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Preisgestaltung bei (High-End) Lautsprechern
#61
Bei all den Überlegungen sollte man nicht vergessen, dass der Lautsprechermarkt ein Käufermarkt ist, heißt der Kunde entscheidet was er kauft. Und Hifi ist in Aufwind aber auch nicht "der" Markt. Und die Kunden sind eher preisbewusst und nicht doof. Teure Lautsprecher zu kaufen ist nicht unbedingt die Regel. Ist ein hartes Geschäft bis man oben angekommen ist.
Gruß
Arnim

Wenn Aliens die Erde retten wollen, wird es langsam Zeit für sie zu handeln.
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#62
Moin,
nennen wir es doch einfach mal beim Namen.
Wenn man so eine Produktion anfährt braucht man Startkapital, dass muss ja auch refinanziert werden.
Wenn man "normal" in einer eigenen Familie leben will und den Porsche nur als Modellauto braucht, dann muss man gut 100 000€ brutto für sich erwirtschaften. Das mag hoch erscheinen, aber man muss abgesichert sein und den Arbeitgeberanteil trägt man logisch selbst und dann das Startkapital. Wenn eine Geschäftsgründung das nach zwei Jahren nicht abwirft betrügt man sich selbst und betreibt Selbstausbeutung. Es ist erschreckend wie viele Geschäftsleute von kleinen Unternehmen, die in den Ruhestand gehen oder gesundheitlich gehen müssen, als Versorgung erwirtschaftet haben. Klar, es gibt Leute, die erfolgreich waren, es sei ihnen gegönnt. Aber manche haben leider oft nur knapp die Grundsicherung. Ich sehe das bei einigen in meiner Altersklasse.
Gruß Kalle
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#63
JFA schrieb:Ich finde die Frage ja durchaus berechtigt, bringt ja durchaus Erfahrungsgewinn. Aber weder Du, oder ich, oder Andreas Dausend könnten die abschließend beantworten, weil es keinen allgemeingültigen Weg gibt.

*tiefes Grollen* *Schwarze Wolken, alles im Nebel* *grelle Blitze* *es lichtes sich* *es wird hell* *ein freundliches "TADA"*

Ich wurde herraufbeschworen? Wie kann ich dienen? Big Grin


Ich bin froh sagen zu können, dass ich, vor allem seit der Selbstständigkeit, schon viel rum gekommen bin. Also sowohl von Produkt- als auch von Firmenseite. Das geht von der Ein-Mann-Armee-Start-up high end Manufaktur (aber im positiven Sinne) , über Mittelständige Unternehmen mit eigener Fertigung in Deutschland, große Deutsche Unternhemen, die in China fertigen, bis hin zu einem der größten Unternehmen welches, naja, überall fertigt Smile (seit 5 Jahren fast arbeite ich bei Google). Ahh and last but not least über ein Jahrzehnt als reiner Selbstbauer :thumbup:

Bei den Produkten reicht das von mini Bluetooth-Boxen, Soundbars, Sprechstellen, Konferenzsysteme, Kopfhörer, Standlautsprecher, usw. auch "high end" LS für 30t€ oder auch Line Array systeme.

Also...welchen Weg hätten's denn gerne? Wink

Vielleicht ganz Allgemein, wie es häufig laufen kann. Los geht es erstmal mit der Ideenfindung ("Ideation"). Da wird dann rumgesponnen, brain storming, es kommt zu neuen Produktideen. Es kommt dann doch relativ schnell zu den ersten Kalkulationen, ob es sich denn überhaupt lohnt. Dann fix die ersten Prototypen, also z.B. ne MDF roh Box mit Drahtverhau. Es wird nochmal genauer kalkuliert. Die Box wird evtl. im kleinen Rahmen vorgeführt. Jetzt sind vielleicht so 6-9 Monate ins Land gezogen, je nachdem wieviel Projekte man gleichzeitig bearbeiten muss.
Der DIY'ler wäre jetzt quasi fertig. Außer natürlich, dass er nachstes Wocheende die Boxen noch lackiert...aber spätestens übernächstes Wochenende dann! Wink Aber als Hersteller geht jetzt die Entwicklung erst richtig los. Das Gehäuse muss konstruiert werden, samt Fertigungstoleranzen und technischen Zeichnungen für die Fertigung. Im Allgemeinen muss alles für die Fertigung geändert/optimiert werden. Werkzeuge müssen konstruiert und gefertigt werden. Aber auch so Dinge wie welche Schraubenköpfe, -Gewinde, -Drehmoment (falls das nicht die Mechanikabteilung macht). Oder fertigbare Kabelbefestigung oder oder. Überall Noppenschaumstoff genutzt beim Protoypen - geht ja gar nicht, viel zu teuer. Oder sowas wie: Trennfrequenz zu Nahe an der HT-Resonanzfrequenz, das geht zwar fur die eine oder zwei Boxen, aber in Serie fliegen dir die Toleranten um die Ohren. Das heißt neuer Hochtöner muss her. Der Tieftöner hat zwei 6,3mm Anschlüsse - das kann (und wird) in der Produktion vertauscht werden, neues Terminal. Und das geht so weiter und so weiter. Von Verpackung, Bedienungsanleitung, anderen Printmedien und Marketing noch gar nicht angefangen. Bis zum fertigen Produkt gehen dann gerne nochmal 12-18 Monate ins Land.

