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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Aktive Hochpassfilterung Bassreflex-Konstruktionen



Azrael
05.01.2024, 18:58
Meiner Meinung nach benötigen Bassreflexkonstruktionen einen aktiven, umsichtig konfigurierten Hochpassfilter, sofern sie nicht so tief abgestimmt sind, dass man eingermaßen sichergehen kann, dass unterhalb von fb kein Signal mehr kommt.

So habe ich in meiner Wohnzimmeranlage keinen verwendet, fb der Subwoofer dort liegt bei so 25 Hz, wohingegen ich für die Erdgeschossanlage, bei der die Subwoofer auf so 40 Hz abgestimmt sind, einen HP vewende, einen LR4 bei so 30 Hz, um den Hub unterhalb von fb, wo er ja quasi nutzlos ist, gegenüber dem oberhalb nicht ausufern zu lassen.

Das verleiht den Dingern im Erdgeschoss eine Pegelfestigkeit, die sie ohne HP nicht hätten, und die schon ziemlich beeindruckend ist, finde ich, und das ohne, dass mir im Bassbereich was fehlen würde (außer vielleicht (sic): siehe unten unter "Nachteil"). :)

Nun sind es Subwoofer, aber ich denke, dass auch ein normaler, sagen wir mal 2-Wege-BR-Lautsprecher, der nicht sonderlich tief abgestimmt ist, von so einem HP profitiert, weil er, befreit von nutzlosen Bewegungen bis an seine Hubgrenzen, seinen TMT auch bis in den MT-Bereich IM-Verzerrungsärmer spielen lassen wird.

Nachteil: die schon nicht so niedrige Gruppenlaufzeit im Tiefbassbereich, die BR schon ohnehin zu eigen ist, wird nochmal erhöht.

Nun habe ich mal ein bisschen mit dem Enclosure-Tool von VituixCAD rumsimuliert und habe anstatt mit einem normalen Hochpass mal mit dem, was in VituixCAD LP-Shelf genannt wird, rumexperimentiert, ein bisschen inspiriert durch diesen Artikel.
(https://audioxpress.com/files/attachment/2721)
Und es stellte sich heraus, dass sich bei ungefähr ähnlicher Hubeinsparung nicht wenige Millisekunden Gruppenlaufzeit einsparen lassen.

Hat jemand da auch schonmal rumgeforscht?

Viele Grüße,
Michael

*edit*:
Ich habe die Überschrift ein bisschen angepasst, die war IMHO etwas unpräzise.

Bizarre
05.01.2024, 20:34
Stoneeh hat das schon mal getestet an CB, da war ein lowshelf auch deutlich besser bei der GLZ...

mechanic
05.01.2024, 20:41
Hallo Michael,
Hochpassfilter mache ich seit ewigen Zeiten, aber 2. Ordnung und dann gleich in B6-Abstimmung mit hoher Güte. So läßt sich nebenbei (bei passenden TSP´s) ordentlich Kistenvolumen einsparen.
Grundsätzlich ist das meine "Idealabstimmung": Kiste auf 35Hz mit -6dB bei der Abstimmfrequenz und dann HP 35Hz / 12dB davor mit Güte 2 (+6dB). Bei analoger Umsetzung des Filters kann man dann per (Stereo) Poti sehr schön stufenlos den 36dB-Abfall an die Aufstellsituation anpassen. Für mich überwiegen die Vorteile die Nachteile ganz klar :) ...

Gaga
05.01.2024, 21:39
Moin Michael,

ich verfolge mit großem Interesse den Thread im DIY Audio Forum hier. (https://www.diyaudio.com/community/threads/dsp-assisted-reflex-system.404349/page-7#post-7557176) Die beziehen sich auch auf den Artikel.

Schön, dass Du das hier aufgreifst - bin gespannt.... :prost:

Grüße,
Christoph

Azrael
06.01.2024, 12:42
Stoneeh hat das schon mal getestet an CB, da war ein lowshelf auch deutlich besser bei der GLZ...
Interessant. Hast du vielleicht einen Link? Mglw. bin ich schonmal darüber gestolpert, aber das Alter......:rolleyes:


Hallo Michael,
Hochpassfilter mache ich seit ewigen Zeiten, aber 2. Ordnung und dann gleich in B6-Abstimmung mit hoher Güte. So läßt sich nebenbei (bei passenden TSP´s) ordentlich Kistenvolumen einsparen..
Kannst du vielleicht anhand von WinISD oder besser noch des VituixCAD-Enclosure-Tools (weil da auch LP-Shelvs gehen) mal zeigen, wie du da vorgehtst bzw. wie das funktioniert?

