Hallo,
hier mal was mit Visaton....Lautsprecher-Auslegung ist immer relativ gleich, viele Alternativen bei einem Dreiwegesystem zu:
20 cm - Tieftöner, 50 mm Kalotte, 19 mm Kalotte
25 cm Tieftöner, 76 mm Kalotte, 25 mm Kalotte
gibt es nicht. Die erste Alternative ist im Hochtonbereich überlegen, die zweite im Tieftonbereich
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Wenn man Lautsprecher auslegt, sollten man zunächst die Amplitudenstatistik des Programm-Materials analysieren, sowie dessen Dynamik. Lautsprecher für Klassik müssen ganz anders ausgelegt werden, als für Rock oder Pop. Bei Klassik wird die Dynamik der CD (70 dB) oft ausgenutzt, bei Rock und Pop nie. Typische Klassik hat folgende Amplitudenstatistik: Zwischen 100 Hz und 2 kHz relativ konstant, darunter und darüber mit ca. 12 dB/8ve fallend (Ausnahme: Orgelmusik). Pop und Rock haben oft sehr wenig Dynamik und eine ganz ausgewogene Amplitudenstatistik vom Baß bis in den Hochtonbereich.
Aufgrund der geringen Dynamik der Musik kann man Rock oder Pop nicht sehr laut hören. Mehr als ca. 90 dB am Hörplatz schaden dem Gehör. Daher sollten man einen Rock/Pop-Lautsprecher so auslegen, daß er 96 dB/SPL @ 1m zwischen ca. 30 Hz und 20 kHz erreicht. Das sind 90 dB/SPL in 2 m Entfernung (sinnvoller Hörabstand, das Diffusfeld hilft bei größeren Hörabständen auch).
Aufgrund der großen Dynamik von Klassik sollten man einen Klassik-Lautsprecher so auslegen, daß er ca. 110 dB/SPL @ 1 m zumindest zwischen 100 Hz und 2kHz erreicht.
Hier wird über den Nutzbereich von Mitteltonkalotten diskutiert und die unteren Grenzfrequenz erigibt sich eben aus dem mechanisch erreichbaren Amplitude und die oberen aus der Schall-Bündelung.
Für 2" (50mm) Kalotten gilt:
Für Pop und Rock: Beim Frequenzübergang ist der Pegel um 6dB verringert, die Kalotte muß also ca. 90 dB/SPL @ 1 m schaffen. Aus der Theorie des idealen Kolbenstrahlers errechnet sich eine untere Eckfrequenz von 300 Hz bei einer Amplitude von +/- 0,5 mm. Ob das funktioniert, muß man am besten im Hörtest erproben.
Für Klassik: Hier liegt der notwendige Frequenzübergang bei 650 Hz, errechnet aus der Theorie des idealen Kolbenstrahlers.
Für 3" (76mm) Kalotten gilt:
Für Pop und Rock: Die notwendige Trennfrequenz aus der Theorie des idealen Kolbenstrahlers unter der Annahme einer linearen Amplitude von +/- 0,5 mm beträgt 200Hz (man kann das probieren, eine Seas H304 gibt den 100Hz-Sinusgong von der SQAM-CD recht zufriedenstellend wieder).
Für Klassik: Die notwendige Trennfrequenz aus der Theorie des idealen Kolbenstrahlers unter der Annahme einer linearen Amplitude von +/- 0,5 mm beträgt 490 Hz.
Die Berechnungen gelten für eine unendliche Schallwand!
Die obere Grenzfrequenz unter dem Aspekt des Bündelungsmaßes ist Durchmesser = halbe Wellenlänge.
http://timosbilder.bplaced.net/Boxen...0h304_76mf.pdf
3" (76mm) Gewebekalotten sind daher bis ca. 2,2 kHz einsetzbar und 2" (50 mm) Gewebekalotten bis 3,3 kHz. Ich habe eine durchstimmbare Aktivweiche und diese Grenzen sind sehr deutlich hörbar! Will man sie nicht einhalten, muß man die Richtcharakteristik des Hochtöners durch z.B. eine kleine Hornschallführung anpassen, wie beim K+H O 198 - hat aber kein frequenzlineares Bündelungsmaß mehr.
es gibt ja die Visaton G 50 FFL und ich habe mir überlegt, wie man da einen richtig guten, lehrbuchgerechten Lautsprecher draus machen kann.
