Roul
20.06.2021, 00:16
Servus zusammen,
auch diesmal stelle ich wieder eine Box vor, die wie die Eala schon fertig entwickelt ist. Auf die Idee, sie auch hier zu präsentieren hat mich nicht zuletzt auch der Thread zur "Dirty Dörte" gebracht, denn auch die RB3GHP-250 ist ein passiver 3-Wegerich im Retro-Format. Auch ist ein Beitrag von Franky, in dem er seine Unlust an ein paar Projekten weiterzuarbeiten verkündet hat, nicht ganz unschuldig an diesem Thread. Denn: auch auf diese Kiste hatte ich lange keine Lust mehr.
So sieht sie aus:
61161
Anstoß zu der Entwicklung gab ein 10-Zöller aus dem Restpostenangebot vom HiFi-Lager. Die Optik schrie geradezu nach der Verwendung in einem 3-Weger der "guten alten Zeit". Bestellt, TSP gemessen... war nichts. Qts bei irgendwas um 0,9 und Vas jenseits der 120 Liter. Zumindest habe ich jetzt ein paar 10-Zoll Passivmembranen rumliegen. Wer weiß, wann man die mal braucht ;)
Das Konzept an sich stand aber schon und hatte sich in meinem Kopf festgesetzt. Es sollte ein ca. 35 Liter großes, geschlossenes Gehäuse sein. Also musste Ersatz her. Mein Freund Oli brachte mich dann auf ein Chassis aus der Dayton DC Classic Serie: DC250. Wie der Name schon impliziert, sieht auch dieses Chassis eher klassisch aus. Entsprechend wurde ein Paar geordert und DATS angeworfen:
61149
Die TSP wurden anschließend in AJHorn gehackt und dabei folgendes simuliert:
61150
Schwarz = 35 Liter CB
Rot = 35 Liter GHP @ 470µF
Da kann man nicht meckern. Akustisch misst sich das gute Stück folgendermaßen:
61152
Als nächstes wurden Spielpartner gesucht. Für den Hoch- und Mittelton standen mehrere Treiber zur Auswahl. Im Hochton fiel die Wahl auf die von Peerless / Tymphany stammende Kalotte BC25TG15-04. Im Mittelton wollte ich zunächst ebenfalls eine Kalotte einsetzen und entsprechend wurde eine solche bestellt: Dayton RS52AN-8. Diese Dinger strahlen unheimlich breit ab und auch wenn vorhersehbar war, dass das eher nichts werden würde, wurde das gute Stück auf einer Testschallwand mit den angedachten Maßen gemessen. Ergebnis: stahlt zu breit ab, fiese Störungen die zum Großteil auf Schallwandeinflüsse zurückzuführen waren - kurz: das war mir nichts. Dayton's DC-Classic Serie bietet neben dem Tieftöner aber auch kleinere Chassis an - so zum Beispiel den DC130B-8, der sich optisch gut in das Bild fügte. Dieser misst sich so:
61151
Der Vollständigkeit halber hier noch die Messung des HT:
61153
Alle Messungen wurden in VituixCAD importiert und ich hatte auch relativ schnell eine Abstimmung gefunden, die zumindest augenscheinlich nicht schlecht aussah. Die simulierte Weiche wurde auch aufgebaut und ich musste feststellen: klingt nicht! Der Mittelton war viel zu prominent, Männerstimmen klangen, als wären sie in ein Megaphon gesprochen. Topfig, trötig, hohl. Viel wurde rumprobiert und experimentiert, aber dieser Megaphon-Klang wollte einfach nicht verschwinden. Nach einigen Tagen und Wochen des Rumprobierens hatte ich dann keine Lust mehr auf die Kiste. Ende. Das wars. Durch den Kamin soll sie gehen! Naja... zumindest hab ich sie fast ein Jahr in der Ecke stehen lassen und sie mit dem A**** nicht mehr angesehen. Mir wollte sich nicht erschließen, warum die Kiste so klingt.
Nach der Abstinenz und anderen Projekten habe ich sie dann wieder aus der Ecke geholt und nochmal von vorn begonnen. Zumindest neue Messungen angefertigt und alle Simulationen gelöscht, um auf grüner Wiese wieder anzufangen. VituixCAD bietet neben der Ansicht des Achsfrequenzganges und dem Verhalten unter Winkeln auch die Möglichkeit, sich den "Energiefrequenzgang" ähnlich wie in BoxSim anzuzeigen. Und hier zeigte sich auch das Problem: im Mittelton wurde einfach unheimlich viel Energie in den Raum abgegeben.