Das Anliegen hier ist nicht unbedingt die Hochpassfilterung an sich, deren Vorteile bei nicht so tief abgestimmten BR-Konstruktionen m.E.n. die Nachteile überwiegen. Es geht hier vielmehr darum, die so dann ja ziemlich ausufernde Gruppenlaufzeit ein wenig einzuhegen. Interessant wäre also, sich bei deinem Ansatz ebendie anzusehen.


Bei analoger Umsetzung des Filters kann man dann per (Stereo) Poti sehr schön stufenlos den 36dB-Abfall an die Aufstellsituation anpassen
Naja, notfalls kurbele ich an einem gut geölten Jog-Dial herum....:cool:


Für mich überwiegen die Vorteile die Nachteile ganz klar :) ...
Die Vorteile einer solchen Hochpassfilterung im Allgemeinen? Absolut. :prost:

Was insbesondere deinen Ansatz angeht, weiß ich es halt nicht, darum meine Anfrage.


ich verfolge mit großem Interesse den Thread im DIY Audio Forum hier. (https://www.diyaudio.com/community/threads/dsp-assisted-reflex-system.404349/page-7#post-7557176) Die beziehen sich auch auf den Artikel.

Schön, dass Du das hier aufgreifst - bin gespannt.... :prost:
Ja, den Thread habe ich auch gesehen. Sehr interessant, auf jeden Fall, auch wenn ein solcher englischsprachiger Thread etwas anstrengender dazu zu bringen ist, in meinen Kopf zu gehen. Das war, um ehrlich zu sein, auch mit ein Grund, diesen Thread zu starten. :o

Viele Grüße,
Michael

Bizarre
06.01.2024, 13:39
Stoneeh / CB : http://www.hifi-forum.de/index.php?action=browseT&back=1&sort=lpost&forum_id=267&thread=1146



(http://www.hifi-forum.de/index.php?action=browseT&back=1&sort=lpost&forum_id=267&thread=1146)

mechanic
06.01.2024, 14:58
Der alte Don Keele (damals EV) hat´s anno 1978 (!) erfunden - seine Daumenformeln waren:

f3 = fb = faux = 0,3 x fs/Qts

Vb = 4,1 x Vas x Qts^2

Wenn da für ein Chassis etwas gefälliges rauskommt, gibt es in WinISD unter "Filter" die Variante "Peaking 2nd Order Highpass". In BoxSim nimmt man einfach unter " Verstärker > Aktive Filter" einen Hochpass 2. Ordnung mit f = faux und einem Q von 2 (bzw. niedriger nach Laune).

Mit dieser Methode kriege ich z.B. für einen PAW38 ein f3 von 35Hz in nur 67 Litern BR und die Membran macht auch bei Mörderpegel - NIX ! Da ich bei 100Hz trenne, kann beim Stöpseln und rumprobieren eine Funktionskontrolle nur per Fingertest erfolgen :D ...

Azrael
06.01.2024, 15:09
Stoneeh / CB : http://www.hifi-forum.de/index.php?action=browseT&back=1&sort=lpost&forum_id=267&thread=1146
Sehr schöner Thread. Den habe ich in der Tat schon mal gelesen und darin als Ezeqiel auch geschrieben. :cool:

Nur geht es da um etwas anderes, nämlich um die Tiefbasserweiterung einer CB.

In diesem Thread geht es darum, eine BR-Konstruktion vor allzu großen Hüben unterhalb der Abstimmfrequenz zu schützen. Bisher habe ich das - wo nötig, weil fb vergleichsweise nicht allzu niedrig - immer mit einem Hochpassfilter gemacht. In dem oben verlinkten, von Perry Marshall verfassten Dokument und auch in dem von Christoph verlinkten Thread geht es darum, statt dessen u.a. einen Shelving-Filter zu verwenden.

