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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Vintage Bässe defekt ?



speakermaker
12.09.2024, 09:26
Hallo
Ich hatte neulich mal Zeit meine eingelagerten Bass Schätzchen durchzumessen , dabei sind zwei Chassis aufgefallen.
Bei beiden ist Fr auf um die 80Hz hoch gegangen und die Impedanzspitze auf unter 20 Ohm gesunken.Die Spulen messen
sich normal.Was kann da passiert sein?

Franky
12.09.2024, 09:30
Sicken vielleicht ausgehärtet. Passiert bei Schaumstoff- und auch bei Gewebesicken die richtig hart werden können. Gummisicken verlieren auch über die Zeit die Weichmacher. Bei den Zentrierspinnen kann ähnliches passieren.

mechanic
12.09.2024, 12:34
Ich habe da 4 wunderschöne Seas-Bässe mit Gummisicke aus den 80ern - gleiches Problem (fs von 37 auf über 70Hz). Habe Vaseline-Masagen und Hardcore-Einwobbeln probiert, hilft nix.

Franky
12.09.2024, 13:41
Habe mal gelesen das Weichspüler für die Waschmaschine helfen soll.

mechanic
12.09.2024, 13:45
Die Sicken fühlen sich bei mir eigentlich gut an, ich habe da eher die Zentrierspinne im Verdacht - un da kommt man eher schlecht dran ...

josh_cpct
12.09.2024, 15:18
Hallo in die Runde

Das ist ein wirklich interessantes Problem, mit dem ich mich auch schon eine Weile rumplage und komme nicht dahinter.

Ich hatte es bisher schon mit ein paar Treibern, alle Vintage, wo im Paar nur einer diese Symptome hatte.
Darunter zb Altec 416A und Fostex L345.

Normalerweise kennt man sich zersetzende Schaumsicken. Die machen aber so garkeine Auffälligkeiten wenn man FreeAir die TSP misst. Bis man halt ein Loch hat, oder so viele dass die Zentrierung Probleme macht, es schrubbt. Klar dann ist alles unnormal. Bei Reibung wird die Impedanz der Resonanz niedrig aber auch zackig. Gut zu sehen im Clio ohne Glättung mit Gleitsinus gemessen. Man sieht den Impedanzschrieb sehr zick-zackig. Man kann hier auch einen Rub-N-Buzz Test machen: Gibt es Reibung durch Spulen-Fehlzentrierung und/oder lose Teile, misst sich Impedanz und TSP "extrem" unterschiedlich bei unterschiedlicher Spannung. Bei 0.1V oder bei 1V oder bei 3V kann man extremste Abweichungen messen. Die Resonanzfrequenz kann zB mehr als 10% rutschen.

Das hatte ich bei meinen Vintage Treibern aber nicht. Die haben ja eine ZickZack Gewebe Sicke mit klebriger Beschichtung. Die Zentrierung war gut, nichts rieb.

Dann gibt es ein mir bekanntes Phänomen der Verhärtung der Harze vom Phenol der Spinne. Hier wird die Aufhängung nach langem Lagern steifer.
Das äußert sich aber anders: Die mechanische Güte Qm geht hoch, und die Resonanz Fs auch. In der Größenordnung Originalzustand Fs 30Hz Qm 6 Qe 0.4 mal als Beispiel. Nach dem Versteifen hat man dann 45Hz Qm 10 und Qe 0.7.
Eine höhere Qm heißt aber auch die Resonanz wird hochohmiger. Und nach langem Einwobbeln, Hitze und Bewegung, wird das Phenol wieder nachgiebiger, Qm + Qe + Fs sinken ab. Die Resonanz wird niederohmiger.


Dann gibt es noch eine dritte Krankheit, das Absacken ausgeleierter Spinnen. Legt man den Treiber auf den Tisch, Magnet unten Membran oben, dann sieht man die Sicke mehrere Millimeter stark zum Magnet abgesunken, bis zu 1cm. Dann ist auch die negative Bewegung sehr steif, und das Anheben aus dem Magnet leichter. Das hat aber dann ähnliche Symptome wie der vorherige Fall wie die Versteifung. Höhere mechanische Güte und Impedanz.


Dieses Problem hier eingangs beschrieben ist aber anders und einzigartig.
Diese extrem flache Impedanz, dass die Güte sehr niederohmig Verläuft, der Wirkungsgrad scheint auch schwächer. Obwohl Aufhängung gleich mit dem anderen guten Treiber (gleiches Alter, gleiche optische haptische Erscheinung). Es kratzt nichts. Alles scheint OK. Keine Ahnung. Ich habe auch schon ein paar "alte weise Männer" der Szene gefragt, keine Antwort.
Der eine Altec 416 der dies hatte, fing dann nachdem er gut lief nach einiger Zeit an plötzlich zu kratzen, und die Spule blockierte auffällig im Luftspalt.
Da kann ich noch keine Schlüsse draus ziehen.

