Nachdem ich euch vor ein paar Monaten ja mit ein Bildern vom Gehäusebau angeteasert habe, hier ein paar mehr Bilder und Infos.
Bilder:
https://photos.app.goo.gl/kLCKzsbWvY6w7rC66
Nachtrag: Datensparsame Version hier im Forum:
https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/albu...bumid=2101
Die Schreinerarbeit hat am Ende eigentlich wenig mit DIY zu tun, bin da als Orgelbauer doch eher als Profi anzusehen. Ist alles nach Feierabend an meiner Arbeitsstätte entstanden.
Infos: Gehäuse aus Birkensperrholz. Doppelwandige Sandwichkonstruktion mit
OTO-Akustik LDL Dämpfungsschicht in der Mitte. Zwei mal 12 mm Sperrholz und ~1 mm Dämpfungsschicht macht 25 mm Wandstärke. Gehäuse komplett auf Gehrung zusammengefügt. Die Treiber sind mit 10*10 mm
Gummipuffern befestigt. Dazu habe ich 12 mm Löcher 9 mm tief in die Ausfräsungen gebohrt. Den verbleibenden mm habe ich mit
Adam Hall Dichtband überbrückt. So sind alle Treiber weich und dampfend ans Gehäuse angekoppelt. Ich hab da relativ lange nach passenden Schrauben gesucht bis ich die
Linsenkopfschrauben Innensechskant ISO 7380 mit Flansch A2 Edelstahl SCHWARZ M4 gefunden habe. 10 mm länge reicht mir da. Praktisch im 25er Pack, da kann man (bei 8 St. pro TMT und 4 st. pro HT) sogar noch eine verlieren.
Für die Montageringe der Passivmembranen habe ich
M3 Gewindeeinsätze aus dem 3D-Druck Zubehör verwendet. Pro Schraube ist ein Einsatz im Gehäuse und eins im Ring platziert, so kann ich die Ringe exakt oberflächenbündig fixieren. Die
Passivmembranen klemmen mit dem Korbrand in den Ringen fest, da ist eine genau passende Nut reingeschnitten. Zwischen Korb der Passivmembran und dem Gehäuse ist wieder das Adam Hall Dichtband. Die Gewindeeinsätze habe ich mit Sekundenkleber in eine etwas untermaßige Bohrung eingepresst, das hält erstaunlich gut. Die Ringe selber sind aus 9 mm Birkensperrholz hergestellt. Da so ein schmaler Ring sich immer irgendwie Krumm zieht, habe ich die Ringe erst einmal mit etwas Überstand eingebaut und dann bündig geputzt (Ja, mit einem Putzhobel. Schleifen ging da schlecht, da der Ring sich unter dem Druck beim schleifen nach innen biegt).
Die Kanten der Front habe mit mir Radius=Wandstärke=25 mm verrundet. Da ich zu geizig war, dafür passende Profilmesser für die Tischfräse zu kaufen habe ich das von Hand gemacht. Zunächst auf der Formatkreissäge passende 45° Fasen gesägt und dann rund gehobelt und geschliffen. Praktisch wenn man neben der Werkbank ne Standbohrmaschine mit großem Forstnerbohrersatz stehen hat, da kann man schnell mit dem 50er Bohrer eine passende Schablone herstellen. So werden die Radien auch überall recht gleichmäßig. In den Ecken der Schallwand habe ich noch je einen Neodymmagnet eingelassen, falls man da noch einmal eine Frontbespannung drauf machen muss.
Dann habe ich das ganze mit SaRaiFo Makassar Furnier eingewickelt. Das war wohl die größte Herausforderung an dem ganzen Bau. Furnier hatte ich noch ausreichend von den
Knallfröschen* übrig. Hab damals 5 Bögen a 300*60 cm günstig bekommen. Furniert habe ich von hinten nach vorne: Zuerst die Rückseite, dann den Deckel bis ans Horn ran und den Boden bis an den TMT ran. Dann die Seiten mit dem kläglichen Rest der Schallwand in einem Stück. Das letzte Stück muss dabei genau zwischen die Furnierstücke die schon von oben und unten in die Schallwand reinragen passen und auch genau an der richtigen Stelle zu sitzen kommen. Das hat mich ernsthaft ins Schwitzen gebracht. Auch der Übergang an den Kanten wo die horizontalen und vertikalen verrundeten Kanten aufeinander treffen sind nicht so einfach schön hinzubekommen. Das ist ein schleichender Übergang von einer 90° Kante zu einer ebenen Fläche. Anschließend das ganze fein geschliffen und mit Rubio Monocoat Oil Plus 2C versiegelt.
Eigentlich wollte ich nochmal einen ausführlichen messtechnischen Vergleich zwischen den Prototypen und der finalen Version machen, daher lag das jetzt so lange. Bin aber auf Grund privater und beruflicher Auslastung nicht dazu gekommen, und die Gehäuse lagen jetzt zu sehr im Weg rum, darum konnte ich da nicht weiter drauf warten bis ich zu so einer Messorgie eine Gelegenheit bekomme. Also einfach mal montiert.
Ob sich der Aufwändige Gehäuseaufbau jetzt klanglich bemerkbar macht kann ich leider nicht wirklich sagen. Ich bilde mir ein, dass die Ortung besser geworden ist, das kann aber auch daran liegen dass die beiden Gehäuse vorher doch recht unterschiedlich waren (eine Box verrundet, die andere nicht). Schwerer sind sie jetzt allemal, das wird auch nicht großartig schaden.
Alles in allem hat mir die Fertigung bis zum fertig montierten Lautsprecherpaar ~52 Stunden Bastelspaß** beschert, verteilt auf 20 Tage. Dafür sind die Gehäuse technisch und optisch absolut auf professionellem Niveau. Es gibt ja immer im Familien-/Bekanntenkreis die Leute die einem vorschlagen, solche Lautsprecher gewerblich zu bauen und zu verkaufen. Die Fallen dann immer hinten rüber wenn ich denen vorrechne, dass ich so ein Paar Kompaktlautsprecher dann nur um die Fertigungs- und Materialkosten zu decken für mehr als 3k€ verkaufen müsste, und dann ist die ganze Entwicklung immer noch nicht finanziert. Und die Aktivelektronik kommt da auch noch on Top.
Wenns zu den Bildern noch Fragen gibt, immer her damit. Die Bilder sind leider etwas durcheinander, aber ich denke man bekommt das beim Angucken und Lesen des Textes schon in einen sinnvollen Zusammenhang.
Gruß, Onno
*Man könnte meinen dass ich eine Vorliebe für Zierringe habe... Aber die lassen sich halt so einfach mit der großen Bohrmaschine und dem Kreisschneider herstellen, das ist einfach zu verlockend.
**Das beinhaltet allerdings auch das nach Feierabend wieder alles hervorholen und jeden Abend alles wieder wegräumen... Will ja den regulären Werkstattbetrieb nicht stören.
wissen ist macht. nicht wissen macht auch nichts.