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No Brain, no Budget, no Room, no Tools aber Lautsprecher bauen wollen ...
#1
Hallo Leute,

ok, ich weiß noch nicht wie lang das hier wird, aber ich werde versuchen unterhaltsam zu bleiben. Youtube Version ist keine geplant, Interessierte werden wohl ums lesen nicht herum kommen.

Ich hatte mich jahrelang nur mit PC's beschäftigt und mich auf seltene Vintage Hardware und das bauen entsprechender Rechner konzentriert.Hat echt Spaß gemacht und meine damals gegründete FB-Gruppe "IG Altsilizium" erfreut sich auch heute noch guter Gesundheit. Nun begab es sich aber zu genau dieser Zeit, daß Kaiser Herodes ... ach ne, falscher Film. Also ich habe ziemlich zeitgleich mit Gründung der Gruppe meine komplette Hardware Sammlung an das Schicksal verloren. Nochmal von vorne Anfangen? Ne, absolut nicht drin, da ich jahrelang intensiv gesammelt hatte. Ich war echt bedient.

Das Blöde ist, ohne Basteln kann ich nicht.

Also habe ich mal die Optionen verglichen: Autos, ne hatte ich schon und ich bin keine 18 mehr. Mopeds, ne hatte ich schon und ich bin keine 20 mehr. Modellbau, genau, hatte ich schon und hat mir irgendwann nichts mehr gebracht. Lautsprecher bauen? Hmm, bis jetzt ein Versuch mit 16, der aufgrund maßloser Selbstüberschätzung grandios gescheitert ist. Aber Musik hör ich echt gern, und jetzt, so mit Hilfe aus dem Netz und praktisch einer endlosen Fülle an Informationen und der Möglichkeit sich ohne Brieftauben mit Gleichgesinnten auszutauschen ... , könnte was werden.

Ok, kurze Bestandsaufnahme: Fantsie und eine Vorstellung was ich machen wollte waren da. Halbwissen, tonnenweise, Fachwissen, naja, ich lese ja gerne. Budget, verdammt begrenzt. Werkstatt/ Werkzeug, hmm ... da waren sie wieder, meine drei Probleme ... .

Was ich wusste, für die komplette Eigenentwicklung eines Passivlautsprechers würde es keinesfalls reichen. Da braucht man neben gutem Willen und handwerklichem Geschick nämlich auch richtig Ahnung.

Aber ok, was passives stand eh nicht zur Debatte.

Nach ein paar Recherchen habe ich mir einfach zwei mal den "China Blue", also den supergünstigen LM1875 Bausatz mit der kleinen blauen Platine aus China bestellt. Nur mal so zum ausprobieren. Ich hatte zwar anfangs keine Ahnung was eine symmetrische Spannungsversorgung ist, aber sowas kann man ja nachlesen. Die Dinger zusammen gelötet, an irgendein herumliegendes Lautsprecherchassis angeschlossen und ich war mir plötzlich um einiges sicherer wie das alles weitergehen sollte.

So ein LM1875 hat zwar "nur" 20W, aber mein vollaktiver Fantasielautsprecher hatte 2.5-Wege, und 3x 20W, das hörte sich schon nach was an.

Blöderweise hatte ich zwar eine Vorstellung davon, wie das mal ausehen sollte (2.1, schlanke 2.5-Wege Satelliten + Subwoofer), aber immernoch zuwenig Ahnung das selber zu entwickeln. Die Chassis durften nicht allzuviel kosten, und es sollte sich im Netz dafür ein Gehäuse finden lassen das ich für meine Vorstellungen anpassen konnte.

Fündig wurde ich beim .pdf des Herrn Kirchner, der eine Photostory zur Entwicklung der 2-Wege Regalbox "Nugget" veröffentlicht hatte. Volltreffer.

Der Verwendete Gradient Tiefmitteltöner passte in mein begrenztes Budget und brauchte nicht viel Volumen. Wenn man dann zwei Nuggets aufeinanderstellt und untenrum noch ein paar Zentimeter für die Elektronik dazu gibt, kann man da schöne schlanke Standboxen mit bauen. Auf den AMT habe ich dann aber aus Budget-Gründen verzichtet und eine DTM 104/8 Kalotte von Monacor verwendet.

Nebenbei wurden LM1875 Verstärker gelötet. Ok, ich weiß es in der Zwischenzeit auch. Was da aus China unter der Bezeichnung LM1875 kommt sind alles Fakes. Klingen tun die Teile trotzdem wie original (nicht nur meine Meinung), es fehlen lediglich jegliche Schutzschaltungen. Dementsprechend habe ich ChipAmp Erfahrung gesammelt. Inverting, non inverting, Transconductance, Composite, mit Ausgangstransistoren ... ich habe so ziemlich jede Schaltung mit dem LM1875 gebaut, die ich gefunden hab. Die fehlenden Schutzschaltungen kompensiert der immer freundliche Herr Wang ganz einfach über den Preis. Es tat nicht mal mir so wirklich weh, wenn alle Woche mal so ein Ding explodiert ist. Ich habe aber auch gegenteiliges mit diesen kleinen Chips erlebt. Als ich eines Abends kein Ende finden konnte, und übermüdet einen 470µF Elko falsch herumeingebaut hatte, fiel das in der ersten Minute des Tests garnicht weiter auf. Mir fiel ein Werkzeug vom Tisch, ich bückte mich und während ich mit dem Kopf unter die Tischplatte abgetaucht war, gibts über mir einen Knall. Ich heb den Kopf über die Tischplatte und mir gehen zwei Gedanken durch den Kopf: "Hmm, die ganze Platine brennt. Das ist mal was Neues". Dann: "Hey, der spielt ja noch. Tapferer kleiner Amp ...".

