Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : optimale Konstruktion: LS anwinkeln oder nicht? Für BB und HT?
Oft wird in Hifi-Gazetten, aber auch im Selbstbau die Aussage getroffen, dass man mit Variation des Anwinkelns eines LS auf den Hörplatz den Klang (speziell Hochton) optimieren solle. So soll z. B. ein zu stark ansteigender Hochton durch leichtes aus der Achse drehen des LS möglich sein.
Meine Frage ist aber nun umgedreht. Wenn man einen neuen LS plant und über DSP den Frequenzgang recht frei verändern kann und somit den Frequenzgang wie gewünscht mehr oder weniger "glatt" für eine gegebene Aufstellung realisiert, ist es dann eher ratsam
a) die LS parallel zur LS-Ebene auszurichten oder
b) auf den Hörplatz anzuwinkeln?
Eventuell ist bei der Frage / Antwort auch zwischen BB und HT zu unterscheiden? Ich plane ein Breitband-System, von daher ist hier im Moment der Schwerpunkt meiner Frage zu sehen :)
Erstmal würde ich denken, dass b) die bessere Variante sein sollte, da ein Chasis im Frequenzgang prinzipiell wohl eher auf Achse abgestimmt wurde? Aber speziell bei nicht zu kleinen Breitbändern (5" in meinem Fall mit dem Alpair 10.2) mindert sich der Hochton dann ja bei Bewegung aus dem Sweet Spot heraus.
Meine Überlegung war nun, ob man nicht die LS parallel ausrichtet (a) und dann bei leichter Bewegung aus dem Sweet Spot bei einem LS zwar Hochtonanteile verliert, aber dagegen auf dem anderen LS die Hochtonanteile stärker werden. Das könnte sich also bis zu einem gewissen Grad ausgleichen? Gäbe es Probleme oder Nachteile, wenn man einen LS der also prinzipiell unter Winkel abgehört wird per DSP im Frequenzgang zu entzerren? Wenn dies nicht der Fall ist, dann wäre doch Variante a) evtl. die "bessere", oder?
Was meint Ihr?
Kleine Ergänzung:
Gerade mit dem DSP könnte ich das auch einfach probieren, aber in meiner Abhörsituation (Nahfeld auf Schreibtisch), würde ich die Gehäuse ggf. unterschiedlich bauen müssen, um bei extrem engen Platz noch die gewünschten Volumina zu erreichen. Konkret würde ich evtl. die LS direkt mit passend "schräger Front" bauen, da ich sonst bei wandnaher Aufstellung und nötiger Anwinkelung wieder Volumen für den LS verliere.
ferryman
26.11.2011, 13:11
Moin!
Die Fragestellung finde ich interessant und wichtig.
Ich habe übrigens die selbe Abhörsituation:
http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/picture.php?albumid=230&pictureid=3928
Der abgebildete Hochtöner bündelt durch seine 28mm im Superhochton sehr stark. Da er unter großem Winkel gehört wird, und ich auf den Hörplatz entzerre, bekommt er auf Achse (0°) einen deutlichen Anstieg verpasst.
Nun besitzt die Box grundsätzlich ein zum Superhochton einschnürendes Abstrahlverhalten. Es landet bei Abstimmung auf 0° weniger Energie im Raum - ich behaupte mal, dass man das hören kann.
Durch das Abhören unter Winkel und entsprechende Korrektur wird die Hochtonenenergie wieder erhöht.
Der Nachteil ist, dass jemand der zufällig auf Achse hören muss, zuviel Hochton abbekommt. Welche Bedeutung man diesem Umstand beimisst, muss man schon individuell entscheiden.
Beim Breitbänder sind die Umstände extremer. Es kann sein, dass Du unter Winkel gar keinen Hochton mehr abbekommst, den Abfall also nicht mehr entzerren kannst.
Andererseits ist die Energieproblematik auch ausgeprägter.
So interessant das Thema ist: einfach vermeiden und einen guten Hochtöner spendieren steht nicht zur Debatte?
Viele Grüße
Julian
PS: Ich hoffe, mein wirres Geschwätz zur Energieabgabe war halbwegs verständlich.
