Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : (Magische) Methoden zur Gehäusedämmung
BiGKahuunaBob
08.09.2020, 10:38
Moin zusammen,
KEF hat letzte Woche in der Presse etwas Lärm gemacht und von "Metamaterialien (https://de.kef.com/pages/metamaterial)" gesprochen, die den rückwärts ins Gehäuse abgestrahlten Schallanteil besser vernichten können.
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Neben dem diffusen Marketingsprech gibt es aber auch ein interessantes AES-Paper über die grundsätzliche Funktionsweise und weitere Details: http://www.aes.org/e-lib/download.cfm/20758.pdf?ID=20758
Lohnt sowas, insbesondere gegenüber dem Einsatz von Dämmaterial? Bestenfalls ließe sich damit doch nur Material spare und eine höhere Serienkonstanz erreichen?
Bei Böressen sah ich heute etwas ähnliches, also eine geometrische Struktur hinter dem Treiber, die mutmaßlich den rückwertigen Schall dämpft. Durchmesser, länge und Position der Bohrungen scheinen einem Muster zu folgen, so etwas kennt man auch von Platten in der Raumakustik:
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Meinungen dazu?
Also das Muster halte ich für eher irrelevant.... die geometrischen Abmessungen sind zu klein in Relation zu den Wellenlängen. Für mich erzeugt das Verwirbelungen und wirkt wie ein Strömungs/Fliesswiderstand. Früher hat man Stoff hinter die Chassis gespannt. Das ist ungefähr dasselbe.
nun ja - nimmt man die aussagen ernst bzw. zieht man sie mal unvoreingenommen in betracht, so wird stoff hinter dem chassis kaum den im video erwähnten effekt bringen. sonst hätt man diese äußerst einfache und kostengünstige maßnahme einfach beibehalten.
mein motto ist, zuerst mal schaun, abwarten und keine vorschnellen schlüsse ziehen. wir wissen bis dato ja nix, haben anscheinend keine daten, messungen, kein wissen über die materialeigenschaften etc.
acoustic black hole klingt mal gut, könnt man aber mit teilweise ordentlich dämmmaterial und teilweise durchlässiger rückwand auch hinbekommen.
nur hier scheint mans wohl möglicherweise einfacher hinzubekommen.
gruß reinhard
BiGKahuunaBob
08.09.2020, 11:37
BØRRESEN (der Hersteller) gibt an:
Behind the mid/woofers sit perforated HDF discs to "create a pressure environment bigger behind the driver than in the cabinet. Now two drivers sharing the same port don't see each other. This keeps bass rumble out of the midrange. At low SPL, the driver doesn't see the cabinet at all. At higher SPL, the cabinet seems to get a bit smaller which improves control and power handling whilst the behavior of the ported alignment shifts to more of a sealed box. The speaker will play really loud yet its small drivers are protected."
Quelle: https://6moons.com/audioreview_articles/borresen/3/
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So etwas ähnliche hatten wir vor ca 15-20 Jahren in dem jetzt toten Audiotreff besprochen. Als Dämmmaterial wurde da über Wellpappe geschrieben. Diese gibt es als Rollenwellpappe, die ich gerne mal probieren wollte. Ist aber irgenwie im Sande verlaufen.
bin schon gespannt, wann leute hier im forum, mit spieltrieb und messequipment ausgestattet, da mal die ersten untersuchungen starten. hab leider selbst nix zu messen und auch nicht vor, in meinem leben noch eine weitere baustelle aufzumachen - hab früher vor jahrzehnten deshalb einfach nur überlegt und probiert.
aber auch wenn sich raustellt, dass da nicht viel dran ist wär das auch ein erkenntnisgewinn.
gruß reinhard
So etwas ähnliche hatten wir vor ca 15-20 Jahren in dem jetzt toten Audiotreff besprochen. Als Dämmmaterial wurde da über Wellpappe geschrieben. Diese gibt es als Rollenwellpappe, die ich gerne mal probieren wollte. Ist aber irgenwie im Sande verlaufen.
die gschichten kenn ich auch - habs auch nicht ausprobiert weil seit damals nicht mehr viel gebaut.
soweit ich mich erinnern kann waren die effekte aber durchaus im relevanten bereich.
gruß
Für mich erzeugt das Verwirbelungen und wirkt wie ein Strömungs/Fliesswiderstand.
Ja, und gleichzeitig bildet es mit den beiden Teilvolumina ein akustisches Tiefpassfilter. Welcher Effekt davon jetzt entscheidend ist, oder ob beide im Zusammenspiel arbeiten, mag ich nicht beantworten. Wenn die Grenzfrequenz des Filters passend gesetzt wird, dann hat man bei den Gehäuseresonanzen keine Schallabstrahlung mehr ins das Gehäuseinnere. Aber irgendeine Dämpfung muss da sein, sonst bekommt man die ungedämpfte Resonanz des Filters zu spüren (sprich: man sieht die im Frequenzgang).
