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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : BR-Portresonanz in Neumann KH 120 II



Azrael
25.09.2023, 15:06
Weiß zufällig einer, wie Neumann die BR-Kanal-Längsresonanz bei der KH 120 II so nett niedergeknüppelt hat?:

https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=71676&d=1695650549

Das Bild stammt von Audio Science Review (https://www.audiosciencereview.com/forum/index.php?threads/neumann-kh120-ii-monitor-review.46362/).

Viele Grüße,
Michael

Franky
25.09.2023, 15:29
Hier kann man sich mal das Innenleben betrachten. Hier eine Beschreibung der Kanäle. Ich konnte aber die multiple openings nicht erkennen.


The bass reflex port is well designed, with flared endings, multiple openings to reduce resonances, and plenty of damping material.

https://www.audiosciencereview.com/forum/index.php?threads/neumann-kh120-disassembly-pictures.11975/

JFA
25.09.2023, 15:58
Da an den Ports selber nichts zu sehen ist tippe ich auf eine clevere Kombination von Abmessungen und Dämpfjngsmaterial.

Joern
25.09.2023, 16:26
Moin

auf diesem Bild (https://www.audiosciencereview.com/forum/index.php?attachments/3-jpg.53576/) sieht man ganz gut, dass da an dern BR-Kanälen noch was dran hängt - die schwarze Watte wurde da ausgespart.

Das könnte eine kleine Kammer sein, also eine Resokammer / IHR, die die Reso im Haupt-Rohr bedämpft.

Franky
25.09.2023, 16:30
Oder das ist ein Strömungskanal der zu dem Dämmmaterial hin offen ist.

71677

スピーカ
25.09.2023, 16:37
Das sieht eher wie eine kleine Resonanzkammer aus.

Joern
25.09.2023, 16:50
Oder das ist ein Strömungskanal der zu dem Dämmmaterial hin offen ist.

71677
ja genau das meinte ich meinem Kommentar ein Post darüber

naumi
25.09.2023, 17:17
habe es mal überbelichtet, erkenne einen Schlitz der mit Dämpfungsmaterial gefüllt ist.
Ich verstehe es als virtuelle Vergrößerung des Trompetenendes.?

71678

Azrael
25.09.2023, 17:33
The bass reflex port is well designed, with flared endings, multiple openings to reduce resonances, and plenty of damping material.

https://www.audiosciencereview.com/forum/index.php?threads/neumann-kh120-disassembly-pictures.11975/
Einfach Öffnungen zum Boxeninnenraum also, umwickelt mit Dämpfungsmaterial, wird da vermutet?

Viele Grüße,
Michael

JFA
25.09.2023, 17:38
Super gesehen. Das könnte auch gehen. Ist da eventuell das Dämpfungsmaterial auch geschlitzt und dann da reingesteckt?

Joern
25.09.2023, 17:47
Einfach Öffnungen zum Boxeninnenraum also, umwickelt mit Dämpfungsmaterial, wird da vermutet?

ne - eine bedämpfte Kammer ....
So wie Timmermanns die TMLs bedämpft.

Kann man mit ajhorn gut zeigen - nur nicht mehr heute abend.

Das Dämpfungsmaterial - da vermute ich den Sinn, dass die Mitteltonanteile vom TMT vom relativ dünnwandigen BR-Rohr weg gehalten werden sollen.

Gaga
25.09.2023, 18:57
Moin,

KSTR meint hier (https://www.audiosciencereview.com/forum/index.php?threads/better-port-design.22612/page-2):


here is a way, and that is spread the apparent port length, this also spreads the tube resonances. Neumann does this in the KH120, by having cut-outs in the port covered with dampening material. Penalty again is reduced port efficiency and of course the dampening is probably not perfectly linear (not independent of pressure and air velocity it is subject to). See https://www.audiosciencereview.com/forum/index.php?threads/neumann-kh120-disassembly-pictures.11975/
EDIT: Genelec's port design (in the 80xx models) is somewhat similar.

...also dass das BR-Rohr mit Däpfungsmaterial bedeckte 'Ausschnitte' hat (der übliche Weg wäre, Löcher in der Mitte des Rohrs anzubringen - wurde hier im Forum auch schon gezeigt).