Hi Julian,
danke für die Antwort. Die selbe Abhörsituation haben wir im Sinn von "Nahfeld" schon. Aber ein Dreiwege-System ist, gerade auf die kurze Distanz, ja das Gegenstück von einer Breitbänder-Lösung ;)
Wenn man auf den großen Abhörwinkel entzerrt steigt natürlich der Hochton auf Achse (0°) stark an. Das würde mich aber nicht stören, da es mir (fast) egal ist, wie es im Raum irgendwo klingt und ich nur meinen Abhörplatz beachten muss. Dort muss natürlich noch die leichte Bewegung des Kopfes in alle Richtungen (besonders nach links / rechts, ein wenig nach vorn / hinten und minimal nach oben / unten) keine deutlichen Klangverschlechterungen verursachen. Aber guten Klang "überall" brauche ich in der Nahfeld-Situation am Schreibtisch ja per Definition schon nicht.
Beim Breitbänder sind die Umstände extremer. Es kann sein, dass Du unter Winkel gar keinen Hochton mehr abbekommst, den Abfall also nicht mehr entzerren kannst.
Andererseits ist die Energieproblematik auch ausgeprägter.
Ich hab' mir mal kurz die relevanten Winkel ausgerechnet, damit ich weiß wovon man spricht. Bei 70 cm Basisbreite und 60 cm Hörabstand zur Lautsprecher-Grundlinie (der "Basis") ergibt sich ein Abhörwinkel von recht genau 30°. Dort ist der Hochton bei 'nem 5-Zoll-Breitbänder schon deutlich niedriger, aber sicher nicht "kein Hochton". Das sollte sich doch schon entzerren lassen, Speziell, wenn man noch im Kopf hat, dass man zum Hochton eh' einen etwas abfallenden Frequenzgang anstrebt? Bei Bewegung um 10 cm nach links oder rechts ändert sich der Abhörwinkel um 7,6°, so dass man dann einen LS unter ca. 22,5° und den anderen unter ca. 37° hören würde. Die 10 cm Bewegung schätze ich als "Bewegungsfenster" ab und hoffe, dass das etwa passt.
In meinem Beispiel würde also der Hochton auf einer Seite abnehmen und auf der anderen Seite zunehmen. Ich _vermute_, dass das eher positiv ist, denn ob ein Becken von links oder rechts "zischelt", so wird man den scharfen Ton noch wenigstens behalten. Auf der anderen Seite, wenn man auf Achse (sprich angewinkelte LS) hört, so würde der Hochton gleichmäßig abfallen. Das könnte auch etwas für sich haben?
So interessant das Thema ist: einfach vermeiden und einen guten Hochtöner spendieren steht nicht zur Debatte?
Mmh, wäre ich da weiter? Auch einen Mehrwegerich muss ich ggf. anwinkeln oder nicht. Der Hochton fällt im Frequenzgang bei kleinerem Chasis zwar absolut gesehen weniger stark ab, wie bei 'nem größeren Chasis. Aber auch dort ist der Klang wirklich nur im Sweet Spot "super". Ich hab' mir wirklich viele Studiomonitore (bis zu 3000 Euro / Paar) und ein paar Breitbänder angehört. Bei den Mehrwegern ändert sich der Klang außerhalb vom Sweet Spot auch sehr deutlich (verschlechtert sich) -- beim Breitbänder auch. Aber bei einigen Breitbändern (nicht bei allen!), speziell dem Alpair 10 fand ich, dass der Breitbänder ein sehr ausgewogenes und rundes in sich stimmiges Klangbild ergibt, was in der Form die Mehrweger nicht geboten hatten. Gerade auf die sehr kurze Abhörentfernung, war mein Gedanke, dass dort der Breitbänder seine Vorteile noch stärker ausspielen könnte. Die Pegelbegrenzung bei starkem Tiefgang ist im extremen Nahfeld auch nicht soooo relevant, da man auf die kurze Entfernung keine so hohen Pegel fahren muss, um schon ordentlich "laut" hören zu können.
