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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wer hat Erfahrung mit PCs zur digitalen Signalverarbeitung



waterburn
01.01.2023, 21:46
Hallo zusammen,

auf der Suche nach einem DSP, der sowohl IIR als auch FIR Filter kann, der gute Wandler hat, 96kHz Processing und 10 analoge Ausgänge hat, bin ich nicht so richtig am Markt fündig geworden.
Deshalb habe ich mir ein Motu ultralite mk5 und einen kleinen Fujitsi D757 bestellt.

Mein Plan ist einen kleinen Windows basierten PC als DSP zu nutzen. Mit Linux bin ich leider schon mehrfach gescheitert ;)

Bisher habe ich Jack for Windows installiert (Ging überaschenderweise ziemlich problemlos). Die Windows Sounds spiele ich über VB Hifi Cable ein. Damit der Windows Mixer nicht clippt, reduziere ich den Pegel vorher mit EQ-APO. Wenn man Clipping vermeidet, ist der Sample Rate Converter von Windows ok.

Jetzt stellt sich mir die Frage, wie das eigentliche Processing stattfinden kann. Als Effekt Host habe ich mir bisher, Carla 2.5.2, Cantabile Lite und Pedalboard 2 angeschaut. Mit allen konnte ich arbeiten. Carla hat den Vorteil, dass nicht nur VSTs, sondern auch eine ganze Reihe anderer Effekte genutzt werden können.

Die Suche nach geeigneten Effekten gestaltet sich aber etwas schieriger. Die ReaPlugs sind schon mal sehr vielversprechend. Was mir bisher noch fehlt sind ein paar einfache Mono Filter für unterschiedliches Equalizing einzelner Kanäle. Außerdem suche ich noch Empfehlungen für Folgende Funktionen.
1. Frei konfigurierbaren Biquad für Linkwitz Transform (Lässt sich Notfalls auch mit 2 PEQs nachbilden)
2. Guten Convolver für FIR Filter. (Am liebsten Mono, damit ich die in RePhase erzeugten Filter gut implementieren kann.

Als Alternative zu einem Effekt Host und PlugIns habe ich auch schon über PureData nachgedacht. Ich befürchte aber, dass da der Aufwand erheblich höher wäre.

Ich weiß dass hier einige unterwegs sind, die sich schon mit diesem Thema beschäftigt haben und die Solche Systeme im EInsatz haben oder hatten. Vielleicht habt ihr ja ein paar Tipps oder Erfahrungen für mich, damit ich nicht alle Fehler wiederholen muss ;)
Was habt ihr aktuell im Einsatz? Welche Plug-Ins nutzt ihr? Welche habt ihr schon ausprobiert?

Mein Problem ist, dass die meisten Beschreibungen der Plug-Ins sich eher an Musiker und Tontechniker als an Ingenieure richten. Das ist ja auch klar, da diese die hauptsächliche Zielgruppe sind. Das macht es mir als unmusikalischem Ingenieur aber nicht einfacher die passenden Plug-Ins zu finden ;)

VIelen Dank schon mal für euren Input.

Viele Grüße

waterburn

Lauscher
02.01.2023, 07:33
Hallo Waterburn,

meine Kette sieht in den Grundzügen wie folgt aus:

Windows PC
Motu 828es
Lautstärkereglung über den Abschwächer von Oliver 2pi = DSPAMPI
Aktive FIR gesteuerte Diy Lautsprecher

Die Filter erstelle ich mit Uli s Acourate
https://www.audiovero.de/acourate.php

Als Convolver verwende ich auch Uli s AcourateConvolver
https://www.audiovero.de/acourateconvolver.php

Ich bin mit beiden Softwarepaketen und Uli s Support sehr zufrieden..

Es gibt auch im aktiven Hören Forum einen sehr angenehmen und guten Austausch.
https://www.aktives-hoeren.de/viewforum.php?f=40

Aber wahrscheinlich bist Du über Acourate auch schon bei Deinen Recherchen gestoßen und Du suchst einen individuelleren Weg?

Viele Grüße
Jens

Slaughthammer
02.01.2023, 09:26
Warum machst du nicht einfach alles in EqualizerAPO? Wenns eh läuft und alle geforderten Features mitbringt sehe ich da keinen Grund was anderes zu nutzen.