Folgende Abbildung entspricht nicht der ursprünglichen Weiche, sondern soll nur zeigen was passiert, wenn man versucht mit dieser Bestückung und dieser Schallwandbreite einen glatten Achsfrequenzgang hinzudengeln:
61154
Diese Abbildung zeigt genau das, was oben schon angesprochen wurde: viel Energie im Mittelton. Bestenfalls sollte sich hier ein leicht fallender Verlauf einstellen, damit die Kiste nicht anstrengend klingt und langzeittauglich ist.
Entsprechend habe ich dann versucht, mich auf die Energieabgabe zu konzentrieren. Das Resultat sah dann so aus:
61155
Leicht fallender Frequenzgang auf Achse, leicht fallende Energieabgabe. Hier noch die dazugehörigen Winkelmessungen:
61156
Die kleine Senke bei 1,8kHz ist den Schallwandmaßen zuzuschreiben und ließe sich nur durch eine andere Positionierung des MT vermeiden (z.B.: MT und HT tauschen). Hier ging es aber auch um die Optik, weshalb das so geblieben ist. Zumal die Senke unter Winkeln einigermaßen ausgeglichen wird. Die abschließende Messung sah wie folgt aus:
61157
Messungen sind natürlich nur das eine. Es muss auch den Ohren zusagen. Und da kann ich nur sagen: das passt! Nichts ist mehr übrig von dem ehemals vorhandenem "Megaphon-Klang". Insgesamt ein für mich klanglich ausgewogener Lautsprecher. Lautsprecher mit diesem Abstahlverhalten ist natürlich nichts für kahle Räume, in denen sie möglicherweise auch noch recht nah an den Seitenwänden stehen. Das sollte man bedenken.
Die Impedanz zeigt sich wie folgt:
61158
Das Impedanzminimum liegt bei genau 5 Ohm.
Wie schaut sie nun aus, die Weiche?
61159
Der Bauteileaufwand ist für einen 3-Weger meiner Meinung nach absolut vertretbar. Auch reißt sie keine großen Löcher in den Geldbeutel.
Abschließend noch der Bau- und Bedämpfungsplan:
61160
Alle Einzelheiten zur RB3GHP-250 sind auch auf meiner Homepage (https://www.roul-diy.de/rb3ghp-250/) zu finden.
P.S.: ein Finish haben sie leider noch nicht erhalten. Was das betrifft, bin ich immer recht einfallslos und nach dem Aufbau eines Lautsprechers meist in Gedanken schon wieder beim nächsten Projekt. Wie viele Paar Lautsprecher hier in feinstem "MDF-roh" rumstehen, sag ich besser nicht ;)
auch diesmal stelle ich wieder eine Box vor, die wie die Eala schon fertig entwickelt ist. Auf die Idee, sie auch hier zu präsentieren hat mich nicht zuletzt auch der Thread zur "Dirty Dörte" gebracht, denn auch die RB3GHP-250 ist ein passiver 3-Wegerich im Retro-Format. Auch ist ein Beitrag von Franky, in dem er seine Unlust an ein paar Projekten weiterzuarbeiten verkündet hat, nicht ganz unschuldig an diesem Thread. Denn: auch auf diese Kiste hatte ich lange keine Lust mehr.
So sieht sie aus:
61161
Anstoß zu der Entwicklung gab ein 10-Zöller aus dem Restpostenangebot vom HiFi-Lager. Die Optik schrie geradezu nach der Verwendung in einem 3-Weger der "guten alten Zeit". Bestellt, TSP gemessen... war nichts. Qts bei irgendwas um 0,9 und Vas jenseits der 120 Liter. Zumindest habe ich jetzt ein paar 10-Zoll Passivmembranen rumliegen. Wer weiß, wann man die mal braucht ;)
Das Konzept an sich stand aber schon und hatte sich in meinem Kopf festgesetzt. Es sollte ein ca. 35 Liter großes, geschlossenes Gehäuse sein. Also musste Ersatz her. Mein Freund Oli brachte mich dann auf ein Chassis aus der Dayton DC Classic Serie: DC250. Wie der Name schon impliziert, sieht auch dieses Chassis eher klassisch aus. Entsprechend wurde ein Paar geordert und DATS angeworfen:
61149
Die TSP wurden anschließend in AJHorn gehackt und dabei folgendes simuliert:
61150
Schwarz = 35 Liter CB
Rot = 35 Liter GHP @ 470µF
Da kann man nicht meckern. Akustisch misst sich das gute Stück folgendermaßen:
61152