Ich habe einmal mit etwas ähnlichem VOR der Membran (Mitteltöner) gearbeitet. Das hatte den Vorteil, dass ich durch die akustische Filterung sowohl die Membranresonanzen als auch den durch sie verstärkten Klirr (z. B. Resonanz bei 5 kHz, K3 Spitze bei 1,67 kHz) wegfiltern konnte. Mit einem elektrischen Filter geht nur ersteres. Allerdings musste ich einen Strömungswiderstand (10 mm Basotect*) einsetzen, um die Resonanz zu dämpfen. Nachteile waren ein leicht reduzierter Wirkungsgrad (aber weniger als befürchtet) und es sah scheiße aus**.
Edit: die Erklärung von Böressen ist natürlich hanebüchen. Da dachte ich, es hätte mal einer richtig drüber nachgedacht, und dann schwurbelt man so einen Unsinn. Bei höheren Pegeln wird das Gehäuse etwas kleiner, aha, soso, ich nenne das nichtlinear.
Dann habe ich mir das AES paper mal angeschaut. In kurz: warum einen IRR oder IHR nehmen, wenn ich mehrere davon haben kann? Was anderes ist das nicht, viele (bedämpfte) Hohlleiter.
* Warum Basotect? Weil es da war. Es gibt sicherlich besser geeignetes an der Stelle. War ein Proof of Concept, mehr nicht.
** Irgendwas anderes auch noch, wahrscheinlich "fehlende Zeit" oder so
phase_accurate
08.09.2020, 12:03
Das abgebildete KEF Dingens zeigt diverse, von der Mitte ausgehende, Pfade unterschiedlicher Länge.
Ich würde sagen (von der Hüfte aus geschossen), jeder dieser Pfade wirkt wie ein Lambda/4 Absorber für einen schmalen Frequenzbereich. Zusammen bilden dann alle Absorber einen breitbandigen Absorber. Wie es aussieht, hat man auch darauf geachtet, dass die Teilsegmente nicht gleich lang sind und wohl auch in keinen ganzzahligen Verhältnissen zueinander stehen.
Gruss
Charles
Wenns magisch werden soll, würde ich dieses Bohrmuster vorschlagen.
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/7/7b/Nebra_Scheibe.jpg/800px-Nebra_Scheibe.jpg
:)
Swansteini
08.09.2020, 13:40
Recht interessant, ist mir aber ein wneig viel Sprech vom "Meta-meta" :). So sie ja selbst im Paper sagen das sie es per injection molding hergestellt haben, zu dem sieht der gezeigte Proto auch sehr nach ABS ohne dergleichen aus. Aber:
Die Idee, Kanäle mit verschiedenen Lauflängen auf bestimmte Frequenzen anzusetzen ist natürlich schon spannend, wenn man im Vergleich den Ht bei B&W nimmt der ja (wie auch KEF) im Paper zeigt bei ihren HT's, einen nach hinten sich verjüngenden Kanal besitzt, quasi auf eine Frequenz "abgestimmt" ist und durch den sich verengenden Kanal auf ein sich-tot-laufen der restlichen Frequenzen setzt. So hat die Idee der Scheibe, respektive des in den Magnetschacht eingebrachten "Meta" halt einen viel feineren Ansatz nur die Freqeunzen zu bearbeiten, die wirklich stören.
Müsste man aber wie auch schon beschrieben Messungen sehen, wie sich das in der Praxis wirklich ausnimmt. Denn die Frage, die das aufwirft ist ja auch, wieso denn ein HT der Rückwertig gut bedämpft ist so etwas doch recht aufwändiges überhaupt braucht. Anders gesagt eine nach dem Polkern angebrachte Kammer so sie zum Beispiel auch ein Audiovirus TW30SD1-4 besitzt, die man nach belieben mit verschiedenen Absorbtionsmaterialen ausstatten könnte, was man auch messtechnisch ermitteln könnte..., würde ja im Prinzip den gleichen Effekt bringen.
Spannend wäre hier aus meiner Sicht eher eine Verwendung im Gehäuse für einen TMT oder TT, wo ja i know schon ganz andere Lauflängen benötigt werden müssten. Wobei hier solch ein "System" nun dann nicht direkt hinter dem Treiber sondern eher der Gehäusedämmung und Beseitigung von störenden Resonanzen dienen würde/könnte.
Gruß Swany
Das abgebildete KEF Dingens zeigt diverse, von der Mitte ausgehende, Pfade unterschiedlicher Länge.
Ich würde sagen (von der Hüfte aus geschossen), jeder dieser Pfade wirkt wie ein Lambda/4 Absorber für einen schmalen Frequenzbereich. Zusammen bilden dann alle Absorber einen breitbandigen Absorber. Wie es aussieht, hat man auch darauf geachtet, dass die Teilsegmente nicht gleich lang sind und wohl auch in keinen ganzzahligen Verhältnissen zueinander stehen.
