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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Neodym, Ferrit und Co.



ax3
15.12.2021, 22:16
Hallo zusammen,

Erstens > Gibt es außer dem Gewicht irgendwelche Vorteile von Neodym gegenüber Ferrit bei gleicher Feldstärke?
Oder umgekehrt > Haben Ferrit Magnete irgendwelche Vorteile gegenüber Neodym?

Neodym ist sturzanfälliger und mag keine hohen Temperaturen. Anything else?

Zweitens > Manche Koaxial Chassis nutzen ein Ein-Magnet System, bei anderen werden zwei Magnete für die Schwingspulensysteme genutzt.

Was sind, außer der Verschiebung der akustischen Zentren, Vor-und Nachteile der jeweiligen Systeme?

Gibt es Wechselwirkungen bei Ein-Magnet Systemen innerhalb des Magnets durch bspw. gegenphasig arbeitende Schwingeinheiten?

JFA
15.12.2021, 22:53
Erstens > Gibt es außer dem Gewicht irgendwelche Vorteile von Neodym gegenüber Ferrit bei gleicher Feldstärke?

Größe. Jaja, ich weiß, wegen der allgemein kleineren Größe ist das pedantisch.


Oder umgekehrt > Haben Ferrit Magnete irgendwelche Vorteile gegenüber Neodym?

Günstiger.


Neodym ist sturzanfälliger und mag keine hohen Temperaturen. Anything else?

Da war was mit Ferritmagneten und niedrigen Temperaturen, aber das muss ich erst nochmal nachschauen. Bitte dran erinnern, sonst vergesse ich das.


Gibt es Wechselwirkungen bei Ein-Magnet Systemen innerhalb des Magnets durch bspw. gegenphasig arbeitende Schwingeinheiten?

Grundsätzlich hast du diese Wechselwirkungen, weil die eine Schwingspule das Magnetfeld der anderen moduliert. Wie große der Effekt ist kann man nicht so genau sagen, dass kommt auf die Konstruktion an. Aber wenn im Zwei-Magnet-System zwischen den beiden Magneten ein Luftspalt ist, dann dürfte die Beeinflussung ziemlich klein sein.

fosti
16.12.2021, 07:04
Neodym gibt es mittlerer Weile bis 200°C stabil, was die LS-Hersteller verbauen ist fraglich......

Weiterer Vorteil von Neodym ist die wesentlich höhere Koerzitivfeldstärke Hc, also ein stabileres Verhalten gegenüber Demagnetisierung.

Vorteil von AlNiCo: Hohe Remanenzflussdichte Br (fast wie bei Neodym), aber durch die geringe Koerzitivfelstärke Hc müssen recht lange Magnete verbaut werden: dadurch wird andererseits die Induktivität Le klein. Ich vermute, das ist der "Zauber" von AlNiCo. Nachteil: teuer.

Warum SmCo im Lautsprecherbau nicht verwendet wird weiß ich nicht, die waren früher gegenüber hohen Temperaturen am unempfindlichsten. Heute kann das wie eingangs gesagt Neodym auch.

Bestes Buch zu dem Thema (wenn auch schon etwas in die Jahre gekommen): https://www.cambridge.org/core/books/permanent-magnet-materials-and-their-application/712741EA3EA725ADEC57340339676740

JFA
16.12.2021, 07:18
Weiterer Vorteil von Neodym ist die wesentlich höhere Koerzitivfeldstärke, also ein stabileres Verhalten gegenüber Demagnetisierung.

Auch deswegen reichen kleinere Magnete. Ferrite sind ja üblicherweise länger (dicker), damit gleicht sich das dann wieder aus.

AlNiCos hat man wohl, gerüchteweise, oft "eingebrannt", heißt absichtlich teilüberlastet (=teilentmagnetisiert) und dadurch einen stabilen Arbeitspunkt erzeugt.

Dausend Acoustics
16.12.2021, 08:32
Neodym gibt es mittlerer Weile bis 200°C stabil, was die LS-Hersteller verbauen ist fraglich......



Üblich so 120°C, manchmal 135°C. Ist im PA Bereich durchaus ein Thema, im Heimbereich eher nicht so.

fosti
16.12.2021, 08:40
Üblich so 120°C, manchmal 135°C. Ist im PA Bereich durchaus ein Thema, im Heimbereich eher nicht so.
Eben...deshalb würde ich mir bei Neoym-LS wegen thermischer Überlast auch keine Sorgen machen... :prost:

ax3
16.12.2021, 11:47
Hallo zusammen,
im Nachbarforum hatte vor einiger Zeit jemand eine ähnliche Frage, deren Antworten teils interessant sind - und euch vielleicht auch interessieren könnten >
http://www.hifi-forum.de/viewthread-104-23269.html

63306


Es ist recht umfangreich, was man zu Magneten herausfinden kann, nicht alles davon erschließt sich mir direkt beim gedanklichen Transfer auf den speziellen Zweck der Anwendungen in Lautsprecherchassis.
Homogen soll es ein, das Magnetfeld, von definierter Größe und weitgehend konstant über den ganzen Auslenkungsbereich des Masse-Feder Systems.

