Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Loudness War und Hyperkompression
Kleinhorn
27.05.2020, 19:48
Schalömchen...
Vielleicht hab ich zuviel Zeit...:rolleyes: wollte aber mal wissen, warum viele neue Cd's so klingen, als wären sie in einem Bunker abgemischt. Auf meiner Suche stieß ich schnell auf die o. g . Begriffe. Hier nur mal Wiki https://en.wikipedia.org/wiki/Loudness_war
Keine Ahnung, wie man diesen Trend ändern könnte. Ich finde es nur sehr aufffällig. Cd's bei den man heraushört, dass die Musiker Spaß an ihrer Musik haben, werden sowas von bescheuert aufgenommen bzw abgemischt, daß es keinen Spaß mehr macht überhaupt zu zu hören. Ein gutes Beispiel ist die Combo Shadowman. Der Sänger der Kapelle Steve Overland (nicht von Anfang an) singt auch bei FM, Lonerider, The Ladder. Hort man sich Lonerider an kann man da gut mit leben. FM und Shadowman sind irgendwie nicht zu ertragen. Aber es mag ja eine persönliche Empfindung sein.
Geht es Euch genauso ?
Eigentlich wird durch den Trend ja nur bestätigt, dass es durchaus sinnvoll ist alte Platten zu besitzen oder auch "alte" Cd's. Gut Cd's sind noch nicht sooo alt.
Ich Depp hab meinen Dreher verschenkt...
Von Loudness War hatte ich vorher jedenfalls noch nicht gehört, also als Begriff, schlechte Musik zu hauf...
Pedda
Hi Pedda,
ja, der Loudness War ist schon lange ein Thema.
Es lohnt sich wirklich (auch wegen anderer Themen) einen Blick zu den Musikschaffenden zu werfen:
https://recording.de/threads/kurzes-video-zum-loudness-war.88649/
https://recording.de/threads/loudness-war.104643/
Der Loudness-War hat allerdings nichts mit CD, Schallplatte (die Systembedingt keinen großen Dynamikumfang hat) oder digitalen Formaten zu tun.
Es geht einfach um den übermäßigen Einsatz von Kompressor-Effekte und Limitern.
Solche Eingriffe sind in Maßen sinnvoll, weil niemand will während eines Songs seine Anlage hoch und runter regeln, weil einige Passagen unhörbar leise sind und andere viel zu laut.
Kompressoren gibt es schon sehr lange und sind beim Musik-Abmischen unerlässlich, da sich mit ihnen Dynamikumfänge einzelnener Instrumnte angleichen lassen, Stimmen in den Vordergrund rücken lassen, Transienten verstärken oder abmindern lassen, aber seit den 90nger Jahren wurde es einfach häufig übertrieben.
Weil: Lauter klingt immer besser.
Wenn im Radio und (damals) bei MTV dein Song lauter klingt als die anderen, klingt er "besser" und zieht mehr Aufmerksamkeit auf sich.
Aber seit Jahren gibt es auch durchaus viele Gegenbewegungen, die sich darauf konzentrieren Musik "audiophil" zu produzieren.
Und auch moderne Player wie Spotify sorgen für ein Abflachen des Loudness-Wars:
Spotify kennt von jedem Song die dBFS und gleicht die Lautsprecher automatisch beim Abspielen an.
Heißt: Lauter-gemischte Songs werden leiser gemacht.
Was wiederum heißt: "Laut" Abmischen hat keinen Vorteil mehr, sondern man verliert nur an Dynamikumfang.
mtthsmyr
27.05.2020, 20:41
Nabend,
Passt vielleicht zum Thema: Steve Guttenberg hatte kürzlich auf einen kostenlosen Download eines Musiklabels aufmerksam gemacht, wo sich die Stücke dadurch auszeichnen sollen, dass sie unkomprimiert und möglichst unverfälscht aufgenommen sein sollen.
Hier ist der Link:
https://www.marecordings.com/
(man muss auf das kleine Quadrat klicken)
.
Fand ich schon ganz interessant.
Kleinhorn
27.05.2020, 20:53
Es geht einfach um den übermäßigen Einsatz von Kompressor-Effekte und Limitern.
Jap, so hab ich das auch gelesen. Die Werbeindustrie hat damit angefangen. Nachdem dann endlich LUFS, Loudness Units relative to Full Scale eingeführt wurde, hörte das dann endlich auf, dass einen die Werbespots anbrüllten. Ich kann mich erinnern, manche Fernseher hatten eine solche Einstellmöglichkeit.
Es stimmt, Spotify versucht die Stücke gleich zu machen, aber vielleicht noch nicht lang genug.
Aber ich habe das Thema auch so verstanden, dass sich eben der Einsatz von Kompressoren und Limitern in den Aufnahmen wiederspiegelt. Man findet genug Beispiele.