Das halte ich ebenfalls wahrscheinlicher, als dass da ein Helmholz-resonator mit Dämpfungsmaterial dran gebaut ist - die sichtbaren Kunststoff-Teile außen am BR-Rohr sehen für mich eher wir Klammern zum Fixieren des Dämpfungsmaterials aus.

Vielleicht lässt sich ja noch wo was klärendes finden.

Grüße,
Christoph

ArLo62
25.09.2023, 19:02
Kann ich mir vorstellen. Sieht aus wie Schlitze über denen das Dämmaterial gesteckt wurde. Edit: Kann aber auch sein, dass ich weisse Mäuse sehe. Schade, dass die Ports nicht im Detail zu sehen sind.

SimonSambuca
26.09.2023, 06:48
Vielleicht hat Sathim (https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/member.php?6776-Sathim) ja Lust mal bei seinen KH120A mit der Kameralinse in die Ports zu blitzen? Demontage wohl eher weniger :D

Sathim
26.09.2023, 07:01
Das Mic steht eh gerade im Raum, da ich sie auf den Raum einmesse.

Wollte es mal dranhalten ... Messungen stelle ich hier rein.

Franky
26.09.2023, 07:28
Also für mich sieht das eindeutig so aus das das Dämmmaterial von ausen in diese Kammern gesteckt ist und innen in den Bassreflexkanal ragt.

phase_accurate
26.09.2023, 08:08
Moin

Kann es sein, dass das Ding am Port so etwas wie eine Klammer ist, die das Dampfungsmaterial einfach festhält und gegen das Loch im Port drückt ? Wäre noch interessant zu sehen, ob der Kanal fast auf der ganzen Länge geschlitzt ist oder nur gerade nahe am hinteren Ende.

Dass der Buckel, auf welchen der Pfeil zeigt, die Port Längsresonanz ist, könnte eventuell auch eine Fehlinterpretation sein. Wenn ich mir das Pörtchen so ansehe, entspricht seine Länge wohl etwa dem Durchmesser des Wooferchens. Dann wäre seine Lambda/2 Längsresonanz etwa eine Oktave höher als der Buckel liegt. Das würde heissen, entweder kann die Dämpfungsmethode auch die Längsresonanz in der Frequenz nach unten drücken oder die Methode ist so effektiv, dass die Längsreso im leichten Gezappel über 1 kHz untergeht und der Buckel z.B. von einer Stehwelle im Gehäuse stammt.

Gruss

Charles

Azrael
26.09.2023, 09:48
Das Mic steht eh gerade im Raum, da ich sie auf den Raum einmesse.

Wollte es mal dranhalten ... Messungen stelle ich hier rein.
Willst du nicht mal eine aufmachen und nachsehen? Vielleicht, wenn ich ganz lieb "Bitte, bitte" sage.....? :o

Viele Grüße,
Michael

*edit*:
....wobei eine Nahfeldmessung des Ports (Mikro quasi fast drin) natürlich schön wäre, um die Wirkung von was auch immer noch mal zu sehen. :)

phase_accurate
29.09.2023, 16:03
Moin zusammen

In diesem Zusammenhang würde mich mal interessieren, inwieweit eine Strategie funktioniert, bei welchem auf eine optimale Position des inneren Tunnelendes geachtet wird. Also z.B. zu allen Begrenzungsflächen ein Abstand von der halben Tunnellänge oder ein ungerades vielfaches davon.

Gruss

Charles

JFA
29.09.2023, 18:00
Ich zitiere mich mal:


Da an den Ports selber nichts zu sehen ist tippe ich auf eine clevere Kombination von Abmessungen und Dämpfungsmaterial.

da lag ich in diesem Fall wohl falsch, aber trotzdem geht das. Das weiß ich, weil ich es selber schon einmal gemacht habe: https://www.stereo.de/hifi-test/produkt/t-a-pulsar-s-350-614
Allerdings war es weder Absicht, sondern einfach nur Zufall, und warum das funktioniert hat weiß ich bis heute nicht so ganz genau.