Wie ich oben geschrieben habe, liegen die Frequenzübergänge dieses Mitteltöners für einen Klassik-tauglichen Lautsprecher bei 650 Hz und 3,3kHz fest.
Wir benötigen Filter 4. Ordnung (24dB/8ve), da sie einen guten Kompromiß aus Interferenzen und Gruppenlaufzeitverzerrungen bieten.
Wir brauchen nun noch einen Hochtöner und einen Tieftöner.
Für einen Frequenzübergang bei 3,3kHz eignet sich eine 19 mm - Gewebekalotte ganz wunderbar, sie klingt deutlich besser, als 25 mm - Kalotten, nicht nur aufgrund der besseren Dispersion. Wir nehmen also die Visaton G 20 SC.
Nun brauchen wir einen Tieftöner, der bis 650 Hz überträgt. Konus-Lautsprecher klingen oberhalb ka = 1 schlecht, wir müssen also einen 8"-Konus nehmen. Wir wählen den Visaton W200S aufgrund seiner Pappmembrane, die einen guten Kompromiß aus Steifigkeit und innerer Dämpfung aufweist.
Aufgrund der besseren Gruppenlaufzeitverzerrungen wählen wir ein geschlossenes Gehäuse für den Tieftöner. Die Einbaugüte im bedämpften Gehäuse sollte ca. 0,5 betragen, damit man kein Ausschwingen auf der Einbauresonanz hört, wenn der Lautsprecher unter Arbeitspunktverschiebungen ("Nullagenfindung") leidet.
Mit dem Kuhschwanzfilter eines herkömmlichen Hifi-Verstärkers kann man den Baß dann recht gut linearisieren.
Noch besser: Man kauft sich einen Terzbandequalizer für 300 EURO:
http://www.thomann.de/de/behringer_deq24...ve_pro.htm
Ein dazu passendes Meßmikrofon gibt es für 60 € (kalibibrieren lassen empfehle ich):
http://www.thomann.de/de/behringer_ecm_8...2cac5ac119
Mit diesem System kann man einfach "Einrauschen", d.h. die Betriebsschallpegelkurve am Hörplatz wird von 20 Hz bis 20 kHz linearisiert. Sollte eine Passivweiche etwas unvollkommen sein - macht nichts! (ich selbst baue nur voll aktiv).
Aus vielen Gründen wählen wir ein flaches Wandgehäuse als Optimum:
1. Das Bündelungsmaß wird optimal frequenzlinear (äußerst wichtig für unverfärbten Klang).
2. Aufgrund des fehlenden Bafflestep wird der Lautsprecher viel pegelfester, wir gewinnen 6dB an Maximalpegel im Grundtonbereich im Vergleich zu einer normalen Hifi-Box.
3. Der Lautsprecher steht nicht im Weg herum
Wie das aussieht, habe ich hier gezeigt:
http://www.syraha.de/foren/msg.php?f...bau&idx=52625&
Für unser System können Mittel- und Hochtöner nicht nebeneinander angeordnet werden (für die Phantomschallquellenbildung aufgrund der HRTF optimal), da die konstruktive Interferenz beim Frequenzübergang lotrecht zur Schallwand steht. Damit man eine Kommode darunter stellen kann, wählen wir folgende Anordnung: Tieftöner oben, darunter der Mitteltöner und darunter der Hochtöner.
Ich habe so einen Flachlautsprecher und diese quasi-wandbündige Montage funktioniert äußerst gut!
Bei diesem Lautsprecher mußte ich wegen der Bautiefe allerdings einen Konus nutzen, der zwischen 1kHz und 2kHz, also zwischen ka = 1 und ka = 2 etwas unperfekt ist.
Hier mein erstes System mit Mitteltonkalotte:
http://www.syraha.de/foren/msg.php?f=aud...idx=52384&
Liebe Grüße
Andreas