Biquad: https://sourceforge.net/p/equalizerapo/wiki/Configuration%20reference/#filter-with-custom-coefficients-since-version-09
FIR-Filter aus rephase funktionieren auch problemlos, habe ich so im Einsatz.
Man kann auch VST Plugins einbinden, falls noch etwas fehlen sollte.

Gruß, Onno

newmir
02.01.2023, 10:19
Das macht es mir als unmusikalischem Ingenieur aber nicht einfacher die passenden Plug-Ins zu finden ;)

Naja, als Ingenieur solltest Du eigentlich wissen, dass man sowas mit dem Anforderungsprofile anfängt. Du scheinst dir schon eine beeindruckende Liste an Tools angesehen zu haben. Aber was brauchst Du, was willst Du, was vermisst Du? Ich für meine Teil bin bis jetzt mit Equalizer APO und Rephase hingekommen und natürlich was zum messen. Dann hatte ich noch irgendwas zum mappen und umleiten von Audioquellen im Einsatz.... . Das einzige was ich im Moment noch vermisse ist was um im Betrieb den Pegel zu messen und davon abhängig irgendwas automatisch zu verändern ..... also was womit man Loudness und Limiter Funktionalität selber konfigurieren kann. Und da ich mit dem Tool zum umleiten und mappen noch nicht so zufrieden war ..... warum kann Equalizer APO nicht einfach mehrere Quellen mischen und auch auf mehrere AudioOut ausgeben? Wenn Du da einen Tip hast ..... . Aber dann geht mir als nicht Musiker die Phantasie aus .... also ich kann mir schon vorstellen, dass man als Musiker noch andere Ansprüche stellt, aber ich brauche das nicht.

capslock
02.01.2023, 11:30
Camilla DSP und wenn es länger zurückgehen darf, Phase Allocator / Arbitrator fehlen noch in dieser Liste.

Falls es jemand zufällig weiß:

Welche dieser Tools können denn ohne Umweg über den 16 bit - Windows - Mixer Output von Streaming (z.B. Deezer) und von einem S/PDIF-Eingang abgreifen und verarbeiten? Es sollte möglichst verlustarm sein (bit-perfekt gibt es ja nach Re-sampling eh nicht).

waterburn
02.01.2023, 13:17
Naja, als Ingenieur solltest Du eigentlich wissen, dass man sowas mit dem Anforderungsprofile anfängt.

Da ich eine Konkrete Frage nach zwei Audio Plug-Ins hatte, war ich der Ansicht, dass die Informationen, die ich gegeben hatte hinreichend waren. Ich sehe aber ein, dass etwas mehr Kontext hilft meinen Bedarf besser zu verstehen.
Ich habe hier mal eine Skizze wie ich mir den Signalfluss in etwa vorstelle.
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Ich möchte sowohl Stereo als auch Mehrkanal Quellen nutzen. Dolby Atmos oder ähnliches ist nicht notwendig, aber ich möchte meine Netflix und Amazon Streams mittelfristig mit Sourround genießen. Zunächst wird es aber bei Stereo + Center und ggf. ein paar Subwoofern bleiben.

Das TouchOSC ist ein Programm welches Steuerbefehle von einer Smartphone App entgegennehmen kann und diese dann in Midi Signale umsetzt. Dadurch erhoffe ich mir das Gerät per Smartphone fernsteuern zu können. Das ist aber am niedrigsten priorisiert.

Vom Interface her ist EqAPO ziemlich genau das was ich mir idealerweise vorstelle. Was mir aktuell fehlt ist folgendes:
- Beschränkung auf 8 Kanäle (Zumindest soweit ich das überblicken kann, braucht man ASIO, wenn man unter Windows mehr als 8 Kanäle verarbeiten möchte)
- Kein direktes Routing der Eingänge auf die Ausgänge
- Keine Einstellung von Laustärkepegel einzelner Anwendungen in EQ-Apo

Bei keinem der drei Punkte bin ich mir zu 100% sicher ob es wirklich nicht geht, aber ich habe bisher keine Lösung gefunden wie es gehen könnte.
Eine Lösung, die sich direkt in den Windows Mixer integriert und die über Text-Files steuerbar/konfigurierbar ist, wäre ein Traum :D Leider kann man den Apps der Streaming Anbieter kein exklusives Audio Gerät zuordnen. Man muss immer den Umweg über den Windows Mixer gehen.