Lautsprecherchassis, Boxengehäuse und Verstärker waren also gefunden. Was fehlte war eine passende aktive Weiche, die natürlich auch nichts kosten durfte. Ist dann schon klasse, wenn einem mit dem EQ APO/ Peace, REW und RePhase Freeware in die Hand gegeben wird, die so mächtig ist, daß selbst Luke und Obi Wan Kenobi Komplexe bekommen. Als Zuspieler und SW-Weiche leistet eine ersteigerte Xonar D2X Ordentliches.

Pläne hatte ich zwar von praktisch allem zu bauenden gezeichnet, aber vieles entscheidet sich bei mir erst im Moment der Herstellung/ des Zusammenbaus. Elektrowerkzeug war bis auf eine Bohrmaschine und den Lötkolben auch nicht vorhanden. So verzichtete ich z. B. bei der ersten Box (nennen wir sie Mk I) auf das ausfräsen der Lautsprechersitze. Lackierer ist an mir auch keiner verloren gegangen, aber nach dem Zahlen von einigem Lehrgeld, das ich in meiner Währung, Zeit, gezahlt hatte, war dann die erste Box fertig (beide Boxen parallel zu bauen war mir zu teuer). Das Ergebnis war, eigentlich genau so wie ich mir das vorgestellt hatte. Auch der Klang war/ ist richtig gut. Eigentlich hatte ich mehr als ich erwartet hatte. Nur haben sich meine Erwartungen während des Baus geändert, und kleine Unstimmigkeiten (wie die nicht versenkten Chassis, die Ausführung des unteren Volumens (der "halbe Weg", der nach der Übernahme vom SW dem TMT1 beim Bass zur Seite stehen soll) als Bassreflexgehäuse, die fehlende Trennung des Hochtöners vom Tiefmittelton Volumen oder die dann doch etwas magere Leistung der LM1875) gefielen mir dann einfach nicht. Ich hab das ganze also noch einmal leicht überarbeitet. Etwas größere Ausmaße, versenkte Chassis (geht auch ohne Oberfräse mit Messer und Feile), zwei geschlossene 8,5l Volumen, ein davon abgetrennter Hochtöner und statt der LM1875 jetzt pro Box drei LM3886. Da muss ich jetzt nochmal dem immer netten Herrn Wang danken. Gerbers für LM1875 und LM3886 Platinen hingeschickt, 13,38€ mit Versand bezahlt und nach 10 Tagen hatte ich via Airmail 20 Verstärker-Platinen. Diese kleinen gelben Teufelskerle ... besser gehts nicht. Nie wieder Experimentierplatinen. Die neue Box, nennen wir sie Mk II, ist noch nicht zu 100% fertig aber sie funktioniert. Technisch sind beide Versionen so gut wie identisch (nachdem ich den Bassreflexkanal mit einer alten Socke verschlossen habe) und klanglich/ leistungsmäßig bin ich auch von wesentlich teureren Kauf-Komponenten noch nie so gut bedient worden. Jetzt muss ich halt noch die zweite MK II bauen. Muss mir nur erstmal wieder einen brauchbaren Job suchen. Macht dann schon mehr Laune, wenn man beim Material & Werkzeug nicht ganz so eingeschränkt ist. Aber hey, auch mit Hartz4 geht was. Das fehlende Bare muss man halt mit Zeit und Einsatz kompensieren. Manchmal frustrierend, aber machbar. Gerade mit der zweiten Version der Box bin ich sehr zufrieden, und habe gedacht, ich berichte mal.

Respekt an alle, die bis hierhin durchgehalten haben Wink

Viele Grüße
Jochen

P.S.: Einen hab ich noch. Zwecks Servicefreundlichkeit sitzen die Amps und der Trafo in verschiedenen Kammern auf
Aluplatten die auf Schubladenschienen geschraubt sind. Dazu sind die Amps als Module ausgeführt und können recht
einfach nach lösen des Chips von der Backplate aus diesem Alu "Magazin" herausgezogen werden.


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#2
Naja, "No Brain" würde ich jetzt nicht sagen.....Smile

Schöne Geschichte jedenfalls. :thumbup:

Viele Grüße,
Michael
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#3
Moin,

die Verstärker Einschübe sind ja richtig genial.

Hartz4-Lausprecherbau kenne ich auch noch. Dabei entstehen spannende Dinge.