Als nächstes wurden Spielpartner gesucht. Für den Hoch- und Mittelton standen mehrere Treiber zur Auswahl. Im Hochton fiel die Wahl auf die von Peerless / Tymphany stammende Kalotte BC25TG15-04. Im Mittelton wollte ich zunächst ebenfalls eine Kalotte einsetzen und entsprechend wurde eine solche bestellt: Dayton RS52AN-8. Diese Dinger strahlen unheimlich breit ab und auch wenn vorhersehbar war, dass das eher nichts werden würde, wurde das gute Stück auf einer Testschallwand mit den angedachten Maßen gemessen. Ergebnis: stahlt zu breit ab, fiese Störungen die zum Großteil auf Schallwandeinflüsse zurückzuführen waren - kurz: das war mir nichts. Dayton's DC-Classic Serie bietet neben dem Tieftöner aber auch kleinere Chassis an - so zum Beispiel den DC130B-8, der sich optisch gut in das Bild fügte. Dieser misst sich so:
61151
Der Vollständigkeit halber hier noch die Messung des HT:
61153
Alle Messungen wurden in VituixCAD importiert und ich hatte auch relativ schnell eine Abstimmung gefunden, die zumindest augenscheinlich nicht schlecht aussah. Die simulierte Weiche wurde auch aufgebaut und ich musste feststellen: klingt nicht! Der Mittelton war viel zu prominent, Männerstimmen klangen, als wären sie in ein Megaphon gesprochen. Topfig, trötig, hohl. Viel wurde rumprobiert und experimentiert, aber dieser Megaphon-Klang wollte einfach nicht verschwinden. Nach einigen Tagen und Wochen des Rumprobierens hatte ich dann keine Lust mehr auf die Kiste. Ende. Das wars. Durch den Kamin soll sie gehen! Naja... zumindest hab ich sie fast ein Jahr in der Ecke stehen lassen und sie mit dem A**** nicht mehr angesehen. Mir wollte sich nicht erschließen, warum die Kiste so klingt.
Nach der Abstinenz und anderen Projekten habe ich sie dann wieder aus der Ecke geholt und nochmal von vorn begonnen. Zumindest neue Messungen angefertigt und alle Simulationen gelöscht, um auf grüner Wiese wieder anzufangen. VituixCAD bietet neben der Ansicht des Achsfrequenzganges und dem Verhalten unter Winkeln auch die Möglichkeit, sich den "Energiefrequenzgang" ähnlich wie in BoxSim anzuzeigen. Und hier zeigte sich auch das Problem: im Mittelton wurde einfach unheimlich viel Energie in den Raum abgegeben.
Folgende Abbildung entspricht nicht der ursprünglichen Weiche, sondern soll nur zeigen was passiert, wenn man versucht mit dieser Bestückung und dieser Schallwandbreite einen glatten Achsfrequenzgang hinzudengeln:
61154
Diese Abbildung zeigt genau das, was oben schon angesprochen wurde: viel Energie im Mittelton. Bestenfalls sollte sich hier ein leicht fallender Verlauf einstellen, damit die Kiste nicht anstrengend klingt und langzeittauglich ist.
Entsprechend habe ich dann versucht, mich auf die Energieabgabe zu konzentrieren. Das Resultat sah dann so aus:
61155
Leicht fallender Frequenzgang auf Achse, leicht fallende Energieabgabe. Hier noch die dazugehörigen Winkelmessungen:
61156
Die kleine Senke bei 1,8kHz ist den Schallwandmaßen zuzuschreiben und ließe sich nur durch eine andere Positionierung des MT vermeiden (z.B.: MT und HT tauschen). Hier ging es aber auch um die Optik, weshalb das so geblieben ist. Zumal die Senke unter Winkeln einigermaßen ausgeglichen wird. Die abschließende Messung sah wie folgt aus:
61157
Messungen sind natürlich nur das eine. Es muss auch den Ohren zusagen. Und da kann ich nur sagen: das passt! Nichts ist mehr übrig von dem ehemals vorhandenem "Megaphon-Klang". Insgesamt ein für mich klanglich ausgewogener Lautsprecher. Lautsprecher mit diesem Abstahlverhalten ist natürlich nichts für kahle Räume, in denen sie möglicherweise auch noch recht nah an den Seitenwänden stehen. Das sollte man bedenken.
Die Impedanz zeigt sich wie folgt:
61158
Das Impedanzminimum liegt bei genau 5 Ohm.
Wie schaut sie nun aus, die Weiche?
61159
Der Bauteileaufwand ist für einen 3-Weger meiner Meinung nach absolut vertretbar. Auch reißt sie keine großen Löcher in den Geldbeutel.
Abschließend noch der Bau- und Bedämpfungsplan:
61160
Alle Einzelheiten zur RB3GHP-250 sind auch auf meiner Homepage (https://www.roul-diy.de/rb3ghp-250/) zu finden.
P.S.: ein Finish haben sie leider noch nicht erhalten. Was das betrifft, bin ich immer recht einfallslos und nach dem Aufbau eines Lautsprechers meist in Gedanken schon wieder beim nächsten Projekt. Wie viele Paar Lautsprecher hier in feinstem "MDF-roh" rumstehen, sag ich besser nicht ;)