Soweit, so gut.
Ich nehme mal für mich mit, dass es zwar eine Rolle spielt, ob Neodym, Ferrit oder AlNiCo, es aber weitgehend nicht praxisrelevant ist, ob ein, bis auf die Magnetart baugleiches Chassis, mit Ferrit oder Neodym der gleichen Feldstärke betrieben wird.

Gibt es da Widerspruch?

Die andere Frage, inwiefern ein Ein-Magnet System Vorteile bietet, wird von Celestion mit einem "Jaaa, sischer dat" beantwortet


https://www.youtube.com/watch?v=VQclJ7gVJQw

Auch andere Hersteller handhaben das so:
BMS teilweise, Oberton bei einigen Chassis und generell bieten einige Hersteller von PA Coaxialen diese Bauform an - gleichzeitig aber auch Systeme, bei denen der Kompressionstreiber angeflanscht wird, also ein Zwei-Magnet System.

Ich denke schon, dass es eine Rolle spielt, wie die Bauform ist und dass es sich auf das Gesamtsystem auswirkt. Literatur dazu konnte ich aber keine finden.

fosti
16.12.2021, 11:58
Ich nehme mal für mich mit, dass es zwar eine Rolle spielt, ob Neodym, Ferrit oder AlNiCo, es aber weitgehend nicht praxisrelevant ist, ob ein, bis auf die Magnetart baugleiches Chassis, mit Ferrit oder Neodym der gleichen Feldstärke betrieben wird.

Gibt es da Widerspruch?

.....

Ich denke schon, dass es eine Rolle spielt, wie die Bauform ist und dass es sich auf das Gesamtsystem auswirkt. Literatur dazu konnte ich aber keine finden.

Die Konstruktion des Eisenkreises ist definitiv vom gewählten Magnetmaterial abhängig! Wie symmetrisch das Feld im Luftspalt ist, ist eine ganz andere Herausforderung......und nein, die Schwingspule weiß nicht ob das Feld von einem Ferrit, NdFeB, AlNiCo etc. "gemacht" wurde.....

Kalle
16.12.2021, 12:00
Viele PA-Chassis-Firmen bieten ja auch ein Chassis mit beiden Möglichkeiten an, SICA hat da eine breite Palette von anscheinend gleichen Körben und Schwingeinheíten mit NEO oder Ferrit ....... für PA oder Festinstallation:rolleyes:.
Jrooß Kalle

https://sica.it/prodotto/10-n-3-pl/
https://sica.it/prodotto/10-fe-3-cp/

ax3
16.12.2021, 12:15
nein, die Schwingspule weiß nicht ob das Feld von einem Ferrit, NdFeB, AlNiCo etc. "gemacht" wurde.....

Genau das meinte ich mit (nicht) praxisrelevant


Viele PA-Chassis-Firmen bieten ja auch ein Chassis mit beiden Möglichkeiten an

Ja, das meint man, wobei sich die TSPs und Kurven immer schon ein wenig unterscheiden.

fosti
16.12.2021, 13:57
Wie gesagt: Je nach Magnetmaterial muss der Eisenkreis anders ausgelegt werden. Man kann nicht einfach einen Eisenkreis nehmen und NdFeB gegen Ferritmagnete oder AlNiCo austauschen.....

Franky
16.12.2021, 15:21
Hier mal Infos zu dem alten Eckmiller Koaxiallautsprecher

https://docplayer.org/58552474-Der-eckmiller-lautsprecher-6-charakteristische-groessen-fuer-die-elektroakustische-beurteilung-eines-lautsprechers.html

ax3
16.12.2021, 15:27
Hier mal Infos zu dem alten Eckmiller Koaxiallautsprecher

https://docplayer.org/58552474-Der-eckmiller-lautsprecher-6-charakteristische-groessen-fuer-die-elektroakustische-beurteilung-eines-lautsprechers.html

Hast Du den mal gehört?