Aber ich habe da eine Theorie. Die erfordert ein wenig Grundlagen. So ein Port ist ja allgemein bekannt als akustische Masse. Für die meisten Betrachtungen reicht das auch, für mich als gebürtiger Nachrichtentechniker ist es eine kurzgeschlossene Stichleitung. Die hat folgende Bereiche:
1) L < lambda/4: verhält sich wie eine Induktivität (akustische Masse)
2) L = lambda/4: hohe Impedanz (eine lambda/4-Leitung hat an ihrem Eingang die duale Impedanz des Ausgangs, idealisiert in diesem Fall Z_ausgang=0 => Z_eingang=inf.)
3) lambda/2 > L > lambda/4: verhält sich wie eine Kapazität (akustische Feder)
4) L = lambda/2: niedrige Impedanz (eine lambda/2-Leitung hat an ihrem Eingang die gleiche Impedanz wie am Ausgang, also Z_ausgang=Z_eingang=0)
Ab hier wiederholt sich das ganze.

Die Bassreflexfunktion befindet sich in Bereich 1). Würde sonst auch nicht funktionieren. Bei der Tuningfrequenz bilden der Port als Induktivität und das Gehäuse als Kapazität einen Parallelschwingkreis. der die Membran stark bedämpft. Der Output aus dem Port ist dann eingentlich so etwas wie der Blindstrom, der durch die beiden Reaktanzen rauscht und an dem klitzekleinen Strahlungswiderstand des Ports tatsächlich sowas wie Wirkleistung erzeugt.
Den Bereich 2) werdet ihr üblicherweise kaum merken, er stört auch eigentlich nicht. Der Port hat zwar eine hohe Impedanz, aber das Volumen meistens eine sehr niedrige, die beiden liegen parallel, da passiert also nicht viel. In der Nahfeldmessung am Port sieht man dann allerdings oftmals einen tiefen Einbruch. Sehr schickes Beispiel: https://www.stereophile.com/content/paradigm-founder-120h-loudspeaker-measurements
Bereiche 3) und 4) werden dann interessant, denn ab hier beginnt die Wechselwirkung mit dem Gehäuse und dem Chassis selbst. Denn auch das ist ja ein Wellenleiter und ändert je nach Wellenlänge die Impedanz, mit der das Chassis konfrontiert wird. Vor allem: die Impedanz des Ports wird immer kleiner (kapazitives Verhalten), bis sie auf praktisch Null abfällt. In diesem Bereich 3) gibt es dann allerhand wildes gegenseitiges Wirken, aber vor Allem ist das Gehäuse dann selber schon nicht mehr zwingend eine Feder sondern erscheint als Masse, und die liegt parallel zum Port. Und das Chassis selber ist auch eine Masse, die in Reihe zum Parallelschwingkreis aus Gehäuse und Port liegt. Ihr versteht ungefähr das Fiasko?

Eine Lösung, die ich mir zurecht gedacht habe ist, den Port so zu legen, dass er im "gefährlichen" Bereich möglichst schlecht angeregt wird, also zB in einem Druckknoten im Gehäuse. Also Portlänge und Gehäuseabmessungen so legen, dass die Resonanzen übereinander liegen und sich gegenseitig neutralisieren.

Ist das verständlich? Sorry, musste etwas abkürzen, hier ruft eine andere Pflicht zum Schrankaufbau :rolleyes:

quecksel
01.10.2023, 18:20
Ein angebohrtes Reflexrohr habe ich mal ausprobiert, das pfiff ganz erbärmlich wenn es mal lauter wurde. Also zur Bedämpfung mit Filz beklebt, leider hat das die Portreso ziemlich rauf und die Güte runtergesetzt.
Ich habe dann noch mehrere Lagen Filz und um das ganze Klebeband drumgewickelt in der Hoffnung eine Art Helmholtzresonator mit hoher Dämpfung zu schaffen. Das Ergebnis ist zumindest recht gut:

71759

BDE
02.10.2023, 11:33
Also für mich sieht das eindeutig so aus das das Dämmmaterial von ausen in diese Kammern gesteckt ist und innen in den Bassreflexkanal ragt.

Dem ist auch so, zumindest in der "alten" KH120.
Die "Ohren" halten lediglich das Dämmmaterial, hier kann man diese sehen.
https://i.imgur.com/VWE1RTj.jpg

https://attach.mobile01.com/attach/202107/mobile01-fd20d7d79993fc9e79c18152d2e488eb.jpg

Wie dies bei der neuen KH120II ausschaut weiß ich nicht.

