc).
Wenn jetzt Mängel bzw Verbesserungen aufgezeigt werden, dann setze ich die gerne um, ohne dass ich danach Zweifel bekomme, ob da nicht doch noch was ginge, weil dann würde ich mit Silber-in-Kot-Kondensatoren beginnen und mit Lautsprecherleitungen die mit Eichhörnchendarm umwickelt sind aufhören, auf der ewigen Suche nach besserem...

So war das bei Deiner W-L-M-R doch auch; erst durch das feedback Anderer wurden die letzten Fehler beseitigt, und jetzt ist die box gut wie sie ist.

Jetzt kann man doch zufrieden sein und einfach die Früchte der Arbeit geniessen, anstatt dem Phantom des Perfekten nach zu jagen!

Gründe, was Neues zu bauen, gibt es für mich nur
a: ich habe Langeweile und will was anderes ausprobieren
b: eine Box ist kaputt ( runtergefallen oder so)
c: eine größere Veränderung der Wohnumstände...

zu a: ich habe einen Garten, also genug um die Ohren neben der Arbeit
zu b: toi toi toi, dass das nicht passiert
zu c: dann sehe ich weiter..

Mit Deinem Ziel kann ich mich nicht identifizieren!

nical
15.01.2020, 17:50
„Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann.“ – Antoine de Saint-

ist das nicht irgendwie das gleiche?
ich mein - wenn ich durch hinzufügen keine verbesserung mehr erzielen kann, weil ich mich zum optimum hingearbeitet habe, dann kann ich (bei vernünftiger vorgehensweise) ja auch nix mehr weglassen ohne verlust.
zwei seiten einer medaille.
gilt natürlich nicht für statusgetriebene multioptimierer.
gruß reinhard

mechanic
15.01.2020, 18:24
Ich versuche es noch mal auf den Punkt zu bringen:

Die Frage ist, wie geht das Streben nach Perfektion vor sich:

a) permanente Unzufriedenheit, weil noch nicht perfekt (getriebene und letztlich meist endlose erfolglose Suche)

b) Wechsel Zufriedenheit / Unzufriedenheit, wenn neue (ggf. subjektive) Mängel "entdeckt" werden (s.o.)

c) permanente Zufriedenheit mit dem Erreichten, aber gleichzeitig Neugierde und Kreativität - "geht da noch was?" (zwanglose Suche nach Perfektion)

a) und b) :mad: , c) :), oder ?

fosti
15.01.2020, 18:33
"Strive for excellence, not perfection!"

wilbur11
15.01.2020, 18:36
Hallo Klaus,

zu c) : es geht IMMER was.....

Raum optimieren, Lautsprecheraufstellung verändern, Frau rausschmeissen ;) (SCHERZ!!!) , alle paar Jahre gibt es verbesserte Chassis zu kaufen, von Passiv auf Aktiv umbauen, es gibt bessere Waveguides/Hörner für den Hochton, etc pp....

Da kann man sich schnell verrennen und ist dann doch wieder bei a und/oder b.....

nical
15.01.2020, 18:40
erstmal die frage für mich - perfektion (gibts die überhaupt?) oder einfach gut genug.
und die frage hab ich für mich schon längst beantwortet.

zu c) gibts bei mir auch - aber nicht mehr im audiobereich. doch bei kleinigkeiten - garten, innendesign, eigentlich in allen bereichen meines lebens. optimierung quasi und anpassung an meine bedürfnisse, meinen geschmack etc.
das ist jedoch eher zwanglos und locker.
leben definiert sich durch veränderung - das kann man ganz entspannt angehn.
gruß reinhard

ArLo62
15.01.2020, 18:54
Ich finde ja den Ansatz einiger hier im Forum, mit wenigen, alten oder eigentlich untauglichen Mitteln das Optimale heraus zu holen quasi ökonomisch oder Minimalprinzip zu handeln für sehr bemerkenswert. Ist das auch Perfektion?
Hängt der persönliche Ansatz der Perfektion damit zusammen - was ich kann und was lerne ich dazu und wächst die persönliche Vorstellung der Perfektion immer mit?
Nicals Idee die Verdammnis der Mittelmäßigkeit zu verurteilen halte ich für durchaus überdenkenswert. Sehr sogar, da sie in meinem Umfeld gar nicht vor kommt.