Geile Story

Grüße, Hartmut
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#4
Verstärker-Einschub ohne Schubladenschienen geht ja garnicht !

[ATTACH=CONFIG]61618[/ATTACH]

Sehr schön gemacht deine Aktiven ...


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Gruß Klaus

Meinen tut der, der zum Wissen zu faul und zum Glauben zu schwach ist (Lisa Eckart)
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#5
@Zonfeld - Glückwunsch, das sieht richtig schnieke aus !
Aber wenn Du schon REW nutzt, dann "beglück'" uns doch bei Gelegenheit einmal mit Messungen und halbwegs objektiv bewertbaren Daten. Wink
Es ist einfacher die Leute zu täuschen,
als sie davon zu überzeugen,
dass sie getäuscht wurden. (Mark Twain)

Audioviele Grüße,
Matthias
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#6
Erstmal vielen Dank für die Blumen!

Benutzen tu ich zur Zeit nur EQ APO und RePhase. Ich bin gerade dabei mich mit dem REW anzufreunden. Nur hat bei meinen ersten Versuchen jedesmal der EQ APO Harakiri begangen, was mich gerade etwas nervt und verunsichert. Ich hab auch nur ein selbstgebautes, nicht kalibriertes Mikrofon.
Kommt aber alles. Bin ja noch Anfänger Wink.


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#7
Bedenke auch, dass Dir alles um das nackte Mikro herum Reflektionen beschert.
Es ist einfacher die Leute zu täuschen,
als sie davon zu überzeugen,
dass sie getäuscht wurden. (Mark Twain)

Audioviele Grüße,
Matthias
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#8
Zonfeld schrieb:Ich hab auch nur ein selbstgebautes, nicht kalibriertes Mikrofon.

Box und Mikrofon stehen viel zu nahe an der Wand. Stelle die Box bei Messungen so auf, daß diese den maximal möglichen Abstand zu allen begrenzenden Flächen (Wände, Regale, etc.) hat.

Eine kurze Einführung in die Raumentzerrung mit REW und EA findest du hier: http://www.uibel.net/bauvor/bv_tutorials...ibung.html
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#9
Hallo Uibel, das Bild sollte nur das Mikrofon zeigen. Ich messe damit nicht, und die Boxen würde ich gerne anders aufstellen, aber ich habe nur dieses eine Zimmer und bin froh, daß überhaupt Platz dafür ist. Ich werde mir ein entsprechendes Messmikrofon besorgen, mich in REW einlesen und Euch dann mit Fragen nerven, bis die Dinger nicht nur gut klingen, sondern bis ich das auch schwarz auf weiß belegen kann Wink. Eins nach dem Anderen. Evtl. ist nächsten Monat eins drin, aber erstmal muss ich mein altes G3 Handy ersetzen. Wird schon ...

P.S.: Danke für den Link. Ist gebookmarked. Gespannt bin ich natürlich schon, wie z.B. der Frequenzgang der Boxen ist. Wie sich mein subjektives Empfinden gegenüber unbestechlicher Technik verhält. Ist alles Neuland für mich, und es gibt noch viel zu entdecken.
@ mechanic, genau so gehört das ...Wink (bin doch auch Mechaniker)
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#10
Zonfeld schrieb:.... und die Boxen würde ich gerne anders aufstellen, aber ich habe nur dieses eine Zimmer

Es reicht, wenn du die Box zum Messen in die Raummitte stellst. Sinn ist, das die Messung möglichst wenig durch Raumeinflüsse verändert wird.
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#11
Hey Leute,

nochmal vielen Dank für Eure netten Kommentare und Tipps! Ich werde berichten und mich bemühen Euch nicht zu enttäuschen.
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#12
Boxenfüße aus Regalwinkeln mit Spikes. Von unten nochmal mit Alu-Profilen verstärkt.



Pro: Viel bessere Standsicherheit, Gut entkoppelt von Spikes auf gekörnte 2 Cent Stücke, Fertige Füße,
selbst aus China, kosten ein Vielfaches.


Kontra: Es sind Regalwinkel aus dem Baumarkt. Die Dinger sehen so billig aus wie sie waren.


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#13
Eine Sache hat mich gestört. Die zwei 5.25 Zöller mit 2,6mm Hub bewegen nicht wirklich viel Luft. Lösung: das Ganze nochmal mit 6.5 oder 7 Zoll Tiefmitteltönern bauen. Nee.
Ich hab ja immernoch keine Werkstatt und so ganz locker sitzt die Kohle auch nicht. Immerhin eine Oberfräse aus dem supermarkt konnte ich mir in der Zwischenzeit leisten. Auch gibt es die Gradient W 130 AL 8 jetzt zum halben Preis.
Also hab ich rohe Gewalt angewendet ... .
Ist noch nicht fertig, aber man kann schon erahnen was die Idee war :

[ATTACH=CONFIG]71008[/ATTACH]

Für den sichereren Stand habe ich die Bodenplatte eingefräst und Vierkant - Alu Profil mit Spikes verwendet.


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si tacuisses, philosophus mansisses ... Wink
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