Was KEF da gemacht hat scheint mir auch etwas anderes zu sein ......und für mich hat es deutlich mehr Hand & Fuss. Ich denke Du liegst mit Deiner Erklärung vermutlich richtig. Fraglich finde ich nur die Wirksamkeit. Jedenfalls habe ich bei meinen Versuchen mit IRRs festgestellt, dass der Durchmesser einen deutlichen Einfluss auf die Wirksamkeit der Dämpfung hat. Und die Röhrchen scheinen mir ein bischen sehr dünn. ...... ich habe aber den Effekt (eher indirekt) nur im Nahfeld der Lautsprechermembran gemessen.
Moin,
die Böressen-Geschichte erinnert mich doch ziemlich stark an sowas: https://www.monacor.de/media/JPG/1024/C/C0/C0030990D_2.jpg
Anders gesagt eine nach dem Polkern angebrachte Kammer so sie zum Beispiel auch ein Audiovirus TW30SD1-4 besitzt, die man nach belieben mit verschiedenen Absorbtionsmaterialen ausstatten könnte, was man auch messtechnisch ermitteln könnte..., würde ja im Prinzip den gleichen Effekt bringen.
Nein, das Metamaterial (https://de.wikipedia.org/wiki/Metamaterial) hat da schon Vorteile. Normales Dämpfungsmaterial (wolle, Schaumstoff) hat einen frequenzunabhängigen Flißwiderstand, und der verursacht Verluste auch bei Frequenzen, bei dem man ihn gar nicht braucht (Gehäuseabmessungen < lambda/4). Dieses Metamaterial hat dagegen eine Hochpassfunktion, weil die einzelnen Resonatorröhren als schmalbandige Bandpässe fungieren (der unterste bestimmt die untere Grenzfrequenz).
Allerdings stellt sich hier wie immer das Kosten-Nutzen-Verhältnis.
spendormania
08.09.2020, 15:02
Das abgebildete KEF Dingens zeigt diverse, von der Mitte ausgehende, Pfade unterschiedlicher Länge.
Ich würde sagen (von der Hüfte aus geschossen), jeder dieser Pfade wirkt wie ein Lambda/4 Absorber für einen schmalen Frequenzbereich. Zusammen bilden dann alle Absorber einen breitbandigen Absorber. Wie es aussieht, hat man auch darauf geachtet, dass die Teilsegmente nicht gleich lang sind und wohl auch in keinen ganzzahligen Verhältnissen zueinander stehen.
Gruss
Charles
Hi Charles,
das denke ich auch. Witzigerweise kann man das auch mit weniger Aufwand selbst realisieren, indem man unterschiedlich tiefe und breite Basotect- oder Schaumstoffstücke aufrecht ins Gehäuse einbringt, vielleicht sogar unterbrochen von 3,4 dünnen Streben.
Generell denke ich mir bei dem 6Moons-Link sofort: Meine Güte, so ein Aufwand inkl. CAD-Gedöns und dann wird am Ende eine Passivweiche für den Bassbereich zusammengebraten und ins Gehäuse reingefummelt... :rolleyes:
VG
Ludger
Kennt ihr das noch mit den Strohalmen im Gehäusevolumen (nicht im BR Rohr). Die Seite finde ich nicht mehr hatte aber mal ein PDF erstellt. Sitze aber gerade in der Sonne auf Fehmarn :D
...Ich würde sagen (von der Hüfte aus geschossen), jeder dieser Pfade wirkt wie ein Lambda/4 Absorber für einen schmalen Frequenzbereich. Zusammen bilden dann alle Absorber einen breitbandigen Absorber. Wie es aussieht, hat man auch darauf geachtet, dass die Teilsegmente nicht gleich lang sind und wohl auch in keinen ganzzahligen Verhältnissen zueinander stehen.
Genau das habe ich auch gedacht als ich das labyrinthartige Teil gesehen habe. Eine Art logarithmisch-periodischer Absorber. Toll das KEF immer noch neue Ideen raus haut.
Könnte man eine Form in 3-D drucken und dann...??
Gruß
Arnim
Wenn KEF nicht ganz „auf der Brennsuppn dahergeschwommen“ ist, dann ist das Bild zwar zu >90% richtig aber ein paar Kanäle sind gegenüber dem realen Bauteil so verändert, dass es garantiert nicht funktioniert.
Mich begeistern ja diese ganzen Resonator/Absorber-Geschichten sehr. Was ich mich an diesem Teil irritiert ist der Querschnitt. Entweder alle die bisher große Resonatoren gebaut haben waren Platzverschwender oder das Teil macht etwas ganz anderes als ein IRR.
Generell stelle ich mir die Frage ob es wirklich der richtige Weg ist den rückwärtigen Schall totzudämpfen oder ob man ihn nicht besser einfängt und zurückwirft, beispielsweise mit Resonatorkammern.
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