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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : ...bekomme es noch nicht hin: Chassis-Eignung für Gehäusetyp



Hausmeister2000
25.01.2014, 11:29
Moin zusammen!
Nachdem ich jetzt einen Bausatz gebaut habe und zwei Eigenentwicklungen mit eurer Hilfe folgten, möchte ich mich endlich auch mal alleine an einen Entwurf wagen. :D

Allerdings bereitet mir die Eignung eines Chassis für eine Gehäuseform immer noch Kopfzerbrechen. Mal ein Beispiel:



Es gelten folgende Näherungen:
Faktor X = fs/Qts

X <= 40 Transmissionline
X ca. 50 (40...80) geschlossene
X ca. 60 (50...100) Bandpass-Systeme
X ca. 100 (80...120) Bassreflex
X>= 120 Chassis für Hornsysteme Die Zahlenwerte sind nicht all zu genau zu nehmen. z.B. ein Chassis mit Qts=0,37 und fs=22 (X=59) würden viele trotzdem eher in ein BR als ein geschl. System bauen. Grob gelten auch folgende Regeln zum Qts: Qts Eignung <0,3 Horn-System 0,3...0,4 Bassreflex oder Bandpass 0,4...0,6 geschlossenes System 0,5...0,8 Free-Air 0,8...1,4 Offener Lautsprecher, bedingt Free-Air
Quelle: http://www.selfmadehifi.de/tsp.htm

Jetzt habe ich mir ein Chassis herausgesucht mit Fs=86Hz und Qts=0.89.

Nach der Qts-Tabelle wäre das Chassis für "free-air" oder "offen" geeignet.
Nach der X-Faktor-Berechnung (X=97) ist es klar ein BR-Chassis?!

Wie macht ihr das?

Grüße
Heiko

Chaomaniac
25.01.2014, 11:43
Diese Tabellen erachte ich als veraltet und teilweise als schlicht falsch.
Simulationen ergeben einen schnellen Überblick über die Eignung bestimmter Chassis für bestimmte Gehäusetypen.
Ist m. E. auf jeden Fall Zeit- und Nervenschonender als sich solchen unstimmigen Verallgemeinerungen zu widmen.

Bizarre
25.01.2014, 12:59
Hmm,

diese X Tabelle macht nur dann Sinn, wenn man fs mit 40Hz annimmt...

Die "Qts" Eignung ist universell als erster Anhaltspunkt ( für mich als Anfänger jedenfalls) ganz brauchbar...

Jo, und dann mal mit WinISD und Hornresp geschaut.....

Hausmeister2000
25.01.2014, 13:11
Danke!
Hab' mir schon gedacht, dass man nach einer ersten Auswahl in jedem Fall simulieren sollte.
Mich macht es nur stutzig, dass hier öfter mal Selbstbauer die Eignung eines Chassis anhand der Parameter erkennen können.
Denn es heißt doch hier im Forum öfter mal
"...bei dem Qts für BR nicht geeignet... das Chassis ist eher für ein Horn..."

Bzgl. Simu:
Woran macht ihr es dann fest, welches Gehäusetyp es wird?
Maximal erreichbare tiefste Frequenz (natürlich bei sonst sauberem F-Gang)?

Grüße
Heiko

tifflor5
25.01.2014, 13:43
Es gelten folgende Näherungen:
Faktor X = fs/Qts

X <= 40 Transmissionline
X ca. 50 (40...80) geschlossene
X ca. 60 (50...100) Bandpass-Systeme
X ca. 100 (80...120) Bassreflex
X>= 120 Chassis für Hornsysteme

Das sind die alten Regeln nach Klinger aus den 70ern. Er hat damals allerdings noch keine Zuordnung der Bandpässe getroffen.
Wenn man die Regeln aber mit den gängigen Zuordnungen vergleicht, kommen recht häufig trotz BR-Eignung (qts < 0,5) CB (in Einzelfällen auch Hornsysteme) heraus.
Bsp.:
TB W8Q-1071, fs = 30 Hz, Qts = 0,48
Nach Klinger: 30/0,48 = 62,5 = CB
Nach Qts aber BR-geeignet.

Ich denke, das darf man nicht zu eng sehen.

Gazza
25.01.2014, 13:49
Moin Heiko,

wenn Du dann noch einbeziehst, dass bei Chassis, für die Einsatzzweck und TSP nicht landläufig bekannt sind, bei eigenen Messungen noch die eine oder andere Überraschung wartet, läuft es auf dies hier hinaus:


Chaomaniac:...
Simulationen ergeben einen schnellen Überblick über die Eignung bestimmter Chassis für bestimmte Gehäusetypen.
Ist m. E. auf jeden Fall Zeit- und Nervenschonender als sich solchen unstimmigen Verallgemeinerungen zu widmen. LG Gazza

kammerjaeger1
25.01.2014, 14:50
Wie sind denn Eure Erfahrungen diesbezüglich mit BassCADe, welches ja nach Eingabe einiger Daten auch Gehäuse-Empfehlungen macht? Auf welche Daten beruft sich das Programm?