BTW: Die KH 120II und KH150 sind beeindruckende Lautsprecher, für mich gehören diese zur Endklasse.. :prost:
https://imgur.com/VWE1RTj

ArLo62
02.10.2023, 11:48
Das ist für das Geld schon eine Ansage.
Mit den Ports hatte ich mir auch so gedacht. Die Frage ist ob da Löcher drin sind oder gleich ein Schlitz

SimonSambuca
02.10.2023, 12:02
Interessant finde ich auch das die Öffnung eher nah am Anfang ist anstatt in der Rohrmitte. Und die Rohre sind nicht gerade sondern haben eine Kurve.

Gaga
02.10.2023, 12:12
Moin zusammen,


Die Frage ist ob da Löcher drin sind oder gleich ein Schlitz
Yepp, die Lage und Maße des Schlitzes (oder der Löcher?) würden mich jetzt auch brennend interessieren.

Kann da vielleicht jemand nachschauen?

@BDE: ist die Abbildung, die DU zeigst aus einem Patent? Falls ja, kannst Du bitte den link schreiben?

Grüße,
Christoph

ton-feile
02.10.2023, 12:16
Hi,

KEF hat bei der LS50 mit einer elastischen Gummimanschette in der Mitte des BR-Rohres versucht, etwas gegen die Lambda/2 Reso zu machen.
Bei mir hat ein Röhrenresonator ganz gut funktioniert, verstimmt aber natürlich bei bestehenden Lautsprechern die Tuningfrequenz nach unten.

Auch gut geht ein Helmholtz Resonator, wie das quecksel gemacht hat.
Den hat sich auch schon jemand schützen lassen:
https://patents.google.com/patent/DE202014006285U1/de

(https://patents.google.com/patent/DE202014006285U1/de)Persönlich stehe ich aber auf PMs, gerade bei Zweiwegerichen.

Edit: Der Rechteinhaber hatte mich damals angeschrieben, als ich den IRR in BR-Rohren ausprobiert habe. Ob ich doof wäre, meine Ideen zu veröffentlichen.
Aber ich bezweifele, dass er mit seinem Ansatz reich geworden ist, auch wenn er meine Idee im letzten Absatz gleich noch mit verwurstet hat... ;)

Viele Grüße
Rainer

quecksel
02.10.2023, 12:45
Auch gut geht ein Helmholtz Resonator, wie das quecksel gemacht hat.
Den hat sich auch schon jemand schützen lassen:

Aha, hatte mich schon gewundert warum das nicht häufiger verwendet wird. Aber so muss man natürlich das Rad neu erfinden.
Irgendwann gibt es dann "Active Port Noise Cancelling"...

BDE
02.10.2023, 13:10
Hier von der kleinen KH80:

https://www.audiosciencereview.com/forum/index.php?attachments/downsizedimage4-jpghttps://www.audiosciencereview.com/forum/index.php?attachments/downsizedimage4-jpg.134959/
Neumann KH80DSP Teardown | Audio Science Review (ASR) Forum (https://www.audiosciencereview.com/forum/index.php?threads/neumann-kh80dsp-teardown.24116/)


Bei der KH120 war es meine ich nur ein Schlitz, kann jedoch nicht mehr "fühlen" da ich die LS verkauft habe.


Hier die aktuelle KH 150:
https://www.soundandrecording.de/app/uploads/2022/10/Housing2.jpg


Im Innern verlaufen die Bassreflextunnel um 90° gewinkelt ungefähr bis zur Mitte des Gehäuses, sodass möglichst wenig Gehäusemoden über die Tunnel nach außen gekoppelt werden. Längsresonanzen der strömungstechnisch optimierten Tunnel werden durch zusätzliche Maßnahmen wirkungsvoll unterdrückt. Sound&Recording
https://www.audiosciencereview.com/forum/index.php?attachments/downsizedimage4-jpg

SimonSambuca
02.10.2023, 13:21
Hier ein KH150 Test:
https://www.audiosciencereview.com/forum/index.php?threads/neumann-kh-150-monitor-review.39922/

Gaga
02.10.2023, 13:44
Hallo BDE,

vielen Dank für die weiterführenden links und Infos zu den Neumann-Lautsprechern!

