Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : V-FET Verstärker - Hype oder ist was dran an der generellen Diskussion?
Zunächst: Nein, ich konnte die VFET leider nicht im A-B-Vergleich hören. Daher weiß ich nicht was mir daran gefallen hat - die Lautsprecher, die Musik, das Sofa, der Kaffee oder der Verstärker.
Für mich stellt es sich so dar: Es gibt die Leute die schwören drauf wie auf Röhrenverstärker. Es gibt Aktionen irgendwo zwischen Aprilscherz und ASR-Forums-Aktion um die Teile zum Einsatz zu bringen. Es gibt verschiedenste Messungen und die einen bezeugen die generelle Überlegenheit der V-FET und die anderen die hohen Verzerrungen.
Was ich auf keinen Fall will ist ein reparaturbedürftiger Vintage-Verstärker für den ich mir irgendwo auf dem Schwarzmarkt die Ersatzteile kaufen muss.
Gibt es irgendwo eine neutrale Analyse der VFET Verstärker? Gibt es abseits der alten Sony-Verstärker moderne Konstruktionen? Vielleicht Konstruktionen welche den Klang der VFET bieten ohne deren Zickigkeiten zu haben?
tubestrek
16.02.2022, 13:09
Phu, eine neutrale Analyse wirst du kaum finden bzw schon, nur mit verschiedenen Gewichtungen der Vor- und Nach-teile. Zum Beispiel wäre hier G. Randy Slone. Ein Befürworter von Lateral-Fets, da sie seiner Meinung nach robuster sind, weil sie einen positiven Temperaturkoeffizienten haben und sie ganz einfach parallel schalten kann (Lateral FETs ist die "älter" Herstellungsmethode und ich glaub auch die von die bezeichneten V-FETs?) Nachteil ist der hohe Ausgangswiderstand, der hohe Preis und die geringe Verfügbarkeit. Vertical FETs ist die moderne Variante und so ziemlich jeder heute produzierte FET wird nach dem Prinzip geätzt - sprich hergestellt. Vertical FETs wie die berühmten HEX-FETs von IR sind einfacher herzustellen, und man bekommt sie heute in jeder erdenklichen Ausführung/Spannungsfestigkeit/Stombelastbarkeit etc etc. Nachteil, der negative Temperaturkoeffizient und die damit einhergehenden Folgenachteile. Bob Cordell entwickelte viele Lösungsansätze zu Vertical Fets.
Douglas Self hingegen mag keine FETs. Er bemängelt die geringe Steilheit von FETs und präferiert nach wie vor Bipolare Transistoren.
Was hat das alles mit dem Klang zu tun? Nun, Nichts und Alles. Denn ein Transistor/Röhre macht noch keinen Verstärker. Erst die Schaltung rundherum bestimmt das Verhalten von Klirrfaktor, Intermodulationsverzerrungen etc. etc., sprich den Klang. Wie muss die Schaltung für den Schutz der Transistoren und des Ausgangs sein. Wie sieht die Temperaturstabilität und der Schaltungsaufwand dabei aus. Ich kann die empfehlen, Bücher der drei Autoren zu lesen. Dann bekommst du einen guten und tiefen Einblick, warum wie etwas Konstruiert wurde, was Mode war und ist, und warum alle drei Transistortypen ihre Berechtigung haben.
Verstärker vom vorigen Jahrtausend wurden oft durch neu präsentierte Transistoren beworben. Das halte ich zu einem Gutteil für Marketinggeschrei. Gleichzeitig waren Entwicklungen in der Halbleitertechnik, die auch Audiorelevant waren sensationell.
Gebraucht würde ich einen Verstärker mit exotischen Endstufentransistoren wenn dann nur zu Sammlerzwecken kaufen. Ersatzteile sind sehr schwierig zu bekommen.
Vielen Dank für die Details in Infos!
Ja, einen solchen alten Amp möchte ich auch nicht kaufen. Zu unsicher wäre ich mir ob der nicht schlicht kaputt ist.