Hier mal https://www.youtube.com/watch?v=7UjQc0dM4H4
Da hab ich wenigstens noch die aus den 80zigern...:)
Man kann nur hoffen, das der Trend wirklich wieder verschwindet...
Kleinhorn
27.05.2020, 20:56
Ich lade mir das mal...anhören morgen..danke
Also Pedda, bei deinem eingepegelten Soundbeispiel muss man sich schon anstrengen :) Bisl bass-/grundtonlastiger kommt mir die 2006er Variante vor, die 1981er bisl klarer. Das war's dann auch schon.
Gibt unzählige eindeutigere Beispiele, wo der Pegel so hoch getrieben worden ist, dass die Aufnahme "brickwalled" ist, d.h. der Pegel den Dynamikumfang des Audioformats bereits überschreitet, und das Signal gekappt / geclippt ist und sich entsprechend verzerrt anhört.
Eins der "schöneren" Beispiele: https://www.youtube.com/watch?v=WSgehBeA1Tc
Nabend Matthias,
danke für den Link!
Meine ersten Eindrücke:
joa, klingt nicht schlecht. Interessant alle mal.
Aber nur wenn man einen Kompressor weg lässt, wird die Musik dadurch noch nicht besser.:D (es tüdelt halt high-endig vor sich hin).
Das Weglassen eines Kompressors, wurde offensichtlich durch den Einsatz von noch mehr Hall-Effekte kompensiert.;)
Ein Kompressor wird im Mixing-Prozess halt auch verwendet, um Instrumentengruppen zu verbinden und musikalisch zusammen zu schweißen.
z.B Kick-Drum und e-Bass sollen häufig ein einheitliches Fundemant bilden.
Um so voller ein musikalisches Arrangement wird, um so wichtiges ist es, jedem Instrument den richtiges Platz im Mix zu geben. Und neben EQ, Panorama und Reverb-Effekten ist halt auch der Kompressor ein geeignetes Mittel.
Je nach Musikrichtung wird der Kompressor darüber hinaus auch als Stilmittel zur Klanggestaltung eingesetzt; besonders dann wenn es "dick" oder " fett" klingen soll.
Base-Lines bei Techno, Rap-Gesang, Metal-Gitarren: würde alles nicht ohne Kompressor funktionieren.
Es wäre also falsch zu sagen, Dynamikkompression klingt grundsätzlich schlecht.
Sie ist sogar in vielen Fällen ein geeignetes Mittel.
Nur wie bei allen Dingen, sollte es nicht übertrieben werden.
hier noch ein Interessanter Link zu dem Thema:
http://dr.loudness-war.info/
dort kann man sehen, wie viel Dynamikumfang das persönliche Lieblingsalbum hat.
Noch viel schlimmer als Eure Beispiele empfinde ich das schnöde Radio.
Kaum ein Sender der nicht brutalst an der Gesamtlautstärke zu Lasten der Dynamik dreht, mancher dann noch obendrein mit unmöglicher Loudness-"Korrektur" (Badewanne).
"Rock Antenne Bayern" ist da ein Paradebeispiel (zumindest via Satellit). Nicht umsonst höre ich meistens Bremen2, wobei ich zu hören glaube, dass die Abends / Nachts noch weniger am Kompressor drehen, als tagsüber.
Aber es geht dem gemeinen Lauscher halt weniger um "bei Musik zuhören" als um eine Art Hintergrundgeräusch und das soll dann bitte möglichst ohne nennenswerte Dynamiksprünge vonstatten gehen.
Irgendwann senden die nur noch "pink noise" und keiner merkt's.
Morgen Don Key,
Bei Rock Antenne über Sat ist mir das auch extrem aufgefallen. Das klingt so kaputt, ich dachte zuerst es stimmt was mit meiner Anlage nicht.
Hier noch ein kleiner Tipp für einen guten, unkomprimierten Internetradio-Sender mit ausgewählter und (häufig) interessanter Musik:
https://radioparadise.com/player
Irgendwann senden die nur noch "pink noise" und keiner merkt's.
PN hat doch je nach Quelle auch noch 6-12 dB Crestfaktor. Wenn dann doch ein schönes Rechtecksignal mit einem Crestfaktor von 0 dB aka 100% Leistungdichte :)
SimonSambuca
29.05.2020, 09:37
Hi,
also ich hatte mir unwissend mal folgende CD billig vom großen Fluss gekauft:
http://dr.loudness-war.info/album/view/47370
Dann wurde ich mal auf die Problematik aufmerksam und hab mir aus Kanada diese Version kommen lassen:
http://dr.loudness-war.info/album/view/57793
:eek:
War dann halt viermal so teuer aber das hat sich gelohnt!
mtthsmyr
29.05.2020, 15:17
Meine ersten Eindrücke:
joa, klingt nicht schlecht. Interessant alle mal.