Muss Musik hören und nachdenken....

Gruß

Arnim

josh_cpct
15.01.2020, 18:58
Im verlinkten Artikel ist sehr schön erkannt, dass der Ursprung des Perfektionismus das Ego ist.
Er erwähnt auch dass wir immer egoistischer werden.
Das ist die Volkskrankheit.

Dieses Ego erschafft nun Probleme und Bedürfnisse.
Welches uns dazu verleitet in diesem Threat und Forum Stellung zu beziehen.
Eigene Interpretationen, Denk-Konzepte.
"Ich sehe das so..." - Nein ich aber anders. Ich hier, du dort.
Ich gegen dich, Retourkutsche, du nix kapieren, ich bessere Erkenntnis.

Das Ego erschafft auch ein Bedürfnis nach Befriedigung.
Dieses Bedürfnis erzeugt dann Unzufriedenheit, Angst, Identität, Vergleich.
Auch Ziele, Wünsche, Ideale, und Identifikation mit dem Erreichten.
Wir sind Erfahrung, Wissen, Taten, Errungenschaften, Besitzt und was man sonst noch an Vergangenheit und Material quantisieren kann.
Diese Quantität erfüllt uns mit dem Gefühl des Seins.
Für einen unendlich kurzen Moment. Dann erkennt man seine Leere.
In Folge streben wir bereits nach mehr. Es ist nie genug.

Oft wird behauptet es geht ums genießen was man hat. Der Weg ist das Ziel.
Diese tollen Statements hört man nicht selten. Aber lebt man sie auch?

Hier geht es vielleicht nur um die Balance Genügsamkeit gegen Streben.
Kann man etwas erreichen ohne Unzufriedenheit?
Ist Streben die eigentliche Energie die uns zur Tat verhilft aus der Unzufriedenheit geboren?

Wie geht es denn richtig?
Tatendrang, das Gefühl etwas zu erschaffen, ein Impuls kommt in uns, der uns mit Formen und Dingen spielen lässt. Hifi bauen lässt. Es begleitet unser Tun mit Energie, mit Leichtigkeit und Freude. Die Zufriedenheit ist dann schon vorher da, und auch währenddessen. Und hinterher unverändert. Das Tun selbst kommt durch Zu-Frieden-Heit. Es spiegelt sich in der Form wieder. Das Ergebnis spielt eigentlich keine Rolle. Und ich selbst noch viel weniger. Man vergisst sich selbst quasi. Als ob man abwesend wäre. Die Welt versinkt beim Löten... Es gibt nur Löten. Sonst niemanden.

Und wie geht es falsch?
Dagegen ist das Krankheitssymptom schon sehr subtil, zuweilen unbemerkbar, wie das Hintergrundrauschen der Klimaanlage. Das Gefühl, da fehlt was. Ich will mehr. Erreichen, oder besitzen. Das Gefühl es würde mich über den Erfolg oder Besitz anderer stellen. Man könnte wenn dies nun endlich fertig sei, wirklich endlich zufrieden sein. Die Erfüllung und Zufriedenheit wird sicher kommen wenn das Ziel erreicht ist. In der Zukunft.
Jetzt bin ich nur um etwas zu erreichen, aber Zufrieden bin ich dann wenn das erreichte fertig ist, also nicht jetzt.
Das Ergebnis verspricht ein gutes Gefühl.
Das Ergebnis ist immer im Visir.
Der Fortschritt dorthin ist mir.
Auch ist die Artikulation meines Konzeptes wichtig. Es defniert mich weiter.
Dann kann man sich hier auch streiten, Stellung beziehen, und sagen wer richtig und falsch ist.
Erhabenheit und Kritik sind subtile Agressionen und Gewalt.
Sie entstehen aus dem Ego, als Konsequenz aus Angst, dass man noch nicht genug ist.