Was mich mal interessieren würde wäre ein spezifikationsgemäß funktionierendes Gesamtpaket, egal welchen Alters, das einen solchen "speziellen" Sound hat. Nicht einfach um des Alters wegen sondern um es mal verglichen zu haben.
tubestrek
16.02.2022, 13:38
Vielen Dank für die Details in Infos!
Was mich mal interessieren würde wäre ein spezifikationsgemäß funktionierendes Gesamtpaket, egal welchen Alters, das einen solchen "speziellen" Sound hat. Nicht einfach um des Alters wegen sondern um es mal verglichen zu haben.
Da wär ich sofort dabei. Allerdings müssten die unterschiedlichen Stufen auftrennbar machen und einzeln mit unterschiedlicher Topologie und Transistoren aufbauen und dann vergleichen. In der Regel machen die Endstufentransistoren immer den grässlichsten Anteil vom Klang (Single Ended Class A mal ausgenommen) und ein Verstärker sollte so entwickelt sein, das die Stufe nicht hörbar ist. Trotzdem tragen sie den meisten Klirranteil bei. Den interessanteren Anteil machen meiner Meinung nach die Eingangsstufen. In den 80er wurden gern DoppelFETs benutzt, oft mit mehrfach Differenzverstärkern. Wie gesagt, Bücher obiger Autoren geben einen wunderbaren, tiefen überblick. Sind auch Entwickler von kommerziellen Endstufen und auch teilweise auch aktiv im diyaudio.com Forum.
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das ist so ein weites Feld - im Grunde und einfachheithalber könnte man nur Gebraucht verschiedene Verstärker kaufen und diese dann A/B vergleichen und sich im Service Manual die Schaltung und die Topologie ansehen. Wär schon eine Idee für ein Wandertest. Verstärker in der Gegend herumschicken - sinnvoller als Amazon- oder Zalando-Pakete allemal :D
Zu 99% Hype :)
Die Unterschiede sind kaum bis gar nicht wahrnehmbar. Je besser die Schaltung an sich, desto geringer die Unterschiede, egal welche Endtransistoren.
Die Zukunft gehört eindeutig Class-D. Der Wirkungsgrad und die Bauteil/Platz-Ressourcen sind ungeschlagen. Leider bestehen eigentlich fast alle Class-D-Verstärker nur noch aus Chips und SMDs, also kaum zu reparieren und für Hobbybastler extrem fummelig. Da wird das Platinenlayout dann auch wichtiger als die Schaltung.
Ich persönlich bin ein Fan von current damping (https://keith-snook.info/wireless-world-magazine/Wireless-World-1975/Current%20Dumping%20Audio%20Amplifer%20DCD.pdf). Das hat keine musikalischen Gründe, eher pragmatische ;)
Original Quad 405 oder LJMQuad?
Original Quad 405 oder LJMQuad?
Mir geht es eher um das Prinzip, die Schaltungsidee. Wichtig sind mir Reparierbarkeit, niedrige DIY-Hürde und schaltungstechnisch ein stabiles Verhalten des Verstärkers. Der original Quad 405 war in den 70gern seiner Zeit voraus, trotzdem hatten einige Probleme mit Oszillationen. Heute gibt es bessere Bauteile, die ich auch nutze. LJMQuad kenne aus dem diyaudio-Forum und scheint bestens zu funktionieren.
Interessant scheint dort auch folgender Amp:
Q17-a QUAD405...
(https://www.diyaudio.com/community/threads/q17-a-quad405-audiophile-approach-to-perfect-sound.374507/)
Ich denke auch, dass klangliche Unterschiede bei gut gemachten Verstärkern kaum hörbar sind, zumal die Klirrwerte um Dekaden unter denen der Lautsprecher liegen.
Es gibt 2 Threads hier unter Elektronik> Eigenentwicklungen, die sich mit Verstärkertechnologie beschäftigen:
- PA2 - Power Amplifier mit Lateral Mosfets
- 100W Class A … (mit Bipolartransostoren)
vielleicht können die Autoren etwas dazu sagen.
ich habe den Class A Verstärker von Dommii nachgebaut und bin sehr beeindruckt von der klanglichen Qualität.
viele Grüße
Thomas
ich habe den Class A Verstärker von Dommii nachgebaut und bin sehr beeindruckt von der klanglichen Qualität.