Die Verlegung der internen BR-Öffnung hin zur vertikalen Gehäusemitte (d.h. Richtung Schallschnelle vs hohem Schalldruck in der Nähe der unteren Gehäusewand) erscheint sinnvoll, um die Abstrahlung der Längenresonanz des Gehäuses durch die BR-Öffnungen zu minimieren. Die Quermode des Gehäuses spielt vermutlich keine wesentliche Rolle mehr, ich hab das aber nicht nachgerechnet.

Die Art (Eigenschaft) des Dämpfungsamterials vor dem Loch/dem Schlitz im BR-Rohr und dessen Dicke lässt sich sicher experimentell rausfinden.

Die Funktion der Abrundung am Ende des BR-Rohrs ist mir klar - die Dreiecksform ist vermutlich den Platzverhältnissen auf der Gehäusefront geschuldet (ebenso die etwas sparsammere Verrundung des BR-Rohrs an der Gehäusefront) und wird nach innen einfach weitergeführt.

Wieder was gelernt - werde das für eigene BR-Konstrukte im Hinterkopf behalten.

Grüße,
Christoph

ArLo62
02.10.2023, 16:49
Hm, das ideale Gebiet um sich mit dem 3D- Drucker darauf auszutoben :built:

Chlang
03.10.2023, 21:30
!Edit: Vorsicht: ich habe bei der Erstellung des Beitrags fälschlicher Weise angenommen, dass der Knoten ein Maximum bezeichnet. Das stimmt so nicht (s.u.) - der Knoten bezeichnet ein Minimum (den Nulldurchgang). Also: Druckknoten = Schnellenmaximum - die zitierte Aussage von JFA ist korrekt :o!

Hi JFA,

Eine Lösung, die ich mir zurecht gedacht habe ist, den Port so zu legen, dass er im "gefährlichen" Bereich möglichst schlecht angeregt wird, also zB in einem Druckknoten im Gehäuse. Also Portlänge und Gehäuseabmessungen so legen, dass die Resonanzen übereinander liegen und sich gegenseitig neutralisieren.

Müsste das nicht genau anders herum sein? Also das Reflexrohr in ein Schnellenmaximum des (entsprechend geschickt dimensionierten) Gehäuses bei der Resonanzfrequenz des Rohres legen, damit diese nicht angeregt werden kann? :denk:

Ich hole jetzt auch mal ein bisschen aus, weil mir bei deiner Erklärung oben doch leicht schwindlig wurde ;) (ich kann mir mechanische Bauteile einfach besser vorstellen, da ich eben kein gebürtiger Nachrichtentechniker bin :o) und hoffe, ich kapere den Thread nicht zu sehr.

Bassreflex kann man sich ja bei großen Wellenlängen vereinfacht als Masse-Federsystem vorstellen: Eine Masse (Luft im Reflexrohr) hängt an einer Spiralfeder (Federsteife der Luft im Gehäuse) und wird am Aufhängepunkt (Cassis) durch Auf- und Abbewegung angeregt. Drei Fälle sind hier interessant:
- die Anregung erfolgt sehr langsam im Vergleich zur Eigenresonanz des Federpendels => die Masse bewegt sich mit der langsamen Anregung zeitgleich auf und ab (das Gehäuse wirkt wie ein offenes Gehäuse)
- die Anregung erfolgt sehr schnell in Bezug auf die Eigenfrequenz des Federpendels => die Trägheit der Masse verhindert eine (größere) Bewegung; die Feder zwischen Anregung und Masse gleicht die Amplitude der Anregung aus (das Gehäuse verhält sich wie ein geschlossenes Gehäuse)
- der gewollte (Bassreflex-)Fall: die Anregung erfolgt mit der Frequenz der Eigenschwingung des Federpendels => es entsteht eine Resonanz: die Anregung dehnt die Feder, die träge Masse folgt mit Verzögerung und ist noch in der Aufwärtsbewegung, wenn die Anregung die Feder schon wieder staucht. Optimal viel Energie kann eingekoppelt werden (und die Anregung (das Chassis) dabei gedämpft werden), wenn auf der Resonanzfrequenz die Anregung genau gegenphasig zur Schwingung verläuft. Deswegen schwingen Lautsprecher und Reflexrohr gegenphasig.
Wichtig bei dem Ganzen ist noch, dass die Masse im Reflexrohr nur von einer Druckdifferenz an der Begrenzungsfläche des Rohrs angeregt werden kann. Oder anders gesprochen, wenn da nur ein Lüftchen (Schallschnelle) weht, interessiert das das Reflexrohr nicht ;-)