Da scheint es, dass sich gegenüber meiner bisherigen Methode etliche Millisekunden an Gruppenlaufzeit "einsparen" lassen, ohne dass einerseits die Schutzfunktion nennenswert eingeschränkt wird, und ohne dass andererseits gegenüber meiner Methode die Amplitudenfrequenzgänge groß anders aussehen.

Viele Grüße,
Michael

*edit*:
Klaus' Antwort hatte ich noch nicht gesehen. @Klaus: probiere ich mal aus. :)

walwal
06.01.2024, 16:37
Falls ich schief liege, sagt das bitte:

Hier der Vergleich Hochpass gegen Bassregler (Shelving?)

72925

Hochpass erzeugt mehr GLZ

Azrael
06.01.2024, 18:03
(Shelving?)
Möglich wär's, aber keine Ahnung, wie so ein Bassregler arbeitet.

Viele Grüße,
Michael

mechanic
06.01.2024, 19:25
Auf jeden Fall erzeugt der "Bassregler" den Peak bei 45 Hz, der Hochpass (welcher Ordnung?) bei 32 Hz, ob das vergleichbar ist?

Mal davon ab, ich habe irgendwann mal gelesen, dass es bei einer Übertragungsfunktion wurscht ist, ob die durch TSP, Gehäusevolumen, Filter, DSP oder sonstwas zustande kommt. Das würde heißen, wenn das Resultat ein identisch steiler Abfall bei der gleichen Frequenz ist (als Summe aller Hochpasscharakteristika) sollte auch die GLZ gleich sein. Ob das stimmt, keine Ahnung.

Azrael
06.01.2024, 19:40
Mal davon ab, ich habe irgendwann mal gelesen, dass es bei einer Übertragungsfunktion wurscht ist, ob die durch TSP, Gehäusevolumen, Filter, DSP oder sonstwas zustande kommt.
Yep, das ist auch mein aktueller Stand, halt so lange, wie kein FIR im Spiel ist.


Das würde heißen, wenn das Resultat ein identisch steiler Abfall bei der gleichen Frequenz ist (als Summe aller Hochpasscharakteristika) sollte auch die GLZ gleich sein. Ob das stimmt, keine Ahnung.
Wenn das obige korrekt ist, dann muss das so sein. Krux an solchen Bassreglern wird sein, dass man sie kaum gezielt an welche Boxenkonstruktion auch immer anpassen kann, wenn man nur so ein einfacher Elektronik-Laie ist, wie ich.....:o

Viele Grüße,
Michael

walwal
06.01.2024, 21:03
Was mir auffiel: Die GLZ ist deutlich höher, aber die Flanke "links" ist bei beiden ähnlich, aber auch ich bin kein Fachmann. Aber dass es der GLZ egal ist, ob sie eletrisch oder mechanisch verursacht wird, kann ich bestätigen. Bei Neumann auf der HP findet man Infos zur GLZ im Bass.

ArLo62
06.01.2024, 21:10
Aus Wikipedia: Kuhschwanzfilter dienen der Veränderung der Amplituden des Höhen- oder des Tiefenbereiches. Dabei wird der gewünschte Pegel von einer gewissen Frequenz an kuhschwanz- oder peitschenförmig abgesenkt (gedämpft) oder angehoben (verstärkt). Im Falle der Verstärkung ähnelt der Frequenzgang optisch dem Profil eines Festlandsockels: der Pegel wird stetig erhöht und bleibt schließlich auf dem erhöhten Niveau stehen.

Dieser „Sockel“, der durch eine zweite Zeitkonstante gebildet wird, unterscheidet den Gang eines Kuhschwanzfilters von dem eines Hoch- oder Tiefpasses. Im Gegensatz zu diesen wird ein Kuhschwanzfilter zur Frequenzabsenkung und -anhebung verwendet.

https://de.wikipedia.org/wiki/Kuhschwanzfilter?wprov=sfla1

Kann mir nicht vorstellen, dass der Schelf Ursache für die unterschiedliche GLZ sein soll. Oder kann das jemand erklären?

walwal
06.01.2024, 21:13
GLZ Vergleich ist nur sinnvoll bei gleichem F-Gang. Und da ist es wurscht, wie man den erreicht.

