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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Länge eines Bassreflexrohr



alfarosso
14.06.2013, 10:22
Ich habe schon ziemlich viel gegoogelt aber noch nicht die richtige Antwort bekommen.

Welchen Einfluss hat die Länge eines Bassreflexrohrs auf den Klang (Bass)?
Bei gleichbleibendem Durchmesser.

Gruß
Ralf

Harry
14.06.2013, 10:27
Moin,

bei ansonsten gleichem Gehäuse und Querschnitt des BR-Rohres ergibt eine Verlängerung mehr Tiefbass auf Kosten des "Oberbasses". Oder ganz kurz gesagt: Der Bass wird etwas leiser, dafür tiefreichender.

Harry

Slaughthammer
14.06.2013, 11:26
Die Länge des Bassreflexrohres (bei gegebenem Durchmesser) bestimmt die Resonanzfrequenz des Helmholtz-Resonators (http://de.wikipedia.org/wiki/Helmholtz-Resonator). Eine BR-Box ist nichts anderes als ein solcher Resonator, der durch das Chassis angeregt wird. Im Idealfall sind Volumen und Portlänge so abgestimmt, dass durch die Resonanz der Frequenzgang einigermaßne linear nach unten erweitert wird. Veränderungen des Volumens (bei gleicher Abstimmfrequenz) verändern die Lautstärke des Resonators: je größer desto lauter. Eine veränderung der Abstimmfrequenz bei gleichem Volumen (veränderung der Rohrlänge) verändert auch die Lautstärke: je höher abgestimmt wird (und je kürzer damit das Rohr wird) desto lauter wird der Resonator, umgekehrt wird er immer leiser und tiefer wenn man das Rohr verlängert. Ersteres führt zu einem knackigen, punchigen Klang, der aber Tiefbass vermissen lässt. Zweiteres führt eher zu einem zurückhaltenden Bass, der aber sehr tief reichen kann. Je nach Situation kann man sich dadurch aber auch üble Dröhnkisten (Stichwort One Note Bass) einfangen.

Gruß, Onno

ton-feile
14.06.2013, 13:31
Hallo Ralf,

noch eine kleine Ergänzung, weil Du gefragt hast, wie die Länge den Klang verändert.

Bei der Auslegung eines Bassreflexrohres gibt es zwei Anforderungen, die sich meist gegenseitig behindern.

Der Querschnitt eines Bassreflexrohr sollte möglichst groß sein.
Sonst fängt es ab einem gewissen Pegel an zu "überladen" und es wird nur noch die Luft aus dem Gehäuse rein- und rausgepustet.
Das kann richtig eklig tröten. Dagegen hilft, ein Rohr mit größerem Querschnitt zu verwenden und es länger zu machen, um auf die gleiche Abstimmfrequenz zu kommen.

Gleichzeitig soll es aber blöderweise auch nicht zu lang sein.
Abgesehen vom segensreichen Bassreflexeffekt entsteht nämlich im Rohr eine Röhrenresonanz und die kann klanglich auch sehr störend sein.

Wenn ein BR-Rohr z.B. 25cm lang ist, liegt die Frequenz dieser Reso bei ca.700Hz.
Bei einem Zweiwegerich macht es deshalb Sinn, das BR-Rohr auf die Rückseite des Gehäuses zu verlegen.

Gruß
Rainer

Gazza
14.06.2013, 13:32
Moin,

(Meine Vorredner haben eigentlich alles gesagt und auch differenziert dargestellt.)

Einfach mal drei Bilder, um das anhand eines simulierten Töners mal abzubilden:

http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/picture.php?albumid=629&pictureid=13141

http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/picture.php?albumid=629&pictureid=13142

http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/picture.php?albumid=629&pictureid=13143

Man sieht ganz gut, wie sich der Bassverlauf bei größerer Länge des Rohres nach Unten (tiefere Frequenzen) erweitert, dabei aber immer leiser wird. Es gilt also eine Abstimmung zu finden, bei welcher der Bass tief und laut genug ist (hier wäre wohl Abb. 2 ein ganz gelungener Kompromiss).

In der Praxis also ruhig mit längerem Rohr beginnen als in der Simu und sich dann per Gehör und Messung an die richtige Länge 'rantasten'.

LG Gazza

alfarosso
14.06.2013, 21:39
Ich bedanke mich für die Antworten, nun bin ich ein bisschen
schlauer.


Gruß
Ralf

Zermatt
15.06.2013, 12:13
Hallo,

es gibt offenbar auch die Möglichkeit, die Reflexbox deutlich tiefer als die Treiberresonanz abzustimmen und da über einen wohl etwas schmalen Bereich mehr Lautstärke rauszuholen.

Bei der folgenden Simulation ist dazu der Reflexkanal 80 cm lang, es wäre also auch noch relativ viel Volumen nötig, womöglich könnte aber die Laustärke bei wandnaher Aufstellung bis 30 Hz ausreichend sein. Mag so eine Konstruktion klanglich vertretbar sein - sind Nachschwingen, Verfärbungen oder "verzögerter" Bass zu erwarten?

http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/picture.php?albumid=254&pictureid=13146


Gruß Zermatt

Slaughthammer
15.06.2013, 12:34
Das kommt immer sehr auf die Parameter des Treibers an, bei klassischen BR-Treibern bekommt man so keine sonderlich schöne Abstimmung hin. Meist bekommt man dann bei ausreichendem Portquerschnitt unglaublich lange Rohre mit den entsprechenden Resonanzproblemen. Man sollte aber darauf achten, dass der Frequenzgang auf der Abstimmfrequenz nicht nochmal aufbuckelt, sondern möglichst kontinuierlich abfällt. Bei deiner Abstimmung wäre so ein ziemlich One Note Bass zu erwarten. Könnte man per DSP natürlich entzerren... Das Problem ist aber, dass du auf der Abstimmfrequenz wenig Kontrolle über den Treiber hast (Impedanzmaximum) und die Entzerrung dann in dem Bereich problematisch werden kann. Daher lieber das Gehäuse mit stetig fallendem Frequenzgang auslegen. Das habe ich für meine Tieftöner auch so gemacht, und ich bin damit sehr zufrieden. Habe mit 3 db Abfall simuliert, das braucht in meinem Raum dann keine Entzerrung, bzw erst unter 30 Hz. Siehe Anhang. Der Treiber hat aber auch etwas spezielle TSP für einen 12"er, BL von 22 N/A etc...

Gruß, Onno