Abgesehen von der oben vernachlässigten Dämpfung wird die Sache erst kompliziert, wenn die Wellenlängen in die Größenordnung der Abmessungen von Gehäuse und Reflexrohr kommen. Jetzt herrscht nicht mehr überall in der Struktur dieselbe, vom Chassis eingekoppelte Druckdifferenz, da die Druckwelle mit ihrer Schallgeschwindigkeit noch gar nicht die ganze Abmessung durchlaufen konnte, bevor das Chassis schon wieder einen anderen Druck vorgibt.

Im Gehäuse entstehen Resonanzen, wenn sich die an den Gehäusewänden reflektierten Schallwellen positiv überlagern. Als erstes ist das möglich, wenn eine halbe Wellenlänge zwischen die Wände passt – dann haben wir an der Wand jeweils einen Druckknoten (klar, da kann sich kein Luftmolekül mehr bewegen und der sich aufbauende Druck wirkt wieder wie eine Feder) und in der Mitte des Gehäuses eine Schallschnelle (da bewegen sich die angeregten Luftmoleküle mit ihrer Masse (!) maximal schnell). Das passiert analog auch bei Frequenzen, bei denen mehrere halbe Wellenlängen zwischen die Wände „passen“.
Bei Reflexrohren ist es genau umgekehrt: Da haben wir bei der Rohrresonanz kein Druckmaximum am Ende (klar, das Rohr ist ja offen), dafür haben wir hier maximale Schallschnelle – und zwar an beiden Enden. Schwingen die Luftmoleküle in den Enden gleichphasig z.B. nach innen (Masse), komprimieren sie die Luft im Rohr und genau in der Mitte entsteht ein Druckknoten (Feder): die erste Rohrresonanz bei der Hälfte der anregenden Wellenlänge. Das kann analog dem geschlossenen Gehäuse ebenfalls immer dann passieren, wenn mehrere halbe Wellenlängen ins Rohr „passen“.

Wir halten also fest:
- die Haupt-Resonanz im Bassreflexrohr entsteht bei der Wellenlänge, die der doppelten Länge des Rohrs entspricht
- ein Bassreflexrohr kann kaum in einem Schnellenmaximum der zugehörigen Frequenz angeregt werden, da hier der Druck minimal ist

Durch geschickte Wahl der Gehäusedimensionen (stehende Wellen) und der Lage des Anfangs des Bassreflexrohrs, kann eine Anregung der (Haupt-)Resonanz des Bassreflexrohres vermieden werden. Wenn man es genau nimmt, kann man auch noch die Position der Anregung durch das Chassis so gestalten, dass einige stehende Wellen im Gehäuse erst gar nicht angeregt werden.
Prinzipiell habe ich das mal hier (https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/showthread.php?10061-PC0-kleine-und-preiswerte-PC-Lausprecher&p=138152&viewfull=1#post138152)für eine Dimension des Gehäuses durchsimuliert. Ist aber ganz gut zu verallgemeinern, da i.d.R. nur die längste Gehäuseausdehnung problematisch ist – höhere Frequenzen, wie sie bei stehenden Wellen bei kürzeren Wandabständen entstehen, lassen sich i.d.R. gut bedämpfen.

Noch besser: man trennt den Bassreflexteil schon bevor die Portreso angeregt wird. :p

Zur Info: Ich habe gerade ein seeehr langes Bassreflexrohr simulatorisch in der Mache :eek: – vielleicht schaffe ich es ja und mache dazu einen Thread auf…

Grüße
Chlang

Gaga
03.10.2023, 22:09
Hi Chlang,


Zur Info: Ich habe gerade ein seeehr langes Bassreflexrohr simulatorisch in der Mache :eek: – vielleicht schaffe ich es ja und mache dazu einen Thread auf…

Ich bin äußerst neugierig und interessiert, würde mich daher sehr darüber freuen...