Neumann schreibt was dazu:

"....Durch Hinzufügen eines Subwoofers lässt sich der Frequenzbereich eines Lautsprechers nach unten erweitern und der Maximalpegel des Systems erhöhen. Der Gruppenlaufzeitanstieg verschiebt generell sich mit fallender unterer Grenzfrequenz zu tieferen Frequenzen hin, wodurch sich gegenüber der Variante ohne Subwoofer eine trockenere Wiedergabe einstellt. Gleichermaßen erhöht sich allerdings durch die Filterung in der hinzugekommenen Frequenzweiche die Gruppenlaufzeit. Der Gesamtverlauf der Gruppenlaufzeit hängt dann maßgeblich von den gewählten Parametern wie Trennfrequenz, untere Grenzfrequenz und Flankensteilheit ab. ..."

FF
06.01.2024, 21:20
Falls ich schief liege, sagt das bitte (...)
So richtig vergleichbar ist das aber nicht, oder? Der Peak links liegt bei ca. 45 Hz, rechts bei ca. 35 Hz. Links liegt zwischen Peak und 100 Hz eine Differenz von ca. 4 dB vor, rechts sind es 6-7 dB. ;)

stoneeh
06.01.2024, 23:17
Ist mit traditionellen (IIR) Filtern immer ein Kompromiss Schutz vs. Erhöhung der GLZ. Je näher der fb je steiler man den Filter setzt, desto geringer die Huberhöhung unter fb, d.h. desto besser der Schutz; desto größer aber auch der GLZ-Zuwachs im genutzten Frequenzbereich (oberhalb fb). HP vs. Shelv sollte eigtl. bei gleicher Flankensteilheit keinen Unterschied machen.

Mit FIR Filtern ging's ohne Phasendrehung, d.h. ohne GLZ-Erhöhung; bei den niedrigen üblichen Abstimmfrequenzen eines BR wird FIR aber leider unpraktikabel. Weiterer Lösungsansatz für Hublimitierung unterhalb fb ohne GLZ-Erhöhung: DSP mit Excursion-Limiter.


Vll. noch interessant: PA-Anlagen Messung: Betrag, Phase und Laufzeit | Production Partner (production-partner.de) (https://www.production-partner.de/basics/pa-anlagen-messung-betrag-phase-und-laufzeit/)

walwal
07.01.2024, 09:48
Ja, ich war etwas schlampig, hier also exakt:

72926

Jetzt ist die Laufzeit fast identisch. Aber der Hochpass hat mehr Phasenverschiebung. Ob das wirklich aussagekrätig ist, weiß ich nicht, zumal die Laufzeit mit dem Bass(Shelving) filter ins negative geht - gibt es so was?

Ich denke, das war nix...

Azrael
07.01.2024, 10:56
Ich habe nochmal beide Methoden im VituixCAD-Enclosure-Tool nachgestellt und mal ein paar Screenshots gemacht. Der Filtermethode mit dem LP-Shelv habe ich noch einen 6dB-Hochpass hinzugefügt:

Einstellungen Filterung mit LR4-Hochpass:
https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=72934&d=1704624137

Ergebnis Filterung mit LR4-Hochpass:
https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=72932&d=1704623787

Einstellungen Filterung mit LP-Shelv und 6dB-Hochpass:
https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=72933&d=1704624137

Ergebnis Filterung mit LP-Shelv und 6dB-Hochpass:
https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=72931&d=1704623787

Beide Ergebnisse als Overlay übereinandergelegt (gestrichelt zeigt die Filterung mit LP-Shelv und 6dB-HP):
https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=72930&d=1704623787

Um mehr sehen zu können macht es Sinn, die Bilder per Kontextmenü in neuen Tabs zu öffnen. Dann kann man auch schön hin- und herflitschen.:)

Ja, es gibt im Frequenzgang Unterschiede, die sind aber, wie ich finde, geradezu winzig für die Einsparung von hier wohl gut 10 ms Gruppenlaufzeit, fast einem Drittel, wenn ich das richtig sehe.

Viele Grüße,
Michael

FF
07.01.2024, 12:08
(...) zumal die Laufzeit mit dem Bass(Shelving) filter ins negative geht - gibt es so was? (...)
Die Gruppenlaufzeit ist die negative Ableitung des Phasengangs, das passt mit deinen neuen Diagrammen zusammen. Danke!