MDF roh Gehäuse kosten ne Appel und nen Ei. Aber im Vregleich sau teuer wird es dann sobald lackiert wird oder "Schnick Schnack" ran kommt. Da kommt es dann stellenweise zu völlig abstrusen Gegebenheiten. "Wenn wir die beiden Schattenfugen weg lassen würden, könnt ich dem Tieftöner eine größere Schwingspule gönnen" "Zwei Farben Lackierung oder zweiter Tieftöner?" Ach könnte ich Stories erzählen Big GrinBig GrinBig Grin

Es gibt tatsächlich Firmen die nehmen nen festen Faktor bzw. eine kleinen Bereich anwenden. Viel besser ist es natürlich, den richtigen Preispunkt zu nehmen, falls man denn dazu in der Lage ist.

Grüße
Andreas
----------------------------------------------
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#64
Danke !

So ähnlich kenne ich dass auch aus dem Bereich der Investitionsgüter (Baumaschinen).

Es ist halt was ganz anderes, ob man zuhause im Keller oder in der Garage etwas zusammenbastelt oder ein Serienprodukt mit dem entsprechenden Qualitätsanspruch entwickelt und herstellt.

Durchgängige Qualität erreicht man nur mit einer hohen Prozesssicherheit (Doku, poka yoke, Vorrichtungen, EOL-Prüfung,...). Und Prozesssicherheit kostet Aufwand.

Insofern sind die von mir geschätzten 50K€ Entwicklungskosten wahrscheinlich deutlich untertrieben, selbst wenn wir über Manufaktur reden, bei der der Hero-Chef alles im Griff hat (oder selbst macht). Spätestens wenn die Ware unter Termindruck raus muss, passieren abends um 23Uhr auch Fehler, wenn die entsprechenden Prozesse komplett fehlen.

Und ein LS für 7500€ das Stück, bei dem ein Tieftöner verpolt ist oder das MT-Gehäuse undicht ist, erfreut den Kunden nicht. Wenn sowas zum 2. Mal in irgendeinem Forum diskutiert wird bist du als Hersteller raus (Übertreibung ?).

Gruß
A.
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#65
Ich muss dann doch nochmal was einstreuen .... Die Kunst des kommerziellen Lautsprecherbaus hat wenig mit dem zu tun, was wir hier im Forum so gerne diskutieren. Hier tummeln sich mehr oder weniger an Musik und an Technik und Physik interessierte Menschen. Aber Lautsprecher kommerziell zu bauen ist vorallem Betriebswirtschaft. Das hat was mit Einkauf, Produktion, Produktionskette, Vertrieb, Marketing und Bilanzen zu tun. Die dafür richtige Technik zu nutzen und das richtge musiklaische Ergebniss zu erzielen ist nicht völlig unwichtig, ist aber aus der Sicht der Betriebswirtschaft gerade mal ein Faktoren, den man auch noch mit unter den Hut bringen muss. Hier tummel sich auch beruflich involvierte Menschen, was ich sehr schätze, aber ich glaube nicht, dass wir hier einen einzigen vorrangig betriebswrtschaftlich interessierten Menschen haben. Daneben gibt es natürlich noch eine paar (teilweise sehr interessante) kleine Nischen, die jeweils von einigen wenigen bespielt wird, die natürlich auch betriebswirtschaftliche Aspekte berücksichtigen müssen, um davon leben zu können. Die haben dann aber ihren Focus dann schon in der Regel auf der technischen und/oder musikalsichen Seite.
Herzliche Gruesse
Michael
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#66
linux1972 schrieb:Und ein LS für 7500€ das Stück, bei dem ein Tieftöner verpolt ist oder das MT-Gehäuse undicht ist, erfreut den Kunden nicht. Wenn sowas zum 2. Mal in irgendeinem Forum diskutiert wird bist du als Hersteller raus (Übertreibung ?.
Genau sowas hatte ich mal von einem Freund .... "Kannst mal schauen ...da ist ein HT kaputt". Ergebniss ...bei einem Lautsprecher war der HT verpolt, bei dem anderen war die Brücke fürs Bi-Amping so schlecht konstruiert, dass sie sich unbemerkt verabschiedet hatte.
Herzliche Gruesse
Michael
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#67
newmir schrieb:Hier tummeln sich mehr oder weniger an Musik und an Technik und Physik interessierte Menschen. Aber Lautsprecher kommerziell zu bauen ist vorallem Betriebswirtschaft.