Grüße,
Christoph

4711Catweasle
04.10.2023, 07:05
Moin,

Danke für das Thema - sehr interessant.:prost:



Die Verlegung der internen BR-Öffnung hin zur vertikalen Gehäusemitte (d.h. Richtung Schallschnelle vs hohem Schalldruck in der Nähe der unteren Gehäusewand) erscheint sinnvoll, um die Abstrahlung der Längenresonanz des Gehäuses durch die BR-Öffnungen zu minimieren. ....
Ja, wobei ich meine das in diesem Fall primär der lange* Port nicht anders im "kleinen" Gehäuse unterzubringen war.
Bei den kleinen Gehäusemaßen lässt sich die Längsresonanz noch sehr einfach wegbedämfen.
Bei großen Gehäusen (tief liegende Längsreso) kann das imho sehr nützlich sein.
*Wird für gleiches Tuning mit "Bohrung" länger.

Die Bedämfung vor der mittigen Portbohrung, und deren Auswirkungen, finde ich spannend.

Das Prinzip des aufgeschnittenen Resonators ist "alt" und wurde mW. von Heinz Schmitt erfunden:
https://www.hifi-selbstbau.de/index.php/hsb-bauvorschlaege/fullrange-lautsprecher/marko

(https://www.hifi-selbstbau.de/index.php/hsb-bauvorschlaege/fullrange-lautsprecher/marko)Habe ich bei einem Projekt auch mal getestet - Port mit vs ohne Bohrungen:
71794
Da sieht man auch die Verschiebung der Tuning Frequenz wenn die Portlänge gleich bleibt.

JFA
04.10.2023, 07:20
Müsste das nicht genau anders herum sein? Also das Reflexrohr in ein Schnellenmaximum des (entsprechend geschickt dimensionierten) Gehäuses bei der Resonanzfrequenz des Rohres legen, damit diese nicht angeregt werden kann? :denk:

Druckknoten = Schnellemaximum. Also hoffe ich. Ich vertue mich da immer mit den Begriffen :rolleyes:

4711Catweasle
04.10.2023, 07:46
Ich vertue mich da mit den Knoten auch gern....

Ganz simpel: An den Wänden Druckmaximum, mittig dazwischen Schnellemaximum.

phase_accurate
04.10.2023, 08:30
Moin

Ich hätte gewettet bei den Druckknoten ist ein Schnelleminimum.

Gruss

Charles

Gaga
04.10.2023, 08:55
Moin,

ich meine die Begriffe werden so verwendet:

Knoten = Nulldurchgang
Bauch = Maximum

Schalldruck 0 = Druckknoten

Schnelle 0 = Schnelleknoten

Schalldruck max = Druckbauch

Schnelle max = Schnellebauch

Also Druckknoten = Schnellemaximum und Schnelleknoten = Druckmaximum (z.B. an reflektierenden Wänden)

So verstehe ich Sengpiel (http://www.sengpielaudio.com/StehendeWellen.htm)...


Eigenschwingungen einer Luftsäule in einem offenen Rohr (Röhre, Flöte).
Am offenen Ende muss theoretisch jeweils ein Schalldruck-Knoten liegen,
wenn man die Endkorrektur außer Acht lässt.

Begründung: Am Rohrende wird die Druckwelle wegen des unendlichen
Querschnittssprungs des Rohrs nahezu vollständig reflektiert (schallweicher
Rohrabschluss und 180°-Phasendrehung der reflektierten Welle).
Dabei ist der Schalldruck gleich Null (Druckknoten), weil die Impedanz am
Rohrende gleich Null ist (kein Widerstand, aber Reflexion).

Gruß,
Christoph

Chlang
05.10.2023, 07:08
ich meine die Begriffe werden so verwendet:
Knoten = Nulldurchgang
Bauch = Maximum
Danke für die Klarstellung, Christoph! :prost:

Und Entschuldigung für die Verwirrung in meinem Beitrag oben...
... wenn man einmal meint, was zu wissen :rolleyes:

Grüße
Chlang

ArLo62
05.10.2023, 07:28
Das ist dann ja als Gedankenstütze wie beim "Wasserrohr". Wird es enger, steigt die Geschwindigkeit des Wassers.

Kalle
05.10.2023, 08:17
Das ist dann ja als Gedankenstütze wie beim "Wasserrohr". Wird es enger, steigt die Geschwindigkeit des Wassers.

Venturi läßt grüßen oder neulich der Dammbruch nahe der Emschermündung innen rein oder Rhein:confused::D