Auch das Bestreben in dieser Kommunikation die Unterschiede zwischen uns hervorzuheben, statt das Gemeinsame. Der Versuch Recht zu haben, und der Andere Unrecht. Das durch Argumente herzuleiten. Die Befriedigung dies zu erreichen. Die Bestätigung für die Konzepte die man sich ausgedacht hat hier mit Beifall als gut zertifizieren zu lassen. Ein Macher zu sein. Und ein Erreicher und Besitzer. Und vor allem mehr als du.



Man könnte sich auch fragen:
Ist Leichtigkeit und Glück in dem was ich tue, sodass ich in dem gegenwärtigen Moment versinke, mich selbst vergesse?
Oder geht es um das Ergebnis welches X-beliebigem Zwecke dient?

Wenn ich nicht daran arbeite, vergesse ich es dann bis zur nächsten Gelegenheit daran zu arbeiten? Das wäre friedlich. Dagegen steht:
Lächze und giere ich der nächsten Gelegenheit schon entgegen, verliere mich in Gedanken wie ich es bald doch machen werde und was noch alles getan werden kann in der Zukunft?

Die Perfektion und Ungesunde Beziehung zu Hifi kommt aus dem Ego.
Das Ego kommt aus der Identifikation mit Gedanken. Wer denkt der scheint zu sein, und erschafft das Selbstbild. Welches Konstante unzufriedenheit aufleben lässt.

Gruß
Josh

SNT
15.01.2020, 19:02
Meiner Meinung nach wiegt das das gute Gefühl was perfektes oder eine 'perfekte' Box erschaffen zu haben die Nachteile nicht auf, da:

- man Perfektion sowieso ohnehin nicht erreicht, weder vor sich selber noch vor allen anderen,
- das gute Gefühl - ich nenne es mal provokant Kick - sowieso nicht von langer Dauer ist,
- die Perfektionierung meist enorm Kraft kostet,
- man sich meist selbst betrügt und sich auch noch einredet, das hätte ja die ganze Zeit ja riiiiesig viel Spass gemacht

das es eben außer Lautsprecherbau bei mir noch etwas schöneres gibt, nämlich meine Familie, dann kommt gleich richtig Spass, parallel dazu Sport und dann wenn überhaupt noch Zeit ist, irgendwas basteln.

In der Arbeit wird einerseits Perfektion andererseits die Einhaltung von Terminen gefordert. Beides ist defakto einfach nicht möglich. Lt Management ist die Einhaltung von Terminen wichtiger....damit kann ich leben, ich gebe einfach mein Bestes...

Leider - voll gelogen und erwischt - gerade ich habe bisher immer versucht Hifi möglichst 'perfekt' und 'professionell' zu machen, bin aber mittlerweile schlauer geworden und habe mich vom Lautsprecherbau durch kalten Entzug mit Gewalt gelöst.

Die Droge Hifi hat mir persönlich teilweise unterm Strich mehr genommen als gegeben, so wie ich es betrieben habe. Besonders dann wenn man sich selbst Termine gestellt hat.

Ich habe versucht darin eine Art Erfolg zu sehen. Völlig falscher Ansatz! Mittlerweile baue ich gar nix mehr und bin voll zufrieden...:-), ich laber halt mit, ab und zu geb ich was dazu...Hauptsache geheilt - vom Ego, vom Selbstbetrug, vom Erfolg und .... von der Perfektion.

Und das herrlich inkonsequente daran ist, dass obiges alles Schnee von heute ist und bereits morgen alles wieder ganz anders sein kann....wenn einen wieder mal die Begeisterung überfällt.