Ich hoffe ich konnte etwas Klarheit schaffen, darüber was ich vorhabe und was ich mir Wünsche. Wenn noch was fehlt liefere ich das gerne nach :D
Ich habe mir schon einige Gedanken dazu gemacht, was ich brauche. Mit einem professionellen Requirements Engineering kann ich bei meinen privaten Spielereien aber leider nicht aufwarten.

Viele Grüße

waterburn

Darakon
02.01.2023, 14:05
Hallo Waterburn,

ich mache nur aktiv mit PC. Habe da auch schon ganz gut Erfahrungen gesammelt.

Das wichtigste: Keep it simple!

Für mich sieht da vieles unnötigt kompliziert aus.

Ansonsten bin ich bei Onno:
Alles in ApoEQ läuft sehr stabil und kann auch gut Fir-Filter.

Alternative:
Hol dir Reaper (https://www.reaper.fm/). Gib es als full Trial-Version. Reaper kann wirklich alles und ist sehr professionell.

Beispiel Rouing:
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Grüße
Matthias

Darakon
02.01.2023, 14:29
Vom Interface her ist EqAPO ziemlich genau das was ich mir idealerweise vorstelle. Was mir aktuell fehlt ist folgendes:
- Beschränkung auf 8 Kanäle (Zumindest soweit ich das überblicken kann, braucht man ASIO, wenn man unter Windows mehr als 8 Kanäle verarbeiten möchte)
- Kein direktes Routing der Eingänge auf die Ausgänge
- Keine Einstellung von Laustärkepegel einzelner Anwendungen in EQ-Apo



ApoEQ nutze ich fast nur mit dem Text-Interface.
Das Grafik-Interface ist nett, kommt aber schnell an die Grenzen.

Das wichtigste ist hier: https://sourceforge.net/p/equalizerapo/wiki/Configuration%20reference/#copy-since-version-09
(sicherlich bereits bekannt)

Beschränkung auf 8-Kanäle:
ja, 8 Ausgangskanäle. Aber bei welcher Anwendung braucht man mehr als 8?
Gut, dein Motu hat 10 Ausgänge.

Kein direktes Routing de Eingänge auf Ausgänge:
Verstehe ich nicht

Lautstärke von Anwendungen:
Nein, das geht nicht in Apo Eq.
Aber kannst du dafür nicht deinen Midi-Mixer nutzen?

Grüße
Matthias

PS:
gute VST plugins:
EQ: FabFilter Pro-Q 3 https://www.fabfilter.com/products/pro-q-3-equalizer-plug-in
für FIR habe ich den IR-1 von Waves benutzt.

Zonfeld
02.01.2023, 16:24
Vielleicht verstehe ich das falsch, aber das Routing der Kanäle geht auf alle Fälle direkt im EQ-Apo. Ich mache das über das grafische Peace-Interface.

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waterburn
02.01.2023, 18:23
Hallo zusammen,


Aber bei welcher Anwendung braucht man mehr als 8
3 Kanäle rechts
3 Kanäle Links
3 Kanäle Center
3 Kanäle Multisub
Sorround soll über ADAT raus gehen. Das wird dann irgendwann mal relevant. Die Subwoofer sind auch noch Zukunftsmusik. Für Links, Rechts und Center sind aber bereits alle Chassis vorhanden und zum Teil auch schon die Gehäuse fertig.


Lautstärke von Anwendungen:
Nein, das geht nicht in Apo Eq.
Aber kannst du dafür nicht deinen Midi-Mixer nutzen?

Ja, genau dafür habe ich Midi-Mixer vorgesehen, wenn es in EQ-Apo gegangen wäre, hätte ich das aber bevorzugt. Wahrscheinlich nehme ich Komplexität raus, wenn ich den Midi Mixer erstmal weglasse. Die Idee war, dass zumindest die Audio Apps im Autostart liegen. Wenn ich dann auf dem Handy die App öffne, kann ich den PC als Wiedergabeziel einstellen. Damit aber nicht gleichzeitig bei Spotify und über Airplay und Netflix Audio wiedergegeben wird, soll der Midi-Mixer als Eingangswahl dienen. Das kann aber erstmal warten.