Ich nehme aber an, dass Du mit Acourate enzerrst (über alles oder einzeln?) und dann evtl. mögliche Nachteile des Mehrwegers zum Teil kompensiert werden könnten? Aber die Laufzeitunterschiede und Interferenzen von mehreren Chasis kannst Du natürlich auch wieder nur für eine Abhörposition ausgleichen. Da kleine Kopfbewegung aber relativ gesehen schon recht große Winkelunterschiede zu den einzelnen Chasis ergeben, hab' ich eben im Sinne der "homogenen" Wiedergabe vermutet, dass der Breitbänder besonders "punkten" könnte?
Also kurze Antwort. Nein, zum Alpair 10 will ich keinen Hochtöner dazu. Evtl. hätte ich aber überlegt eine "normale" Zweiwege-Konstruktion (HSB-Duo wäre evtl. so ein Kandidat?) nachgedacht. Jetzt werde ich aber (zumindest erstmal) auf jeden Fall die Lösung mit den Alpairs realsieren. Die sind hier schon 'ne Weile eingespielt und warten auf ein richtiges Gehäuse und gehör- und messtechnische Entzerrung :-)
Evtl. soll noch ein Sub (evtl. Dipol / Ripol) dazu kommen. Aber das muss ich erstmal hören, ob das "nötig" ist und ob die zusätzlichen Probleme und Aufwand den möglichen Klanggewinn "wert sind".
mosquito
26.11.2011, 21:20
Im Grundsatz stimme ich meine Boxen direkt auf Achse ab (angewinkelt zum Hörer) damit nicht so viel Hochton-Energie in den Raum kommt und als Diffusschall stört.
Bei manchem Konstrukten ist das Bundelungsmaß über die Frequenz halt auf Achse "schöner".
Bei vielen "Fabrikboxen" ist der F-Gang so verbogen, das würde ich nicht mal auf meinem Klo dulden, geschweige denn, nur weil ein berühmter Name drauf ist, noch mit vielen Euro's unterstützen.:D
Aber wie heißt es hier so schön:
Wir sind hier im DIY und erlaubt ist was gefällt, egal ob es Sinn macht oder nicht.
Wenn du einen stark bedämpften Raum hast, würde ich durchaus die Boxen parallel zur Wand stellen, wenn der Abhörabstand ausreichend groß ist, oder wenn mal mehrere Personen nebeneinander sitzen, ansonsten doch eher auf den Hörplatz anwinkeln, warum Energie in den Raum pusten, wo sie dann als störende Reflexion zurückkommt (Diffusschall) oder Totgedämmt werdn muß?
ist aber meine persönliche Erfahrung & Meinung.
Christoph Gebhard
26.11.2011, 21:26
Hallo,
man darf bei der Diskussion die Bühnenabbildung nicht vergessen.
Der Raum wird ja durch einen starke Überhöhung im Achsfrequenzgang und Abhören unter 30° sehr stark rechts und links vom Ohr mit Hochton angeregt. Dann kann es passieren, dass der Mittenfokus darunter leidet bzw. die Bühne zu breit wird oder ein Loch in der Mitte hat.
Umgekehrt fehlt vielleicht die Breite wenn man die Lautsprecher so stark einwinkelt, dass sich die Hörachsen vor der Nase kreuzen.
Entschärfen kann man diese Situationen mit der Breite der Aufstellung (enger bei einem Loch in der Mitte, breiter wenn die Bühne zu schmal ist), wodurch eine weitere Variable hinzu kommt.
Im Endeffekt würde ich zuerst die Postion/Anwinklung für eine optimale Bühne suchen und dann die Tonalität im Abhörwinkel linearisieren. Ggf. muss man diese Prozesse zwei-, dreimal wiederholen um das Optimum zu finden.
Meine Erfahrung: Bei einer "normalen" Aufstellung im gleichschenkligen Stereodreieck und einem gewöhnlich abstrahlenden Hochtöner passt die Bühne unter 10-15°. Bündelt der Lautsprecher stärker liegt das Optimum zwischen 15-25°.
Das hat natürlich alles auch sehr viel mit der Abhörposition im Raum und den persönlichen Vorlieben/Erwartungen zu tun.
Gruß, Christoph
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