Hmm, das stimmt für eine bestimmte Klasse an Herstellern. Bei den kleinen bis mittleren Unternehmen die ich in der Branche - gehobenes Hifi bis HighEnd - kennen lernen durfte ist Betriebswirtschaft natürlich ein Thema, sonst wären sie nicht mehr da. Aber die wichtigsten Personen sind auf jedenfall interessiert bis enthusiastisch. Sonst geht das auch gar nicht mental, wie will man denn eine 30000 € Box verkaufen wenn man darüber nachdenkt, was das für einen Sinn ergibt?

Die zahlreiche Rotationen und Iterationen in der Entwicklung kenne ich auch. Ist halt so. Und dann natürlich ein Frage, ob man eher auf Qualität oder auf Preis optimiert. Tatsächlich haben wir es oft so gehalten, dass lieber der Mindestfaktor gerissen wurde und stattdessen die Qualität beibehalten/verbessert wurde. Im Zweifel wurde eher der Zielpreis angepasst (wenn nicht sowieso schon ein Soft Target war). Das geht aber nur in Firmen mit einer gewissen Flexibilität, in die noch kein dezidiertes Controlling eingezogen ist und reine BWLer durch automatische Waffensysteme an jedem Eingang abgewehrt werden.

Andreas spricht das Drehmoment an: das ist der Detaillierungsprozess der Konstruktion. Und das dauert! Wenn die Produktion im eigenen Haus und klein genug ist, dazu noch kurze Wege hat (damit meine ich: mit wie vielen Leuten muss ich erst sprechen, bevor ich mit dem Produktionsmitarbeiter sprechen kann, wenn überhaupt) dann kann man das ein wenig schlabbern. Wenn nicht: an jede verdammte Schraubverbindung muss ein Drehmoment drangeschrieben werden. Da geht es dann auch um Nachweispflichten, wenn man in irgendwelchen QM-System steckt (zB bei mir jetzt, teilweise Medizintechnik), aber auch zur gegenseitigen Arschbedeckung.
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#68
Habe zu dem Dauerthema einen kleinen, selbstverständlich hoch subjektiven und leicht polemischen Blogbeitrag verfasst.

https://spendormania.blog/2024/03/01/heu...e-chantal/
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#69
Das hast du ganz wunderbar zusammengefasst...:prost:
Viele Grüße, Thomas

Es ist genug, wenn es genug ist.

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#70
Also ich habe mit der Preisgestaltung von High-End Lautsprechen weniger ein Problem als vielmehr mit den Argumenten mit denen viele diese Kisten verkauft werden. Da stellt sich eher die Frage wo Geschwurbel aufhört und Betrug dann anfängt, weil Eigenschaften beworben werden, die rein technisch betrachtet so nicht stimmen. Aber da das menschliche Ohr ein sehr beeinflussbares "Messgerät" ist, interessiert sich die finanziell potente Kundschaft weniger für Banalitäten auf Basis von Messtechnik...

Was für mich in den meisten Fällen einen entscheidenden (nicht akustischen ) Unterschied zwischen fertig High-End und DIY macht: Das Finish. Da geben sich die High-Ender meist keine Blöße und legen ggf. gleich noch Samthandschuhe den Lautsprechern dazu (macht sogar Canton bei den teuren Serien).
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#71
Ist zwar OT, aber nur ganz kurz.

@Spendormania
Hi Ludger,
schöner Blog. Beim Thema Body Count erwähnst Du das du den Dipol nicht zum klingen gebracht hast. Kannst Du sagen wiso? Gerne auch PN.
Frage aus absoluten EigennutzWink.
Schließlich hab ich den ja jetzt und möchte den bis Sommer endlich fertig stellen. So kann ich mich schon mal auf evt. Probleme einstellen.
OT Ende.

Gruß Tommi
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