Hol dir Reaper (https://www.reaper.fm/). Gib es als full Trial-Version. Reaper kann wirklich alles und ist sehr professionell.

Reaper hatte ich mir kurz mal angeschaut, dann aber relativ schnell verworfen, da ich gelesen hatte, dass für live Anwendungen eher Effekthosts wie Cantabile empfohlen werden. Reaper würde dann Jack und den Effekt Host ersetzen, richtig?
Anscheinend gibt es im Reaper Forum eine große Community, die Reaper für Live Zwecke einsetzt. Da werde ich mich mal bei Gelegenheit mit beschäftigen.

Mein "Problem" mit den Effekt Plugins ist allerdings gar nicht, dass ich die Funktionen nicht bekomme die ich suche, sondern, dass die meisten Plug-Ins für den Stereo Betrieb ausgelegt sind. Um die Struktur, die ich im Kopf habe umzusetzen, wäre es besser, wenn ich Mono Plug-Ins zur Verfügung hätte. Hier mal eine Skizze, wie ich mir das ungefähr vorstelle.

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Mit Carla 2.5.2 und Jack müsste sich das eigentlich einigermaßen darstellen lassen, da ich dort für jeden Lautsprecher ein eigenes Rack aufbauen könnte. Das würde auf jeden Fall helfen die Übersicht zu bewahren.

Viele Grüße

waterburn

Darakon
02.01.2023, 20:52
Reaper hatte ich mir kurz mal angeschaut, dann aber relativ schnell verworfen, da ich gelesen hatte, dass für live Anwendungen eher Effekthosts wie Cantabile empfohlen werden. Reaper würde dann Jack und den Effekt Host ersetzen, richtig?
Anscheinend gibt es im Reaper Forum eine große Community, die Reaper für Live Zwecke einsetzt. Da werde ich mich mal bei Gelegenheit mit beschäftigen.

Mein "Problem" mit den Effekt Plugins ist allerdings gar nicht, dass ich die Funktionen nicht bekomme die ich suche, sondern, dass die meisten Plug-Ins für den Stereo Betrieb ausgelegt sind. Um die Struktur, die ich im Kopf habe umzusetzen, wäre es besser, wenn ich Mono Plug-Ins zur Verfügung hätte. Hier mal eine Skizze, wie ich mir das ungefähr vorstelle.

nabend,

ich habe tatsächlich schon viel mit cantabile gearbeitet.
Ja, es ist für live-Anwendungen gedacht. Allerdings für live-Anwendungen als Musiker.
Ich habe es genutzt um mehrere Sound-Settings für eine gesamte Band im live-Betrieb zu verwalten
und die ganze Band ohne Ladezeiten von Metal-Sound nach Singer-Song-Writer-Sound wechseln zu lassen.

Für deine Zwecke ist Reaper wesentlich sinnvoller, proffesioneller und umfagreicher.
Cantibele ist nicht schlecht, aber halt beschränkt für den live-Betrieb als Musiker.

In Reaper kanst du Kanäle als Mono oder Stereo-Kanal anlegen. Von den meisten professionellen VSTs gibt es Mono und Stereo Versionen. Auch bei den von mir genannten FAB-Filtern und Waves VSTs.

Ja, aus meiner Sicht kannst Jack und Cantabile durch Reaper erstzen.
Reaper bietet umfangreicher Routing-Möglichkeiten und vieles Mehr.

Grüße
Matthias

schrottie
02.01.2023, 21:57
https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/showthread.php?8363-DRC-Anleitung-und-Script

Habe das vor Jahren sehr intensiv betrieben. DRC war damals mein Tool der Wahl. Heute geht das wahrscheinlich alles viel einfacher. Hat aber viel Spaß gemacht damals.

newmir
02.01.2023, 22:48
Alles sehr spannend ....aber alles was ich beitragen könnte wurde schon gesagt .... ich lese weiter mit, hier kann ich noch was lernen :D.

waterburn
02.01.2023, 23:28
Hallo zusammen,

ich habe mir eben mal Reaper runtergeladen. Sieht soweit sehr interessant aus. Das dürfte allerdings eine steile Lernkurve für mich werden.
Zwei Kollegen von mir betreiben nebenberuflich ein Studio. Die können mir da vielleicht weiter helfen.
Das Manual werde ich mir mal beim pendeln in der Bahn anschauen.