Von dem habe ich auch noch zwei Platinen hier liegen. Hmmm, wird wohl mal Zeit das anzugehen.
Hallo Thomas,
Ich denke auch, dass klangliche Unterschiede bei gut gemachten Verstärkern kaum hörbar sind
...ich habe den Class A Verstärker von Dommii nachgebaut und bin sehr beeindruckt von der klanglichen Qualität.
Das sind zwei bemerkenswerte Aussagen zusammen in einem Beitrag.
Wenn der Class A Verstärker von Dommii dich klanglich so sehr beeindruckt hat, dann würde das ja bedeuten, dass alle anderen Verstärker die das nicht konnten, nicht gut gemacht sind.
Oder ist es vielleicht so, dass deine erste Aussage deiner Erwartungshaltung entstammt und die zweite deiner Erfahrung?
Hallo Jesse,
so tiefschürfend habe ich über meine Worte noch gar nicht nachgedacht.
ich wollte nur zum Ausdruck bringen, dass gut gemachte Verstärker sich in der hörbaren Wahrnehmung kaum unterscheiden dürften. Dies ist mangels Vergleichsmöglichkeiten eine Erwartung meinerseits als Techniker.
ich habe aus purem Interesse an dem Konzept von Dommii seinen Verstärker nachgebaut, da er die Möglichkeit bietet, in weiten Bereichen die Einstellung des Ruhestroms, also der Charakteristik von Class A bis Class B zu variieren.
Die klangliche Qualität ist sehr gut, wozu ich auch die bemerkenswerte Rauscharmut zähle. Damit möchte ich andere Verstärker nicht abwerten, wie gesagt, habe ich wenige Vergleichsmöglichkeiten, da ich fast ausschliesslich aktive LS baue.
viele Grüße
Thomas
In diesem Fall brauche ich wirklich nur zwei Kanäle, daher überlege ich momentan tatsächlich mich an den Aufbau der Class A zu wagen. Ich habe den Aufbauthread damals schon begeistert und fasziniert verfolgt, habe aktuell schlicht noch Respekt davor.
In diesem Fall brauche ich wirklich nur zwei Kanäle, daher überlege ich momentan tatsächlich mich an den Aufbau der Class A zu wagen. Ich habe den Aufbauthread damals schon begeistert und fasziniert verfolgt, habe aktuell schlicht noch Respekt davor.
Der Aufbau ist unkritisch, ist halt nur viel handwerkliche Arbeit. Du solltest Dir allerdings überlegen, welche Leistung Du tatsächlich fahren möchtest. Ich habe Ringkerntrafos mit 1kVA Leistung eingebaut, so wie Dommii es spezifiziert hat. Das ist schon kosten- und gewichtsmäßig eine Hausnummer und vielleicht etwas overkill.
viele Grüße und viel Erfolg
Thomas
Florian_H
17.02.2022, 09:02
Hmmm, also ich finde eher Röhrenverstärker einen Hype!
Die meisten dieser Geräte sind für mich unter der Kategorie Effektgerät einzuordnen. Ich sage "die meisten", ich habe durchaus auch schon gute bis sehr gute Röhrenverstärker gehört. Die waren aber meist ausserordentlich teuer und zum Transportieren eine Pein für den Rücken.
Ich bin jedenfalls sehr überzeugt von meinem Single End VFet Amp. Von Nelson Pass, den Bausatz in der letztjährigen Diyaudio-Auktion per Los gekauft. Sony 2SJ28 Fet's. Die Spannungsverstärkung in der Treiberstufe geschieht per Transformator mit vorgeschaltetem JFet Puffer.
Profitiert habe ich vom Hype insofern, als ich meine 4 vorrätigen original Sony 2SK82 per eBay versteigerte und mir damit den Bausatz plus Gehäusesatz finanzierte 😊
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Nachtrag: heizen tut dieser Verstärker genau so gut wie ein Röhrenverstärker. Wären die FET's gläsern, würde man wohl ein Glühen erkennen. Ganz ohne Heizspannung, nur durch den Ruhestrom ...
Franz
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