Gruß von Sven

nical
15.01.2020, 19:06
perfektion scheint mir unmöglich.
und ist eine definitionsgschicht.
und ein totpunkt.
z.b. hifi - wo is die obergrenze - die technische entwicklung geht weiter.
perfektion ist ende der fahnenstange - und dann ende gelände.
was heute perfekt scheint ist wahrscheinlich in naher zukunft ein alter hut.
das gerede von perfektion schürt nur die unzufriedenheit.
ist wie die karotte vor dem esel.

red ma über verbesserung, anpassung, weiterentwicklung - da bin ich dabei.
nicht mal gott ist perfekt - geht gar nicht.
gruß reinhard

Siegfried
15.01.2020, 22:31
Ich sehe das auch so: Wir haben eines der schönsten Hobbys.

Das Ausklinken vom Alltag, sich selber wiederfinden, mit dem Hobby wieder in Ruhe kommen und sich damit recyeln, Kontakte pflegen, und sich von, nach vollbrachtem Werk, der Muse küssen lassen, das ist schon etwas Wunderbares.
Aber genau hier liegt ja die Gefahr, dass sich, ganz unbemerkt schleichend die Beziehung zu den Personen die wir ja lieben, sich eine gefährliche Spannung aufbaut. Die Spannung der Vernachlässigung.
Ich denke da an einen Bekannten, bei dem es kaum noch ein anderes Thema gibt. Seine Frau wird dabei aber immer unglücklicher. Das Hobby (und nicht nur unseres) ist hier eine Kongurrenz, der sie nicht habhaft werden kann. Eine andere Geliebte (fleischlich), ja das ist eine reale Gegnerin, die man niedermachen kann, gegen DIE kann frau gewinnen.
Aber der Gegnerin „Hobby“ ist sie machtlos unterlegen. So bleibt ihr oftmals nur noch die Flucht. Entweder in ein eigenes Hobby oder in die Ferne.

Übrigens der Beitrag aus dem Deutschlandfunk ist ca. 10 Min. 22 Sec. Anhören im Bild unten links das Dreieck = Startet das Interview.
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Meine Hauptfage:
„Flüchte ich mit meinem Fertigungs-Perfektionismus vor Beziehungen und der Sichtweise auf die realen Welt? „

Auch ich hatte mal eine Zeit in der die Beziehung zu meiner Lebensgefährtin in einem „AUS“ endete. Aus dieser Erfahrung ist meine Sichtweise. Und manchmal ist die LIEBE auch froh, dass sie weiß wo man zu finden ist und sie in dieser Zeit Ruhe hat. Wichtig hierbei scheint mir, dass man auch andere Gemeinsamkeiten pflegt und hin und wieder miteinander ausgeht. Ob Konzert, Museum, Vortrag, Spaziergang, Ausflug oder eine gemeinsame Arbeit z.B. im Garten.

Bei der Sichtweise auf die reale Welt
„Ich finde ja den Ansatz einiger hier im Forum, mit wenigen, alten oder eigentlich untauglichen Mitteln das Optimale heraus zu holen quasi ökonomisch oder Minimalprinzip zu handeln für sehr bemerkenswert„ (Armin)

„Perfektion“, wie auch „High-End“ sind nicht klar definiert. Somit kann ich für mich diesen Begriff darlegen.
Die Vorgabe bestimmt den Begriff.
Wenn ich nur 100 Euro zur Verfügung habe und daraus das Bestmögliche mache ist auch dies Perfektion und High-End (ein hohes Ende im Bezug auf die Vorgabe).
Das heißt nicht, dass nur Neuteile verbaut werden müssen. Je weniger wir neu anfertigen, desto weniger wird die Umwelt belastet.

Alles Reden um Klimaerwärmung bleibt nur heiße Luft, wenn nicht mit dem Geldbeutel und der Vernunft entschieden wird, was, wie produziert, und woher die Waren kommen. Wohin geht die Reise?

