Ich zitiere mich mal:
JFA schrieb:Da an den Ports selber nichts zu sehen ist tippe ich auf eine clevere Kombination von Abmessungen und Dämpfungsmaterial.
da lag ich in diesem Fall wohl falsch, aber trotzdem geht das. Das weiß ich, weil ich es selber schon einmal gemacht habe:
https://www.stereo.de/hifi-test/produkt/...-s-350-614
Allerdings war es weder Absicht, sondern einfach nur Zufall, und warum das funktioniert hat weiß ich bis heute nicht so ganz genau.
Aber ich habe da eine Theorie. Die erfordert ein wenig Grundlagen. So ein Port ist ja allgemein bekannt als akustische Masse. Für die meisten Betrachtungen reicht das auch, für mich als gebürtiger Nachrichtentechniker ist es eine kurzgeschlossene Stichleitung. Die hat folgende Bereiche:
1) L < lambda/4: verhält sich wie eine Induktivität (akustische Masse)
2) L = lambda/4: hohe Impedanz (eine lambda/4-Leitung hat an ihrem Eingang die duale Impedanz des Ausgangs, idealisiert in diesem Fall Z_ausgang=0 => Z_eingang=inf.)
3) lambda/2 > L > lambda/4: verhält sich wie eine Kapazität (akustische Feder)
4) L = lambda/2: niedrige Impedanz (eine lambda/2-Leitung hat an ihrem Eingang die gleiche Impedanz wie am Ausgang, also Z_ausgang=Z_eingang=0)
Ab hier wiederholt sich das ganze.
Die Bassreflexfunktion befindet sich in Bereich 1). Würde sonst auch nicht funktionieren. Bei der Tuningfrequenz bilden der Port als Induktivität und das Gehäuse als Kapazität einen Parallelschwingkreis. der die Membran stark bedämpft. Der Output aus dem Port ist dann eingentlich so etwas wie der Blindstrom, der durch die beiden Reaktanzen rauscht und an dem klitzekleinen Strahlungswiderstand des Ports tatsächlich sowas wie Wirkleistung erzeugt.
Den Bereich 2) werdet ihr üblicherweise kaum merken, er stört auch eigentlich nicht. Der Port hat zwar eine hohe Impedanz, aber das Volumen meistens eine sehr niedrige, die beiden liegen parallel, da passiert also nicht viel. In der Nahfeldmessung am Port sieht man dann allerdings oftmals einen tiefen Einbruch. Sehr schickes Beispiel:
https://www.stereophile.com/content/para...asurements
Bereiche 3) und 4) werden dann interessant, denn ab hier beginnt die Wechselwirkung mit dem Gehäuse und dem Chassis selbst. Denn auch das ist ja ein Wellenleiter und ändert je nach Wellenlänge die Impedanz, mit der das Chassis konfrontiert wird. Vor allem: die Impedanz des Ports wird immer kleiner (kapazitives Verhalten), bis sie auf praktisch Null abfällt. In diesem Bereich 3) gibt es dann allerhand wildes gegenseitiges Wirken, aber vor Allem ist das Gehäuse dann selber schon nicht mehr zwingend eine Feder sondern erscheint als Masse, und die liegt parallel zum Port. Und das Chassis selber ist auch eine Masse, die in Reihe zum Parallelschwingkreis aus Gehäuse und Port liegt. Ihr versteht ungefähr das Fiasko?
Eine Lösung, die ich mir zurecht gedacht habe ist, den Port so zu legen, dass er im "gefährlichen" Bereich möglichst schlecht angeregt wird, also zB in einem Druckknoten im Gehäuse. Also Portlänge und Gehäuseabmessungen so legen, dass die Resonanzen übereinander liegen und sich gegenseitig neutralisieren.
Ist das verständlich? Sorry, musste etwas abkürzen, hier ruft eine andere Pflicht zum Schrankaufbau