wholefish
28.08.2022, 23:12
Hallo liebe Community,
ich möchte euch kurz teilhaben lassen an meinen Erfahrungen der letzten beiden Wochen. Zum AO100 komme ich später, kurz die Vorgeschichte:
Ziel: Ein Class D Amp mit Bluetooth fürs Kinderzimmer. Also keinen audiophilen Anspruch, aber auch nichts völlig grottiges.
1. Versuch: Nobsound NS20GE
https://www.ebay.de/itm/264008783703
Nach zahlreichen positiven Erfahrungen mit kleinen Class D Modulen war ich mir sicher, eine gute Wahl getroffen zu haben.
Nun ja. Äußerlich machte der Amp einen guten Eindruck. Ein heftiger eingebauter nicht abschaltbarer Bass Boost ist wohl fest integriert (Dafür steht wohl das DSP im Schriftzug).
Ich konnte damit leben, aber, eines Abends kam ich ins Zimmer meiner Tochter und dachte, warum riecht es hier nach Elektronik? Der Amp war so heiß, dass man ihn nicht anfassen konnte. Nach 3 Stunden auf Einschlaflautstärke an meinen Troubadix mit einem Impedanzminimum von 4,2Ohm. Das kleine Metallgehäuse hat keine Lüftungsöffnung und auch an anderen Speakern ergab sich diese enorme Hitze nach 2 bis 3 Stunden Spieldauer. Retour!
2. Versuch: FOSI Audio TB-10A
https://www.amazon.de/Audio-Amplifier-Receiver-Integrated-Speakers/dp/B076P2VS9H
Sieht hochwertiger aus. Nach 3 Sekunden Spiel war ich ungefähr so: :eek:
Schon bevor ich feststellte, dass die Bass- und Trebleregler keinen Nullpunkt haben, sondern nur von zu wenig bis zu viel laufen, war mir klar, der muss auch zurück.
3. Versuch: S.M.S.L. AO100
67142
S.M.S.L. genießt ja einen sehr guten Ruf in diversen Foren und vor allem bei diversen youtube Reviews. Natürlich sind meine Erwartungen bei einem Verstärker für 129€ inkl Versand nicht besonders hoch. Aber beim Ruf der Marke war ich jetzt schon gespannt.
Äußeres:
Das Gehäuse sieht sehr schick aus. Der Regler dreht sich gut. Die LS Terminals sind sehr klein geraten für meine Finger, aber es geht. Das Gerät ist leicht, hat ein abnehmbares Stromkabel (!) mit integrierten Netzteil. Allein damit hebt es sich von den anderen Billigprodukten ab, deren mitgelieferte Netzteile kaum 100 Watt abgeben konnten.
Anschlüsse:
RCA Line in
Bluetooth (nur SBC)
Pre Out (!)
Menü:
Einschalten und Ausschalten lange drücken.
Menü aufrufen: Kurz drücken und man geht durch 7 Items. Hier versteckt sich die Eingangswahl, 7 Klangmodi (alle begrenzt brauchbar), 3 Surround Modes (grausam), Bass (wirkt sehr hoch und somit auch nur begrenzt wirksam), Höhen (die laufen wie sie sollen), Gain Wahl (low oder high, 1,3 oder 2V), Display Dimmer
Lautstärke: Regler drehen.
Klang:
Den Kontrahenten seht ihr auf dem Bild. In diesem Fall ein Onkyo A-8800 aka 8690.
Als Abhörmonitor dienten meine Tafal.
Als Quelle der Line In mit einem Google Chromecast Audio. Über Deezer Hifi in FLAC Qualität. 24khz und 16bit.
Der klangliche Unterschied war im Prinzip für mich der Grund, dies alles hier überhaupt zu schreiben. Ich berichte hier immer im direkten Vergleich zum 8800er.
Tiefen:
Wer denkt, dass der AO100 aufgrund seiner Größe schwach auf der Brust ist. Nein. Von der Intensität des Basses sind sich beide Geräte sehr ähnlich. Beim Onkyo hat man das Gefühl, dass er immer mit einem bisschen mehr Gefühl am Kontrabass zupft. Im oberen Bass verstärkt sich der Eindruck, dass der Onkyo sanfter spielt.
Mittelton:
Da ergibt sich im direkten Vergleich der spürbarste Unterschied. Gefühlt verschluckt der AO100 hier dann doch einige Details durch eine Art gedämpfte Darstellung der Mitten. Stand Alone und ohne Vergleich hat man allerdings auch wiederum nicht das Gefühl, dass etwas beim AO100 fehlt. Aber beim Switch auf den Onkyo offenbart sich der Unterschied.