FF
07.01.2024, 12:21
(...)
Beide Ergebnisse als Overlay übereinandergelegt (gestrichelt zeigt die Filterung mit LP-Shelv und 6dB-HP):
https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=72930&d=1704623787

(...)
Ja, es gibt im Frequenzgang Unterschiede, die sind aber, wie ich finde, geradezu winzig für die Einsparung von hier wohl gut 10 ms Gruppenlaufzeit, fast einem Drittel, wenn ich das richtig sehe.

Viele Grüße,
Michael

Die Unterschiede unter 25Hz korrespondieren gut mit dem Unterschied der blauen und roten SPL-Kurve des BR-Kanals. Gleichst du das mit einem weitern Filter an, sind die Unterschiede weg.

10ms Unterschied bzgl. Groupdelay klingt erstmal viel, aber ist es beim gezeigten Beispiel überhaupt relevant? Ich würde sagen nein, denn bei 25Hz liegt SPL schon 20dB unter dem Referenzpegel - die Unterschiede liegen mMn außerhalb des Übertragungsbereichs dieser Abstimmungen.

mechanic
07.01.2024, 12:33
Hallo Michael,
schöner Vergleich!

Zwei Anmerkungen:
- der Unterschied bei der GLZ wird so richtig deutlich erst unter 35Hz und da kommt in der Regel eh nicht mehr viel bei Musik
- wie würde das aussehen bei HP LR2 bzw. LR2 mit 6dB-Überhöhung Q=2 (meine Variante)

Ich vermute, dass BR (n=4) und LR2 (n=2) zusammen ausreichen, um den Bass zu entlasten, und, wenn die GLZ dann auch noch im richtigen Bereich wäre :prost: ...

Azrael
07.01.2024, 12:55
- wie würde das aussehen bei HP LR2 bzw. LR2 mit 6dB-Überhöhung Q=2 (meine Variante)
Wo soll der PEQ hin? Auf fb?

Zu den Anmerkungen bzgl. der Frequenz, wo die Unterschiede bemerkbar sein mögen oder auch nicht: ich habe das hier mit einer mit etwas über 30 Hz fb recht tief abgestimmten Box durchexerziert. Bei meinen kleinen Erdgeschoss-Subwoofern liegt fb mit etwa 40 Hz aber höher.

Ansonsten hat es Perry Marshall, der Ersteller des im Startpost verlinkten Artikels, was die Hörbarkeit seiner Abstimmung angeht, so beschrieben, dass sie beispielsweise bei einem bestimmten Stück von Porcupine Tree den Eindruck (hier in meinen Worten geschildert :o), dass bei der Bass-Drum das "Oompf" dem "Peng" hinterhereilt, etwas verringert. Ich hab's noch nicht ausprobiert (muss überhaupt erstmal sehen, ob mein Controller solche maßgefrickelten Shelving-Filter kann), aber ganz unplausibel finde ich das nicht.

Viele Grüße,
Michael

*edit*:
Ich habe den +6dB-Q2-PEQ mal auf fb gesetzt und dann mit LR2 hochpassgefiltert.

Einstellungen:
https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=72944&d=1704633598

Sixpack:
https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/attachment.php?attachmentid=72943&d=1704633598

Das scheint bzgl. GD vom Ergebnis her so in der Mitte zu liegen. :)

Viele Grüße,
Michael

mechanic
07.01.2024, 19:16
Ich habe den +6dB-Q2-PEQ mal auf fb gesetzt und dann mit LR2 hochpassgefiltert.

Der Hochpass mit "Boost" hat keinen PEQ ! Das ist nur ein HP 2.Ordnung mit hoher Güte, der auf der Filterfrequenz überschwingt. Erstmalig bei der Sentry III war da so ein "Kästchen" dabei und der Nubert macht das in seinen ATM-Modulen https://www.nubert.de/atm-kompakt/a038386

(https://www.nubert.de/atm-kompakt/a038386)P.S. Die Porcupine Tree-Scheibe bringt der Postbote morgen - fuxt mich jetzt wirklich ;)

P.P.S. So hat der Erfinder das mal dargestellt (war sogar schon 1975):

72948

Und so elegant kann man die Abstimmung anpassen, nur über die Güte, bzw. einen Widerstand:

72949

Azrael
07.01.2024, 19:35
Das ist nur ein HP 2.Ordnung mit hoher Güte, der auf der Filterfrequenz überschwingt.
Ich wäre froh, wenn du mir zeigen würdest, wie ich das beispielsweise in VituixCAD einigermaßen plausibel abbilden kann.