Vielen Dank schon mal.

waterburn

Darakon
03.01.2023, 00:39
Da Reaper sehr umfangreich ist, hier ein kurzes Tutorial um Reaper als DSP zu nutzen:

1. neues (leeres) Projekt öffnen
2. Options => Preferences... (strg + P) deine Hardware Ein- und Ausgänge konfigurieren bzw den Link zum virtual Asio herstellen
3. neue Spuren anlegen (Rechtsklick im Hauptfenster=> insert new Track oder strg +T)
Je Nachdem, wie du später die Filter verwenden willst, kannst du die Kanäle unterschiedlich anlegen.
Meine Empfehlung für den Anfang je Ausgangskanal je ein Track anlegen und dann ggf Stereogruppen erzeugen.
4. Tracks benennen (zB 'Mitteltöner links'). Input je Track einstellen: Record armed (Roten Knopf) für jeden Track aktivieren. Monitor (Lautsprechersymbol) auf 'on' stellen (damit alle Eingangskanäle inkl Effekte in Echtzeit abgehört werden). Inputs festlegen.
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5. Je Track kannst du unter 'FX' jetzt deine VST Filter laden und einstellen.
6. Routing prüfen. View => Routing Matrix (oder Alt + R)

Das war der ganz grobe Fahrplan.
Ich habe lange nicht mehr mit Reaper gearbeitet, da ich keine Musik mehr selber produziere und da für meine DSP-Zwecke Apo-EQ völlig ausreicht.
Hoffe, es funktioniert und hilft weiter.

Viel Spaß!
Matthias

waterburn
03.01.2023, 23:15
Hallo Matthias,

der Tipp Reaper zu nehmen war Gold wert. Tool ist genau das was ich gebraucht habe. Nach etwas probieren habe ich es jetzt geschaft einen sauberen Signalfluss von Windows Audio mittels ASIO Bridge nach Reaper und von da auf die Ausgänge des Audio Interface zu bekommen. Mit den Filtern habe ich auch schon etwas rumgespielt. So wie es aussiht komme ich mit den Reaper Boardmitteln aus. Den Linkwitz Transform werde ich zunächst mal mit Lowshelf und PEQ nachbilden. Für die FIR Entzerrung sollte ReaVerb funktionieren.

Auch die Einbindung von REW klappt wunderbar über ReaRoute. Die Messungen sollten sich also ziemlich komfortabel gestalten.

Leider funktioniert VB Hifi Cable nicht in Verbindung mit ReaRoute. ASIO Link Pro funktioniert aber wunderbar. Insgesamt scheint es mir das mächtigere Programm zu sein. Leider ist der Entwickler bereits vor einigen Jahren gestorben. Deshalb sind dort keine Updates mehr zu erwarten. Für den Moment funktioniert es aber einwandfrei. Keine der ASIO Bridges (SAR, VB Hifi Cable, ASIO Link Pro...), die mir bisher über den Weg gelaufen sind wird aktiv weiterentwickelt. Vielleicht ist die Technologie einfach ausgereift...

Ich habe ein einfaches Reaper Paththrough Projekt erstellt und lasse dieses mittels Windows Task Scheduler bei Anmeldung starten. Das funktioniert soweit hervorragend.

Als nächstes muss ich mir nochmal ein paar Gedanken zur gewünschten DSP Struktur machen und diese dann Schritt für Schritt implementieren. Das wird sicher ein paar Tage in Anspruch nehmen. Ich wollte mich aber direkt schon mal für die Hilfe bedanken.

Viele Grüße

waterburn

Darakon
04.01.2023, 01:29
Das freut mich zu hören!


https://berndwiechering.de/2022/10/24/reaper-daw-eine-liebeserklaerung-an-die-kleine-audio-workstation-die-im-grunde-unheimlich-gross-ist/

Ich habe früher mit unterschiedlichen DAWs gearbeitet. Natürlich mit Cubase, PreSonus Studio One,...
Am Ende hat mich Reaper fasziniert, weil die Software so viel schlanker, anpassbarer und nutzerorientierter ist, als die anderen.
Hier ein Überblick: https://woodandfirestudio.com/die-12-besten-daws/

Würde mich freuen, wenn du am Ende noch mal dein komplettes Routing mit ein paar Screenshots aufskizzierst.
Gerade die Verbindungen nach 'außerhalb' der Soundkarte würde mich Interessieren.