Der Hochtonteil besitzt eine Reihe bemerkenswerter Eigenschaften. Der Antrieb erfolgt
durch einen Strom, der nicht in diese Hochtonspule galvanisch eingeleitet wird, sondern er
wird von der unmittelbar benachbarten Tieftonspule hineininduziert. Diese Wirkungsweise
hat auch den Namen Breitband-Induktor-Lautsprecher veranlaßt. Damit fallen elektrische
Weichen und die mit ihnen verbundenen Phasendrehungen weg. Die Hochton,,spule“ besteht
überhaupt nur aus einer einzigen Windung, einem in sich kurzgeschlossenen Aluminiumring.
Dadurch entsteht ein besonders robuster Aufbau. Mehr für Meßzwecke gibt es auch eine Aus-
führung mit einer Wicklung, die (über einen Kondensator) kurzgeschlossen wird. Die Über-
lappung geschieht akustisch. Der Tieftonteil fällt ab 4000 Hz nach oben hin sehr stark ab,
während die Charakteristik des Hochtonteiles ab 2000 Hz nach unten steil sinkt

Ich finde es interessant, kann mir aber kaum vorstellen, dass es "gescheit" funktioniert.

phase_accurate
16.12.2021, 15:41
Als vor etwa zwanzig Jahren (kurz nach dem Aufkommen der SACD, und vor dem abermaligen Verschwinden derselben) Superhochtöner in Mode kamen, gab es einen solchen, der auch nach diesem Prinzip arbeitete. Ich weiss nur nicht mehr ob es Sony oder Tannoy war oder noch ein anderer.

Ein paar Eigenschaften zum Thread Thema sind mir noch eingefallen:

Ferrit: Bei festen Installationen ist das höhere Gewicht ein Vorteil (bei portablen Situationen natürlich nicht)

Neodym und Alnico: Beide sind elektrisch leitend, was das Magnetfeld zusätzlich etwas "steifer" macht. ALNICO Chassis z.B. hatten deshalb nur selten Kurzschlussringe.

Gruss

Charles

Franky
16.12.2021, 15:46
Ja, habe ich mal kurz gehört als ich einen Ebay-Kauf abgeholt habe. Ich glaube der Besitzer ist hier im Forum Mitglied. Mir ist allerdings der Name entfallen.

https://www.klangfilm.org/index.php?lng=0&music=&type=0&frame=3&item=&title=Eckmiller%20O15%20(Radio%20Mentor%20Vol.%209/10%201943)&dir=data/documentations/loudspeakers/drivers/o15_radio_mentor/&num=1

Franky
16.12.2021, 15:51
Wieder gefunden

https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/showthread.php?16091-Historisches-zum-Thema-Lautsprecher&p=217138&viewfull=1#post217138

In dem Docplayer Paper ist beschrieben das die Schwingspule des Hochtöners induktiv angetrieben wird. Ich glaube das ist falsch denn es gibt eine Zuleitung am Rande des Polkerns.
(https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/showthread.php?16091-Historisches-zum-Thema-Lautsprecher&p=217138&viewfull=1#post217138)

JFA
16.12.2021, 17:54
Hm, ja, im Funkschau-Scan ("Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda") steht davon nichts. Die induktiv gekoppelte Hochtonkalotte gibt es aber, die Tage noch darüber gelesen. Kann also sein, dass der Eckmiller das erfunden und später eingearbeitet hat (im Docplayer steht was von Eckmiller „neu“) oder zwei Sachen einfach zusammengeworfen werden.

Franky
16.12.2021, 19:42
Ja, kann sein. Ich finde diesen Lautsprecher sowieso extrem spannend und ich finde auch die Fachartikel dazu extrem erholsam weil es keine Floskeln oder versteckte Werbebotschaften gibt. Sowas würde ich mir heute gerne wieder wünschen damit das Geschwurbel aufhört.
Die Eckmiller die ich damals vor ca. 12 Jahren gehört habe - ich glaube es waren die von Alexander - klangen wirklich gut.

Vor ca. 20 Jahren hatte ich mal ein Erlebnis der besonderen Art. Ich hatte ein Paar Isophon P38 ersteigert und wir hatten eine Übergabe bei McDonalds bei Hannover vereinbart. Der Verkäufer kam mit einem VW Bully und er hatte neben den Isophon echt einen original Eckmiller Koax O15 im Auto liegen. Ich konnte meine Begeisterung wohl leider nicht verbergen und trotz allen Bemühungen war er dann nicht bereit mir den auch noch zu verkaufen. Er wolle erst mal prüfen was das denn für ein Lautsprecher sei. Dann habe ich nichts mehr von dem gehört.

fosti
16.12.2021, 20:04
zum Eckmiller ....der hört sich so schlecht an wie. er sich misst: https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/showthread.php?17537-Die-Theorie-Neu-ist-nicht-besser-als-alt!&highlight=eckmiller

JFA
16.12.2021, 20:04
Hier: https://hi-fiworld.co.uk/index.php/loudspeakers/66-knowledge/154-historically-speaking-the-final-part.html

Franky
16.12.2021, 20:32
Hallo Fosti, den den Du meinst ist ein Schulz und hat mit dem alten Eckmiller nichts zu tun - kann mich aber täuschen und die Schulz haben irgendwie da ihren Ursprung.