Nebenbei schneidet meine mglw. falsche Interpretation deines Vorgehens ja gar nicht so schlecht ab. Und sie ist auf jeden Fall leichter umsetzbar, als die LP-Shelv+6dB-Hochpass-Variante, wenngleich die bzgl. GD noch einen Ticken besser abzuschneiden scheint.

Viele Grüße,
Michael

*edit*:
da scheint einiges dazugekommen zu sein zu deinem Post. Da jetzt nur mit Smartphone unterwegs, sehe ich mir das später genauer an.

mechanic
07.01.2024, 20:54
Mit VituixCAD arbeite ich (noch) nicht. Aber wenn du z.B. in deinem Screenshot des Filter-Tools einfach

.........Type.......Hz
HP 2nd order 35 Q 2,0

eingibst, bekommst du einen (aktiven) Hochpass 35Hz / 12dB mit 6dB Überhöhung bei der Filterfrequenz. Wenn der Bass auf - 6dB bei 35Hz abgestimmt ist, ergibt das in Summe einen glatten Frequenzgang bis 35Hz und dann geht es mit 6. Ordnung (4 BR + 2 Filter) in den Keller.

phase_accurate
07.01.2024, 22:29
Der Filtertyp, von dem im erwähnten Bericht und im Diyaudio Forum die Rede ist hat einen Verlauf wie hier im Bild 2 und Bild 4 (resonant Shelf).
https://discourse.ardour.org/t/acm210x1-graphical-eq-plug-in-for-linux-released/108352
Der Unterschied ist bloß, dass der Frequenzberich gegen "unendlich" eine Verstärkung von 0 dB aufweist und der gegen O Hz abgesenkt ist, also die gezeigte Kurve einfach nach unten verschoben wird. Die Ueberhöhung rechts der Flanke wird auf 6 dB eingestellt um einen ähnlichen EQ Effekt zu erzeugen wie das Hochpassfilter bei der B6 Abstimmung. Da die Tieftondämpfung " abgebrochen" wird gibt es etwas weniger Gruppenlaufzeitverzerrungen als bei der Verwendung eines Hochpasses 2. Ordnung mit Überhöhung, dafür aber etwas weniger Unterdrückung der subsonischen Anteile.
Solche Tricks kann man übrigens gut auch bei Frequenzweichen einsetzten.

Gruss

Charles

JFA
08.01.2024, 07:09
Clevere Idee, kannte ich tatsächlich noch nicht dabei ist der Artikel ja schon über 7 Jahre alt.

Den Port beiseite gelassen gibt es bei Bassreflex zwei Probleme:
1) bei Anregung unterhalb der Tuningfrequenz muss die Membran sehr stark (im Verhältnis zum Output) stark auslenken
2) dem DC-Offset wirkt nichts entgegen (außer der Membranaufhängung selber)

Beide Probleme sorgen dafür, dass man im realen Einsatz unter bestimmten Umständen mit BR plötzlich mit weniger Maximalpegel da steht als mit CB. Wenn ich meinen Ansatz mit dem Multiton nehme (siehe Signatur) dann bekomme ich bei gleicher unterer Grenzfrequenz mit BR auf ungefähr 9 dB Maximalschalldruck. Allerdings handelt es sich dabei um ein statistisch erzeugtes Signal bzw. Spektrum. Bei "echten" Signalen, ganz besonders bei Filmen, kommen dagegen tieffrequente Anteile vor, die ein Chassis in BR ans Limit bringen können, obwohl kein nennenswerter Output erzeugt wirkt. CB wäre bei dem gleichen Signal noch völlig tiefenentspannt. Ich kann aus jahrelanger Beobachtung sagen, dass Verzerrungen im Bass niemanden groß stören, aber Störgeräusche (Anschlagen, Aufhängung bremst hart ab, Portschnüffeln) fallen negativ auf.