Um ehrlich zu sein: du scheinst jetzt weiter mit der Reaper-Lösung zu sein als ich.
Ich hatte zwar immer einzelne Bausteine getestet, aber nie das komplette Zusammenspiel,
da ich durch ApoEQ nie die Notwendigkeit dazu hatte.

Einen schönen Abend noch,
Matthias

Edit:
Mir ist gearde eingefallen, du kannst mit Reaper sogar die Lautsprechersystem in 'Echtzeit' abstimmen:
Einen neuen Track erstellen.
Ein Rauschgenrator-VST auf den Track laden und laufen lassen.
Den Track auf deine Ausgangstracks routen.
An einen Motu-Eingang ein Messmikrofon anschließen.
Einen Kanal anlegen, der als Eingang das Mikronfin hat (auf diesem Kanal nicht den Monitor aktivieren! sonst fiese Rückkopplung!)
Einen Echtzeit Spektrum-Analyser auf diesen Kanal laden.

Das ersetzt sicherlich nicht REW, aber so eine Echtzeitabstimmung oder zur Kontrolle hat das schon was.

Edit 2:
Dante Via sieht auch vielversprechend aus: https://www.audinate.com/products/software/dante-via

waterburn
08.01.2023, 18:07
Hallo zusammen,

ich bin euch ja noch ein Update schuldig, wie es weitergegangen ist. Ich bin zwar noch nicht fertig, aber die Audio Struktur ist, so wie sie jetzt ist, schon nutzbar. Der nächste große Brocken wird die komfortable Steuerung des Ganzen. Hier zunächst mal eine Skizze der aktuell realisierten Struktur.

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Zunächst einmal muss man alle gewünschten Signale in Reaper verfügbar machen. Dafür setze ich auf eine Kombination von ASIO Link Pro und ReaRoute. Letzterer ist ein Virtueller ASIO Treiber mit dessen Hilfe Reaper mit anderen ASIO fähigen Applikationen Audi oDaten austauschen kann. ASIO Link Pro wiederum ist eine ASIO Bridge, die mehrere Virtuelle Soundkarten in Windows zur Verfügung stellt.
REW und Kodi können exklusiv auf Audio Interfaces zugreifen. Deshalb haben sie eine eigenes Virtuelles Audio Device zur Verfügung bekommen. Die anderen Quellen sind leider Apps, die Zwingend über den Standard Audio Device betrieben werden müssen. Die einzelnen Apps werde ich daher außerhalb von Reaper steuern müssen. Die finale Lösung dazu habe ich aber noch nicht. Aktuell tendiere ich zu Autohotkey. Letztendlich hängt es aber davon ab, wie ich das Gesamtsystem fernsteuern werde.

Hier mal ein Screenshot von meiner ASIO Link Pro Konfiguration.

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Die Software startet automatisch mit Windows. Reaper muss manuell gestartet werden. Das habe ich per Aufgabenplanung automatisiert. Reaper startet so schnell, dass es gefühlt sofort nach der Anmeldung in Windows verfügbar ist.

In Reaper habe ich zunächst für jeden Weg einen eigenen Track angelegt. Diesen Track entsprechend benannt und einen Hardware Output am Interface fest zugewiesen.
Die Signalverarbeitung für jeden Weg besteht aus den mitgelieferten Plug-Ins ReaEQ, ReaVerb und ReaDelay. Diese habe ich umbenannt in IIR, FIR und Delay.
Mit ReaEQ lässt sich eine beliebige Anzahl an Biquads einstellen. Diese können mehr oder wenig beliebig konfiguriert werden. Winziger Wehrmutstropfen ist, dass man anstelle einer Güte die Bandbreite des Filters angeben muss.
Beide Werte können aber ineinander umgerechnet werden:

http://www.sengpielaudio.com/Rechner-bandbreite.htm

Um Filter höherer Ordnung zu erstellen kann man einfach mehrere Filter mit der gleichen Trennfrequenz kaskadieren. Für LR24 zwei Filter mit einer Güte von 0,7 oder einer Bandbreite von 1,9. Für alle anderen Ordnungen findet man eine Tabelle hier:
https://www.linkwitzlab.com/filters.htm#2