Eine Sache die ich kenne, wäre stark verringerte Antriebskraft, die eine solche niederohmige Resonanzspitze verursachen würde. Wie bei sehr hohem Qe.
Dafür käme ein geschwächter Magnet in Frage. Das wäre beim Altec 416A möglich, weil Alnico. Allerdings nicht beim Fostex L345, der hat Ferrit, es gibt kein Oxid an den Polplatten, wäre unlogisch.
Eine weitere Möglichkeit wäre Verluste in den Wicklungen, Kurzschluss oder Bruch, dadurch Induktionsverlust. Aber dann würde man auch den DCR anders messen. Und, wieder der Fostex L345 in meinem Falle war NOS, sollte keine Spulenüberlastung erfahren haben.

Ich tappe hier noch im Dunkeln :confused:
Was sagt der Rest dazu?

Gruß
Josh

speakermaker
12.09.2024, 18:09
Ich hab heute Nachmittag etwas geforscht,das Problem wird von den Spinnen verursacht, die äussere hälfte der Spinnen ist
super beweglich, die andere hälfte richtung Schwimgspule ,fasst sich an wie ein Brett , teilweise ist der Kleber komisch aufgeblüht.
Ich hab jetzt händisch , mit meinen KLavierspielerfingerchen , die Spinnen versucht weich zu kneten.
Die Messwerte gehen wieder in Richtung normal.
,

capslock
13.09.2024, 05:13
Die Frage ist halt, ob es vorübergehend (durch Aufwärmung, Aufbrechen der internen Verzahnung der Moleküle) weich wird oder dauerhaft (durch Rissbildung in den Ausblühungen).

Ich teste Chassis gerne free air bei 20 - 30 Hz mit Pegel bis x_lin. Da man die Fundamentale kaum hört, hört man Schweinereien wie anschlagende Spule oder Litzen oder schlechte Klebung der Sicke um so besser.

josh_cpct
13.09.2024, 10:13
DAS ist mal ein spannender Thread! :prost:

@speakermaker
Magst du etwas die Impedanz Schriebe teilen? Würde mich sehr freuen wenn sowas zum Erfolg führt.
Mich verdutzt nur dass ich bisher immer bei mechanischen Verhärtungen eine erhöhte Impedanz hatte, und nicht niedriger.
Aber solche Teilbereiche hatte ich auch noch nicht. Was ist da passiert? Überhitzt und Spulenkleber beim Kochen in die Spinne gelaufen durch Kapilareffekt?


@capslock
Ja genau so mache ich das auch. Vielleicht hast du eine Meinung hierzu:
Ich hatte mal einen ordinären 5cm Treiber der leise sauber war, aber bei >1mm Hub ein Knacksen hatte, einmal Knack pro Bewegungswechsel.
Der Hersteller auf Gewährleistung hatte sich dem angenommen, und konnte den Fehler nicht finden. Der Treiber wurde versendet, es war kalt, in der Werkstatt wurde er einem Belastungstest ausgesetzt (wahrscheinlich Hub und Hitze), dann war Ruhe. Als er bei mir wieder ankam, war auch alles ruhig. Erst nach ein paar Wochen fing es wieder an. An den Litzen / Zuleitungen liegt es nicht, habe ich abgetastet, auch im Betrieb.
Was vermutest du? Hab mal gehört Klebestelle zwischen Spule-Membranhals-Spinne schmatzt gerne bei Kleberimperfektion. Aber das sollte doch dann stetig immer so sein. :confused:

Grüzi
Josh

speakermaker
13.09.2024, 11:49
Komme gerade aus meiner Bastelecke,mein jetziges Ergebnis ist , solche Chassis kann man wohl nur mit einem hochwertigen
Recone retten, das heisst möglichst originale Drop In Kits,bei den Kits wo alle Einzelteile selbst verklebt werden müssen,
werden auch nur Wundertüten heraus kommen. Ich hab meine beiden Patienten heute noch 2-3mal durch gemessen,die recht
guten Ergebnisse von gestern ,sind der Schnee von gestern. Es gibt bei jeder Messung unterschiedliche Ergebnisse..

rudi.s
13.09.2024, 14:13
Ist ja witzig,änliches habe ich auch gerade erlebt. Visaton b200. Erste Messung mit Multimeter satte 50ohm. Augenscheinlich alles sauber und in Ordnung kein Kratzen oder schleifgeräuche keine Oxidation. Erfolg brachte in meinem Fall nur eine kleine Batterie plus minus wechseln und siehe da, der Wiederstand ging runter auf den richtigen Wert. Ob das so bleibt bleibt abzuwarten.