Der verlinkte Artikel zeigt eine intelligente Lösung für das erste Problem, indem er das Eingangssignal unterhalb der Tuningfrequenz abschwächt. Die Peaks und Dips sind nur Beiwerk um die Frequenzgang zu begradigen, um die geht es also nicht. Das gleiche würde man zwar auch mit einem Hochpass erreichen, allerdings hat der dann deutlich höhere GLZ, würde allerdings noch mehr Maximalpegel zulassen. Eine weitere Möglichkeit ist (das wird im Artikel nur implizit erwähnt), die Abstimmung sehr tief zu wählen. Das ist bei Passivkonstruktionen mMn die bevorzugte Wahl.

Das zweite Problem lässt sich durch keine der Maßnahmen lösen, der DC-Offset bleibt eine Problemstelle von BR. Die bekommt man nur durch Regelung der Auslenkung weg, mit linearen Filtern hat man da keine Chance.

SimonSambuca
08.01.2024, 07:38
Ich wäre froh, wenn du mir zeigen würdest, wie ich das beispielsweise in VituixCAD einigermaßen plausibel abbilden kann.

Im Enclosure Tool die Werte eingeben oder?

72966

phase_accurate
08.01.2024, 08:31
Die Filterfunktion wurde beim ursprünglichen Bericht digitös erzeugt. Falls Vituix CAD in der Weichensimulation addieren und subtrahieren kann gäbe es auch eine Möglichkeit, das mit analog Filtern zu simulieren.

Gruss

Charles

Azrael
08.01.2024, 11:06
Wenn der Bass auf - 6dB bei 35Hz abgestimmt ist, ergibt das in Summe einen glatten Frequenzgang bis 35Hz und dann geht es mit 6. Ordnung (4 BR + 2 Filter) in den Keller.
Ich glaube, jetzt habe ich es mglw. geschnallt:

Bei meinen Spielereien bin ich die ganze Zeit von einer BR-Box ausgegangen, die linear abgestimmt ist und nun "nachträglich" vor Hub unterhalb von fb geschützt werden soll.

Dein Ansatz erfordert aber eine von vorne herein an den überschwingenden HP angepasste BR-Abstimmung, richtig? Weil bei diesem linear abgestimmten Exemplar hier bekomme ich sonst eine fiese Überhöhung. :rolleyes:


Im Enclosure Tool die Werte eingeben oder?

72966
Ich vermute auch, allerdings wie gesagt: wende ich das ohne Änderung der Abstimmung an, gibt es eine unangenehme Überhöhung.

Viele Grüße,
Michael

mechanic
08.01.2024, 12:07
Ich glaube, jetzt habe ich es mglw. geschnallt

Geschnallt du hast:prost: !

Meine Erfahrung ist, dass eine "Entlastung 2. Ordnung" bei Bässen, die zum angestrebten Hörpegel passen, völlig ausreicht. Gegenüber LR4 ist die GLZ im Nutzbereich dann auch nicht so hoch. Und es gibt eben als Zugabe die elegante Möglichkeit, aus wesentlich kleinerem Volumen tieferen Bass rauszukitzeln und die Charakteristik dann mit nur einem Parameter (Q) anpassen zu können.

Wenn man sowas ungeschickt mit Subsonic und PEQ macht, kommt etwas heraus wie bei Reckhorn ab A-406 (gibt es einige Tests & Kommentare von Timmi).

Für mich ist wichtig, dass das eben nicht nur per DSP geht, sondern auch recht einfach analog. Wie bei EV und Nubert, Filterstufe zwischen Vor- und Endstufe einschleifen und die entsprechende Passiv-BR-Kiste entlasten & ggf. entzerren (oberhalb des Bassbereichs hat die Filterstufe Verstärkung 1).

JFA
09.01.2024, 21:03
P.S. Die Porcupine Tree-Scheibe bringt der Postbote morgen - fuxt mich jetzt wirklich ;)

Und? Schon gehört?

Ich habe eben mal reingestreamt, und das war eher mäßig. Bassdrum war da nicht viel. Aber vielleicht gibt es da ja unterschiedliche Abmischungen und die bei Tidal taugt nicht.