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ReaVerb ist eine Faltungsengine. Mit Rephase erstellte Filter, die als Wav exportiert worden sind, können mit ReaVerb problemlos eingebunden werden.
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Um eine bessere Übersicht bewahren zu können und um auch Filter für den gesamten Lautsprecher implementieren zu können, habe ich zusätzlich zu den Einzelwegen auch noch Tracks für die zu verwendenden Lautsprecher erstellt. Diese wurden mit der gleichen FX Kette wie die Einzelwege ausgestattet. Die Signale werden von den Lautsprecherkanälen mittels "Sends" an die Einzelwege geschickt.
Um die Übersicht weiter zu verbessern habe ich die zusammengehörigen Tracks farblich gekennzeichnet.
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Für die vier Surround Kanäle habe ich nur einen Track erstellt, da diese direkt an den ADAT Ausgang weitergereicht werden.

Um eine gemeinsame Lautstärkerregelung zu ermöglichen, habe ich alle Tracks, die mit einem physikalischen Ausgang verbunden sind in einer Gruppe zusammengefasst. Zur Steuerung habe ich einen weiteren Track erstellt. DIeser bekommt selber kein Signal, aber er ist in der Gruppe als "Lead" eingestellt.
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Diesen Track werde ich dann versuchen von Außerhalb zu steuern. Wie genau, werde ich noch sehen. Entweder mit Autohotkey, oder mittels Midi.

Auch für die Quellenwahl werde ich mir noch etwas überlegen müssen. Mein Ursprünglicher Gedanke war auf Midi und eine entsprechende Smartphone App zu setzen. Aktuell tendiere ich aber eher zu einer "Air Mouse". Um diese zu customizen werde ich aber Autohotkey benötigen, welches ich dann auch gleich zur Steuerung von Reaper nutzen könnte. Hier wird die Zukunft zeigen, was praktikabel ist.

Ich hoffe ich konnte euch einen guten Überblick geben und hab nicht allzuviel vergessen. Falls doch, fragt einfach :)

Viele Grüße

Darakon
08.01.2023, 20:04
krass, hab schon viel dazu im Internet gesucht, aber noch nie gesehen, dass jemand eine so komplexe DSP-Lautsprecher-Steuerung nur mit PC-Sofware umgesetzt hat.

Das Routing mit Asio-Link-Pro verstehe ich nicht ganz, was wohl daran liegt, dass ich noch nicht mit dieser Software gearbeitet habe. Was genau ist VAD01 bis VAD03 ?
Edit: nachdem ich mir ein Video-Tutorial angeschaut habe: Sind das Instanzen vom Audio Treiber von Audio-Link-Pro ?

Kannst du noch einen screenshot von der Reaper-Routing-Matrix posten ?

Mich würde natürlich interessieren, ob die ganzen Audio-Streams flüssig und ohne aussetzer laufen.

Ein sehr schönes Projekt! :prost:

waterburn
08.01.2023, 22:08
Hallo Matthias,

ganau, ASIO Link Pro erstellt 4 virtuelle Audio Devices mit bis zu 8 Kanälen. Ob ich für Kodi unbedingt ein separates Audio Device hätte nehmen müssen sei mal dahingestellt. Allerdings lasse ich im Fall von Kodi die Sampling Rate Conversion und den Upmix durch Kodi erledigen, während ich mir bei den System Sounds mit Equalizer APO behelfe.
Für REW benutze ich ein eigenes virtuelles Device, weil ich so den Signalfluss zu und von REW sicherstellen kann. Die direkte Anbindung über ReaRoute und die ASIO Schnittstelle von REW hat nicht richtig funktioniert. Mit der Anbindung über ASIO Link Pro lief es bisher einwandfrei. Ich habe aber auch noch nicht so wahnsinnig viel getestet.
Generell hatte ich bisher null Probleme mit Audio Aussetzern, oder Artefakten etc. Alles läuft super stabil. Aber ich habe die Filter auch noch nicht wirklich arbeiten lassen. Mit vielen langen FIR Filtern sieht das unter Umständen anders aus. Da ich aber ohnehin die Anlage auch zum Filme schauen nutzen möchte, werde ich wohl keine allzu langen FIR Filter verwenden. Eine Entzerrung der Phase im Mittel- und Hochtonbereich werde ich aber sicher einsetzen.
Eine Raumkorrektur im Bass werde ich aber eher mit IIR Filtern machen. Ich glaube, dass die verwendeten Effekte für den PC keine große Herausforderung darstellen. Wenn man Reaper tatsächlich als DAW einsetzt und virtuelle Instrumente oder aufwändige Effekte benutzt und vor allem viele Kanäle gleichzeitig aufnimmt, dürfte das deutlich anspruchsvoller sein. Hier wird die Zukunft zeigen, wie das ganze sich verhält, wenn der Rechner etwas arbeiten muss.