In manchen Dingen widerspricht es der Liste von Alex, weil es z.B. für den TB W5-576S (fs 59Hz, QTS 0,57) zu BR oder ventiliertem Bandpass rät und TML als ungeeignet sieht.
Von der Einstufung her könnte es also auf Klinger beruhen.
Aber es steht auch immer ein Hinweis darunter "Die Bewertungen sind nicht allzu ernst zu nehmen, es sind nur Richtwerte."

Ich denke also, dass man all diese Tools/Rechner/Listen als grobe Hilfe oder Richtlinie nehmen kann, den Rest entscheidet die Abstimmung und Zielsetzung sowie eine ordentliche Prise Gefühl und Erfahrung...

Matthias.S
25.01.2014, 14:56
Moin moin,

noch zu ergänzen wäre:
Qts 0,32 - 0,48 = Treiber für qqwt
Qts 0,5 = Treiber für Ripol

Die ersten Gehversuche - zumindest was BR und CB
betrifft, kann man sehr schön mit diesem Tool machen:
Speakerbuider Pro 2.0 (http://sbp.softica.dk/2.0/en/?id=) dort sind Audiotechnology, SB-Acoustics,
Scanspeak, Seas und Wavecor Chassis bereits mit Parametern
hinterlegt. Unter Custom-Brand kann man mit alter T/S andere
Daten eingeben.

Viel Spaß beim ausprobieren,

Mat

Matthias.S
25.01.2014, 17:39
Logisch,

das war jetzt aber zum Rumspielen und mit den vorgegebenen
Chassis mal zu schaun welche Parameter zu was führen. Ist imho
einfacher als 10 Millionen TSP einzutoggeln. :D

Mat

schrottie
25.01.2014, 19:18
Ich sehe das ganz ähnlich wie Alex. man bekommt ein "Gefühl" für die Parameter und die daraus resultierende Eignung. Gefühl stimmt aber nicht ganz. Man schaut eben die Parameter an und ordnet im Kopf.
Für mich wichtig sind:
1. Qts: Dieser Wert gibt eindeutig die Richtung vor. Das was ich aus dem Wert schließe, kann aber durch andere Parameter noch verändert werden. Aber generell ist es schon so, dass dieser Parameter der wichtigste ist, um auf das Gehäuse zu schließen.
2. VAS: Das ist vor allem praktischer Natur. VAS entscheidet mit, wenn es um die Größe des Gehäuses geht. Das bedeutet, dass VAS für mich weniger die generelle Eignung für ein bestimmtes Gehäuseprinzip anzeigt, sondern in Kombination mit Qts die Eignung für MICH. Siehe, was Alex geschrieben hat. Typischerweise haben ältere, große Bässe recht niedrigen Qts aber riesige VAS. Die laufen super in BR, aber brauchen gerne 200-300l. Will ich das?
3. MMS: Wenn MMS superhoch ist, also z.B. 100g bei einem 20er, dann läuft der in BR wahrscheinlich am besten mit PM. Umso mehr, wenn VAS eher klein ist. Will ich das?
4. Fs: Wie geht der Kandidat aus 3. denn in CB? Um das zu sehen, schaue ich auf Fs. Dieser wert muss schon sehr niedrig sein, wenn man aus einem BR-Chassis in CB noch Bass holen will.
5. Xmax: Wenn ich BR bauen will, dann deswegen, weil ich Bass haben will. Wenn ein Treiber aber nur 1mm Xmax hat, sollte ich mir noch einmal überlegen, ob der wirklich für Bässe gemacht wurde.

So grobe Faustregeln:
ist Fs über 45Hz -> eher nicht CB, wenn kein Sub geplant ist
ist Qts über 0,5 -> eher nicht BR

Kommt aber auch arg auf die Anwendung an. Wenn ich einen kleinen 3"er mit Qts 0,55 habe, kann ich mich mit BR bei dem vielleicht trotzdem anfreunden. Sogar, wenn der nur 1mm Xmax hat. Denn vielleicht soll der 3"er sowieso nur auf dem Schreibtisch in 5l arbeiten und 60Hz bei max 75dB machen...

2pi
25.01.2014, 21:05
Ich würde es schon "Gefühl" nennen, denn mit viel Übung wird es irgendwann nicht mehr bewußtseinspflichtig. So scant man durch die Gazetten und Datenblätter und weiß innerhalb von Sekunden man damit macht oder besser auch nicht.
Und das gilt übrigens nicht nur für Bassabstimmungen. Irgendwann bekommt man so einen Gesamteindruck von Treibern. Und dabei werden dann quasi alle Parameter wichtig. Man darf sie nur nicht isoliert betrachten. Kontext/Zusammenspiel und Anwendung sind das a und o.
Und aktiv kann man mit Qt von 0.2 bis 1 fast alles in CB packen. Wobei ich aber doch auch versuche, die eq. moderat zu halten, insbesondere beim boosten. Das low end "abschneiden" und einen neuen, höherliegenden roll-off erzwingen geht hingegen eigentlich problemlos (außer bei HT, denn da laufen die TSP mit Temp. leicht weg), denn es geht nicht auf Kosten von xmax und der Leistung.