Siegfried

josh_cpct
16.01.2020, 00:24
Flucht ... kann sein. Wenn man Erleichterung darin findet. Sich danach sehnt, und dann "ahhhhh, tut das gut". Wie ein kaltes Bier, eine Zigarette. Feierabend, endlich an den Werktisch.

Dann sollte man eine Weile damit aufhören. Unsere Reaktion bringt die Antwort.

Wenn die Betäubung dann nachlässt, erkennt man was wirklicht in einem vorgeht.
Oft hat sich viel Unwohl-sein angestaut. Welches durch lange Verdrängung gewachsen ist.
Im Lichte des Entzugs vom Hobby kann man zB erst einmal mehr Wut oder Stress beobachten.

Verliert man sich in Emotionen fehlt der Bezug zur Gegenwart.
Einer der schönsten Übungen zum finden in die Gegenwart kann zB ein Spaziergang sein, bei dem man versucht nicht zu denken. Nur Ruhe im Kopf. Und man wird in der Gegenwart die Natur entdecken. Und die Natur ist perfekt. Hier findet sich Vollständigkeit.

Fehlt einem Befriedigung zum Wohlgefühl, so kann man sich auf das Atmen konzentrieren. Tiefes, gleichmäßiges und bewusst ausgeführtes Atmen verbindet uns mit dem eigentlichen Selbst und Sein. Es stellt wahre Befriedigung her.

Verlieren wir das Bewusstsein vom Sein, verschwenden wir unser Leben. Jeder Moment ist ein kostbares Geschenk. Es ist wichtig sich selbst zu beobachten, was man tut, und welcher Beziehung man zu dem Tun steht. Oft reicht schon diese Aufmerksamkeit und Beobachtung um Abstand dazu herzustellen.


Gruß
Josh

SNT
16.01.2020, 07:22
Die Herausforderung am Hobby Hifi ist imho eigentlich nicht die Perfektion, die man sich als Ziel setzt, sondern die Terminsetzung. Alles was damit zu tun hat, resultiert meines Erachtens in Stress und ist eigentlich so gar nicht mehr spassiges Hobby. Je nach persönlicher Freizeit und Ausdauer ist das eine oder andere Battle ja ganz nett, so a bisserl Stress kann ja net schaden, aber die Gefahr ist sehr groß , dass man es übertreibt.

Gruß von Sven

Kalle
16.01.2020, 09:22
Moin,
schön hier zu lesen.
Ja, der Weg ist das Ziel und Selbstachtsamkeit macht es erst möglich, auch andere zu achten.
Es gibt heute etliche sehr erfolgreiche moderne Unternehmen, wo dies zur Betriebskultur gehört.
Eigentlich erwarte ich so etwas in einem Hobbyforum auch, meistens:( klappt das hier ja auch:).
Aus einer sehr persönlichen Stresssituation habe ich jetzt wieder mit TaiChi begonnen.
Die Ideologie ist seltsam ... aber es befreit Geist und Körper.
Ich mache jetzt mal den Kranich:D.
Jrooß Kalle

nical
16.01.2020, 10:18
ja, auch schön hier zu lesen - stimm ich zu.
wie einer schon schrieb - das ego ist das problem.
und wenn das hobby zur sucht wird.
ersatzbefriedigung statt befriedigung.
aber wenn ich mir die die beiträge hier durchlese, mach ich mir um euch keine sorgen ;-)
und stimme auch josh zu - sein statt stress.
leistungsdenken hat beim guten alten steckenpferd nix verloren.

obwohl - in jüngeren jahren war bei mir auch statusdenken dabei - neben dem genuss des hörens an einer fetten anlage (rock kommt halt schon ganz anders rüber).
aber ein bisschen definiert der komplexler, der wahrscheinlich ein bisschen in jeden von uns steckt oder steckte, sich auch über die anlage und über männerboxen, so wie über muscle cars, motorräder etc.
ich mag spinner - wenn nicht andere drunter leiden.
gruß reinhard