Limiter habe ich erstmal weggelassen, da sie aus meiner Sicht im Hifi-Bereich nicht unbedingt nötig sind. Wohnzimmer und offene Küche haben zusammen vielleicht 30m². Da geben meine Ohren auf, lange bevor die angedachten BMS Koaxe ins schwitzen kommen.

Hier ist der gewünschte Screenshot der Routing-Matrix:
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Phones 1 und Phones 2 sind gerade noch anders geroutet, da ich momentan noch einen Stereo Verstärker an den Kopfhörerausgängen hängen habe. Ich warte noch auf ein paar Stecker von Reichelt, um meine STA 8150 in Betrieb nehmen zu können.

Die Flexibilität, wie Signale geroutet werden können, ist schon der Wahnsinn. Das macht richtig Spaß, aber man muss auch echt aufpassen, dass man die Übersicht behält.
Um das Ganze wie gewünscht steuern zu können, werde ich wohl um etwas Scripting nicht herumkommen. Da graut es mir noch etwas vor, da ich mich dafür erstmal in die verschiedenen Lösungswege einarbeiten muss. Fernziel ist, dass das Ganze für Musik auch ohne Fernseher funktioniert.
Wir werden sehen.

Viele Grüße

waterburn

Darakon
08.01.2023, 22:29
Eine Raumkorrektur im Bass werde ich aber eher mit IIR Filtern machen. Ich glaube, dass die verwendeten Effekte für den PC keine große Herausforderung darstellen. Wenn man Reaper tatsächlich als DAW einsetzt und virtuelle Instrumente oder aufwändige Effekte benutzt und vor allem viele Kanäle gleichzeitig aufnimmt, dürfte das deutlich anspruchsvoller sein. Hier wird die Zukunft zeigen, wie das ganze sich verhält, wenn der Rechner etwas arbeiten muss.


Nein, sollte (wenn der PC nicht zu alt ist), keine Herausvorderung darstellen. Ich hatte damals projekte mit zT an die 60 Audio-Tracks vollgepackt mit aufwendigen Effekten und virtuellen Instrumenten und das ging gut. Du kannst evt die Latenz im Asio-Treiber oder in der Reaper Konfig noch weiter runterdrehen. Bis 30ms Gesamtlatenz gelten selbst für einen Musik, der auf seinem eigenen Instrument spielt und es über Kopfhörer abhört als nicht bemerkbar.



Die Flexibilität, wie Signale geroutet werden können, ist schon der Wahnsinn. Das macht richtig Spaß, aber man muss auch echt aufpassen, dass man die Übersicht behält.
Um das Ganze wie gewünscht steuern zu können, werde ich wohl um etwas Scripting nicht herumkommen. Da graut es mir noch etwas vor, da ich mich dafür erstmal in die verschiedenen Lösungswege einarbeiten muss. Fernziel ist, dass das Ganze für Musik auch ohne Fernseher funktioniert.
Wir werden sehen.


Ja, das fand ich auch immer sehr gut gelöst in Reaper. Wenn du den Audiostream erstmal in Reaper drin hast kannst du ihn quasi voll flexibel routen und das wesentlich einfacher als mit allen anderen Daws, die ich benutzt habe.
Von deiner letzten Herausvorderung, das alles zentral zu steuern, habe ich leider gar keine Ahnung. Aber ich denke dein Ansatz mit Midi ist gut. Für Reaper lassen sich sicherlich scripte und makros für alles erstellen.

Dann viel Erfolg noch
und Grüße zurück

Matthias