Hochton:
Wer die Tafal kennt, weiß, dass man ihre niemals das Attribut spitz im Hochton zuschreiben würde. Was nicht heißt, dass sie in irgend eine Art obenrum ausläuft. Smooth und ehrlich würde ich es beschreiben. Am AO100 sieht das anders aus. Es ergibt sich eine erstaunliche Schärfe im Klangbild. Ich würde womöglich im Blindtest vermuten, einen anderen LS vor mir zu haben.
Ich bin kein Fan von scharfem Hochton. Gerne würde ich mal den AO100 an Lautsprechern der Wiener Manufaktur mit dem Zusatz AMT hören. Könnte zum schreien sein :p
Von der Räumlichkeit und der Bühne ergeben sich keine Unterschiede, die ich greifen könnte. Anders schon irgend wie, aber nicht mit besser oder schlechter zu identifizieren.
Ich dachte nun, dass man den Unterschied vielleicht in einem Frequenzgang anschaulich machen könnte.
67143
Die Messung fand pegelkalibriert statt (im Rahmen meiner Möglichkeiten). 30cm Abstand auf Höhe Sicke vom TMT. Im Raum, nur PSY smoothing.
Tendenziell kommt hier der S.M.S.L ein Tick besser weg. Aber die große Unterschiedlichkeit kommt hier nicht zum Ausdruck finde ich.
Leistung: Angegeben mit 70 Watt pro Kanal an 4 Ohm. Bei -12 hat teilweise die Schutzschaltung den rechten Kanal stumm geschaltet. Richtig laut war das aber nicht.
Fazit: Gemischte Gefühle. Der AO100 macht so gesehen nicht wirklich viel falsch. Wenn ich mich zw. Onkyo 8800 und AO100 entscheiden müsste, würde ich mich ohne zu zögern für den Onkyo entscheiden. Da der AO100 obenrum einfach ne Schärfe reinbringt und dann aber trotzdem nicht so nuanciert spielt. Trotzdem erstaunlich was für 129€ geht. Der Pre-Out tut auch was er soll. Hier sogar mit L+R ungefiltert.
Wer bis hierhin gelesen hat, hat hoffentlich was für sich rausziehen können. Klangbeschreibungen sind natürlich immer schwierig, alles ist subjektiv und ich weigere mich in besser oder schlechter zu unterscheiden. Aber anders ist es in jedem Fall.
ich möchte euch kurz teilhaben lassen an meinen Erfahrungen der letzten beiden Wochen. Zum AO100 komme ich später, kurz die Vorgeschichte:
Ziel: Ein Class D Amp mit Bluetooth fürs Kinderzimmer. Also keinen audiophilen Anspruch, aber auch nichts völlig grottiges.
1. Versuch: Nobsound NS20GE
https://www.ebay.de/itm/264008783703
Nach zahlreichen positiven Erfahrungen mit kleinen Class D Modulen war ich mir sicher, eine gute Wahl getroffen zu haben.
Nun ja. Äußerlich machte der Amp einen guten Eindruck. Ein heftiger eingebauter nicht abschaltbarer Bass Boost ist wohl fest integriert (Dafür steht wohl das DSP im Schriftzug).
Ich konnte damit leben, aber, eines Abends kam ich ins Zimmer meiner Tochter und dachte, warum riecht es hier nach Elektronik? Der Amp war so heiß, dass man ihn nicht anfassen konnte. Nach 3 Stunden auf Einschlaflautstärke an meinen Troubadix mit einem Impedanzminimum von 4,2Ohm. Das kleine Metallgehäuse hat keine Lüftungsöffnung und auch an anderen Speakern ergab sich diese enorme Hitze nach 2 bis 3 Stunden Spieldauer. Retour!
2. Versuch: FOSI Audio TB-10A
https://www.amazon.de/Audio-Amplifier-Receiver-Integrated-Speakers/dp/B076P2VS9H
Sieht hochwertiger aus. Nach 3 Sekunden Spiel war ich ungefähr so: :eek:
Schon bevor ich feststellte, dass die Bass- und Trebleregler keinen Nullpunkt haben, sondern nur von zu wenig bis zu viel laufen, war mir klar, der muss auch zurück.
3. Versuch: S.M.S.L. AO100
67142
S.M.S.L. genießt ja einen sehr guten Ruf in diversen Foren und vor allem bei diversen youtube Reviews. Natürlich sind meine Erwartungen bei einem Verstärker für 129€ inkl Versand nicht besonders hoch. Aber beim Ruf der Marke war ich jetzt schon gespannt.