Aber nur wenn man einen Kompressor weg lässt, wird die Musik dadurch noch nicht besser.:D (es tüdelt halt high-endig vor sich hin).
Das Weglassen eines Kompressors, wurde offensichtlich durch den Einsatz von noch mehr Hall-Effekte kompensiert.
Musikalisch ist auch nicht so mein Fall. Den Dynamikaspekt fand ich aber nett.
Ich kann's vielleicht nicht so beurteilen... Bist Du dir sicher mit dem Hall-Effekt? Für meine Ohren klingt das vor allem nach einem bestimmten EQ, den sie den Stücken verpassen. Eher nach Loudness-Charakteristik mit Tiefbassanhebung und Präsenzentschärfung.
Wenn ich es mir über Kopfhörer anhöre, würde ich dir mit dem Hall zustimmen. Wenn ich mir das über Lautsprecher anhöre, empfinde ich das glaubwürdige Wiedergabe der Aunahme-Raumakustik.
Ansonsten fand ich, dass einige der Stücke ganz gut illustrieren, warum solche Abmischungen für's Auto- oder Küchenradio eher ungeeignet sind. Oder für die Hintergrundberieselung.
Nabend Matthias,
nicht falsch verstehen, ich finde die Aufnahmen wirklich interessant. So komplett ohne Kompression habe ich noch kein fertiges Stück gehört (nur roh aufgenommende Spuren natürlich).
Musikalisch ist das natürlich schon etwas l'art pour l'art.
ja, mit den starken Hall-Effekten bin ich mir sehr sicher. Da mag auch der eine oder andere natürliche Aufnahmeraum mit drauf sein, aber es wurde aus meiner Sicht viel mit langen plate-artigen reverbs gearbeitet. Könnte natürlich auch ein spezieller Aufnahmeraum (wie zB eine leere Kirche) sein, aber dafür klingt der lange Nachhall zu gleichmäßig. Besonders Auffällig bei den Gitarren in Track 02. Eine akustik-Gitarre in einem normalenm Raum oder normalen Studio aufgenommen klingt schon deutlich anders. Aber auch die anderen Instrumente haben recht viel Hall/Reverb und sicher auch EQ drauf. Irgendwie müssen die "Lücken" in der Musik gefüllt werden, wenn kein Kompressor zum Einsatz kommen soll. Ein Kompressor wird allerdings auch häufig benutz, um das Sustain ("Ausklang") eines Instrumentes zu betonen, indem nur der laute Anschlag komprimiert wird.
Weiter ist auffällig, dass die ganzen Arrangement sehr leer sind und nur wenige Instrumente beeinhalten. Wenn es voller wird, ist der Kompressor notwendig um Ordnung und Struktur in die einzelnen Tracks und Instrumenten-Gruppen zu bekommen.
Hier noch ein paar Videos, die sich alle mit dem Abmischen einer Akustik-Gitarre beschäfttigen. Alle Produzenten haben unterschiedliche Rangehensweisen (und qulitativ unterschiedliches Ausgangsmaterial), aber man sieht überall ganz gut den generellen Workflow und den Einsatz von EQ, Kompressor/Limiter und Reverb/Hall.
https://www.youtube.com/watch?v=tCTYyJ4oR7o
https://www.youtube.com/watch?v=e5kCVXyQDys
https://www.youtube.com/watch?v=GOStJR1n6Ys
(https://www.youtube.com/watch?v=GOStJR1n6Ys)Besonders in dem zweiten Video ab 7:50 sieht man sehr gut die Evulotion des Mixes.
Die Eingriffe in dem zweiten Video sind allerdings auch vergleichsweise gering, was daran liegt, das die ursprüngliche Aufnahme auch schon echt was her macht. Da wußte jemand genau welche Mikros er wie positionieren muss und wie er den Aufnahmeraum mit nutzt, um schon möglichst gutes Ausgangmaterial zu bekommen.
Das Mastering im 2. Video ist dagegen schon etwas grenzwertig. Klar es wird lauter. Aber ich glaube, ich hätte es dezenter gemacht. Irgendwie bringt das Mastering eine gewisse Härte mit rein (womit wir wieder beim Loudness war sind ;)).
Edit:
hier noch ein schönes beispiel zum Thema Reverb, ab ca Minute 12:00
https://www.youtube.com/watch?v=ww-cH29IGeM
Zwischendurch übertreibt er den Effekt, um ihn besser zu demonstrieren, aber zum Schluss stellt er die Hall-Lautstärke richtig ein und es klnigt schon sehr nett.
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