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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : (Beginnerfragen) Zusammenhang Frequenzgang, TSP und der Simulation



Steggesepp
19.08.2014, 01:18
Hi,
so selten wie ich doch das Hobby betreibe, desto mehr wird mir immer wieder klar, wie wenig ich eigentlich davon verstehe.

Ich habe mittlerweile zwar auch schon ein paar Bastelprojekte hinter mir, von denen ich auch klanglich sehr begeistert bin, jedoch scheitert es nun wieder an einer Grundlage.

Angenommen ich bin mir unsicher, welchen Lautsprecher ich mir kaufen möchte, nehme ich mir nun also eine Simulationssoftware (Boxsim, Transmissionline..) und simuliere mir anhand der TSP den Lautsprecher in meinem vorgestellten Gehäuse.

Soweit so gut, nun berechnet mir die Software einen theoretischen Frequenzgang, ohne den Tatsächlichen zu kennen. Was sagt mir diese Kurve dann nun aber genau aus? Natürlich kann ich nun alles schick und schnöde mir gerade biegen, aber das hat ja absolut keinen Praxiswert? Boxsim bietet die Möglichkeit, den - gemittelten (?) von Herstellern angebotenen - Frequenzgang einzubinden und so die kurve zu korrigieren. Siehe da .. es ist, wie erwartet, etwas komplett anderes entstanden.

Angenommen, ich habe aber eine solche Funktion nicht, den Frequenzgang des Lautsprechers in der Software zu übernehmen, wie z.B. eben Transmissionline, wo man nur die TSP eintragen kann. In wiefern nützt mir diese (grobe) Simulation dann etwas? Es könnte ja sein, dass ich mir z.B. einen Subwoofer nur anhand der TSP berechne, der bis 40Hz wunderbar lineare ergebnisse liefern würde, jedoch der Frequenzgang des Subwoofers bei 40Hz einen totalen Einbruch erleidet und somit das Ergebnis mehr als nur extrem verfälscht.


Ich hoffe es ist verständlich worauf ich hinaus möchte :)

Danke euch schonmal.

Gazza
19.08.2014, 02:05
Moin,

im Prinzip wird an Deinen Überlegungen deutlich, dass Du das Problem erfasst hast.
Grob gesagt ist es so, dass eine Simulation nur anhand der TSP Dir zeigt, wie sich der Töner bzgl. des Bassverhaltens im Gehäuse präsentiert. Diese Simu hilft Dir also, das Gehäuse so zu gestalten, dass der Töner sich im Gehäuse 'wohl fühlt' und so sauberen Bass erzeugt.
Für alles Andere brauchst Du tatsächlich die FG-Daten, um z.B. vorauszusagen, wie sich der Töner in den Mitten verhält. Insbesondere das Entwickeln von Frequenzweichen geht nicht ohne FG-Daten nur anhand der TSP.

LG Gazza

Ausgeschiedener Benutzer
19.08.2014, 02:44
Hi Steggesepp,

ich baue in den letzten Jahren nur noch aktiv (Frequenzweiche per DSP realisiert, jedem Treiber seinen Endstufenkanal) und nutze die T/S-Parameter lediglich dazu, um abschätzen zu können, wie groß das Gehäuse werden sollte (davon kann man bei einem Aktivkonzept nach unten abweichen) und welchen Schalldruck der Treiber (das ist vom "Hubraum", d.h. Membranfläche * Hub abhängig unter Berücksichtigung der thermischen Belastbarkeit) im Baßbereich "kann". Dann baue ich das Gehäuse, messe die Treiber im Gehäuse und "klicke meine Weiche" im DSP zusammen. Danach wird wieder gemessen, gehört, geklickt, gemessen, gehört usw.

Das ganze geht natürlich auch passiv, allerdings unterliegt man da ein paar mehr Restriktionen und das "klicken" und messen verursacht ggf. Muskelkater, da man sich zum zusammenstecken einer Weichenvariation öfters mal bücken muß. :D

Die Simulation kann hilfreich sein, die Möglichkeiten abschätzen zu können und eine Ausgangsbasis zu ermitteln. Zum Ziel führt aber nur der physikalische Aufbau des Gehäuses, die Messung und Optimierung der Weiche, egal ob man diese mit "realen" Bauteilen oder durch klicken in einer DSP-Software realisiert.

Simulations-Software ohne Messungen bedeutet "im Sandkasten zu spielen". ;)

Steggesepp
19.08.2014, 11:08
Vielen dank euch für die Antworten, hat mir soweit sehr geholfen, bzw. meine Gedanken bestätigt. :prost:

Bei weiteren Fragen werde ich mich wieder an euch wenden. Dieses Forum ist einfach ein Segen.

naumi
19.08.2014, 11:47
leider zu spät, noch einige Ergänzungen:


BTW, was KEIN Simulationsprogramm berücksichtigt, ist der Einfluß des Raumes, der kann eklatant sein!- LSP-Cad (http://www.ijdata.com/LspCAD_demo.html) ab der Version 5 macht dies auf Wunsch


Boxsim hat den Vorteil, das für die Visaton-Chassis shr gute Datensätze zu Verfügung stehen- das stimmt, ist auch meine Meinung

- wer überhaupt nicht messen will, aber auch keine fertigen Bauvorschläge ausführen möchte, für den ist das Boxsim mit den Visatonchassis die einzige Möglichkeit trotzdem gute passive Lautsprecher zu konstruieren. Aber er muss Boxsim erlernen und bei Visatonchassis bleiben. Solche Boxsim-Entwicklungen aus den reinen Visatondatensätzen sind allemal näher an der individuell gemessenen Eigenbauten, als zB bunte Bestückungen mit &&.-Universalweichen.

Steggesepp
19.08.2014, 12:23
Hi naumi, danke dir für deine Ergänzung.

Man findet doch aber auch F-Gang-/Impedanzkurven von anderen namhaften Herstellern, die man per SPL-Copy in Boxsim kopieren kann, also komplett nur auf Visaton beschränkt zu sein stimmt dann aber auch nicht zu 100% oder vergesse ich dabei etwas?

naumi
19.08.2014, 13:19
Hallo Steggesepp,

aber wenn du so die Daten übernimmst fehlen die Phasengänge.
Damit wird die Simulation der Weiche nicht stimmen.
Also bleibe ich bei meiner Meinung, die Visaton- Daten und nur diese, in Boxsim benutzen ist der Weg für eine "messfreie" Lautsprecherkonstruktion.

naumi
19.08.2014, 13:29
Hallo Jörn,

das habe ich noch nie so probiert, werde das aber so bald es geht, nachholen.

Selber würde ich trotzdem bei den Visatönern bleiben, stelle mir vor, es ist genauer. Wieder was gelernt, danke.

naumi
19.08.2014, 16:32
Hallo Alex,

danke für deine Mühe.
Bin jetzt erst mal ratlos, das habe ich nicht erwartet.
Das ist sehr viel mehr Abweichung als sonst.
Klar, kann in dem Projekt eine Fehleingabe sein, andererseits hast du bestimmt selber schon alles kontrolliert.
Kann nur von einem Bekannten ausgehen, dessen Projekt wir gemessen haben ( aber nur über alles, nicht die Zweige einzeln)
und das stimmte sehr gut überein. Deswegen ist meine positive Meinung zu den Visatondaten plus Boxsim entstanden.