Äußeres:
Das Gehäuse sieht sehr schick aus. Der Regler dreht sich gut. Die LS Terminals sind sehr klein geraten für meine Finger, aber es geht. Das Gerät ist leicht, hat ein abnehmbares Stromkabel (!) mit integrierten Netzteil. Allein damit hebt es sich von den anderen Billigprodukten ab, deren mitgelieferte Netzteile kaum 100 Watt abgeben konnten.
Anschlüsse:
RCA Line in
Bluetooth (nur SBC)
Pre Out (!)
Menü:
Einschalten und Ausschalten lange drücken.
Menü aufrufen: Kurz drücken und man geht durch 7 Items. Hier versteckt sich die Eingangswahl, 7 Klangmodi (alle begrenzt brauchbar), 3 Surround Modes (grausam), Bass (wirkt sehr hoch und somit auch nur begrenzt wirksam), Höhen (die laufen wie sie sollen), Gain Wahl (low oder high, 1,3 oder 2V), Display Dimmer
Lautstärke: Regler drehen.
Klang:
Den Kontrahenten seht ihr auf dem Bild. In diesem Fall ein Onkyo A-8800 aka 8690.
Als Abhörmonitor dienten meine Tafal.
Als Quelle der Line In mit einem Google Chromecast Audio. Über Deezer Hifi in FLAC Qualität. 24khz und 16bit.
Der klangliche Unterschied war im Prinzip für mich der Grund, dies alles hier überhaupt zu schreiben. Ich berichte hier immer im direkten Vergleich zum 8800er.
Tiefen:
Wer denkt, dass der AO100 aufgrund seiner Größe schwach auf der Brust ist. Nein. Von der Intensität des Basses sind sich beide Geräte sehr ähnlich. Beim Onkyo hat man das Gefühl, dass er immer mit einem bisschen mehr Gefühl am Kontrabass zupft. Im oberen Bass verstärkt sich der Eindruck, dass der Onkyo sanfter spielt.
Mittelton:
Da ergibt sich im direkten Vergleich der spürbarste Unterschied. Gefühlt verschluckt der AO100 hier dann doch einige Details durch eine Art gedämpfte Darstellung der Mitten. Stand Alone und ohne Vergleich hat man allerdings auch wiederum nicht das Gefühl, dass etwas beim AO100 fehlt. Aber beim Switch auf den Onkyo offenbart sich der Unterschied.
Hochton:
Wer die Tafal kennt, weiß, dass man ihre niemals das Attribut spitz im Hochton zuschreiben würde. Was nicht heißt, dass sie in irgend eine Art obenrum ausläuft. Smooth und ehrlich würde ich es beschreiben. Am AO100 sieht das anders aus. Es ergibt sich eine erstaunliche Schärfe im Klangbild. Ich würde womöglich im Blindtest vermuten, einen anderen LS vor mir zu haben.
Ich bin kein Fan von scharfem Hochton. Gerne würde ich mal den AO100 an Lautsprechern der Wiener Manufaktur mit dem Zusatz AMT hören. Könnte zum schreien sein :p
Von der Räumlichkeit und der Bühne ergeben sich keine Unterschiede, die ich greifen könnte. Anders schon irgend wie, aber nicht mit besser oder schlechter zu identifizieren.
Ich dachte nun, dass man den Unterschied vielleicht in einem Frequenzgang anschaulich machen könnte.
67143
Die Messung fand pegelkalibriert statt (im Rahmen meiner Möglichkeiten). 30cm Abstand auf Höhe Sicke vom TMT. Im Raum, nur PSY smoothing.
Tendenziell kommt hier der S.M.S.L ein Tick besser weg. Aber die große Unterschiedlichkeit kommt hier nicht zum Ausdruck finde ich.
Leistung: Angegeben mit 70 Watt pro Kanal an 4 Ohm. Bei -12 hat teilweise die Schutzschaltung den rechten Kanal stumm geschaltet. Richtig laut war das aber nicht.
Fazit: Gemischte Gefühle. Der AO100 macht so gesehen nicht wirklich viel falsch. Wenn ich mich zw. Onkyo 8800 und AO100 entscheiden müsste, würde ich mich ohne zu zögern für den Onkyo entscheiden. Da der AO100 obenrum einfach ne Schärfe reinbringt und dann aber trotzdem nicht so nuanciert spielt. Trotzdem erstaunlich was für 129€ geht. Der Pre-Out tut auch was er soll. Hier sogar mit L+R ungefiltert.
Wer bis hierhin gelesen hat, hat hoffentlich was für sich rausziehen können. Klangbeschreibungen sind natürlich immer schwierig, alles ist subjektiv und ich weigere mich in besser oder schlechter zu unterscheiden. Aber anders ist es in jedem Fall.